8.10.06

Es weihnachtet sehr ...

Eine Chronik der Ereignisse der letzten Woche.

Montag, den 04. Oktober

Es ist ein herrlicher Altweibersommertag. Noch einmal laufen
die Menschen in T-Shirts und Sandalen rum, sitzen im Biergarten
und auf den Parkbänken um die Sonne zu genießen und erinnern sich,
wie schön der Sommer war.

In der Innenstadt geht alles friedlich und ruhig zu. Dann plötzlich
um 10:47 Uhr kommt der Befehl von Aldi-Geschäftsführer Erich B.:
"Fünf Paletten Lebkuchen und Spekulatius in den Eingangsbereich!"
Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst reagiert
Tengelmann-Geschäftsführer Martin O. eher halbherzig mit einem
erweiterten Kerzensortiment und Marzipankartoffeln an der Kasse.

15:07 Uhr

Edeka-Marktleiter Wilhelm T. hat die Mittagspause genutzt
und operiert mit Lametta und Tannengrün in der Wurstauslage.

16:32 Uhr

Die Filialen von Penny und Marktkauf bekommen Kenntnis von der
Offensive, können aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht
gegenhalten und fordern ein Weihnachtsstillstandsabkommen bis
zum 10. Oktober. Die Gespräche bleiben ohne Ergebnis.


Dienstag, den 08. Oktober, 07.30 Uhr

Im Eingangsbereich von Karstadt bezieht überraschend ein
Esel mit Rentierschlitten Stellung, während zwei Weihnachtsmänner
vom studentischen Nikolausdienst vorbeihastende Schulkinder zu
ihren Weihnachtswünschen verhören. Zeitgleich erstrahlt die
Kaufhausfassade im gleißenden Schein von 260.000 Elektrokerzen.

Die geschockte Konkurrenz kann zunächst nur ohnmächtig zuschauen;
immerhin haben jetzt auch Spar, Co-op und Tengelmann den Ernst
der Lage erkannt.


Mittwoch, den 09. Oktober, 09.00 Uhr

Edeka setzt Krippenfiguren ins Gemüse.

09:12 Uhr
Tengelmann kontert mit massivem Einsatz von Rauschgoldengeln
im Tiefkühlregal.

12 Uhr Mittagszeit
Neue Dienstanweisung bei Co-op: "An der Käsetheke wird mit
sofortiger Wirkung ein frohes Fest gewünscht." Der Spar-Markt
kündigt für den Nachmittag Vergeltungsmaßnahmen an.


Donnerstag, den 10. Oktober, 07:00 Uhr

Karstadt schaufelt Kunstschnee in die Schaufenster.

8:00 Uhr

In einer eilig einberufenen Krisenversammlung fordert der
aufgebrachte Penny-Geschäftsfuehrer Walter T. von seinen
Mitarbeitern lautstark "Weihnachten bis zum Äußersten!"
und verfügt den pausenlosen Einsatz der von der Konkurrenz
gefürchteten CD "Weihnachten mit Mireille Matthieu" über
Deckenlautsprecher. Der Nachmittag bleibt ansonsten ruhig.


Freitag, den 11. Oktober, 08:00 Uhr
Anwohner in der Ladenstraße versuchen mit Hilfe einer
einstweiligen Verfügung, die nun auch vom Spar-Markt
angedrohte Musik-Offensive "Heiligabend mit den Flippers" zu stoppen.

09:14 Uhr

Ein Aldi-Sattelschlepper mit Pfeffernüssen rammt den
Posaunenchor Adveniat, der gerade vor Karstadt zum
großen Weihnachtsoratorium ansetzen wollte.

09:30 Uhr

Aldi dementiert. Es habe sich bei der Ladung nicht
um Pfeffernüsse, sondern um Christbaumkugeln gehandelt.


Samstag, den 12. Oktober

Die Fronten verhärten sich; die Strategien werden
zunehmend aggressiver.

10:37 Uhr

Auf dem Polizeirevier meldet sich die Diabetikerin Anna K.
und gibt zu Protokoll, sie sei soeben auf dem Co-op-Parkplatz
zum Verzehr von Glühwein und Christstollen gezwungen worden.
Die Beamten sind ratlos.

12:00 Uhr

Seit gut einer halben Stunde beschießen Karstadt, Edeka und
Co-op die Fussgängerzone mit Schneekanonen. Das Ordnungsamt
mahnt die Räum- und Streupflicht an. Umsonst.

14:30 Uhr

Weite Teile der Innenstadt sind unpassierbar. Eine
Hubschrauberstaffel des Bundesgrenzschutzes beginnt
mit der Bergung von Eingeschlossenen.

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