31.8.08

Lecker Sandwich


Sandwich
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Wer Hunger nach einem Toastbrot Sandwich verspürt wird vielleicht auf dem Kiez fündig.

Abhängen


Je
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Ein kühles Astra, gutes Wetter, einfach mal gepflegt abhängen - so stell ich mir den heutigen Sonntag vor. Drei Punkte darfs auch noch geben gegen Oberhausen.

30.8.08

Südtribüne


Suedtribuene
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Auch wenn sie schon fertig und in Benutzung ist gibt es immer noch kleine bauliche Veränderungen. Ab sofort mit weithin sichtbarem Vereinslogo.

21.8.08

Reisebericht von Markus

Markus war diese Tage "saehr fleissig" und hat seine Sicht der Dinge zu Papier gebracht. Diese ungefiltert an dieser Stelle, viel Spass beim Lesen:

Dobroko ranku!

Ich sitze in Chisinau / Republik Moldau im Internetcafe und schwitze mich zu Tode, wie eigentlich seit 6 Tagen. Doch ich beginne von vorne.

Als Vorstandsmitglied des Landesverbands Hamburg der PARTEI nehme ich meinen einwoechigen Erholungsurlaub zum Anlass, um die auszenpolitischen Versaeumnisse des Merkel-Regimes nach besten Kraeften auszubuegeln. Mein Freund Joerg und ich konzentrieren uns daher dieses Mal auf die weitgehend unbekannten Emporkoemmlinge aus dem beruechtigten Schweiszdreieck Ukraine, Moldau und das nach Unabhaengigkeit strebende Transnistrien, um hier der deutschen Wirtschaft ein freundliches Investitionsklima zu bereiten und den Menschenrechten auch in diesem Teil der Welt bla bla bla ...

Am ersten Abend schwitzen wir auf dem Unabhaengigkeitsplatz Maydan in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und beobachten die Szenerie. Bislang war ich der Ansicht, dass es bei uns im Westen alles zu kaufen gibt. Doch geirrt! Das, was hier einige maennliche Ukrainer an Klamotten auftragen, findet man nicht mal im schlechtestsortierten Kik. Und so gleichen sich die Gedanken der aufgedonnerten Wasserstoffblondinen mit ihren traurigen Gesichtern: "Da sind wir mal in Kiew und ich schmeisze mich, meine Naegel und meine Oberweite in Schale, und mein Mann hat wieder nur seine vollgepisste Trainingshose an."

Als Deutsche genieszen wir wie in Irland und Georgien auch in der Ukraine hoechstes Ansehen. In allen Faellen verdanken wir das Groefaz, dessen voellig misslungenes Erstlingswerk hier als Reclam-Ausgabe zur Pflichtlektuere der Untertertia gehoert. Damit prahlt zumindst ein 16-jaehriger Ukrainer, der vor uns mit "Sieg Heil" und erhobenem rechtem Arm salutiert und "Mein Kampf" in hoechsten Toenen lobt. Wir haben ihm auf den Weg gegeben, ein wirklich spannendes und historisch ebenso bedeutendes deutsches Werk zu lesen, naemlich die Biografie von Heiner Bremer mit demselben Titel.

Wir uebernachten im sowjetischen Prestigebunker "Hotel Ukraina" direkt am Platz der Unabhaengigkeit. Hat sich das Land zwar politisch losgeloest, so hat man sich aus der Sowjetzeit doch einige liebgewonnene Abhaengigkeiten bewahrt, durch niemanden ueberzeugender verkoerpert als durch unsere Schluesseldame auf Flur 12: Neben ihrem Telefon steht eine angebrochene Buddel Wodka und neben ihre Diensttoilette hat sie gespeit! Klar, dass wir umgehend an die Rezeption petzen gehen. Um so ueberraschter bin ich, dass sie keine sechs Stunden spaeter ohne Anzeichen von Nuechternheit voellig planlos durch mein Zimmer irrt, waehrend ich schlafe. Mit amtlich ermittelten 2,8 Promille war ihre Arbeitsfaehigkeit - wie mir spaeter die Hotelleitung schriftlich bestaetigt - nach ukrainischem Maszstab zu keinem Zeitpunkt eingeschraenkt.

So verwundert es nicht, dass der Hoehepunkt unserer Reise nur dank uneingeschraenkter Arbeitsfaehigkeit der verantwortlichen Kraefte ins Interesse der Weltoeffentlichkeit gerueckt ist. Wir besuchen das Anglerparadies Tschernobyl!

Pflichtgemaesz trete ich diesen Tagesausflug im PARTEIzwirn an, das ist der C&A-Anzug fuer 49 EUR, akzentuiert mit roter Krawatte. Im Winter leitet er die Kaelte unmittelbar an den Koerper weiter und im Sommer bewahrt er zuverlaessig vor Abkuehlung. Immerhin entspreche ich damit den Anforderungen der Reisefuehrung. Zwei Mitreisende mit Badeschlappen und kurzen Hosen werden umgehend zurueck ins Hotel geschickt, um sich dem Anlass entsprechend einzukleiden: lange Hose und festes Schuhwerk sind Pflicht! Ich mutmasze, dass wir dort einem hochrangigen, kontaminierten Helden der ersten Stunde begegnen werden.

An diesem Tag schraubt sich das Thermometer auf komfortable 42 Grad hoch. Und obwohl das Jacket meines PARTEIanzugs lediglich neben mir liegt, muss ich stuendlich den Schweisz aus den Stiefeln kippen. Immerhin bewahrt mich die Transpiration davor, vollends abzufackeln, denn der Flammpunkt meiner Synthetikhose liegt bei 45 Grad. Aber auch die Einheimischen leiden; der erste Sieger einer neuen olympischen Disziplin "Schwitzen" wird zweifellos ein Ukrainer sein, das Talent ist hier sehr verbreitet und wird von Generation zu Generation weitergetragen.

Wir naehern uns Tschernobyl und wundern uns ueber die vielen Menschen und neuen Haeuser, die wir innerhalb der aeuszeren Sperrzone im Umkreis von 20-10 KM rund um Reaktorblock 4 vorfinden. Laut Reisefuehrer handelt es sich aber nur um alte Menschen, die ohnehin nicht mehr zeugungsfaehig sind uns das auch per Eid bei der zustaendigen staatalichen Stelle bekundet haben.

