31.10.05

Neuseeland 7: Gletscher, Westkueste, Bahn und Tschuess

Nachtrag: Englische Kueche

Wirklich fuerchterlich ist manches Mal das Essen, wenn es
seine Wurzeln in der englischen Kueche nicht versteckt.
Ich bestelle Roastbeef und Gemuese. Das Gemuese ist kalt
und halbgar, die Sauce schmeckt wiederlich und das
lauwarme Kartoffelpueree verdient ebenfalls keinen Gourmet
Stern.

Sven bestellt vegetarische Lasagne. Was er bekommt
entspricht vielleicht optisch den Anforderungen an eine
Lasagne, es sind einzelne Nudelschichten zu erkennen.
Doch nur die englische Kueche kann auf die Idee kommen,
Lasagne eingebettet in lauwarmes Kartoffelpureee
auszuliefern.

Queenstown

Paragliding ueber Queenstown, eine der unzaehligen Aktivitaeten die man hier buchen kann

Extreme Minigolfing ist extrem entspannend. Der ein oder
andere Leser, welcher bereits in Queenstown war, kennt
vielleicht die Outdoor Minigolf Anlage an der Seilbahnstation.
Ich denke da an Herrn Sebelstein, welcher seiner Zeit einen
neuen ungarischen Rekord auf diesem anspruchsvollen Parcours
aufstellte. Dieser Rekord ist uebrigens bis heute aktuell.

Wer nicht weiss wovon ich spreche: Eine Tafel am Eingang der
Anlage haelt die besten Ergebnisse gruppiert nach Nationalitaet
fest. Mit grottenschlechten 73 Schlaegen (mindestens 20 ueber
par) konnte ich mich dort eigentlich nicht verewigen. Denn der
deutsche Rekord auf dieser Bahn liegt momentan bei 37 Schlaegen
- aufgestellt von einem gewissen Scott Johnson. Bei diesem
urdeutschen Namen habe ich jedoch erhebliche Zweifel, ob er
wirklich Inhaber eines deutschen Passes ist.

Offensichtlich wird das hier nicht kontrolliert. Daher wird
der mongolische Rekord mit 73 Schlaegen auf dieser Bahn ab
sofort von Joerg Doelfer gehalten. Ein Rekord fuer die
Ewigkeit, denn es wird lange dauern, bis sich ein Mongole
auf den langen Weg hierher macht und mich schlaegt.

Queenstown von oben, der Gebirgszug der Remarkables im Hintergrund

In natura konnten wir bisher einige einheimische
Tiere beobachten, ein Kiwi war bisher leider nicht
dabei. Deshalb nehmen wir in Queenstown die einmalige
Chance war, lebende Exemplare hinter Glas zu beobachten.

Da Kiwis nachtaktiv sind herrscht im Kiwi-Haus (fast)
absolute Dunkelheit. Nach ein paar Minuten gewoehnen
sich die Augen an die dunklen Lichtverhaeltnisse
und einzelne schemenhafte Buesche, die vorher
umotiviert durchs Kiwiaquarium gehuepft sind,
entpuppen sich bei naeherer Betrachtung als Kiwis.
Die in diesem Haus wohnhaften Kiwis sind durch
Schlafentzug, Jet Lag und diverse andere
Psycho-Tricks umgepolt worden und denken nun,
Abends waere Tagsueber und umgekehrt. Clever.

Der Kiwi selbst ist ein Musterbeispiel fuer Hilflosigkeit
und Schutzbeduerftigkeit der sich ausserdem durch seine
extreme Harmlosigkeit auszeichnet. Flugunfaehig stolpert
er halbblind durchs Gehege und benuetzt seinen Schnabel
dazu sowohl als Blindenstock und als auch zur
Nahrungsaufnahme.

Obwohl gerade hier in Neuseeland extrem beliebt hat er
es leider nicht bis auf die neuseelaendische Flagge
geschafft. Das waere an sich eine gute Idee, denn dann
koennte man sie viel einfacher von der australischen
Flagge unterscheiden. Adler sind gute Wappenvoegel,
denn sie gelten als aggressiv und stark. Oder kann sich
jemand den Kiwi auf dem Siegel der USA vorstellen? Eben!
Der Kiwi bleibt also ein sympathischer Bursche, auch wenn
sein Verwendungszweck extrem eingeschraenkt ist.

Franz Josef

Alpengluehn in den seudlichen Alpen am Franz Josef Gletscher

Hier in Neuseeland gibt es die seltene Tradition, dass
Entdecker ihre Entdeckungen nach den Staatsoberhaeuptern
ihrer jeweiligen Nationalitate entsprechend benennen.
Cook nannte so den von ihm entdeckten Fjord
Queen Charlotte
Sound
, weil die gute gerade im Buckinghampalace im
Amt war. Der oestereichische Entdecker Haast nannte
entsprechend den von ihm entdeckten Gletscher zu Ehren des
oestereichischen Kaisers Franz Josef Gletscher.

So heisst der Gletscher und die kleine Ansammlung von Hauesern
zu seinen Fuessen noch heute. Artig bedankte sich Kaiser Fanz
Josef uberigens indem er ein paar Gemsen in den Alpen einfangen
und diese nach Neuseeland verschiffen lies. Nachfahren dieser
Bergziegen laufen hier noch heute rum.

Ameisengrosse Menschen im Franz Josef Gletscher

Ich bin froh, das ich selber keine Neuentdeckungen in meinem
Urlaub mache. Zwar gibt es bei den Biologen schon eine Menge
unausprechlicher Bezeichnungen fuer Tiere und anderes Gewuerm,
um Begriffe wie Neuseelaendische Angela Merkel Schleiereule oder Neuseelaendische Edmund Stoiber Beutelratte moechte ich die Tierbuecher dieser Welt nur sehr ungern bereichern.

Geleitet von einem australisch/neuseelaendischen Fuehrerduo
kraxeln wir einen Tag auf dem nichtganzsoewigem Eis des
Gletschers herum. International ist unsere Truppe mit einer
Israelin aus Galilea, einer Nordirin, einem neuseelaendischen
Gastronom, einem Amerikaner und drei deutschen (ausser Sven und
mir noch ein Augsburger) gut besetzt.

Zur Zeit bewegt sich der Gletscher mit einer Geschwindigkeit von
fuenf Metern pro Tag. Fuer die Guides ergibt sich daraus die
Herausforderung, bei jeder Gletscherwanderung einen neuen Weg
durch das Labyrinth der Gletscherspalten zu finden. Manchmal
rennt man so in eine Sackgassse, manchmal muss man die Eiswaende
mit Eispickeln hochklettern. Oder es wird ein frischer neuer Weg
ins jungfraeuliche Eis geschlagen. Schon morgen ist der Weg nicht
mehr vorhanden.

In der Eiswand

Tueckisch sind vor allem die Gletscherspalten, welche manches
Mal nur 20 cm (kein Witz!) breit sind. Das Eis hilft hier jedoch
dem stattlich gebauteren Wanderer wie mir: Einfach flach an die
Wand pressen und auf einem duennen Wasserfilm durch die Spalte
gleiten. Es klappt und ich bleibe nicht stecken. Ich verliere
komplett die Orientierung, die Fueherer sind aber zum Glueck
weniger kopflos und lotsen uns erfolgreich durchs Labyrinth.
Tipp fuer Leute, die sich selber auf den Weg machen moechten:
Unbedingt einen Kompass einstecken!

Greymouth

Greymouth ist eine kleine beschissen langweilige Hafen- und
(ehemalige) Goldgraeberstadt. Mein Gott ist es hier langweilig!
Wirklich alle Restaurants schliessen um acht Uhr Abends ihre
Pforten. Neben dem ueblichen McDonalds, Subway und KFC-Drecksbuden
gibt es hier zweieinhalb Bars und Restaurants. Ich lasse mir mein
Bier in braune Papiertueten einpacken und mache mich auf den
Weg ins Hotel.

Typischer Sandstrand in Greymouth

Mit 13000 Einwohnern sollte hier eigentlich mehr gehen.
Fuer neuseelanedische Verhaeltnisse ist die Stadt in
etwa so gross wie Koeln oder Frankfurt in Deutschland.
Trotzdem wird das Nachtleben selbst von dem aus
Pivitsheide V.L. muehelos getoppt. Die oertliche Jugend
ist entsprechend angeschmiert. Einzige moegliche
Freizeitbeschaeftigung: Mit bis zu sechs Leuten in einer
Karre cruisen sie ueber die einzige Hauptstrasse des Dorfs,
drehen am Ende der Stadt um und fahren wieder zurueck.
Immer wieder, stundenlang im Kreis. In 15 Minuten kann mal
so alle fuenf aufgemotzten, tiefergelegten und roehrende
Autos der Stadt live in Aktion bewundern. Man hoert
sie die ganze Nacht ueber, egal, wo man sich gerade aufhaelt.

Wir mieten uns ein Auto und fahren am naechsten Tag auf
eigene Faust durch die Region. Ziel unserer Reise ist eine
alte, seit den 50er Jahren verlassene Goldgraeberstadt.
Der Weg ueber Schotterpisten lohnt sich: Noch fuenf Haeuser
stehen in der alten Stadt, die restlichen Haeuser der Stadt
sind abgetragen und wo anders wieder aufgebaut worden.
Gestruepp ueberwuchert die Fundamente und gemauerten Kamine.
Und ausser uns rennt wirklich niemand hier herum.

Fensterangel in Geisterstadt

Es ist spannend, durch diese Ruinen zu streifen. Das alte Rugbyfeld
steht noch heute, es gibt verlassene Tennisplaetze und sogar ein
altes Schwimmbad - sportlich waren die Kumpels ziemlich aktiv.
Angeblich waren sie besonders fuer ihre heissbluetigen Anfeuerungen
bei Heimspielen des oertlichen Rubgyteams bei anderen Clubs des
Landes gefuerchtet. Aehnlich wie der Fussball bei uns ind Deutschland
im Puett.

