18.11.05

Weltherrschaft

Meine Pläne zur Erlangung der absoluten Weltherrschaft sind ab sofort abgeschlossen. Einzig bei der Umsetzung hapert es noch ein wenig. Trotzdem sei ein kleiner Ausblick erlaubt...

15.11.05

Daheim

Das erste Wochenende in der Heimat. Easy going und Eierschaukeln.
Am Sonntag raus zu den Amateuren. Hentzler ist jetzt bei Holstein
Kiel II Torwart. Was für eine Karriere. Er zeigt was er kann und
sichert seiner Mannschaft einen verdienten Punktgewinn. So klappt
es mit dem Aufstieg wieder nicht - nächste Saison spielt Pauli
zweite Liga und viertklassig in der Oberliga. Ist aber auch egal.

Kieler Störche heben ab - und gewinnen am Ende verdient mit 4:2 (leider)

Bevors Dunkel wird nochmal zum Hafen runter. Sonne geht
gerade unter, auf den Landungsbrücken herrscht ein
Gedränge, welches selbst Hong Kong zur Ehre gereichen
würde. Heute und morgen letzter Tag - schätzungsweise
die Hälfte der in Hamburg lebenden Menschen nehmen die
Chance war, die Queen Mary II im Trockendock zu
beobachten und ein paar Werftabeitern von der anderen
Seite der Elbe aus beim majucken über die Schulter zu
gucken.

Scheckheftgepflegt: Die Queen Mary II bei der planmäßigen 1.000 Seemeilen Inspektion im Hamburger Hafen

Abendrot im Hamburger Hafen

7.11.05

Becoming German

Ich bin wieder zu Hause. Welch ein Empfang: Goldenes Herbstwetter und keine drei Stunden nach Ankunft aus Hong Kong / London am Hamburger Flughafen gab es schon das erste Tor fuer den FC beim 3:0 Heimsieg gegen RW Essen zu bejubeln. Schön.

Diesen Link habe ich aus Neuseeland mitgebracht. Eine neuseeländische Künstlerin hat die Seite Becoming German erstellt. Zwar kann man deutsch lernen, Erinnerungen an eine Kindheit in Deutschland hat man damit nicht automatisch.

Bei Gesprächen mit Deutschen über gemeinsame Kindheitserinnerungen steht man so schnell im Abseits: Woher soll man auch Fernsehserien wie Silas oder Trio mit vier Fäusten kennen? Die gibts im Ausland (meistens) nicht. Diese Birographielücken kann man nun auf dieser Seite füllen und sich eine persönliche Kindheitsvergangenheit vom Rechner schnitzen lassen. Viel Spaß!

3.11.05

Hong Kong: Auf dem Weg nach Hause

Zum letzten Mal: Nachrichten aus Mittelerde

Die Reise von Christchurch nach Hong Kong
verlaeuft gnaediger Weise ohne nennenswerte
Zwischenfaelle. Auf dem Weg nach Auckland
legt der Pilot auf unseren Wunsch noch einmal
einen Tiefflug ueber den Marlborough Sound
ein - und der ist von oben betrachtet noch
einmal um Klassen eindrucksvoller als vom
Boden aus betrachtet. Eine nette Geste
zum Abschied.

Den Flug verkuerze ich mir mit Spielfilmen,
Musik hoeren und lesen neuseelaendischer
Tagespresse. Hier fuer die daheim gebliebenen
die neuesten Informationen aus Neuseeland:


  • Hansa Rostock hat einen jungen neuseelaendischen
    Spieler fuer die naechste Saison verpflichtet.
    Im Falle eines Rostocker Aufstiegs ist das dann
    der zweite Kiwi (nach Wynton Rufer seinerzeit bei
    Werder Bremen) welcher in Deutschlands hoechster
    Spielklasse kickt


  • Eine beruehmte japanische Aktionskuenstlerin ist
    in Christchurch bei einer Performance von einem
    Balken gefallen. Auf diesen hatte sie sich gesetzt
    und solange aus 96 bereitgestellten Buechsen Bier
    getrunken bis sie betrunken vom Holzbalken fiel.