Allerdings entsprechen sie nicht ganz unseren Vorstellungen, wie man sich als Bewohner einer kontaminierten Zone kleidet. Wir haben uns die Menschen in weiszen Schutzanzuegen vorgestellt, die in der linken Hand das Atemgeraet und in der rechten den Einkaufskorb mit ihren Einholungen schleppen. Immerhin tragen sie alle einen Pocket-Geigerzaehler um den Hals, um minuetlich den Becquerelzustand ihrer Atomhyhner und -kittelschuerzen abzurufen.

Bevor wir die Todeszone betreten, erhalten wir eine 15-minuetige Einweisung und Sicherheitsbelehrung in verschwitztem Englisch. Viel interessanter sind die Bilder an der Wand, die vom heroischen Kampf der Menschen gegen das Atom Zeugnis ablegen:
- Helden, die das Feuer des brennenden Meilers 4 loeschen;
- Helden, die aus dem Hubschrauber Fluessigbeton ablassen;
- Helden, die verstrahlte Truemmerteile im nahegelegenen Wald verbuddeln;
- Helden, die mit ihrem Schweisztuch Atome aus unschuldigem Haarwild tupfen.

Die Helden sind uebrigens tot, vermutlich sind sie alle erschwitzt.

Enttaeuschend: Innerhalb der Todeszone gibt es fuer Joerg und mich nichts Neues zu sehen. Von heute auf morgen verlassene sozialistische Musterstaedte mit einstmals 60.000 Einwohnern, ueppig ausgebaute aber vergammelnde Kulturzentren, verrottende Wohnblocks und gepluenderte Supermaerkte kennen wir aus Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zur Genuege. Pritzwalk, Prenzlau, Prypjat - diese Geisterstaedtepartnerschaft ist kein Zufall.

Die Nagasaki-gestaehlten Japaner, die zur Zeit hunderte Geraete, Fahrzeuge und 30 Hubschrauber vom Maschinenfriedhof reinigen und fuer die kommenden Generationen einlagern, kuenden von der Hoffnung auf bessere Zeiten. Das hat man hier der Zone voraus.
Auszerdem ist hier die Versorgung der Bevoelkerung und der angehenden Helden durch ein engmaschiges Kiosknetz gesichert: Als ausgewiesener Stadionwurstexperte ueberzeugt sich Joerg persoenlich von der Qualitaet der Todeszonenknacker und faellt ein rundum positives Urteil.

Wir naehern uns Block 4 und werden potenziert zum Geigerzaehler unseres ukrainischen Reiseleiters zunehmend nervoes. In 150 Meter Entfernung vom "Todesreaktor" ("BILD") klettert die Anzeige der Piepse auf 0,7, was im Vergleich zu den 0,04 von Joergs Atombruzzzler vergleichsweise furchterregend klingt. Allerdings weisz niemand, ob das Geraet die Atomtemperatur oder den Schweiszgehalt der Luft misst.

Auszer mir haben auch andere Touristen die Sicherheitsbelehrung ignoriert und setzen sich in Sichtweite des Unfallsmeilers auf den Asphalt! Das ist richtig dumm, denn ein radioaktiv verseuchter Arsch wird es niemals durchs Geigerportal beim Verlassen der Todeszone schaffen! So kommt es auch am Ende: Die beiden muessen ihre verschwitzen Hosen am Checkpoint abgeben und nackig zurueck nach Kiew fahren - untenrum.

Nach einem aufregenden Tag rund um Tschernbobyl kehren wir im nahe gelegenen "Traudl's Atomstueberl" ein und schuetteln im Takt des Geigerzaehlers das inzwischen gewachsene dritte Discobein. Spielerisch entledigen wir uns so den letzten Spuren der Kontamination: einfach mit festen Tritt auf den Boden stampfen! Das ist das verblueffend einfache Geheimrezept der Einheimischen.

Obwohl sich die Experten noch streiten, kann man wohl zusammenfassend sagen, dass der Tschernobyl-Unfall eher als Negativbeispiel fuer die friedliche Nutzung der Atomenergie herangezogen werden kann. Aber wir wollen die positive Seite des GAUs auf Wunsch unserer ukrainischen Begleiter nicht verheimlichen: Seit Herbst 1986 tummeln sich im Kuehlwassersee gigantische Karpfen von 6 Metern Laenge!


Am Zentralbahnhof Kiew kuemmern wir uns um die Weiterreise nach Moldau. An den 70 Schaltern lernen wir beim Fahrkartenkauf, bei dem selbst die Einheimischen vor der Buerokratie kapitulieren, unsere Grenzen kennen:

Schalter Nr. 41: Laut Reisefuehrer ist der auch fuer internationale Kunden zustaendig und englischsprachig: wir haben 30 Minuten angestanden und zuletzt direkt vor der Ausgabe verharrt, dann fing die 20-minuetige Kaffeepause an!
Also rueber zu Schalter 46, der uns von einem Einheimischen empfohlen wird; aber dort verweigert sich die Matruschka, da wir weder russisch noch ukrainisch sprechen!
Also rueber zu Schalter 47: Hier bitteschoen nur Inlandsfahrkarten.
Also rueber zu Schalter 8: Mit einer Mischung aus deutsch, russisch und englisch kaufen wir nach einer Stunde zwei Fahrkarten nach Chisinau!


Allzusehr betone ich die negativen Seiten der Ukraine. Tatsaechlich geht hier mehr als auf der Reeperbahn, u.a. im Hydropark. Der erinnert an die Jugendinsel in Irkutsk und glaenzt mit Fahrgeschaeften, Kneipen, Bars, Tanzlokalen und einem Badestrand am Ufer des Dnjeprs, wo sich vorzueglich bei 25 Grad (2:00 Uhr nachts!) der Schweisz vom Koerper baden laesst.

Wir lassen unsere internationale Erfahrung aufblitzen und bekunden Sympathie fuer die drei am Nachbartisch sitzenden, scharfkantigen Georgier: "Sakartvelo", "Gaumarjos", "Georgiern muss in die NATO und EU!" u.s.w. bruellen wir und lenken uns somit von der Malaise auf der Tanzflaeche ab, wo abstoszend mit anzusehen ist, wie schwitzende Ukrainer im Stroboskoplicht ihre Ganzkoerper-Jeansanzuege mit Bewegungen fuellen, wie man es sonst nur aus Deutschland von Auftritten des "Fernando Express" in der Stadthalle Gondelsheim kennt.