Mit dem TranzAlpine nach Christchurch

Reisen mit dem TranzAlpine 1

Mit dem TranzAlpine verlassen wir Greymouth in Richtung
Christchurch. Diese kleine Route verbindet die Ost-
mit der Westkueste der Suedinsel, pro Tag faehrt ein
Zug morgends von Christchurch nach Greymouth und am
Nachmittag wieder zurueck.

Trotz diesem an Laecherlichkeit grenzenden einfachen
Fahrplans hat der Zug eine halbe Stunde Verspaetung.
Der Zugfuehrer versucht, diese auf der Strecke wieder
aufzuholen, hat aber kein Glueck. An einen ICE wuerde
ich die Burschen ohne einer weitergehende Schulung
nicht ranlassen, das sie ortstypisch sehr robust mit
dem Geraet umgehen. Das technische Niveau der
Diesellock betriebenen Bahn entspricht in etwa
dem Niveau der transsibirischen Eisenbahn.

Robuster Zug

Landschaftlich ist die Fahrt ein voller Erfolg. Rauf vom Ozean
in die Alpen, und auf der anderen Seite wieder herunter. Eine
Zugfahrt ist wesentlich empfehlenswerter (und erheblich
preiswerter) als ein Besuch des Milford Sounds. Aufgrund der
touristischen Reisegruppen, welche diesen Zug bevoelkern,
riecht es im Abteil schnell nach einer Mischung aus hartgekochten
Eiern, Apfelsinen, koelnisch Wasser und Erfrischungstuechern.
Oder nach Dieselruss, wenn man im offenen Wagen durch einen der
unzaehligen Tunnel der Strecke faehrt. Zugreisen ist hier in
Neuseeland ausschliessliches Privileg auslaendischer Touristen -
niemand pendelt mit der Bahn alltaeglich zum Job!

Reisen mit dem TranzAlpine 2

Wieder in Christchruch angekommen werden wir unser letztes
neuseelaendisches Geld verjuxen und in Souveniers und Bier
anlegen. Und die letzten Postkarten einwerfen.

Einen Dank zum Schluss noch einmal an British Airways:
In Christchurch angekommen stellen wir beim 48h vor
Abflug per Internet einchecken fest, dass wir ueberhaupt
kein Flugticket mehr fuer die Rueckreise besitzen.

Ein Anruf in Hongkong und eine anschliessende Odysse durch
deren Systeme liefert eine Erklaerung: BA hat bei seiner
Panne zu Beginn unseres Urlaubs vergessen, Cathay davon
in Kenntnis zu setzen, das wir auf deren Flug von London
nach Auckland schon eingecheckt waren (obwohl wir mehrmals
explizit darauf hingewiesen haben). Cathay hat uns dann
einfach aus allen Fluegen herausgekegelt. Zum Glueck
koennen wir die Sache jetzt klaeren - und nicht morgen
am Flughafen, wenn es zu spaet ist.

Auf nach Hongkong!

25.10.05

Neuseeland 6: Die Kurve kratzen im Bottom Bus und bis nach Queenstown

Unten rum durch die Catlins mit dem Bottom Bus

Mit dem Bottom Bus lassen wir uns in zwei Tagen von Dunedin
ins Fjordland nach Te Anau bringen. Der Bus bereist dabei die
landschaftlich hoechst attraktiven Catlins, eine abgeholzte
Kuestenregion welche den suedlichsten Abschnitt von Neuseelands
Suedinsel bildet.

Der Name "Bottom Bus" ist dabei bewusst zweideutig gewaehlt.
Natuerlich heist er so, weil er die unterste Region Neuseelands
abfaehrt. Aber auch die zweite Bedeutungsebene entsprechend der
deutschen Uebersetzung von "Bottom", "Arsch" (resp. "Hintern"),
wird mehrfach bedient.

Die Gesellschaft operiert fuer den neuseelaendischen
Reiseanbieter "Kiwi Experience", welche nach eigenem
Bekunden die Schoenheiten abseits ausgetretener
Touristenpfade ansteuert. Tatsaechlich wird das genaue
Gegenteil praktiziert: Ausschliesslich auf den
ausgenudelsten touristischen Rennstrecken wird
operiert.

Alte Haengebruecke in den Catlins

Birgit hat im Abel Tasman schon vor den Jungs gewarnt, denn
ein aequivalenter Service wird auf den Fiji-Inseln angeboten.
Dabei hat sie eher noch untertrieben. Zielgruppe ist ein junges
Mallorca kompatibles und uneingeschraenkt partywilliges Publikum,
ungefaehr so wie bei "Rainbow Tours" in Deutschland. Wir
fallen sowohl beim Alter, als auch mit unseren Lebensentwuerfen
aus diesem eng gesteckten Rahmen. Etwas deplaziert ist ausserdem
ein japanisches Paerchen, weil es nur sehr sehr wenig Englisch
versteht.

Die anderen 10 Maedels im Bus und die beiden surferstereotypen
Betreuer entsprechen jedoch dem Klischee voll. Das
Unterhaltungsprogramm im Bus ist englisch und absolut fuer
den Arsch (resp. Bottom): Waehrend der Fahrt werden HipHop-CDs
zu Gehoer gebracht. Besonders gut gefaellt dem einen Fahrer
das Lied "Your Mother Has A Penis", weshalb er es gleich
mehrmals am Tag spielt - endlich kann ich auch den Sinn hinter
dem Klippengrafitti aus dem vorletzten Bericht deuten.

Zur Auflockerung gibt es Spielchen vom "Ich packe meinen
Koffer"-Kaliber oder jeder darf seinen Lieblingswitz ueber den
Bordfunk zum Besten geben. "Klein Fritzchen" Witze heissen
hier "Little Johnny" Witze und verbreiten auch auf englisch
denselben nach Bierfurz stinkenden Altherrenhumor wie ihre
deutschsprachigen Entsprechungen. Die Japaner verstehen kein
Wort und wir wenden uns mit Grausen ab.

Wieso eine Daenin Sven und mich fuer Schweden haelt will mir
nicht einleuchten. Schliesslich unterhalten wir uns auf Deutsch,
dass sie sogar etwas versteht. Sven und ich beschliessen daher, beim
laestern ueber Mitreisende nicht zu stark auf die fremdsprachliche
Wirkung unserer Muttersprache zu vertrauen.

Neuseelaendischer Gelbe-Augenbrauen-Pinguin

Wir akklimatisieren uns schnell auf dem Anfangs ungewohnten
und neuem Terrain. Und bekommen dafuer ein paar schoene
Highlights geboten. Absoluter Hoehepunkt der Catlins-Tours
ind hierbei die nur in diesem Teil Neuseelands lebenden
Pinguine.

Waehrend der partywillige Bestandteil der Truppe morgends
um sechs noch in den Schlafsaecken ratzt nehme ich ein Bad
im Pazifik (schwimmen kann ich das reinlaufen, untertauchen
und wieder aus dem Wasser herausrennen nicht nennen). Dann
gehts mit der Kamera zur Pinguinkolonie.

Die sollen es mir um diese Uhrzeit nachmachen, ihre Nester
verlassen uns zur Nahrungssuche ins Wasser springen. Und
erst Abends mit vollem Bauch zurueck an Land kommen.

Pustekuchen. Niemand von den Herren Pinguinen ist so bekloppt
wie wir, sich morgends frueh auf sechs Uhr den Wecker zu stellen.
Erst eine Stunde spaeter von den ersten Sonnenstrahlen geweckt
watscheln sie zum Strand. Die Herrschaften belieben auszuschlafen.

Auf zum morgendlichen Bad in den Pazifik

Im laufe der Zeit sammelt sich eine kleine, aber nicht minder
schlagkraeftige, Truppe von fuenf Pinguinen am Strand. Nach dehnen,
strecken und anderer morgendlicher Gymnastik gehts dann im
Gaensemarsch herunter zum Wasser. Von einer Welle ueberrascht
stehen sie ploetzlich knietief im Wasser. Ein lautes Gezeter ob
der Wassertemperatur setzt ein, die Burschen drehen um und
watscheln ihre Formation haltend zurueck zu trockeneren Bereichen
des Strands. Auf waermeres Wasser wartend wollen sie es spaeter
noch einmal probieren. Das fruehe Aufstehen hat sich gelohnt.

Die suedlichste Stadt Neuseelands heisst Invercargill. Angeblich
ist es auch die suedlichste Stadt der Welt. Wir lassen diese
Chance nicht ungenutzt und besichtigen den suedlichsten Supermarkt,
das suedlichste McDonalds und die suedlichste Subway Filiale der
Welt. Irre, was man so alles zu sehen bekommt!

Hinterndekoltee passend zum Namen des Reiseveranstalters

Vom Namen des Busbetreibers inspiriert bitte ich am suedlichsten
Punkt Neuseelands zu einem entsprechenden Photo. Bei den Englaenderinnen,
welche bekannlich in dem Ruf stehen, jeden gruppendynamischen Scheiss
mitzumachen, bedarf es keiner besonderen Ueberredungskuenste. Der Busfahrer
ist sowieso komplett schmerzfrei und schummelt sich aus eigener Initiative
mit aufs Bild. Er ist leicht als der einzige mit einer nennenswerten
Hinternbehaarung ganz rechts im Bild zu erkennen.

Eigentlich ist er auch der einzige, der wirklich die Hosen herunterlaesst.
Einem anscheinend in England weit verbreiteten Modediktat folgend tragen
Englaenderinnen ausschliesslich bauchfreie Tops mit Spaghettitraegern in
den Farben tuerkis, mint oder pink. Und dazu eine Jens, welche sich nur
unterhalb der Beckenknochen schliessen laesst. So wie oben auf dem Photo
sieht es also immer aus, wenn man sich dieser Bekleidung entsprechend auf
eine Bank oder einen Stuhl setzt.

Fjordland und Milford Sound

Zu Recht gehoert der Fjordland Nationalpark zum Weltkulturerbe.
Es ist hier einfach sehr schoen. In Te Anau steht uns der Sinn
nach etwas mehr koerperlicher Ertuechtigung als wir sie in den
letzten zwei Tagen hatten.