    Ziel dieser Aktion war es nicht, alle 96 Bier zu
    leeren (nein, Pansen, DU schaffst das auch nicht!),
    sondern den Zuschauern die Verfuegbarkeit von
    Produkten aus industrieller Massenproduktion zu
    verdeutlichen. Das Video der Veranstaltung hat
    den neuseelaendischen Steuerzahler umgerechnet
    10.000 Euro gekostet. Der Autor des Artikels haelt
    das fuer zuviel Geld, denn schliesslich wuerde sich
    ja nur jemand betrinken - und das koenne man billiger
    haben.




Hong Kong

Was mir letztes Jahr nicht aufgefallen ist: Hong Kong
stinkt erbaermlich. Irgendwie faulig, besonders in der
Naehe des Wassers. Vielleicht ists mir damals nicht
aufgefallen, weil ich aus China kam und entsprechende
Gerueche aus dortigen Grossstaedten und Strassenkuechen
schon zu gewohnt war. Dieses Mal komme ich jedoch direkt
von Neuseelands sauberer Suedinsel - und es faellt mir
auf....

Strassenmetzger

In China werden nicht nur Hunde und Affen, sondern auch Schweinskoepfe fachgerecht zubereitet

Lecker Goldbroiler

Typischer Strassenhandel

Auf dem Rueckweg nach Hamburg machen wir hier
nur einen drei Tage kurzen Zwischenstopp. Nach
notwendiger Besichtigung der wichtigsten Attraktion
haben wir heute versucht, dem Gestank zu entfliehen
und haben uns auf einer der tausend Inseln in dieser
Bucht bringen lassen.

Mit Erfolg, nach verlassen der Faehre ist der
hochhausverseuchte Grossstadtdschungelmoloch
in scheinbar weiter Ferne. Und mit ihm der Geruch.
Die Menschen auf dieser Insel verstehen auf einmal
kein Englisch mehr. Die Ortschaften wirken sehr
chinesisch, weniger europaeisch als Hong Kong,
und die Bewohner der Insel tragen keinen so
ausdruckslosen "Lass mich in Ruhe"-Gesichtsausdruck
zur Schau.

Hauptattraktion auf Lan Tau, so heisst die Insel,
ist die mit 22m groesste Buddha Statue der Welt.
Das ist die vierte weltgroesste Buddha-Bronze, die
ich besichtige: In Ulan Bator steht auch noch eine,
ausserdem zwei andere weltgroesste in China. Auch
wenn sie satte 4,57m kleiner als das Hermansdenkmal
zu Detmold ist, ist die Statue einen Besuch Wert.

Buddha ist nach seinem Ableben uebrigens in exakt
28000 Einzelteile zerlegt worden. Diese Reliquien
sind dann in alle an Buddha interessierten Laender
exportiert worden. Dreh und Angelpunkt dieser Kultstaette
ist einer von Buddhas Zaehnen, welcher sich irgendwo
in dem 22m grossen Bronzekoerper verstecken muss.

Neben der Buddha-Statue, vertraeumten Fischerdoerfern
und diversen Klostern gibt es auch noch den "Weg der
Weisheit". Er ist komplett aus Beton und ich beschreite
ihn in freudiger Erwartung. Leider ist die Weisheit
am Ende des Wegs in chinesischen Schriftzeichen formuliert.
Eine Uebersetzung fehlt, und so muss ich wohl dumm sterben.
Eigentlich Schade.

Beim Schneider von Hong Kong

Hier endet also nun der Urlaub. Morgen gehts zur Anprobe
von ein paar Anzuegen, die ich mir habe schneidern lassen.
Und dann Abends in den Flieger, denn schon am Samstag
nachmittag muss ich wieder in Hamburg sein: Pauli spielt
gegen Rot Weiss Essen - welch schoeneren Grund gibt es,
nach Hause zu kommen?

Da sich hier in Hong Kong sonst nicht gross viel getan
hat, seitdem ich das letzte Mal vor einem Jahr hier war,
verweise ich den interessierten Leser einfach faul
auf die jetzt

ein Jahr alten Reiseberichte zu diesem Thema
.
und beende die Reiseberichterstattung mit ein
paar aktuelleren Bildern zu diesem Thema.