Leider hat der Abend im Hydropark ein enttaeuschendes Ende: Als Speerspitze deutscher Karaokekunst fragen wir nach "Heute schuette ich mich zu" von Karl Dall. Man hat es nicht im Repertoire und so fahren wir zurueck zum Hotel und bewundern die aufgepumpten Botoxnutten in der Lobby.


Die 14-stuendige Bahnfahrt von Kiew nach Chisinau steht an. Wir steigen morgens um 04:40 ein und freuen uns, dass wir das Abteil mit lediglich 2 schwitzenden Ukrainern teilen. Wir haben in den letzten Tagen einges dazugelernt und koennen sehr erfolgreich gegenanstinken.

Wir reisen ueber die abtruennige, Russland nahe stehende Republik Transnistrien nach Moldau ein. Zur Sowjetzeit gehoerte es zur Moldawischen SSR und nach dem Zerfall der SU hat man sich schnell vom rumaenisch gepraegten Moldau unabhaengig erklaert. Wie damals ueblich gab es 1992 einige Scharmuetzel mit einer Schweiszhand voll Toter und danach eine "Friedenstruppe", die bis heute hauptsaechlich von Russland gestellt wird. Der Status ist wackelig - siehe Suedossetien.

Die Ausreise aus der Ukraine ist kein Problem, aber bei der Einreise nach Transnistrien gibt es KEINE Einreiseformalitaeten. Auch an der Grenze von Transnistrien zu Moldau bekommen wir keine Stempel in den Pass. Wir legen noch eine Schweiszschippe drauf, denn nun befinden wir uns illegal im Land! Laut Lonely Planet droht Visapflichtigen ohne Einreiseerlaubnis Gefaegnis. Darum - so lesen wir spaeter 2 Seiten weiter - sollte man partout nicht ueber diesen Grenzuebergang nach Moldau einreisen.

Insgesamt ist die Buerokratie in der ehemaligen Moldawischen SSR sowjetisch gepraegt. Das macht die Sache einerseits extrem unberechenbar, auf der anderen Seite aber auch voellig berechenbar: Wenn man mit den Behoerdenvertretern in der Diskussion ueber fehlende Einreisestempel nicht weiterkommt, oeffnen 50 EUR in kleinen Scheinen Herzen und Tueren - und zwar sehr verlaesslich.

Aber wir wollen nicht unbedingt bei der Ausreise am Flughafen unter Zeitdruck die volle Wucht der Behoerdenwillkuer zu schmecken bekommen und konsultieren deswegen die deutsche Botschaft, deren Hilfe ich erstmals in Anspruch nehme. Wir schildern Herr Carsten mittels Gegensprechanlage unser Anliegen und warten drauszen auf seine Antwort.
Joerg und ich stehen also vor dem Tor und mutmaszen, warum einen die Karriere ausgerechnet in die deutsche Auslandsvertretung nach Moldau verschlagen hat. So laestern wir lautstark:
- Das ist strafversetztes, faules Gesindel, das hier lernt, wie man bei der Arbeit in Schweisz kommt.
- Diese Tagediebe lassen sich doch den ganzen Tag nur die Sonne auf den Arsch knallen.
- Die sind doch nur wegen der 5-Euro-Nutten hier
u.s.w

Wir haben einen ausgesprochen guten Lauf, als ploetzlich einen Meter neben uns ein verspiegeltes Fenster zugeschlagen wird; und wir dachten, Herr Carsten haette uns ueber die installierte Videokamera auf dem Schirm.

5 Minuten spaeter laesst er uns wissen, dass er die Behoerden am Flughafen angerufen hat. Niemand kann uns garantieren, dass wir problemlos ausreisen koennen und er empfiehlt uns daher, heute beim Informationsministerium vorstellig zu werden.
"Wenn am Freitag Dick und Doof bei Euch auftreten, lasst sie richtig zappeln!" wird er den Beamten am Flughafen wohl ebenfalls nahegelegt haben.

Von einem Ende der Stadt latschen wir also zum anderen Ende der Stadt. An Tuer 1 des Informationsministeriums schickt man uns weiter zu Tuer 2. Dort schneidet man von einer Papierrolle eine Adresse ab, drueckt sie uns in die Hand und zeichnet sie netterweise zwischen die Schweiszflecken auf unserem Stadtplan ein.

Von einem Ende der Stadt latschen wir also wieder zum anderen Ende der Stadt und biegen nach rechts in die Bucuresti-Strasze ab. Dummerweise merken wir erst einen Kilometer spaeter, dass sie das Kreuz an der falschen Stelle eingezeichnet hat und stellen parallel dazu fest, dass Hausnummern in Moldau mehrfach vergeben werden. Also wieder zurueck und
wir sind puenktlich vor Feierabend in der Registraturu und erhalten eine Aufenthaltsbestaetigung. Insgesamt sind zwei Stunden fuer eine ehemalige Sowjetrepublik ein wirklich guter Wert und fast schon EU-konform.

Wie ueblich haben wir uns in Chisinau ein Hotel mit sowjetischem Charme gegoennt. Dort ist es zwar immer etwas teurer als in den deutlich besseren Hotels, aber die unbezahlbaren Alltagskuriositaeten erlebt man eben nur dort. Dieses Mal werden wir beim Einchecken dazu aufgefordert, eine Versicherung abzuschlieszen.
Ich zoegere und frage: "Wofuer benoetige ich die?"
"Die brauchen sie nicht!"
"Nein nein, sie verstehen mich nicht. Was muss passieren, damit diese Versicherung greift?"
"Nichts, gar nichts!"
Ich unterschreibe mit gutem Gewissen.


Am Dienstagabend lernen wir ein schwaebisch/ruemaenisches-moldauisches Paar kennen. Der rumaenischstaemmige Kampfsportler Konstanin aus Stuttgart besucht gerade seine Freundin in Chisinau, die in der deutschen Botschaft arbeitet. Wir schildern unseren Plan, einen Tagestrip nach Transnistrien zu wagen. Oxana meint, wir sollten das besser sein lassen, weil wir uns nur Aerger einfangen und uns die deutsche Botschaft da nicht rausholen kann.

Schnick-schnack, am naesten Tag sitzen wir im Bus nach Tiraspol und haben uns lediglich dazu durchgerungen, die dicke Kamera, groeszere Bargeldbestaende und Kreditkarten im Hotel zu lassen. Und was soll ich sagen: Die korrupten, pseudolegalen Grenzsoldaten haben uns so richtig durchgenommen!