Wir laufen daher das erste Teilstueck des Kepler-Tracks. Wie
alle Nationalparkwanderwege ist dieser ca. 60 km lang und auf
vier Tage angelegt. Der Aufstieg auf den ersten Berg ist
anstrengend und angenehm fordernd.

Oben: Sven

Ein herrlicher Ausblick bei bestem Wetter und bester Sicht
ist die passende Belohnung. Wie gut, das hier oben kein
Bottom Bus verkehrt!

Oben

Ruhig ist es hier oben trotzdem nicht: Beim Auf- und Abstieg
werden wir wiederholt von Joggern ueberholt oder muessen
diesen ausweichen waehrend sie den Berg rauf- und runterrennen.

Spaeter lernen wir den Grund fuer diese etwas extreme Art
der Leibesertuechtigung kennen: Einmal im Jahr gibt es den
so genannten "Kepler Challenge". Ziel ist es, den kompletten
Keplertrack so schnell wie moeglich zu durchlaufen. Der ist
immerhin 60 KM lang und ueberwindet zwischenzeitlich
Hoehenunterschiede von 1800 m (wie auf dem Teil auf dem wir
heute wandern).

Zum Wandern ist er auf vier Tage angelegt.
Wir brauchen fuer den Aufstieg des steilsten Stuecks 1:45
Stunden. Der Rekord des Kepler Challenge liegt bei 4 Stunden
und 45 Minuten! Dagegen macht sich der Iron Man Triathlon wie
Bundesjugendspiel aus. Warum sind Neuseelaender in dieser
Disziplin nicht weltweit erfolgreich?

Oben: Ich

Ein Bus bringt uns auf dem Weg nach Queenstown durch
den weltberuehmten Milford Sound. Angeblich das achte
Weltwunder und Touristenmagnet Nummer 1 in Neuseeland.

Der magnetischen Anziehungskraft koennen sich neben uns
auch nicht eine Gruppe von ca. 80 japanischen Rentnern
entziehen. Waren wir fuer den Bottom Bus etwas zu alt,
so sind wir hier eindeutig zu jung. Der Bus stoppt,
einer Schafsherde gleich springen wir raus, machen Bilder,
und dann gehts weiter. Maaaaeeeeeehhhh....

Spaeter trotten wir auf das Schiff und befahren den Milford
Sound. Anders als auf diese Art und Weise laesst er sich
leider nicht bereisen, diese Kroete muessen wir also schlucken.
Der Milford Sound selber ist ganz nett, bleibt aber eindeutig
hinter dem marketingtechnisch aufgeblasenen Popanz zurueck.

Wasserfall am Milford-Sound

Queenstown

Queenstown ist die Touristenhochburg Neuseelands. An ihr
kommt man nicht vorbei. Einziger Lebenszweck dieser Stadt
ist der Tourismus.

Den Gaesten soll Geld mit den aberwitzigsten Aktivitaeten
aus der Tasche gezogen werden. Bungee springen ist schon
etwas sehr altbacken und aus der Mode. Abseiling und hunderte
von Metern ueber Klippen und Fluessen herumbaumeln (neudeutsch
"Swinging") ist der Trend der Saison. Wie Ameisen auf Speed
gondeln kleine Busse durch die Strassen, spucken Touristen
auf dieselbe und sammeln neue auf um diese zu den 1000
Attraktionen zu gondeln.

Wer etwas auf sich haelt, bucht ein Komplettpaket: Um 8 einen
Berg auf einem schlecht gewarteten Mountainbike herunterschubsen lassen,
dann Wildwasserrafting, 1000m Bungeespruenge zum Kaffee und
Abends in den Pubs gehoerig die Birne wegknallen.

Da ich das so oder aehnlich mit wechselndem Erfolg und wechselnder
Begeisterung schon bei meinem letzten Besuch gemacht habe stelle
ich dieses mal ein Programm bestehend aus den Adrenalinpushern
"Extreme Ausschlafing", Minigolfing, "Kiwi Spotting" und allgemeinen
Abhaengen zusammen. Man wird aelter und die Beduerfnisse aendern sich.

Genug fuer heute. Morgen gehts nach Franz Joseph auf den Gletscher.
Im Bus dorthin will ich lesen, das Pauli heute gegen Bochum gewinnt.
Feuert sie also an - ihr wisst, was ihr zu tun habt.

22.10.05

Neuseeland 5: Die Ostkueste herunter in einer englischen Woche

Wale vor Kaikoroua

U-Boot

Obwohl im Prospekt ein Schwimmen mit den Walen angekuendigt
war entpuppte sich die Tour dann doch als ein regulaeres Wale
beobachten. Zum schwimmen sind in Neuseeland nur die Delphine freigegeben.

Ist vielleicht auch ganz gut so, denn den Tauchgang eines
Sperm Whale (in Deutschland besser unter dem Namen Pottwal
bekannt)in Tiefen um die 1,5 KM bedarf es einer besseren
Ausbildung als ich sie durch eine erfolgreiche Seepferdchen
Pruefung (50 m Schwimmen und einmal ins Wasser springen)
nachweisen kann.

Dive

Wir haben Glueck und bekommen gleich zwei von diesen
imposanten Riesen zu Gesicht. Wie bei einem Eisberg
sieht man von einem aufgetauchten Wal nur einen kleinen
Bruchteil, den Rest muss man sich dazudenken - er bleibt
unter Wasser. Abgesehen von der Fontaine, welcher der
Wal zum Luft holen in den Himmel blaest, ist so ein
aufgetauchter Pottwal nicht spektakulaerer als ein
aufgetauchtes U-Boot.

Spannend wirds wenn er die Schnauze voll von dem um
ihm keisenden Touristenboot hat und auf Tauchstation
geht. Zum Abschied wackelt er noch einmal kokett mit
der Schwanzflosse - und das wars dann. Die naechste
Stunde bekommt man den Wal dann nicht mehr vors
Objektiv.

Neuseelaendische Delphine

Verspielter und professioneller im Vergleich zu
den Walen verhalten sich da die Delphine. In
Scharen schwimmen sie ums Boot und demonstrieren,
was sie alles drauf haben. Man koennte fast denken,
dass sie fuer diesen Job bezahlt werden.

Everyone likes the dolphins

Waehrend im Fernsehen der neuseelaendische Superstar
gewaehlt wird lassen wir den Abend gemuetlich bei Bier
und einer Partie Billard ausklingen. Das schoene an
verschlafenen Nestern wie diesem ist das gute Gefuehl,
nichts zu verpassen. Und alle Attraktionen unter einem
Dach zu haben (in unserem Fall dem der Adelphi Lodge,
stilvoll einem englischem Hotel um die Jahrhundertwende
nachempfunden)

"Adelphi" kling fast wie Doelfer, aber nur fast

Englische Woche in Christchurch & Dunedin

Der Weg die neuseelaendische Ostkueste herunter fuehrt
uns durch Christchurch und Dunedin. Dieser Abschnitt
der Reise wird uns unter dem Stichwort "Englische Woche"
in Erinnerung bleiben.

Kathedrale von Christchurch - offensichtlich nach dem Vorbild der Kaiser Wilhelm Gedaechtniskirche zu Detmold gebaut (letztere ist aber wesentlich imposanter)

Touristentram in Christchurch

Zum einen sind die Staedte nach englischem
(respektive schottischem bei Dunedin) Vorbild
angelegt. Christchurch gilt noch heute als die
englischste Stadt ausserhalb Englands. Es gibt
viele Parks, noch mehr Parks und nebenbei noch
ein paar Parks - alle nach englischem Schnittmuster
geplant und bepflanzt.

Hier werden so kranke englische Sportarten wie
Kricket, Rugby oder Golf praktiziert. Nebenbei
gibt es ein private Jungensinternat. Die Soehne
reicher Eltern rennen typisch britisch in
Schuluniform herum und praktizieren zur
Leibesertuechtigung o.g. Sportarten.

Allwoechentlicher Knabenkirchenchor

Wir lassen uns durch die Anlage fuehren
und wohnen der allwoechentlichen Chorprobe
in der Privatkapelle des Campus bei. Mitmachen
muss jeder Schueler, Pardon wird nicht gegeben.
Gegenwaertig werden Weihnachtslieder geprobt.
Das ist sehr vernuenftig und passend zur
Jahreszeit, denn wenn schon ab September
Spekulatius in den Regalen steht, dann kann
man ab Oktober auch getrost ein paar Chorale
einstudieren.

Englische Schueler sind extrem unordentlich!

Wenn die Kapellenglocke zur Chorprobe laeutet,
dann werden die auf dem Campus anwesenden Schueler
sehr nervoes. Hektisch schmeissen sie ihre gesamten
Klotten, die sie gerade bei sich haben (hauptsaechlich
Buecher und anderes Lehrmaterial), im hohen Bogen
von sich und rennen in die Kapelle. Drakonisch
muessen die Strafen fuer Verspaetungen sein.

Geduldet wird anscheinend das sehr unordentliche
wegschmeissen von Buechern. Da muesste man mal
was tun, als Mutter eines Sohns auf einem
englischen Internat waere ich vermutlich sehr
erbost, wenn er dort nicht einmal die Grundzuege
von Ordnung und Sauberkeit vermittelt bekommt!

Imposant ist auf dem Campus ausserdem der
Speisesaal. Es riecht streng nach
Jugendherbergskueche. Das Essen als Pampe
zu bezeichnen waere noch geprahlt, ich lasse
es daher bleiben und bezeichne es nur als
englisch. Man sagt, der Speisesaal sei sehr
Harry Potteresk. Ich kann das nicht
bestaetigen, da ich weder die Buecher
gelesen noch die Filme gesehen habe.
Es koennte aber stimmen.

Absolventen des Internats werden spaeter
Stuetzen der neuseelandischen Gesellschaft
oder sterben im Kriegseinsatz. Zwischen diesen
beiden Optionen kann jeder Schueler zu Beginn
seiner Schullaufbahn waehlen.

Moechte man im Kriegseinsatz sterben, so wird
der Name des Delinquenten auf entsprechende
Tafeln in der Campuskapelle geschrieben und
aus einem Buch bei jeder Mahlzeit vorgelesen.
Entscheidet man sich fuer die andere Option so
wird man einfach nur schweinereich.
Ruhm oder Reichtum - man muss sich hier frueh
entscheiden.