Tschuess!

Beliebtes Motiv: Skyline von Hong Kong 1

Beliebtes Motiv: Skyline von Hong Kong 2

Traditionelles Fortbewegungsmittel

2.11.05

Sven Clemann aus Neuseeland: Alles nach Kaikoura


Wir sind erfolgreich und wohl behalten in Hong Kong
gelandet. Hier gibts noch nicht viel zu erzaehlen
- und vor allem noch keine Bilder zu zeigen.

Zur Ueberbrueckung der Wartezeit des letzten
Berichts hier die gesammelten Reiseberichte
von Sven aus den letzten zwei Wochen, welche ich
bisher aus reiner Faulheit noch nicht hier
veroeffentlicht hatte. Wie immer ungekuerzt und
unzensiert.





23.10.2005: In Neuseeland gibt's ganz grosse....

Aale und die nennt man hier Wale (hoe, hoe...hm, vielleicht hatte ich mich doch mal lieber beim
Rindfleischverzehr zurueckgehalten....*zuck, zuck* naja, egal....).....ja, mal'nen Wale jagen und
anschliessend ein paar Delfine mit Treibnetzen fangen, das war der Plan als wir nach Kaikura
kamen.....fuer's Netz war leider kein Platz mehr im Handgepaeck, bei der Entscheidung zwischen Netz und Beck's gewann Herr Beck's (konnte ja schliesslich keiner ahnen, dass es das auch hier
gibt....fuer's Netz war so leider kein Platz mehr im Handgepaeck, wohl aber fuer die Harpune
welche ich mit viel Geschick und Kuehnheit in den Flieger geschmuggelt hatte (wie, verrat' ich
aus Ruecksichtsnahme auf die zarteren Gemueter einem Teil der Leserschaft....)....

....so standen wir nun Erwartungschwanger an der Pier. Dummerweise wurde mir die Harpune
aber dann doch tatsaechlich noch vor dem Betreten des Katamarans abgenommen.
Was fuer eine Schmach! Da halfen auch keine Verweise auf meine japanischen Vorfahren oder
auf die Ausuebung der Religionsfreiheit....Zu allem Ueberfluss hatte sich auch noch die See
gegen uns verschworen und hielt sich mit dem Wellengang spuerbar zurueck, so dass man noch
nicht mal schoene Erinnerungsphotos von kleinen sich uebergebenen Asiaten machen konnte...
.....so blieb' uns also nur das Angucken von so'n paar Walen, Delfinen und allerlei
Wasserfedervieh uebrig....

.....was fuer ein Desaster....so musste am Abend der Alkohol zur Besaenftigung meines Gemuets
herhalten....warum es jetzt aber "Toss the boss' nur von 18h-20h gibt kann ich beim besten Willen nicht nachvoll ziehen, da is' doch keiner dort, wie bloed ist das denn bitte schoen....
.....so, wollte ich mich dieser Frage dann mit der ihr gebuehrigen Aufmerksamkeit auf der Fahrt
nach Christchurch widmen....es kam anders.
.....freundlicherweise war unserer Busfahrer so nett uns mit den neuesten Trends bezueglich
Neuseelaendischen Folk bekannt zumachen. Man koennte jetzt an dieser Stelle auf die Idee kommen, das dies ja ganz nett ist.....ist es aber keinesfalls, wenn sich selbiges nach
einem Richard Cleydermann meets Jean-Michel Jarre auf Acid anhoert.....
So blieb' letzendlich nur die Entscheidung zwischen Hoer- oder Musikschaden. In einem
Moment geistiger Umnachtung entschied ich mich gegen den Hoerschaden.....

So nahm mich mittlerweile mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht der graue Himmel von Christchurch in Empfang....aber natuerlich nicht ohne das uns der Herr Busfahrer nach dem Ausklingen der Musik noch auf den neuesten Stand bezueglich seiner der Aktivitaeten seiner fuenf Kinder brachte....).
Der Himmel wollte auch am naechsten Tag nicht entschwinden (im Gegensatz zu
dem Grinsen.....vielleicht hatte ich doch noch eine CD beim Fahrer kaeufllich erwerben
sollen....naja, egal beim naechten Mal halt.....vielleicht....)....