Los geht's bei der Einreise. Nachdem wir Panzersperren und Sicherheitsanlagen, wie ich sie bisher nur aus Berichten vom Gaza-Streifen kenne, passiert haben, werden wir als einzige Touristen aus dem Bus gebeten. Der Busfahrer meint, er wuerde hinter der Grenze auf uns warten.
Waehrend ich drauszen bleibe, wird Joerg in ein kleines Haeuschen geleitet. Und kommt erst nach 10 Minuten wieder raus. Er musste alle Taschen leeren und sein Schweizer Messer war das gefundene Fressen fuer den Grenzer:
"Knife not allowed. I have to make protocol. Or you give me small present."
Joerg schiebt ihm ein Brot rueber.
"No!"
Joerg nimmt die Schlagstoecke in der Zimmerecke wahr und schiebt ihm eine Schachtel Zigaretten rueber.
"No!" Er tippt auf das Portemonnaie.
Joerg drueckt ihm 5 EUR in die Hand, darf einpacken und kommt heile raus.

Weiter geht's zur Registratur. In einem stickigen, voellig ueberfuellten Container draengen sich zwei Dutzend Einreisewillige, und unser schwitzender Busfahrer hat sich bereits fuer uns in die Schlange gestellt.
Nach ca. 30 Minuten sind wir dran und schieben unsere ausgefuellten, schweisznassen Einreiseformulare rueber.
Und warten, ebenso wie unser Busfahrer.
Ja gibt's das?! Wir erhalten unsere Paesse zusammen mit der Einreisebestaetigung zurueck! Mann, war das einfach!

Der Busfahrer packt uns am Arm und zerrt uns ueber den staubigen Checkpoint, wo grade ein Russe seine komplette Karre auseinandernehmen muss. Aber es sieht gut aus, wir sind schnell und sehen unseren Bus in grade mal 30 Metern Entfernung parken, vollgestopft mit unseren schwitzenden moldauischen Mitfahrern.

"Moooment!" Ein Grenzer haelt uns doch noch auf und wir muessen ihn zu einem Wachhaeuschen begleiten. Und wieder Formulare ausfuellen. Sie wollen wissen, was wir in unseren Beuteln haben und verlangen eine genaue Auflistung unserer Geldbestaende und Wertsachen. Aber bitte im Stehen ausfuellen!
Wir fuellen aus und um die Sache zu beschleunigen, stecke ich einen Fuenfer direkt in den Reisepass. Diesmal guckt mich der Grenzer schief an und reicht mir den Schein zurueck, stempelt hier und dort und schickt uns dann zum Bus, der aber inzwischen ohne uns weitergefahren ist.

Das ist aber das geringste Problem, wir steigen einfach in den Naechsten ein, der uns in die Hauptstadt Tiraspol bringt. Dort laufen wir einmal den sowjetischen Prestigeboulevard dieses kommunistischen Landes entlang, schwitzen nach Leibeskraeften, machen konspirative Fotos und grosze Bogen um die ueppig postierte Sicherheit.

Am Nachmittag steigen wir in den Bus zurueck nach Chisinau und sind erleichtert, dass wir dieses Mal nicht die einzigen Touristen sind. An der Grenze besteigt ein junger Beamter den Bus, kontrolliert unsere Paesse und gibt sie uns umgehend zurueck. Laeuft ja wie geschmiert!

Und dann stellt sich der naechste Grenzbeamte neben mich und sieht mich aus kalten Augen von oben herab an. "Come with me!"
Als einziger muss ich wieder ein Formular ausfuellen und alle meine Gegenstaende und Barreserven auflisten. Unterdessen faehrt der Bus weiter, was den Grenzer aber so was von gar nicht interessiert.
Als Bargeld trage ich ein:
- 35 EUR
- 42 urkainische Griwna
- 600 moldauische Lei.
Er sieht sich meine Liste an und ich muss ihm ins Gebauede folgen; ich befuerchte wohl nicht zu Unrecht, dass ich etwas falsch gemacht habe.

Wir betreten den Pausenraum der Grenzer. Kalte, angeknabberte Pizza liegt auf dem Resopal und ich muss alle meine Habseligkeiten vor ihm auf dem gruenen Sofa ausbreiten.

"You have not declared the camera and the book!"
"Yes I have, see the list!"
" No you have not. I have to make protocol now. Camera and books stay here."
" When do you return it to me?"
" No return."
"What can I do?"
" You pay the camera. 50 Dollars."
Ich bin erleichtert, denn den Wert meiner Kamera, die ich vor 2 Monaten fuer 200 EUR gekauft habe, habe ich im Formular mit eben diesen 50 Dollar angegeben.
" See the list, I have no dollar, only Euro."
"Give me 40 Euro!"
" See the list, I only have 35."
" 40 Euro!"
"Not 40. 35."
Er nickt, ich gebe ihm das Geld und darf einpacken. Haette er in das Dokumentenfach meines Notizbuchs geschaut, dann waeren wohl insgesamt 110 Euro faellig geworden. Glueck gehabt.

Ansonsten flutsche ich im wahrsten Sinne des Wortes wie geschmiert durch die naechsten Wachposten, wahrscheinlich wissen die, dass ich blank bin. Joerg und die anderen hatten mehr Glueck: Weil das Schlagstockzimmer besetzt war, durften sie ohne Schikane passieren.

Ey, Transnistrien kann man sich echt sparen!

Morgen mittag fliegen wir nach Hause. Am Flughafen von Chisinau wird sich zeigen, ob sich der Besuch beim Informationsministerium gelohnt hat, oder doch noch ein bisschen Schmiere faellig wird. Ist dann aber auch egal, solange ich morgen Abend puenktlich zur Boxveranstaltung im Uebel und Gefaehrlich aufkreuze.

Wer einige Bilder sehen moechte, kann das auf Joergs Seite unter http://www.doelfer.blogspot.com tun. Dort gibt es auch ein schoenes Bild vom Wappentier Moldaus: dem Kaenguruh.

Bis bald zurueck in der Zivilisation!

Markus

Transnistrische Vampirzoellner, Wein und tschuess ...