Beeindruckt hat mich die Geschichte eines H. Russell
(den Vorname habe ich vergessen). Hier auf die Schule
zu gehen, spaeter an der Uni eine Arbeit mit dem
klangvollen Namen "The themes of the german lied from
Mozart to Beethoven" schreiben und dann nach Kriegsende
1945 als Mitglied der neuseelaendischen Luftwaffe ueber
Deutschland bei einem dusseligen Routineflug abzustuerzen
- ein solcher Lebensentwurf sorgt von einer Menge Stil.
Eine bemerkenswerte Mischung aus Ironie und keine Ahnung
was noch! Doch hier in Christchurch wird sein Name auf
ewig hochgehalten: Seine Schwarte ueber das deutsche
Lied steht in der Bibliothek, sein Name auf Tafeln in
der Kapelle.

In Christchurch benoetigt man eine Sondergenehmigung, wenn man nichtenglisch bauen moechte. An vielen Stellen waere es besser gewesen, eine solche nicht zu erteilen

Englisch ist in der englischen Woche auch das Wetter.
Regnerisch bis zum dorthinaus. Das versaut einem
ein wenig den Spass, aber wir lassen uns nicht
runterkriegen und ziehen einfach weiter.

Gut unterhaelt uns der Busfahrer auf dem Weg nach
Dunedin. Da er die Strecke nicht kennt und zum
ersten Mal faehrt erzaehlt er uns einfach sein
komplettes Leben (statt sonst wie ueblich die
Landschaft zu erlaeutern). Sehr unterhaltsam!
Grob zusammengefasst ist er maechtig stolz auf
seine beiden Soehne, die demnaechst bei der
neuseelaendischen Luftwaffe anfangen werden.
Wie er seine drei Toechter dort unterbekommt
weiss er noch nicht, er will sich aber etwas
einfallen lassen.

Dunedin ist ein totaler Reinfall. Was fuer eine
langweilige Stadt! Angeblich boxt hier der Papst
im Kettenhemd, denn Dunedin ist eine wichtige
Studentenstadt. Als wir hier sind ist jedoch
die Nase das einzige was laeuft. Linksintelektuelle
neuseelaendische Studenten kleistern lieber die
Stadt mit Protestplakaten gegen den neuseelaendischen
Einsatz im Irak zu und halten sich sonst versteckt.

Hier besichtigen wir nur die Speights Brauerei.
Sehr empfehlenswert - und das Bier schmeckt auch
gut. Neu im Sortiment: Ein dunkles Bier, das nach
Schokolade schmeckt. Braumeister ist eine Frau.
Angeblich sind Frauen weltweit in diesem Job am
Besten.

Sonstiges

Noch englischer wird es im naechsten Bericht ueber
den Weg von Dunedin zum Milfordsound durch die
Catlins. Unter anderem wird es um englisches Essen
und Hintern englischer Maedchen gehen. Da ich die
dazu passenden Bilder aber momentan nicht zur Hand
habe und obendrein zu faul zum schreiben bin gibts
erst demnaechst mehr dazu an dieser Stelle.

Zwei sehr gute Nachrichten ereichen mich heute Abend
fern der Heimat: Lars & Nicole haben erfolgreich
Nachwuchs bekommen - herzlichen Glueckwunsch und alles
Gute an die stolzen Eltern von dieser Stelle!
Ausserdem: Pauli hat endlich mal wieder gewonnen.
Weiter so!

18.10.05

Sven Clemann aus Kaikoura: In Neuseeland trifft man ueberall....


Unzensiert und ungekuerzt hier eine Zusammenfassung der letzten Tage aus Sven's Perspektive


.....nicht nur auf Deutsche, sondern auch auf laengs verschollene
Filmfiguren....sollte sich irgendwer mal so vorm kaminsitzenderweise
fragen was wohl aus dem guten alten Norman Bates mit seinem Motel
geworden ist'.....der hat gar keine Umschulung gemacht.....der hat
jetzt'nen Backpacker auf'm Huegel mitten in Nelson, NZ....

....ich bin mir aber noch etwas unsicher ob die Zimmer damals auch
schon in Hellblau und Rosa gehalten waren, weiss' man ja nicht so genau,
schliesslich war der Film damals ja ohne Farbe und so.....und wenn man
nur frueh genug aufsteht oder sich halt mal die Haende waschen geht,
hat man auch die unerwartete Chance von einem netten Anblick ueberrascht
zu werden, ja das nenn' ich Service.....

.....in Nelson selber kann man dann auch zur Abwechselung mal wieder'
nen Berg hochstiefeln und sich genau in den geographischen Mittelpunkt
von NZ stellen - wat hama fuer'n Glueck gehabt! Waer der nur 10m weiter
rechts oder links - muessten die ganzen Touristen den Steilhang rauf
oder runter Abseiling betreiben, waer ja nicht so entspannend, also
Zufaelle gibt's.....

.....und weil wir hier unten als Deutsche quasi Exoten und damit Stars
sind, hat man uns dann auch gleich mal ins DschungelCamp gesteckt.....
Joerg wollte mir das ganze zwar als Nationalpark verkaufen.... aber ja,
nee is'klar.....ach und dafuer soll man dann auch noch fuenf Tage
brauchen? Sind doch nur 60km, das machen wir dann mal in 2,5 Tagen
klar.....normal halt.....haben ja mit experienced schon so unsere
Erfahrungen gemacht, also Rucksack auf die Schultern und mitten rein da.....vielleicht haette man auch'ne Kerze mitnehmen koennen, aber um
8h im Dunkeln in so'ner Shelterhut in the middle of nowhere hocken
waehrend draussen die Opossums 'tick, ich hab'Dich' spielen hat ja
schliesslich auch was....schade eigentlich, dass der Herr Sandler der
zufaelligerweise auch gerade samt Familie im DschungelCamp weilte uns
nicht so recht unterhalten wollte....

.....gluecklicherweise schaute am naechsten Morgen Gandalf mal vorbei
(selbstverstaendlich Barfuss) und erloeste uns. Sympathischer Kerl,
der Herr Waldhueter "Wanna see a opossum, before I knock his head of?"
....naja, da hockte das Tier dann in seinem Fangeisen und dem Schreien
nach zu Urteilen hat ihm das garnicht soooo gut gefallen....

.....ueber Straende aus puren Gold ging es dann zur naechsten Huette
(ham'natuerlich keins mitgenommen, denn der Rucksack war ohnehin schon
etwas schwer und machte sich langsam unangenehm in der Lendengegengend
bemerkbar....).

Dort angekommen, dachten wir uns jetzt zeigen wir den Landeiern mal wie
toll man lecker Tuetensuppe mit so'nem Petroleumbrenner machen kann.....
dass dabei urploetzlich der gesamte Tisch in Flammen aufging war doch eher unbeabsichtigt. Selbstredenderweise haben wir schnell geschaltet und das
Feuer mit Wasser geloescht, warum dabei aber das Feuer immer groesser
wurde ist mir bis heute ein Raetsel geblieben....muss man mal in'ner
ruhigen Minute drueber nachdenken oder auch nicht....

.....so ging es dann am naechsten Morgen, frischen Fusses und mit einem
lockeren Liedchen weiter, wo wir dann auf der Haelfte der letzten Etappe
zu der Feststellung gelangten, dass die Aussicht von so'nem Wassertaxi
aus ja auch eine ganz prima Angelegenheit sein koennte.....

....nochmal schnell'ne Nacht zu Norman und dann in aller Herrgottsfruehe
ab in den Bus, denn schliesslich gab's die naechste Metropole zu erkunden
(hm, mal kurz hier umgucken, wo wir ueberhaupt sind.....) .....Kaikoura!

.....und ob man wirklich auf Pottwalen reiten kann oder wie Neuseelaender
wohl reagieren moegen, wenn man mit den Tieren Paintball spielt und wie
wir uns heute beim 'Toss the boss' geschlagen haben, berichte ich dann
naechstes mal, oder auch nicht....

15.10.05

Neuseeland 4: Draussen im Abel Tasman Nationalpark & Kaikaroua

Abel Tasman

Der Abel Tasman Nationalpark ist einer der Hoehepunkte unseres
Urlaubs. Wir modifizieren unsere urspruengliche Planung ein
wenig und wollen versuchen, die 55 km lange Kuestenstrecke in
zwei (statt wie geplant in drei) Tagen von Nord nach Sued zu
durchlaufen. Die Parkverwaltung empfiehlt fuer die Strecke vier
bis fuenf Tage, durch bisherige Trainings geschult schafft man
das bestimmt auch schneller.

Typisches Touristenphoto 1: Strand im Abel Tasman Nationalpark

Beide nehmen wir unsere grossen Rucksaecke mit. Denn wir brauchen
viel Platz fuer Verpflegung und Getraenke. Mein Rucksack fuehlt sich
ziemlich schwer an, der Skipper vom Wassertaxi stoehnt als er ihn
mir in mir vom Boot aus herunterreicht. Das Bier musste trotzdem mit,
das kann man hier schliesslich fernab der Zivilisation nicht kaufen.

Eigentlich hatte man uns einen Kuestenwanderweg versprochen. Immer
wieder, von einer Bucht zur naechsten, das schwere Gepaeck 100-300
Meter die Klippen in gewundenen Serpentinen hochzuwuchten - davon
stand nichts in der Trackbeschreibung. Spaeter lernen wir, dass
man sich den Rucksack auch bequem von einer Bucht zur naechsten mit
einem Wassertaxi transportieren lassen kann. Erste leichte Zweifel
an unserer wohl doch etwas zu ehrgeizigen und sportlichen Planung
kommen auf.

Kuestenweg

Ich geniesse das Gefuehl der Erschoepfung und des Muskelkaters. Und
das einer kalten Dusche in den Huetten am Ende eines Tages. Vielleicht
sollte ich auch sonst einfach mal mehr Sport machen, ausserhalb des
Urlaubs? An das kalte Duschen kann man sich gut gewoehnen.