.....so kamen wir dann doch noch in den Genuss mal einen Blick in Harry Potters Schule zu
werfen.....schade eigentlich das der Herr Fuehrer nie so wirklich auf meine Frage nach
dem Verbleib von 'Dobby' einging, so mussten wir uns damit begnuegen, den 650 Schuelern
bei ihren choralen Erguessen in der Chapel zu lauschen und uns an den anderen Bereichen
der 150 Jahre alten Mauern zu ergoetzen.....

Ja, Party musste her (wir haben hier schliesslich einen Job zu erledigen). Was konnte sich da
besser eignen als die Studentenhochburg Dunedin......da muesste eigentlich was gehen....es
ging garnix....das Aufregenste war dabei eine ausgiebige Besichtung der Speights-Brauerei mit
anschliessender Qualitetskontrolle der dort hergestellten Produkte...merkwuerdigerweise sah'
unser Herr Braumeister genauso aus wie die meisten Wachsfiguren und der Firmengruender....
(.....nach den Teils heftigen Raktionen bezueglich meiner Theorien ueber Angelsaechsischer Inzucht denen ich mich hier ausgestzt sah' halte ich mich an diesem Punkte lieber zurueck....)

.....und weil die Reise ja bisher so arm an Unterhaltung und Aktivitaeten war, sahen wir uns gezwungen dies schleunigst zu aenderen.....KIWI-Experience musste her!! (Vielleicht sind dem Einerm oder anderen Neuseelandbesucher schon mal die gruenen Busse mit den lustigen Gesellen aufgefallen)....okay, dass das alles aehnlich wir eine Bustour mit Rainbow nach Paris werden wuerde konnte ja nun wirklich niemand vorhersehen....
....erste Zweifel keimten in mir, als ich gerade unserem Fahrer wegen einem augernscheinlichen
Eppilepsieanfall waehrend der Fahrt zur Hilfe eilen wollte.....is'ja nicht ungefaehrlich sowas (vor
allem fuer uns).....als sich selbiger aber einfach als krasse HipHop-Moves herausstellte haette schon irgendwie peinlich fuer mich enden koennen.....naja, aber wenigstens das
Unterhaltungsprogramm war ausgesprochen exquisit.....so ging es begleitet von Little Jimmy-
Witzen, gemeinsamen Gesangsaktivitaeten und neuartigem Liedgut (Walisischer HipHop scheint sehr angesagt zu sein.....ganz weit vorne dabei "Your mother has a penis) durch die Catlins...
(selbstverstaendlich durfte auch jeder seine eigenen CD's einwerfen.....irgendwie schade, dass
ich gerade nix von KieW, Feindflug, Suicide Commando oder NIN zur Hand hatte - waere
bestimmt lustig geworden)
....zu schade eigentlich, dass man zwischendurch immer raus musste um sich Seeloewen, Pinguine und so'n Naturkramm anzugucken.....
....Leider trennten sich unsere Wege nach nur zwei Tagen in Te Anau und man musste schweren Herzens unter Traenen Adieu sagen....

....tja und eigentlich riechts das hier gerade verfuehrerisch nach Bratkartoffeln und daher
erzaehl' in dann spaeter warum man so'n 4 Tages-Track in den Fjordlands auch mal an'nem
Vormittag machen kann und wie ich in Zukunft meine Elektrizitaetskosten dramatisch senken werde....oder auch nicht....



28.10.2005: In Neuseeland gibt es ganz grosse ...
Teiche, von denen dann auch ganz tolle Tracks in die Berge abgehen und da kann man dann ja mal
drauflaufen auf so'nen Berg halt.....Ist bestimmt schoen und haelt fit.....
So ergab' es sich dann, dass wir dann kaum in den Fjordlands in TeAnau angekommen uns entschlossen einen Teil des KeplerTracks zu laufen....mal so bis zur ersten Huette is' ja nicht weit,
dafuer aber schick hoch.