Transnistrien wird im “Lonely Planet" als letztes
stalinistisches Regime in Europa beschrieben und
als ein post-sowjetisches Freilichtmuseum bezeichnet.
Mit dieser Einschaetzung irrt der erfahrene Reisefuehrer
gewaltig: Nur weil der Lenin Statue in der Hauptstadt
Tiraspol der nicht annerkannten und abtruennigen Republik
Transnistrien nicht der Kopf abgerissen wurde kann man
noch lange nicht von einem Freilichmuseum sprechen.
Vielleicht war keiner von den Autoren selber dort?

In Transnistrien hat sich ein korruptes Regime von
Verbrechern breit gemacht und verdient sein Geld mit
Waffenverkaeufen und anderen Gaunereien. Ein Schurkenstaat
par excelence. Von der KSZE geschaetzte 30 % der in
Osteuropa zur Zeit des kalten Krieges stationierten
konventionellen Munitionsvorraete sind in diesem
handtuchgrossen Streifen oestlich des Nistru Flusses
gestrandet und werden von dem Staat vertickt.

Eine andere Einahmequelle zur persoenlichen
Bereicherung der Zoellner sind auslaendische
Touristen. Diesen wird ungeniert das Geld
aus den Taschen gezogen. Das Muster dabei ist
immer gleich: Man weist auf eine entdeckte
eilig zusammenfantasierte Ungereimtheit hin
und fordert von dem Reisenden einen Betrag um
ueber diese hinwegzusehen. Die aufgebaute
Drohkulisse besteht in der Androhung des
Einbehaltens persoenlicher Wertsachen oder
dem Festhalten an der Grenze bis zur Klaerung
eines Sachverhalts. Es ist schwierig, sich
diesem Prozedere zu entziehen - auch einfach
auf dumm schalten bringt nichts.

Aus Reisegruppen werden bei Ein- und Ausreise einzelne Repraesentanten herausgepickt und diese werden dann von einem Zoellnern in einem Einzelzimmer (nicht vor den Augen der Kollegen) bestmoeglich ausgesaugt. Bei der Einreise erwischt es mich, der Zoellner kontrolliert meine Taschen und ist schlecht gespielt erbost, das ich Waffen mit mir fuehre. Er meint damit mein Schweizer Taschenmesser mit Nagelfeile und Papierschere. Streng startet er seinen Einschuechterungsversuch mit dem Hinweis, das er das nicht durchgehen lassen kann, dieses melden muss und daher ein Protokoll anfertigen wird. Ich zucke mit den Schultern. Mehrmals spricht er mich mit steigender Lautstaerke an, ich verstehe nur das Wort "Protokoll" mit dem er in seiner freien Hand wedelt. Freundlich nicke ich und bestaetige "Da, Protokoll".

Ob er keine Lust hat, sich damit zu befassen oder einfach nur intellektuell nicht dazu in der Lage ist, ein solches abzufassen (er sieht nicht wie der kluegste Mensch der Welt aus - und bekanntlich finden sich dumme Menschen in den Reihen von Behoerden und Armeen pudelwohl) weiss ich nicht. Er legt statt dessen das Protokoll aus der Hand und geht in die Offensive, in dem er von mir ein kleines Geschenk einfordert ("Now you must give me small present!"). Damit erwischt er mich auf kaltem Fuss, denn Geschenke aus der Heimat fuehre ich nicht mit mir. Sicherlich wuerde er sich ueber ein kleines Buddelschiff oder eine Kuckucksuhr freuen - ich habe aber einfach nichts dabei.

Ich greife also in den Beutel und reiche ihm einen frischen und wohlriechenden Brotlaib mit beiden Haenden. Er bleibt wahlerisch und lehnt das Geschenk ab, auch dazu gepackte Westzigaretten akzeptiert er nicht. Jetzt wirds eng, denn mehr habe ich nicht dabei (und meine Kamera habe ich zum Glueck im Hotel gelassen). Der Zoellner konkretisiert seinen Geschenkwunsch in dem er auf mein Portemonnaie zeigt. Schon mit 5 Euro gibt er sich zufrieden und ich brauche ihm das Geschenk auch nicht einzupacken. Eine echte Win-Win Situation – er hat sich in harter Waheung bereichert und ich habe vergleichsweise guenstig meinen Frieden.

Denn spaeter stellt sich bei der Ausreise heraus, das fuenf Euro echtes Schnaeppchen sind. Markus wird auf dem Rueckweg ausgewaehlt und unter Androhung der Einbehaltung seiner angeblich falsch deklarierten Kamera (eine solche sollte als Hochfrequenzgeraet eingetragen warden auch wenn das technisch Unsinn ist)
presst der Vampizoellner all seine mitgefuehrten 35,- Euros aus ihm heraus.

Die Einreiseprozedur nimmt insgesamt zwei Stunden Zeit in Anspruch. Zusaetzlich muessen wir in doppelter Ausfuehrung stehend unsere Barmittel ermitteln und diese in
Formulare eintragen. Mit aller Ruhe der Welt warden Registrierungen fuer ein Tagesvisum bearbeitet. Diese Dienstleistung ist immerhin fuer umsonst und kostet nur Zeit. Zeit welche unsere Mitreisenden in dem Bus nicht haben und deshalb gar nicht auf uns wartend direkt den Weg nach Tiraspol einschlagen haben. Von den 16 Fahrgaesten waren Markus und ich die einzigen, die sich dem oben beschriebenen Procedere unterziehen mussten.

Mit Stalinismus oder Kommunismus ist es in dem Land nicht weit her. Niemand steht auf oder singt die russische Nationalhymne mit als diese auf dem Grossbild-Fernseher bei der Uebertragung der Siegerehrung beim Ringen im Rahmen der Medaillienverleihung gespielt wird. Es gibt Coca Cola und alles andere westliche in den Laeden zu kaufen.

Der Cousin des Regierungschefs hat sich im Land mit einem eigenen kleinen aber feinen
national operierenden Multikonzern mit dem schoenen Namen “Sheriff” breit gemacht.
Neben dem Schriftzug prangt ein Sheriff-Stern, dieses Logo ist im Land auf Tankstellen, Supermaerkten und Spielcasionos zu sehen. Als grosser Fussballfreund sponsort er auch den oertlichen Fussballverein und hat diesem einen modernen repraesentativen Sportpark mit Stadion und Fuenf-Sterne Hotel spendiert. In dieser Anlage hat vorgestern auch die deutsche U21 Nationalelf gespielt, wenig erfolgreich wie ich gehoert habe. Im sportlichen Bereich laesst sich sein Investment am ehesten mit dem des Herrn Hopps bei dem neuen deutschen Traditionsclub TSG Hoffenheim vergleichen (wobei Herr Hopp sein Geld auf saubere Art und Weise verdient hat).