Die erste Huette teilen wir uns mit einer dreikoepfigen israelischen
Familie und Birgit aus Koeln. Der Israeli sieht aus wie Adam Sandler
und verfuegt ueber eine beeindruckende Kondition. Waehrend seine Frau
den gemeinsamen Rucksack schleppt traegt er zusaetzlich zu einem
kleineren Rucksack noch den anderthalbjaehrigen Nachwuchs auf seinen
Schultern. In der Huette angekommen belaesst er den Junior in seinem
speziellen Rucksacktragegestell einfach auf seinen Schultern und
dreht noch eine Extrarunde. Der Abel Tasman ist nicht der erste (und
auch nicht der letzte) Track den die junge Familie waehrend ihrer
vier Wochen in Neuseeland bereist. Wehrdienst in der israelischen
Armee scheint ein gutes Training zu sein.

Typisches Touristenphoto 2: Bucht im Abel Tasman Nationalpark

Ein landestypisches Orginal ist der Huettenwachter, welcher in
diesem Teil des Parks fuer Ruhe und Ordnung sorgt. Wie es sich fuer
einen waschechten Neuseelaender gehoert rennt er ausschliesslich barfuss
auf seinen Hobbitfuessen durch den Wald.

Nach Einbruch der Dunkelheit erwachen die Oppossums zum Leben.
Von Europaeern eingeschleppt fressen diese etwa katzengrossen
Marder hauptsaechlich die Eier einheimischer Voegel und sind
deswegen bei den Einheimischen entsprechend unbeliebt.

In der Nacht springen sie auf dem Dach unserer Huette rum und geben
aus dem Busch seltsame Kreischlaute von sich. Sie klingen ungefaehr so,
als ob man ein kleines Kind erwuergt. Das habe ich bisher zwar weder
gemacht noch gehoert, aber ich stelle es mir so vor.

Scheu und aengstlich sind sie dabei nicht, auch durch den Lichtkegel
unserer Taschenlampe lassen sie sich nicht im mindesten beeindrucken.
Sie wiegen sich in einer truegerischen Sicherheit: Am naechsten Morgen
begruesst uns der Huettenwaechter mit den Worten "Grossartiger Tag!
Zwei Oppossums sind mir gestern Abend in die ausgelegten Fallen gelaufen.
Wollt ihr sie euch ansehen, bevor ich ihnen den Kopf einschlage?" Einen
Hammer schwingend verschwindet er im Wald, den Todeskampf dieser ansonsten
sehr niedlichen Tiere wollen wir fotografisch aber nicht festhalten. Zum
Pinkeln einfach in den Busch zu verschwinden ist angesichts der ausgelegten
Fallen nur bedingt empfehlenswert.

Streinbruecke fuer ein Photo bauen

Birgit aus Koeln befindet sich gerade auf einer Weltreise und goennt
sich in Neuseeland ein paar Tage im Abel Tasman. Von ihr lerne ich,
dass die Fidji Inseln kein lohnenswertes Reiseziel darstellen.
Ich streiche die Fidjis daher von meiner Liste potentieller Reiseziele.

Am naechsten Tag begleitet sie uns 2/3 des Weges zur naechsten Huette.
Total fertig wuerden wir auch gerne hier pausieren und erst am naechsten
Tag weiterlaufen. Duschen, frische Klamotten an und gemuetlich zuschauen,
wie das Wasser die eben bei Ebbe ueberquerte Bucht fuellt. Doch in vier
Stunden ist es dunkel, und bis dahin muessen wir noch 10 Kilometer zur
naechsten Huette laufen. Wir verabschieden uns also und machen uns auf
den Weg.

Sven in Erdmaennchenpose

Bis auf den letzten Berg vor unserem Ziel geht unsere Planung auf,
doch der letzte Berg ist steiler und fordernder als erwartet. Ich
bin so fertig, dass ich umkippe, als ich mir nach dem Abstieg den
Rucksack abschnalle.

Auch der Kocher funktioniert nicht so, wie erwartet. Ich kippe
alle restliche Instant-Nudel und Instant-Reismahlzeiten in
lauwarmes Wasser und esse die Pampe. Schmeckt nicht besonders,
macht aber satt.

Wir warten hier auf das Wassertaxi

Bei der Inbetriebnahme des Kochers erzeugen wir einen
dramatisch aussehenden Tischbrand, da beim Befuellen des Kochers
etwas Petroleum danebengegangen ist. Das Loeschwasser verteilt
den Brandherd grosszuegig auf die gesamte Tischflaeche. Ein
schoener Lichteffekt, bei dem man leider mal wieder viel zu
spaet die Kamera zur Hand hat.

Am naechsten Tag schenken wir uns nach vierstuendiger Wanderung
die letzten 10 Kilometer des Tracks, bleiben in einer Bucht sitzen
und warten auf das naechste Wassertaxi. Ist ja schliesslich Urlaub.

Typisches Touristenphoto 3: Vor einer Insel

Kaikaroua

Kaikaroua liegt auf halbem Weg zwischen Picton und Christchurch.
Wir haben unseren urspruenglichen Plan etwas geaendert und reisen
jetzt erst einmal die Ostkueste der Suedinsel bis Dunadin herunter.

Kulinarisch ist man hier auf Langusten spezialisiert. Walfaenger
gibt es keiner mehr, Hauptattraktion ist jedoch das mit allerlei
technischen Finessen ausgestatte Walbeobachten: Mit einem Flugzeug
kreuzt man vor dem Land bis man eine Wahlherde trifft. Mit einem
Peilsender ausgestattet wird man zu den Walen ins Wasser
geschmissen. Nach etwa einer halben Stunde Badespass mit den Walen
wird man dann von einem Boot wieder eingesammelt. Fuer die naechste
Tour heute Nachmittag haben Sven und ich uns eingetragen, jetzt hoffen
wir auf gutes Wetter und viele Wale.

Auch sonst dreht sich in dieser Stadt alles um den Wal - von Postkarten
ueber Stoffpottwale bis hin zu CDs mit Walgesang ist hier alles zu haben.
Fuer die japanischen Gaeste wird in einem Pub ausserdem Walgesangkaraoke
angeboten. Das ist mindestens doppelt so lustig wie es klingt. Auch wenn
ich gerne mal ein Lied singe verkneife ich mir die Teilnahme und hoere
mit viel Lustgewinn zu.

Stadt ist fuer das maximal 3000 Seelen zaehlende Kaff eine masslose
Uebertreibung. Hier sagen sich wirklich sprichwoertlich Hase und
Fuchs gute Nacht. Das letzte Auto verlaesst um neun Uhr die einzige
Strasse des Ortes.

Hallo Kollege - endlich mal ein paar Schafe

Schoen sind die Klippen am Rande der Stadt. Fantastische Aussicht und
endlich mal Schafe. Der Wind weht einem einen erfrischenden Duft (eine
Mischung aus Moewen, Schafs und Seehundscheisse) um die Nase. Aufgrund
der Ereignislosigkeit dieses Ortes hat sich bei Touristen und Einheimischen
als Freizeitbeschaeftigung eine Art "Open Air Graffitti" durchgesetzt.

Urlaubsgruesse an eine Mutter

Dazu rennt man die Klippen herunter zum Strand, nimmt sich die dort massig
herumliegenden weissen Kalksteinbrocken und legt damit Botschaften auf
die gruene Wiese. Das Ergebnis kann man dann nacher schoen von den Klippen
aus beobachten und fotografieren. Die meisten Botschaften bestehen aus
aus Vornamen (haeufig Frauennamen) und Herzen. Auch kritische Themen
wie "Magersucht" werden angesprochen (jedenfalls falls der Betrachter
der deutschen Sprache maechtig ist). "Hallo Mutti!" textet ein anderer
und wertet seinen Urlaubsgruss durch die Darstellung eines erigierten
Schwanzes auf. Den Text, welchen japanische Touristen legen kann ich nicht entziffern. Ueberhaupt sind um diese Jahreszeit viele Asiaten unterwegs.

Lammkadaver

Wer das obige Laemmchen erlegt hat weiss ich nicht. Ein Orca wird es
kaum die 300m hohen Klippen herauf geschafft haben. Die Schafe sind
weniger dumm als sie auf den ersten Blick wirken. Sehr professionell
posieren sie fuer die Kamera und suchen den direkten Blickkontakt zum
Objektiv.

Faule neuseelaendische Pelzrobbe

Eher unspektakulaer sind die Pelzrobben. Laut Warnhinweis darf man sich
ihnen nur bis auf 10 Meter naehern. Das Schild ist aber total ueberfluessig,
da die Robben sich hauptsaechlich 100m vor der Kueste aufhalten. Faul liegen
sie auf ihren Felsen und bewegen sich kein Stueck. Dazu erfuellt ein lautes
Schnarchgeraeusch die Luft.

Um an Attraktivitaet zu gewinnen und Kundschaft in die sonst verwaisten
Kneipen zu locken kobern Kneipenwirte mit dem Spiel "Toss the Boss"
um neue Kundschaft. Das Spiel geht so: Der Kneipenwirt wirft eine
Muenze, erraet man richtig auf Kopf oder Zahl, so bekommt man das
naechste Bier umsonst. Falls nicht, so muss man es bezahlen.
Nach dem Bad mit den Pottwalen und einer abschliessenden Dusche werden
Sven und ich uns an diesem Spiel versuchen. Und morgen gehts weiter
nach Christchurch.

Vermutlich deutsche Einwanderer haben das neuseelaendische Englisch
um den Begriff Spinner erweitert. Das heisst genau
das, was es im deutschen auch heisst. Jedenfalls behauptet das der
Reisefuehrer in seinem Kapitel ueber neuseelaendisches Englisch. In
natura habe ich noch niemanden dieses Wort benutzen gehoert.

12.10.05

Sven Clemann aus Nelson: Neuseeland ist ...

