Auf dem Weg in Richtung schwarzes Meer haben wir die unmenschliche Schwitzhoelle von Kiev hinter uns gelassen und sind per Nachtzug nach Moldawien aufgebrochen. Klimatisch ist diese taktische Massnahme bisher ein voller Erfolg: Hier gibt es natuerlichen Wind der von selber blaest und nicht aus Ventilatoren kommt. Den einsetzenden Regen am Bahnhof begruessen wir euphorisch, vor allem weil wir nach 38 Stunden auf den Beinen und ohne Waschung doch etwas sehr schweissverklebt Fuss auf moldawischen Boden setzten. Da kommt eine kuehle erfrischende Gratisdusche gerade Recht.
Moldawien wirkt auf den ersten Blick sehr entspannt. Es gibt Restaurants und Kneipen (beides muss man in Kiew leider mit der Lupe suchen) in ausreichender Anzahl. Die Menschen strahlen eine suedlaendische Gelassenheit aus und verbringen ihre Zeit gerne draussen in biergartenaehnlichen Etablissements. Vor allem junge Menschen scheinen hier haeufiger als in der Ukraine ueblich des Englischen maechtig zu sein.
Sehr entspannt sind auch die Grenzkontrollen. Rein rechtlich sind wir irgendwie halblegal hier. Ein Grenzbeamter fragte im Zug, ob wir Touristen seien und wieviel Bargeld wir mit uns rumschleppen. Dann rannte er ploetzlich weg (dabei freundlich grinsend), unsere Paesse keines Blickes wuerdigend und ohne diese durch einen begehrten Einreisestempel aufzuwerten. Laut Rezeptionistin im "Turist" 2-Sterne Hotel am Komsomlskaya Platz ist das aber auch kein Problem, denn wir koennen mit dem Ausreisestempel aus der Ukraine ja nachweisen, das wir per Zug in die nicht annerkannte Republik Transnistrien und spaeter nach Moldawien eingereist sind. Ich vertraue den Profis und lasse mich einfach mal ueberraschen, ob diese Sache am Freitag bei der Ausreise genauso entspannt gehandhabt wird.
Uebermorgen werden wir Europas Antwort auf Nordkorea, die abtruennige stalinistisch gepraegte abtruenninge Republik Transnistrien aufsuchen und dort nach dem Rechten schauen. In der Umgebung gibt es hier in Moldawien eine Menge Weinkeller, vielleicht aendere ich meinen Getraenkegeschmack nach Besuch dieser?
Da seit dem letzten Bericht nicht viel passiert ist anbei ein paar kommentierte Bilder:
Kwas-Gulaschkanone in Kiew, das malzbieraehnliche alkoholfreie Getraenk ist eine willkommene osteuropaeische Spezialitaet mit der sich einfacher den tropischen Temperaturen trotzen laesst
Jugendliche Mitglieder des "Teleskopski Club Kiev" beim Nacktbadegaestespannen am anderen Dnepjr Ufer in Kiew, je nach Verhandlungsgeschick ist auch fuer Touristen eine Ueberlassung dieser Geraete fuer wenig Geld moeglich
Quizfrage fuer die Tagesschau-Redaktion oder den Einbuergerungstest: Welche der im Bild dargestellten Fahnen ist die offizielle Fahne der Bundesrepublik Deutschland (Mehrfachnennung moeglich)?
Wachhund des Ordnungsdienstes beim Spiel Dynamo Kiew - Metallurg Saporoschje, seine Haltung spiegelt gleichzeitig die abendlichen Temperaturbedingungen und den unpraetentioesen (sprich eher langweiligen) Spielverlauf, in dem sich der Favorit Kiev erwartungsgemaess 2:0 durchsetzen konnte, wieder
Ukrainische Bahnmitarbeiterin in der Naehe der moldawischen Grenze
Zugreisen im ehemaligen UDSSR-Bereich 1: Bei Stops koennen Fahrgaeste lokale Lebensmittel, Waffen, Kinderspielzeug oder anderes fuer die Weiterfahrt dringend benoetigtes Material direkt am Bahngleis von fliegenden Haendlern kaufen
Zugreisen im ehemaligen UDSSR-Bereich 2: Beine verteten der Beine auf dem Bahngleis anlaesslich eines Stops wird die gewaehlte Reisekleidung (Kittel, Bademaentel und Trainingsanzuege bevorzugt) praktischer Weise gleich anbehalten
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