Nur Russland erkennt diese selbsternannte Witzrepublik an und hat dessen Einwohnern
Mit russischen Paessen ausgestattet. Lupenreine Demokraten vom Schlage eines Putin moegen die Moldauregion auch noch aus einem anderen Grund: Nationalstolz und Vorzeigeindustrie ist der Weinanbau fuer den es offensichtlich gar keiner Steilhaenge wie bei uns zu Hause an Rhein und Mosel bedarf (Warum wird dann eigentlich kein Wein in der Lueneburger Heide angebaut?).

Zu seinem 50. Geburtstag lud Herr Putin seine besten Freunde in die Weinanbauanlagen
bei Cricova, etwas 15 KM westlich von Moldaus Hauptstadt Cisinau gelegen. Falls sein Duzfreund Gerhard Schroeder bei der kleinen Feierstunde anwesend war so ist er wie wir heute durch ein unterirdisches 120 KM langes Tunnelsystem gerauscht. Etwa 80 KM
dieser kuehlen Anlage (alleine das ein Segen bei diesen Temperaturen!) werden als Lager- und Reifestaette fuer die besten Tropfen des Landes genutzt. Die Tunnel sind etwa vier Meter hoch, schachbrettartig angebracht und zweispurig. Mit allem was sonst eine ueberirdische Strasse zu bieten hat: Aus dem Wein-Genre entlehnte Strassennamen, Ampeln und Verkehrszeichen.

Verfuegt man ueber das noetige Kleingeld so kann man seine eigene Weinsammlung hier lagern und verwalten lassen . Einige Prominente und Reiche aus aller Welt nehmen diese Serviceleistung gerne in Anspruch. Ob der Wein gut ist kann ich fachmaennisch nicht beurteilen, aber schlecht schmecken tut er nicht.

Da heute der letzte Tag des Kurztripps ansteht gilt ab morgen der Inhalt eines grossen Plakats auf dem Weg von der Hauptstadt zum Flughafen: ”Cisinau says "Tschoe" with "oe", kiek mal wieder in .....” Falls wir rausgelassen werden sehen wir uns also bald wieder in Deutschland.


IMGP2462
Tragisches Schicksal: Viele und vor allem junge Frauen sind in Moldau mit einer Durchschnittsgroesse von 1.95 M Gefangene im Koerper einer Giraffe


IMGP2314
Kleidsame moldauische Nationaltracht, im taeglichen Leben dominieren aber eher Kleidungsunsitten wie bauchfreie Traegershirts, Jogginganzuege und Stoeckelschuhe


IMGP2432
Weinlager in Cricova: Sehr schmutzige Flaschen mit verpiltem Korken - alleine deshalb sehen die Flaschen schon enorm wertvoll aus


IMGP2442
Eines der vielen repraesentativen Raeume die man im Weinlager fuer private Vernstaltungen mieten kann


IMGP2429
Blick in das Weinlager in dem auch Otto Normalvebraucher seine Weinschaetze lagern lassen kann wenn er ueber das noetige Kleingeld verfuegt, die aelteste Flasche ist von 1901



IMGP2431
Nette Tradition: Bei der Geburt eines Kindes legt man eine Flasche Wein in sein Fach und koepft diese dann nach 18 Jahren aus Anlass einer Volljaehrigkeitsfeierlichkeit. Dieses Fach gehoert dem Chef des russischen Energiekonzerns Lukoil. Es muss ein sehr reicher und sehr potenter Mann sein.

19.8.08

Wasserstandsmeldungen aus Chisinau

Salut!

Heute haben wir die Zeit gefunden, die Stadt mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis: 80% der Geschaefte verticken Mobiltelefone (und 95 % der
Bevoelkerung hat staendig eines davon am Hals bzw. Kopf), 15 % der Laeden sind Wechselstuben oder Banken. Letzteres ist sehr sinnvoll, denn ein drittel des
Bruttosozialproduktes Moldaus werden im Ausland erwirtschaftet und in diese Land
transferiert.

Die Geldscheine sind klein und flauschig. Fuer 100 Euro kann man einen grossen
Batzen dieser Waehrung aus einem Automaten ziehen und im Portemonnaie mit sich herumtragen. Man fuehlt sich wie Kroesus mit soviel Barmitteln in der Tasche. Irgendwie wird dieser Batzen nicht kleiner, auch wenn man ihm staendig
Geldscheine entnimmt. Diesen Effekt kenne ich aus Laos, hier wie dort wird man sein Geld nicht los auch wenn man es darauf anlegt. Jemand, der sich mit Volkswirtschaft auskennt, sollte diesen Effekt mal genauer untersuchen.

So, jetzt wird geduscht und dann gehts direkt ins Nachtleben....

PS: Markus sitzt gerade neben mir und feilt an den letzten Formulierungen seines
Reiseberichts. Mehr dazu und seine Sicht an dieser Stelle. Da Bilder mehr als Worte sagen im Folgenden ein paar kommentierte Impressionen. Unkommentiertes Material findet sich wie gehabt auf meinem Flickr-Account.


IMGP1096

Aussensicht auf das Hotel "Turist"

IMGP1190
Geschmackvoll eingerichteter Etagenarbeitsplatz des Hotels Turist. Als Etagen-Podvornitsa gehoeren das Einsammeln von Schluesseln, Kreuzwortraetsel loesen, besoffen die Etagentoilette vollkotzen und einfach nicht da sein wenn ein Gast zurueck auf sein Zimmer will zum Taetigkeitsbereich. Die eher funktional eingerichtete Innenarchitektur unterstuetzt dabei.

IMGP2275
Unser Zimmer im Hotel Turist. Die Matratzen sind gut durchgelegen, die Tapeten abgeblaettert, das WC siffig und vom Teppichmuster bekommt man Kopfschmerzen wenn man laenger als eine Minute draufschaut - kurzum: ein Paradies zum Wohlfuehlen das wir gesucht und nun gefunden haben (die Betten sind bisher Wanzenfrei!)

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Der "Tanzende Derwisch" ist eine rasante Fahrattraktion im erst kuerzlich eroeffneten Vergnuegungspark "Euro-Disney Black Sea" nur wenige Meter vor Chisinau. Weitere Fahrgeschaefte befinden sich derzeit im Aufbau und werden sicherlich nicht minder attraktiv ausfallen.