Mittelerde oder umgekehrt (schliesslich sind wir hier ja downunder.....). Den Neuseelaender laufen gerne Hobbitgleich
wetterunabhaengig Barfuss.....(und jegliche genetische Bezuege zwischen Englaendern und Hobbits verkneif' ich mir
trotz dem erfolgtem und erfolgreichen Museumsbesuch in Wellington einfach mal....) ....sei' es um eben mal am Flughafen
die Verwandschaft im Sturm einzusammeln oder im Regen Fahrraeder zu vermieten....obwohl man sich dem kulturellen und
dem Nachtleben in Picton nur schwerlich entziehen konnten, dachten wir uns: "Nee, das haben wir auch zu Hause, also Natur muss her, moeglicht mit Bergen und viel Schlamm!!"

....weil wir ja schliesslich ganze Kerle sind, kann man ja auch mal mit dem Mountainbike in die Berge auf den
Queen Charlotte-Track. Die zweifelnden Blicke, sowohl der Ranger, als auch des Fahrradverleihers ob dies nun nach etlichen
Regentagen, so die Beste aller Moeglichkeiten sei' wiesen wir in den Wind und auch Joergs Zweifel wie das wohl mit dem
Expierenced in der Beschreibung zu verstehen sei' konnte ich schnell mittels "Man muss halt ohne Stuetzraeder fahren
koennen" zufriedenstellend entkraeftigen.....
....sehr zuvorkommend und kompetent war unser barfuessiger Freund hinsichtlich der Sicherheitsaspekte beim
Mountainbiken! Nachdem man die Hinterbremse mal so locker bis zum Lenker durchziehen konnte, versprach' er trotz
meines vehementen Einspruchs dies doch bis zum naechsten Morgen zu beheben.... (Ein "Bremsen werden doch
im Allgemeinen eh voellig ueberbewertet, wofuer tret' ich denn, wenn ich sowieso andauernd wieder bremse" wollte er nicht
gelten lassen....)

.....und kaum im Backpacker angekommen traf ich Sie, ja genau Sie.....gestern noch in TwinPeaks heute in schon in Picton:
die LogLady! (Okay, statt Holzscheit trug sie ein nicht minder kleidsames Handtuch mit sich rum.....). Nichts ahnend
schob sie sich am Waschbecken lautlos, hinterruecks an mir vorbei und begann sofort eine Konversation mit mir bzw.
dem Wasserhahn (so sicher bin ich mir da bis heute nicht....) uber ihr Leben und die Moeglichkeiten an dessen Ende sie
zu mir aufblickte und durch mich hindurch den Monolog mit den Worten enden liess:"Too many weirdos around here. Especially those germans. I don't like them, they make me feel uncomfortably....." ....Oooookay, das passiert also wenn man sich
zu lange an diesem scheinbar verwunschenen Ort aufhaelt.....tief getroffen und mitgenommen von dem eben erlebten,
planten wir sofort unseren naechstaeglichen Abzug Richtung Nelson. (.....das sie dem Wasserhahn bzw. Joerg am nechsten
Abend erzaehlte sie wolle unbedingt mal nach Deutschland reisen, schiebe ich jetzt mal auf latente Masochistische Ader.....)

.....noch immer geschockt, von den Erlebnissen ders Vorabends, wagte ich mich dennoch vorsichtig wieder in den Wasch-
raum (LogLadys scheinen lange zu Schlafen - mein Glueck) .....und wurde diesmal deutlich freundlicher von einer jungen
Japanerin begruesst, welche sich auch von der Zahnbuerste nicht abhielt mich standesgemaess' mit einem freundlichen
Diener zu begruessen. Schon putzig, diese Asiaten....
.....beeindruckt von soviel Freundlichkeit wollte ich auch im Sinne der Voelkervverstaendigung in nichts nachstehen und
schmetterte ihr in freundlich, norddeutscher Art ein herzliches "Moin" entgegen.....erwartungschwanger vor ihr stehend
musste ich leider feststellen, dass sich mich nicht verstand....so endete die Konversation leider schon bevor sie begann.....
.....egal, kann ja eh' kein Asiatisch.....

......da es am Morgen noch immer schauerte und ich arge Beferchtungen bezueglich der Auswirkung von Regen
im Zusammenspiel mit dem enormen Fahrtwind unserer Raeder auf meine Frisur hatte, konnte ich meinen Gefaehrten
gluecklicherweise davon ueberzeugen die Raeder beim Barfuessigen zurueckzulassen (dem man eine gewisse Sorge
Hinsichtlich seiner Lebensgrundlage nicht abstreiten konnte......)....der Track selber stellte sich auch als nicht ausreichende
Herausforderung auf unsere durch jahrelanges, mittels stadtfahrten gestaehlerten Fahrkuenste heraus und so bewaeltigten
wir die 22, achwas sag' ich 220km, auf den sumpfigen, steilen zum Teil Handtuch breiten Pfaden zu Fuss zurueck....

Der Track selber war nicht wirklich ueberlaufen, einzig einen Bauern (begleitet von Aragorn.....ja, Joerg es WAR Aragon....
....sind ja schliesslich in Mittelerde hier....) trafen wir gleich dreimal....jedesmal dieselben drei Kuehe laut fluchend, auf einem Quad sitzenderweise vor sich hintreiben wieder....Unterstuetzung fand er dabei von diversen Hunden. Dieses Konzept der
Fuehrung wurde hier anscheinend auch auf den Tourismusbereich ausgeweitet. So verwundert es kaum, dass wir an der naechsten Weggabelung auf einen weiteren Hund trafen, der uns freundlich, aber bestimmt in zwei Meterabstand die
naechsten Kilometer den Weg lang trieb......das nenn'ich mal ein innovatives Konzept (welche Rolle dabei der Wurst im Ruck-
sack zusteht liegt ausserhalb unserer Beurteilunsreichweite.....es belibt noch zu erwaehnen,. dass wir am Ende des Weges
gluecklicherweise nicht auf der Weide verweilen mussten....waer ja auch irgendwie unpraktisch hinsichtlich unserer weiteren
Reiseplaene.....
....so erreichten wir nach sechs Stunden, ausgeruht, frisch und beschwingt um einenander hertaenzelnd das Postboot und
konnten den Hopps nach Nelson antreten....

.....warum der naechste Morgen im Waschraum noch anregender war und wir bei Herrn Bates abstiegen verrat ich
spaeter oder auch nicht.....jetzt geht's erstmal fuer ein paar Tage fernab jeglicher Zivilisation in den Abel-Nationalpark,
ich glaub' da war vor uns noch niemand.....mann muss sich ja mal vom Emailen erholen muss man sich....

10.10.05

Neuseeland 3: Picton & Nelson - ab auf die Suedinsel

Wellington nach Picton

Manchmal wird man unverhofft auf Deutsch angesprochen. So stellt
sich schnell heraus, dass der Taxi Fahrer, welcher uns frueh morgends
zum Faehrterminal bringt, der Deutschen sprache fliessend maechtig
ist. 70 Jahre + X hat der brave Mann aus Salzburg auf dem Buckel und
ist nach eigenem Bekunden mit 50 Jahren schon viel zu lange in
Neuseeland. Verlernt hat er in dieser Zeit den in Deutschland ueblichen
Brauch, Summen bei gutem Service um etwas Trinkgeld aufzurunden.
Das ist hier normalerweise nicht so ueblich, setzt sich aber an Orten
mit hoher Touristendichte langsam schleichend durch. Immerhin bis
sieben kann eine Familie aus England im Fahrstuhl der Faehre auf dem
Weg zu eben diesem Deck zaehlen. Die paar Brocken Deutsch haben sie
in Bielefeld gelernt. Das es dort sehr schoen sei kann ich aber als
schmeichelhafte Luege entlarven. Die Welt ist klein.

Einen letzten Blick koennen wir von Bord auf den Flughafen von Wellington
werfen als wir die Bucht in Richtung Suedinsel verlassen. Die Landebahn
ist schmal und kurz wie ein Handtuch und erinnert stark an den alten
Flughafen in Hong Kong. Wenn der Pilot pennt, landet man auf jedem Fall
im Wasser, da die Landebahn auf einem schmalen Grad von Wasser zu Wasser
reicht. Zusaetzlich stellen die boeigen Winde, fuer welche Wellington
beruehmt ist, hohe Anforderungen an das fliegerische Koennen der Piloten.
Schauts euch einfach als Satellitenbild auf
Google Earth selbst an.

Mit einem eigensinnigen "Take the bad weather with you" wurden wir
beim besteigen der Faehre in Wellington begruesst. Ungern kommen
dem frommmen Wunsch nach, verlieren jedoch die ein oder andere
Regenwolke auf der Passage durch die Cook Street. Der heftige
Dauerregen aus Wellington ist in Picton auf ein Dauernieselregen
zusammengeschrumpft und im Laufe des Tages zeigt der Himmel sein
blaues Gesicht zwischen aufbrechenden Wolken welche die Berge des
Marlborough Sounds nur schleppend und nach Abwerfen von Balast in
Form von Regen heraufkommen.

Aeroto Khangi, das Grosse Weisse Wolkenkissen

Der regenschwangere wolkenverhangene Himmel erlaubt uns,
Zeuge eines seltenen Naturschauspiels zu werden. Die Religion der
neuseelaendischen Ureinwohner ist sehr lebendig und phantasievoll
und damit dem in Europa verbreiteten droegen und oeden Christentum
weit voraus. Trotz ihrer Rueckstaendigkeit wussten die Maori schon
lange vor den Europaeern, dass die Erde eine Kugel ist. Und dass
Neuseeland unten liegt. Aus Angst, von der Erde herunterzufallen,
erfanden sie einfach die Legende von Aeroto Khangi (frei uebersetzt:
"Grosses Weisses Wolkenkissen"). Das ist manchmal am Himmel zu sehen
und wiegt die Maori in der beruhigenden Gewissheit, weich zu landen,
falls sie von der Erde fallen. Auch wir sind beeindruckt und fuehlen
uns fuer den Rest der Reise etwas sicherer.

Picton: Wandern im Marlborough Sound

Der Marlborough Sound ist ein geflutetes Gebirge dass den Norwegischen
Fjorden nicht unaehnlich ist. Zumindest stelle ich mir so die Fjorde in
Norwegen vor, bin selber noch nicht dort gewesen. Trotz schlechtem
Wetter schnueren wir die Stiefel und wagen eine weitere Uebungsrunde,
quasi als Generalprobe fuer den Abel Tasman Nationalpark.