Also frisch die Wanderschuehchen geschnuert und los gings, einmal um den See in milder Fruehlings-
luft, gut gelaunt ein froehliches Liedchen auf den Lippen pfeifend.
Sehr idylisch alles, bis wir an dem Fusse des Berges gelangten, als uns schon von weiten nicht mehr
ganz so idylische Naturklaenge in Empfang nahmen. Hm, okay war ja LabourWeekend und da
machens sich die Neuseelaender wohl auch gerne mal am Baggersee (oder wahlweise auch an einen riesigen Gebirgsee) gemuetlich um mal mit ihren lustigen Jetskies, Motorbooten und aehnlichen
Geraetschaften (Hauptsache Laut....) ein wenig die Seele und andere Koerperteile baumeln zu lassen.....
....so gestaltete sich die erste Stunde des Aufstiegs im Farnenwald begleitet von sanften pfeifen der
Motoren doch ein wenig anders als geplant dar. Mit zunehemender Hoehe loeste aber langsam das
Vogelgezwitscher den Laerm der Zivilisation ab und nur die Vegetation wollte sich nicht so recht
aendern: Farne, Farne und nochmals Farne.
Was Anfangs noch ganz interessant war, wich doch langsam einer gewissen Vegetationsmonotonie
das haette man aber auch schoener gestalten koennen - da muesste mal einer in die gelben Seiten
schauen und 'nen Landschaftsarchitekten bestellen.....

....waehrend der zwei Stunden permanenten Aufstieg wurden wir dann auch mal gerne von Joggern in Beide Richtungen leichtfuessig ueberholt - ja das motiviert, das ist schoen.....
....aber als waeren die Wuensche doch noch erhoert worden nahm die Farndichte deutlich ab und
zutage trat ein geradezu magisches, verwuenschenes Stueckchen Wald mit silberfarbenden und
Moosbewachsen Bauemen....nicht schlecht, war hier etwa dochmal einer der sich auskennt schon vor uns am Werk gewesen?
Dies konnte nur noch die Erstuermung des Gipfels getoppt werden, ja so muss sich der Messner
Reinhard fuehlen (okay, wir waren vielleicht nicht ganz so hoch und hatten'nen Weg, aber sonst.....).
Schade eigentlich, dass ich wie sooft kein Kreuz zur passenden Zeit dabei hatte (sowat wie
Gipfelkreuze kennen die Jungs hier anscheinend nich') damit haette man auf einen Schlag beruehmt
werden koennen (oder waere wahlweise ins Gefaengniss bzw. zum Waldkehren abgeholt
worden....)
.....vorbei an diversen Down- und Uphillrunnern gings begleitet vom Bienen- oder besser Hornissengleichem Brummen der Motorboote in Richtung Bucht wo das Wassertaxi bereits vor Anker
gegangen war. Waehrend wir noch auf weitere Fahrgaeste warteten und neben uns einen Vater mit seiner kleinen Tochter beobachteten, die sich mehr im Wasser als auf ihren Wasserskiern befand,
klaerte uns der Herr Kapitaen darueber auf, dass die Jungs und Maedels ja nicht zum Spass darauf
und runter jogten, sondern fuer die sogenannte KeplerChallenge trainierten wurden.
Bestzeit 4h45min, das waere ja mal'ne Herausforderung....vielleicht nicht heute, aber ganz bestimmt naechstes Mal. Danke. Man muss' dazu vielleicht sagen, dass der Kepler 60km durch Gebirgs-
landschaft fuehrt und "normalerweise' mit vier Tagen veranschlagt wird....ja, kann man dann ja auch
mal so in knapp fuenf Stunden machen wenn man nix besseres vorhat....

Nachdem die Erfahrung mit der Kiwi(Bottom)Bus-Experience ja eher, ich sach' mal ungewoehnlich
war mussten neue, krassere Erfahrungen her....also, mal schoen mit dem gefederten Reisebus
inklusive Rheumaopossumdeckenverkauf zur Fahrt auf den MilfordSound. Strike! Den Schnitt im
Reisegefaehrt haben wir mal locker um 10Jahre gesenkt......Jaaaa, nochmal so richtig jung fuehlen!