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Erfrischung an einem langen Urlaubstag, Bier muss man hier explizit mit Kohlensaeure ("con gas" wie der Moldauer sagt) bestellend, sonst faellt das Getraenk weniger prickelnd aber immer noch kuehl und erfrischend aus

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Echte erfolgreiche Friedensarbeit eint Generationen und Gottes Geschoepfe. Der Militaer links im Bild scheint die Angst zu hegen, das die graue Friedenstaube ihn auf seinen Ausgehanzug kackt. Der Apperaktschik zu seiner Linken teilt diese Aengste nicht und geht wesentlich verspielter und unverkrampfter mit Kind und Taube um. Die Botschaft des Bildes ist klar und bedarf keiner weiteren Kommentare.

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Grelle Farbtoene sind der Renner der Sommerbekleidung diese Saison. Neben Gruen und Gelb dominiert der Farbton Rot. Das Handy als treuer Begleiter spendet Trost und Schatten.

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Das Kaenguruh ist das Nationaltier der Moldauer und ihr ganzer Stolz. Schliesslich waren es moldauische Auswanderer die dieses einheimische Geschoepf nach Australien exportierten. In den Parks und im Nationalpark vor den Toren der Stadt laeuft es ungestoert herum und laesst sich fotografieren und streicheln. Die lokale Population hat mit 267 Tieren pro Quadratkilomter derzeit aber einen derart hohen Stand erreicht das ueber eine Freigabe der Abschussquoten im Parlament heiss diskutiert wird.

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Irina Popocesku, die Mitarbeiterin des Monats in der Toilette des lokalen Einkaufsparadieses, schmueckt das Schild das zu ihrem Arbeitsplatz weist. Herzlichen Glueckwunsch und viel Glueck bei der naechsten Wahl, Irina!

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Die Arme von "Sneefl" dem Gluecksschaf sehen irgendwie, naja, phallisch aus. Vielleicht ruehrt daher der etwas grenzdebil entrueckte Gesichtsausdruck? Was meint ihr?

18.8.08

Moldawien: Raus aus der Schwitzhoelle mit dem Saunaexpress

Salut, Freunde!

Auf dem Weg in Richtung schwarzes Meer haben wir die unmenschliche Schwitzhoelle von Kiev hinter uns gelassen und sind per Nachtzug nach Moldawien aufgebrochen. Klimatisch ist diese taktische Massnahme bisher ein voller Erfolg: Hier gibt es natuerlichen Wind der von selber blaest und nicht aus Ventilatoren kommt. Den einsetzenden Regen am Bahnhof begruessen wir euphorisch, vor allem weil wir nach 38 Stunden auf den Beinen und ohne Waschung doch etwas sehr schweissverklebt Fuss auf moldawischen Boden setzten. Da kommt eine kuehle erfrischende Gratisdusche gerade Recht.

Moldawien wirkt auf den ersten Blick sehr entspannt. Es gibt Restaurants und Kneipen (beides muss man in Kiew leider mit der Lupe suchen) in ausreichender Anzahl. Die Menschen strahlen eine suedlaendische Gelassenheit aus und verbringen ihre Zeit gerne draussen in biergartenaehnlichen Etablissements. Vor allem junge Menschen scheinen hier haeufiger als in der Ukraine ueblich des Englischen maechtig zu sein.

Sehr entspannt sind auch die Grenzkontrollen. Rein rechtlich sind wir irgendwie halblegal hier. Ein Grenzbeamter fragte im Zug, ob wir Touristen seien und wieviel Bargeld wir mit uns rumschleppen. Dann rannte er ploetzlich weg (dabei freundlich grinsend), unsere Paesse keines Blickes wuerdigend und ohne diese durch einen begehrten Einreisestempel aufzuwerten. Laut Rezeptionistin im "Turist" 2-Sterne Hotel am Komsomlskaya Platz ist das aber auch kein Problem, denn wir koennen mit dem Ausreisestempel aus der Ukraine ja nachweisen, das wir per Zug in die nicht annerkannte Republik Transnistrien und spaeter nach Moldawien eingereist sind. Ich vertraue den Profis und lasse mich einfach mal ueberraschen, ob diese Sache am Freitag bei der Ausreise genauso entspannt gehandhabt wird.

Uebermorgen werden wir Europas Antwort auf Nordkorea, die abtruennige stalinistisch gepraegte abtruenninge Republik Transnistrien aufsuchen und dort nach dem Rechten schauen. In der Umgebung gibt es hier in Moldawien eine Menge Weinkeller, vielleicht aendere ich meinen Getraenkegeschmack nach Besuch dieser?

Da seit dem letzten Bericht nicht viel passiert ist anbei ein paar kommentierte Bilder:

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Kwas-Gulaschkanone in Kiew, das malzbieraehnliche alkoholfreie Getraenk ist eine willkommene osteuropaeische Spezialitaet mit der sich einfacher den tropischen Temperaturen trotzen laesst


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Jugendliche Mitglieder des "Teleskopski Club Kiev" beim Nacktbadegaestespannen am anderen Dnepjr Ufer in Kiew, je nach Verhandlungsgeschick ist auch fuer Touristen eine Ueberlassung dieser Geraete fuer wenig Geld moeglich


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Quizfrage fuer die Tagesschau-Redaktion oder den Einbuergerungstest: Welche der im Bild dargestellten Fahnen ist die offizielle Fahne der Bundesrepublik Deutschland (Mehrfachnennung moeglich)?


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Wachhund des Ordnungsdienstes beim Spiel Dynamo Kiew - Metallurg Saporoschje, seine Haltung spiegelt gleichzeitig die abendlichen Temperaturbedingungen und den unpraetentioesen (sprich eher langweiligen) Spielverlauf, in dem sich der Favorit Kiev erwartungsgemaess 2:0 durchsetzen konnte, wieder


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Ukrainische Bahnmitarbeiterin in der Naehe der moldawischen Grenze


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Zugreisen im ehemaligen UDSSR-Bereich 1: Bei Stops koennen Fahrgaeste lokale Lebensmittel, Waffen, Kinderspielzeug oder anderes fuer die Weiterfahrt dringend benoetigtes Material direkt am Bahngleis von fliegenden Haendlern kaufen


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Zugreisen im ehemaligen UDSSR-Bereich 2: Beine verteten der Beine auf dem Bahngleis anlaesslich eines Stops wird die gewaehlte Reisekleidung (Kittel, Bademaentel und Trainingsanzuege bevorzugt) praktischer Weise gleich anbehalten

17.8.08

Die Schwitzhoelle von Kiev und das Atom

Es faengt mit tierischem Gestank nach Schweiss im Flieger nach Riga an. Die Temperaturen in Hamburg sind ja eher gemaessigt, Osteuropa hingegen gleicht temperaturtechnisch einem Treibhaus. Ein ganzer Flieger voller stinkender und schwitzender Passagiere, Luft die man schneiden und in Tueten abfuellen kann wenn man wollte.