Marlborough Sound: Abgesoffenes Gebirge

Wanderweg

Bei den vielen Farnen und Palmen erwartet man staendig, dass man
auf einen Dinosaurier trifft, wenn man dem Weg um die naechste
Ecke folgt. Stattdessen kommt uns ploetzlich eine Herde von drei
bis vier Kuehen entgegengaloppiert. Knapp koennen wir zur Seite
springen und ausweichen. Gejagt werden die armen Viecher von zwei
neuseelaendischen Cowboys, welche die Kuehe mit einem Quad
(Motorrad mit vier Raedern) und einer Meute Rottweiler vor sich
her auf die naechste Weide treiben.

Die Rottweiler sind sehr still und harmlos. Spaeter verfolgt uns
einer und geleitet uns sicher zur naechsten Kuhweide. Dabei bleibt
er immer einen Schritt hinter uns und laeuft nie vor uns her.
Gelernt ist gelernt, lediglich auf die Weide lassen wir uns nicht
von ihm draengen, unserer Weg ist ein anderer.

Problematisch sind die Zeitangaben der Nationalparkverwaltung bei
der Planung einer Wanderung. Fuer die absolvierten 23km Wanderung
werden acht Stunden als Zeit angegeben. Wir brauchen 6 Stunden
und werden zukuenftig nur 80% der vorgebenen Zeit einkalkulieren.

Seltene Saeugetiere die sich im Dschungel verstecken

Zurueck zum Start mit dem Wassertaxi

Sven ist im uebrigen der Meinung, das Franzbranntwein ein
probates Mittel zur prophylaktischen Behandlung von
Muskelkater ist. Leider haben wir keinen dabei und koennen
so ein paar Stunden nach der Wanderung saemtliche Muskeln
in Ober- und Unterschenkel der Beine spueren. Ein herrliches
Gefuehl! Das mit dem Franzbranntwein ist eh nicht so mein
Fall, denn wer moechte schon auf Reisen wie ein Altersheim
riechen? Ich jedenfalls nicht.

Nelson: Vorbereitung auf den Abel Tasman

Das Hostel "Club Nelson" habe ich in die Top-5 der weltweit besten
Unterkuenfte, in denen ich genaechtigt habe, aufgenommen. Die
Bezeichnung Club ist vielleicht etwas irrefuehrend, aber nicht
uebertrieben: Zur Anlage der in einem eigenen kleinen Park ueber
Nelson thronenden Villa gehoert ein Basketballplatz, ein Swimming
Pool und ein Tennisplatz. Very British. Und das fuer sparsame 15 Euro
pro Nacht und Nase.

Zimmer im Club Nelson

Gelungen ist auch die farbliche Gestaltung der Zimmer.
In dem pinken Raum muessen wir zum Gluck nicht naechtigen,
unser in himelblau gehaltenes Doppelzimmer gefaellt uns da
schon besser.

Das Zentrum von Neuseeland

Bei der Vergabe sehenswerter Attraktionen hat Nelson nicht gerade
besonders laut HIER geschrien. Immerhin hat hier das erste Rugby
Spiel Neusselands stattgefunden. Zum Glueck befindet sich auch der
geographische Mittelpunkt Neuseelands hier - und das ausgerechnet auf
einem Huegel ein paar hundert Meter ueber der Stadt. Wer weiss eigentlich,
wo Deutschlands geographische Mitte liegt? Irgendwo in Thueringen an der
Unstrutt?

Wie die meisten Backpacker benutzen wir Nelson als Sprungbrett fuer
den Abel Tasman Nationalpark. Wurst und Brot fuer die naechstn Tage
sind gekauft und morgen gehts dann fuer drei Tage in den Dschungel.
Wenn jemand Bedarf an einer neuseelandischen Pelzrobbe hat, so mag
er sich melden, ich bringe sie dann mit.

Zur Politik: Heute strahlte uns das Merkel aus der Neuseelaendischen
Zeitung hervor. Der Kommentar zur ersten deutschen Kanzlerin war
vernichtend: Ihr politisches Handwerk habe sie bei der kommunistischen
FDJ gelernt, seltsamerweise sei sie so ziemlich das unfreundlichste was
in der deutschen Politik rummrennt. Im Osten Deutschlands wuerde Merkel
nicht akzeptiert und im Westen nicht ernst genommen und belaechelt.
Zusammenfassend sei Merkel ueberhaupt die schwaechste Kanzlerin die
Deutschland je hatte. Mal sehen, was das gibt. Auch hier in Neuseeland
waren uebrigens Wahlen, aehnlich wie in Deutschland laeuft es auch hier
auf eine grosse Koalition hinaus.

Zum Schluss ein deutsches Lehnwort, welches es in den aktiven
Wortschatz der Neuseelaender geschafft hat:
ABSEILING.
Wenn man abseiling bucht, so wird man an einem Seil in ein
tiefes Loch abgeseilt. Und anschliessend wieder herausgezogen.

Sven Clemann aus Picton: Neuseeland ist gut fuers....

Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass man in fremder Laender Internet-Cafes mindestens einmal die stundenlange Arbeit an einer eMail verliert. Gestern Abend in Wellington ist es Sven passiert als er eine leere Mail rund um die Welt schickte. Beachtenswerter Weise hat er dabei Haltung bewahrt und sich langes Fluchen gespart. Heute ist ein neuer Tag und es klappt besser:


InternetCafes die auch mal gerne, sowohl inhalts- als auch Buchstabenlose Emails abschicken.... :-(

.....und fuer's....Ego.....wenn ihr Euch mal wieder so richtig klein, ungeliebt oder einfach nur unverstanden fuehlt .....
gibt es da neben den guten, alten Schlaftabletten noch eine andere Loesung!!
Da gibt es eine kleines Land am Ende der Welt.....dort muesst ihr einfach nur Anrufen und eine Zimmerreservierung taetigen
(ob Ihr die dann auch nutzt ist nicht wirklich von Belang....).....so geschehen, bei meinem Versuch ein Zimmer
im YHA Wellington zu erhaschen.....bereits die Frage nach einem freien Platz hat an der Rezeption zu einem fast exstatischen
Emotionsausbruch gefuehrt.....(......ob dies nun ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, sei' mal dahingestellt.....).....als dann die
Uebertragung der KreditkartenNr kurz bevorstand, war der Hoehepunkt fast erklimmen, die Explosion nur noch eine Frage
von Sekunden.... "Ok, do U need my creditcardNo for confirmation?" - "Sure" - "OK, 0342" - "great!" - "45" - "wonderful" - "89"
- "cool" - "78" - "gorgeous" - "46" - "fantastic!, but could you plz repeat, the first digits.....I'm really looking forward seeing
U!!!!" -
.....aehem, ja, das nenn' ich mal wieder hochmotiviertes Personal! Irgendwelche Bewusstseinserweiternde Drogen werden da
ja sicherlich nicht im Spiel gewesen sein.....

Die Ankunft in Wellington, war nicht windig.....sie war fuckin" windig! Nocheinmal auf diesem Wege vielen Dank an den Piloten
der uns dort sicher runtergebracht hat....!! Irgendwie beschleicht mich das unschoene Gefuehl, dass ich die Rueckreise wohl
ohne meine Pauli-Cap antrten werde.....

Neuseelanedische Maedchen sind....
.....sehr Englisch (oder vielleicht sind wir auch zu weich....)....da stehste Abends in Courtney zur Abwechslung mal wieder
VORM Pub, weil drinnen is' ja auch uncool......die Jacken bis zum Scheitel hochgezogen und siehste diese armen Dinger, da
nicht im kurzen, sondern in sehr Kurzen Topaehnlichen Behaeltnissen und HotPants laengsstelzen. Freundliche Hinweise auf
das erhoehte Risiko einer Blaseninfektion blieben seltsamerweise unerhoert.....das dazugehoerige Balzverhalten der jungen
NeuseelaenderEnglaender die mit feinfuehliger Poesie, den jungen Damen ihre Paarungsbereitschaft naeherbringen wollten
scheiterten leider in den meisten Faellen allzu klaeglich.....wobei Joerg mich freundlicherweise aufklaerte, dass da vor zwei
eh nix gehen wuerde.....selbstredend zogen wir uns vor zwei zurueck.....
.....ansonsten wuetete der Mob durch die Strassen, sogar einige Pinneberger in ihren Lowridern konnte man beobachten,
wie sie zu feinsten Klaengen moderner PopMusik ihre Runden drehten.....
Feige wir wir nun mal hielten wir uns im sicheren Abstand hinter dem Absperrseil verborgen und sahen uns gezwungen viel
Mut in Bieraehnlicher Form anzutrinken um den (vielleicht nicht direktesten) Weg ins Backpaker zu wagen.....ja so war das
und nur so nicht anders.....

......am naechsten Tag folgte eine schwerwiegende Erleuchtung, die mein ganzes bisheriges Bild von Neuseeland in seinen
Grundfesten erschuetterte....in Neuseeland gibt es so richtig Sonnenschein! Wobei ich nicht so recht weiss' ob mir mehr diese
Erkenntniss an sich oder das mir diese Worte mal ueber die Finger rollen wuerden zu Denken geben sollten.....so ging es dann
mit dem restlichen, flanierenden Volk in den Botanischen Garten.....dort konnten wir uns dem schoenen Wetter sei dank' mal
so richtig in Ruhe (zugegebenermassen) von der Simon&GarfunkelCoverband gestaerkt ein paar, wirklich scharfen Bienen
widmen, denen wir dann auch gleich mal etwas naeher erfolgreich auf den Pelz rueckten.....herrlich.....

....nachdem man uns partout nicht zum Premierminister durchlassen wollte (vermutlich weil es Sonntag war und da geht der Herr Premier ja Golfen), um im Interesse der Volksgesundheit fuer mindestbekleidungsvorschriften vorstellig zu werden, zogen
wir uns dann doch ins Nationalmuseum zurueck und studierten das Land und seine Bewohner.....da ich schon laenger mit der
Idee spiele mich zwecks Arbeitsminimierung klonen zu lassen war natuerlich gerade die Special-Cloning-Exhibition ein Muss -
zwar mit einem mehr an Wissen bezueglich Chromosomen, Genomen, DNA und so Tueddelkram, aber immer noch alleine
verliess" ich das Museum am Boden zerstoert......mehr Bier musste her..... (aber natuerlich nich' in der Oeffentlichkeit!!!!)

.....so kehrten wir heute morgen bzw. Abend (je nach Betrachtungsort) zur Abwechselung mal im Regen der Hauptstadt
den Ruecken zu......und da wir ja nun auch nicht so toll auslaendisch koennen ("Noch eine Cola bitte" - "Sorry?" - "Cola!"),
haben wir uns mal extra 'nen Oesterreicher bestellt, der uns flux zum Terminal brachte..... um mit dem Ozeanriesen in
Richtung Picton aufzubrechen.....

.....und was es mit barfuessigen Fahrradhaendlern, der Log-Lady und traurigen Seepferdchen auf sich hat erzaehl' ich
dann morgen oder auch nicht.....

CU Sven!!

9.10.05

Neuseeland 2: Vulkane und Esel schlagen in Auckland / Wellington

Weiteres aus Auckland

Schon beim letzten Besuch vor vier Jahren ist mir aufgefallen, dass
es in Auckland keinen vernuenftigen oeffentlichen Nahverkehr gibt.
Bloss ein paar Busse die auf irren Kreis- oder Spiralrouten durch
die Stadt gondeln - das wars auf dem Sektor. "Bitte einfach mal
eine U- oder S-Bahn oder so bauen" habe ich damals in den
Feedback-Bogen des Backpacker Hostels eingetragen.

Britomart: Eine zentrale S-Bahnstation mitten in Auckland

Offensichtlich haben sich die Stadtvaeter meiner Bitte angenommen
und mit dem auf den eigenwilligen Namen "Britomart" getauften
zentralen Bahnhof Abhilfe geschaffen. Stilvoll in einem alten
viktorianischen Gebaeude untergebracht huschen die Pendler eilig
an Tango tanzenden Amateurtaenzern die Rolltreppen herunter um
nicht ihre Bahn zu verpassen. Fuer die Taenzer und architektonischen
Leckerbissen haben wir als Urlauber mehr Zeit uebrig als sie.

Nur ueber den Namen dieser neuen Anlage sollten wir noch einmal
reden. Einkaufszentren oder Geschirrspuelautomaten darf man
ohne Gefahr "Britomart" nennen - einen Bahnhof vermutet man
intuitiv hinter dieser Bezeichnung aber nicht.

Als klassisches Einwanderungsland sind die Berufe in Auckland
anscheinend streng ethnisch gruppiert: Fressmeilen und Fast Food
Restaurants werden ausschliesslich von Asiaten (Chinesen? Oder
Thais? Ganz was anderes? Bin mir da im Detail nicht so sicher)
betrieben. Ob im franzoesischen Imbiss "Bonjour", einer Doener
Bude (das neue In-Essen hier) oder beim Sushi, all dieses wird
von Asiaten zubereitet und angeboten. Drogerieketten und 24/7-Laeden
sind hingegen fest in Indisch/Pakistanischer Hand (exakt so wie
Apu in den Simpsons). In Wellington wird aus diesem starren
Stereotypen-Schema ausgebrochen, denn hier sind Inder auch im
Restaurantbereich taetig und knabbern so an der Vormachtsstellung
der Asiaten in diesem Bereich.

Vulkan Rangitoto vor Auckland

Als Vorbereitung auf die viertaegige Wanderung durch den Abel
Tasman Nationalpark am Ende der naechsten Woche beschliessen
Sven und ich, ein Training einzulegen. Als Trainingsgelaende
wird dazu der ein paar Kilometer vor Auckland gelegene Vulkan
Rangitoto auserkoren.

Der ist zuletzt vor 600 Jahren ausgebrochen. Das erscheint uns
ausreichend sicher. Die schwarze Lava ist inzwischen von einem
ordentlichen Dschungel schoen gruen ueberwuchert. Im Krater ist
Baumeister Natur aber etwas ueber das Ziel hinausgeschossen:
Die Baumdichte ist hier so hoch, dass man zu keinem Zeitpunkt in
den Krater schauen kann wenn man auf dem Rand um ihn herumrennt.
Abgesehen davon wird man fuer die nur geringen Muehe, die in
die Besteigung investiert werden muss, fuerstlich mit einem
grandiosen Anblick der Skyline von Auckland plus Komplettuebersicht
des Hauraki Golfs inklusiver aller anderen bereits seit mehreren
tausenden Jahren erloschenen Vulkanen belohnt.

Das Wunder das Markus Leben nennt: Ein Lavafeld waechst zu

Abends in einem Irish Pub unterwegs: Der Neuseelaender Nick
begleitet einen Freund in einem Irish Pub auf seinen Bongo
Trommeln. Sehr gekonnt trinkt er Bier waehrend er gleichzeitig
ohne aus dem Takt zu kommen sein Musikinstrument bearbeitet.
Ich gratuliere ihm zu dieser reifen Leistung und wir kommen
ins Gespraech. Stolz praesentiert er mir seinen einzigen
Brocken Deutsch den er von einem deutschen Backpacker Tourist
gelernt haben will: "I sill schlaggen". Angeblich soll dieser
Ausdruck eine spezielle Sex-Technik bezeichnen. Mit etwas
Phantasie verstehe ich "Ich soll schlagen", nach etwas
Diskussion einigen wir uns darauf, dass er "Esel schlagen"
(beat a donkey) meint.

Laut Nick bezeichnet man in Deutschland mit "Esel schlagen"
den Vorgang, wenn beim Sex der Mann kurz vor dem Orgasmus
einen festen Klapps auf den Hintern seiner Partnerin gibt um
diese zur Abgabe eines deftigen Furzes zum gemeinsamen Hoehepunkt
zu stimulieren. Der Lustgewinn soll dabei auf beiden Seiten
liegen. Diese Technik und auch der Ausdruck sind mir leider
unbekannt, vielleicht kann sich ein furzfetischkundiger Leser
mehr als ich darunter vorstellen.

Ganz offensichtlich ist Nick einfach nur von einem
Landsmann verarscht worden. Um dieses ueble Spiel nicht
fortzusetzen verkneife ich es mir, ihm frisch ausgedachte
deutsche Phrasen wie "den Wellensittich rupfen",
"den Ameisenbaer machen" oder "die Schlange verknoten" nebst
ebenso frei erfundener Praktiken beizubringen.

Der Besuch des Irish Pubs ist insgesamt also sehr lehrreich
und erweitert den Horizont. Wir treffen einige gestrandete
Deutsche, welche seit 2-6 Monaten zum Englisch lernen hier
in Auckland herumlungern (im uebrigen wird in Auckland
permanent an jeder Ecke Deutsch gesprochen). Richtig gluecklich
sind die nicht. Eher frustriert, jeden Abend auf eine weitere
Gruppe neuer Backpacker aus Deutschland zu treffen, denn selber
haben sie schon schnell erkannt, dass man hier zwar nett Urlaub
machen kann - es aber ansonsten ziemlich monoton und an
Langweiligkeit grenzend einsam ist.

Seit Anfang des Jahres ist Rauchen in Auckland in Kneipen und
Restaurants strikt verboten. Erschwerend kommt hinzu, dass das
Trinken alkoholischer Getraenke in der Oeffentlichkeit nicht
mehr erlaubt ist. Wegen dem Rauchverbot wirken Kneipen aseptisch
und trueb. Jeder der Gaeste weiss, dass hier etwas essentielles
fehlt. Es ist so, als ob man ein alkoholfreies Bier trinkt. Oder
in einem Stadion steht, in welchem kein (echtes) Bier ausgeschenkt
werden darf.

Dieser neuen Verordnung Folge leistend wird eine Kneipe nur noch
zum Bestellen eines Getraenks und zum entrichten der Notdurft
besucht. Ansonsten rennt man sofort raus aus der Kneipe, trinkt
draussen auf der Strasse neben den Rauchern, welche den Laden
aus suchtspezifischen Gruenden verlassen haben. Das Verhalten
kollidiert dann aber mit dem oben bereits erwaehnten Trinkverbot
in der Oeffentlichkeit. Der Besitzer der Kneipe rennt daher alle
Nase lang raus um seine Schaefchen wieder einzufangen und so
nicht seine Ausschanklizenz zu verlieren. Die rennen natuerlich
postwenden wieder raus und dieses Spiel wiederholt sich mehmals.

Wellington

Auf dem Weg in den Sueden machen wir kurz Halt in Wellington, Neuseelands windiger kleinen sympathischen Hauptstadt. Die Neuseelaender ignorieren erfolgreich die Tatsache, dass Wellington weniger Einwohner als Bielefeld hat.

Wellington

Landestypisches Gestruepp

Es ist Samstag Abend und am Wochenende zeigt der Neuseelaender
gerne sein haessliches britisches Gesicht. Binge Drinking
(frei uebersetzt "Koma Saufen") ist angesagt. Streng nach
Geschlechtern getrennt wird groelend und ausgelassen durch die
Innenstadt randaliert. Manchmal fliegen aus nichtigen Gruenden
Faeuste, immer jedoch sind die Frauen den kalten Temperaturen
trotzend zu knapp angezogen. Mit bauchfreiem Top haengen sie
vor den Bars in der Schweinekaelte herum. Wir stellen uns mit
unserem Getraenk dazu und beobachten das Spektakel mit grossem
Lustgewinn aus naechster Naehe. Ueber den Hueftjeans bilden
sich bei den draussen stehenden Frauen fingernagelgrosse
Gaensehaut-Pickel welche die ueppig angebrachten Arschgeweih-Tatoos
zu grotesken Mustern verzerren. Kann man nicht beschreiben,
muss man gesehen haben.

Morgen gehts mit der Faehre auf die Suedinsel. Erwartungsgemaess wirds dort etwas weniger urban, dafuer aber bestimmt nicht minder kurzweilig als bisher abgehen. Bestimmt.