Viele Ukrainer begeben sich dieser Tage zur Sommerfrische nach Odessa oder auf die Krim. Die Stadt glueht. Standesgemaess sind wir am ersten Hotel am Platz abgestiegen: Das gute alte Hotel Ukraina direkt am Maidan Platz, zentraler geht nicht. Das Zimmer ist preiswert und unrenoviert, es verstroemt fleissig die Aura vergangener glorreicherer Sowjetzeiten. Bei den Temperaturen eine Meisterleistung: Zu jeder Tageszeit weist das Thermometer eine Raumtemepratur von konstant 29 Grad Celsius aus. Und das ohne Heizung oder Klimaanlage oder irgend welcher anderer erkennbarer technischer Hilfen.

Auch die Etagen-Podvornitsa erfuellt alle Klischees die man bezueglich russischer Verhaltensstrukturen hegen mag. Als Markus und ich auf unser Zimmer wollen ist sie erst einmal nicht da. Auf der Suche nach dem Schluessel zu unserem Zimmer ueben wir uns zunaechst in Geduld, der 1A-Ausblick vom Balkon ueber Kievs Nachtleben hilft dabei. Doch die Hotelfachkraft bleibt weiter verschwunden. Wir finden nur eine halbleere Flasche Wodka an ihrem Arbeitslatz und etwas Schokolade. Neben dem Buegelzimmer entdecke ich Kotze auf dem Boden der Toilette. Abgesehen von diesen Zeichen moderner Zivilisation bleibt sie aber verschwunden. Wir verschaffen uns kurzer Hand anderweitig Zutritt zu unseren Raeumlichkeiten und treffen sie eine Stunde spaeter beim Verlassen des Hotels doch an: Stramm wie zehn nackte Russen kommt sie um die Ecke gebogen und kann nicht mehr gerade gehen, geschweige denn sprechen. Wir helfen ihr auf ihren Stuhl damit sie weiter ihrer Arbeit nachgehen kann und geben ausnahmseise den Schluessel an der Hauptrezeption ab. Dort weist Markus diskret auf den Gesundheitszustand der Mitarbeiterin hin ("She is totally drunken") und wir treffen sie erst heute morgen bei der Abreise wieder. Direkt spricht sie uns auf Trinkgeld an das wir ihr aber nicht geben.

Ansonsten sind die Ukrainer sehr nett, insbesondere die juengeren koennen haufig ein paar Brocken Englisch. Auch ein paar wichtige Brocken in deutscher Sprache ("Sieg Heil" oder "Hitler kaputt") gehoert zum Standardwortschatz und wird verstanden und angewendet.

Der Ausflug nach Tschernobyl war interessant und wie erwartet lehrreich. In Tschernobyl kann man shoppen (Becks Bier und Wurst zum Beispiel) und dort gibt es eine mit 300 Mann besetzte Feuerwehrwache. Das Atomdorf in der Naehe des Reaktors ist verlassen und wir sind direkt bis zum hochgegangenen Meiler gekommen. Ueberall sind Skulpturen, welche haeufig den siegreichen Kampf des Menschen mit dem Atom zum Inhalt haben. Wir lernen, wie man sich den Atom durch festes Aufstampfen aus den Kleidern schuetteln kann. Der Geigerzeahler der offiziellen Zonenverwalter ist anscheinend etwas anders geeicht als der eines amerikanischen Mitreisenden. Waehrend die US Technik kraeftig piepend hektisch Alarm schlaegt uebt sich das ukrainische Pendant in stoischer Gelassenheit und bleibt ruhig wie eine geknebelter Wellensittich. Beim Ausgang aus der Sperrzone gilt es noch eine Atompruefschleuse zu meistern. Im Zweifelsfall muss man so lange dort bleiben, bis man wieder sauber ist und nicht mehr als normal strahlt. Atome kann man sich uebrigens auch auswaschen wie Schuppen aus den Haaren. Hier in der Ukraine lerne ich an einem Tag so viel mehr als in drei Jahren Physik in der Oberstufe!

Am Abend treffen wir noch ein paar Georgier in einer Biergartentanzbar, schoen gelegen auf einer Flussinsel im Dnjepr. Hier kann Markus sein ganzes Wissen einbringen: Markus beginnt mit der Ansprache in Georgisch, wie prosten auf georgisch zu und zaehlen der Reihe nach bekannte georgische Fussballspieler aus der Bundesliga auf (einfach irgendwas sagen das auf -willi oder -nadse endet). Als wir noch beim Flicken der Fahne praktisch helfen und vehement den EU-Beitritt und NATO Mitgliedschaft einfordern und in Aussicht stellen gibt es kein Halten mehr und einige Freigetranke gehen auf ihre spendable Kappe. Voelkerverstaendigung und Diplomatie koennen sehr einfach sein wenn man es richtig macht.

Heute steht ein langer Tag auf dem Zettel: Fussballspiel um 20:30 Uhr (Dynamo Kiev - Metallurg Irgendwas, Zug nach Chisnau um 4:30 Ortszeit. Mehr dann von dort.

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Goldelse von Kiew ueber dem Maidan Platz, Ausblick vom Hotel

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Maidan Platz in Kiew

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Wirk- und kleidsamer Schutz vor Sonnen und anderer Strahlung

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Atomschleuse beim verlassen der verbotenen Zone - nur wer ohne Atom und unverstrahlt ist kommt hier durch und muss sonst dort bleiben

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Verlassenes Kinderspielzeug

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Propagandaplakate die Unfallbedingt nicht mehr zum Einsatz kamen

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Holzrakete neben dem (verlassenen) Brettergymnasium "Clara Zetkin"

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Wetter und Strahlung im gruenen Bereich vor dem explodierten Reaktor

7.8.08

Rausgehen, Warm machen, Weg hauen ...

Am Ende mit Gastauftritt von ...