Schnell noch morgens etwas Proviant geholt (denn auf der Fahrt wuerde es vermutlich aus
Ruecksicht auf die Mitreisenden) nur Haferschleim und Suppe geben..... Haette alles sehr lustig
werden koennen....das Lachen verschwand' aber schnell, als ich mehr beilauefig, als beabsichtigt
einen Blick auf die LocalPress warf die mir in grossen Lettern ein "Young girl died after tragic
waterskiaccident on LakeTeAnau" entgegenwarf'....keine 15Minuten nach unserer Abfahrt war das
Maedchen erneut gestuerzt und dabei unter ein vorbeifahrendes Motorboot geraten.....heftig - ohne Worte.....

....die Fahrt selber zum MilfordSound stellte sich als anstrengender als 4Tage KeplerTrack hin und
zurueck raus....mit Horden anderer Busgefaehrten wurden wir wie bei einer Treibjagd andauernd
aus dem Bus gescheucht....Photo, klick - ja, ich war da und das im Hintergrund ist der ****.... (fuer
die drei * kann jetzt jeder ein beliebiges Motiv auswaehlen.....)....Pauschalreisen sind schon was
feines!
Aber halt die einzige Moeglichkeit zum Milford zu gelangen, die Fahrt selber auf einen der
quasi wie an der Perlenschnur gezogenen Schiffe war.....okay......nicht weniger, aber auch nicht
mehr......lassen wir das....

Also, schnell weiter nach Queenstown....Queenstown ist so quasi das Ballermann von NZ.....in
unserem Fall aber wohl eher Ballermann im Spaetwinter. Wieder einmal wurde dank unserer
Anwesenheit der Altersdurchschnitt deutlich nach unten gerissen, aber so konnte man zumindest
mal etwas die Seele und gestressten Beinchen baumeln lassen und bekamm' auch noch ein paar
Kiwis zu sehen....wenn auch nur im Wildpark.....sehr lustige Gesellen, leider aber durch die
Inhaftierung wohl schon etwas ich sach' mal depressiv geworden, lustlos stapfte man so vor sich hin
und stiess' den Schnabel an und wann in den Boden und wuerde ich es nicht besser wissen so
konnte man sogar sehen wie die armen Kiwis ihren Kopf gegen die Scheibe schlugen....

....die Sonne brannte (obwohl nur 22C) gandenlos wie ein fehlgeleiteter Heizfoen auf unsere
Haeupter, um etwaige Spaetfolgen zu minimieren entschlossen wir uns zum Abzug in Richtung Franz-
Josef-Gletscher.....und warum wir dabei fast festgestellt haetten wie das Leben im dritten
Jahrtausend ausschaut und was die Lieblingsbeschaeftigung jungendlicher Neuseelaender ist
erzaehl' ich spaeter oder auch nicht, mal schauen.....

Bis bald, macht's gut und Happy Helloween!!!!!



31.10.2005: Letzte Nachrichten aus Mittelerde....
Hallo liebe Freunde der gepflegten Unterhaltungskunst oder Spamgeschaedigt.....

Abkuehlung musste her und was bietet sich da auf den ersten Blick besser an als ein gepflegter
Alpiner Ausritt zum Gletscher. In unserem Falle bestiegen wir den guten Franz-Josef (Gletscher....)

Angekommen im Rainforest-Backpacker grinste uns schon weiten einer der beruehmten (bzw. wohl eher
beruechtigten Kiwi-Experiencebusse an....) ....mit feuchten Augen stapften wir an dem Gefaehrt vorbei
zu unseren Zimmern.
Zumindest bestand demnach keine grosse Gefahr, dass wir keine Gletschertour mehr abbekommen wuerden.
Aauf den Strassen stapfte die ein oder andere Seniorengruppe desorientiert umher (warum machen eigentlich
soviel' deutsche Rentner Urlaub in Neusseeeland??) und da der gruene Funbus zum vermutlichen Leidwesen
seiner Mitreisenden nicht direkt auf'm Gletscher rauf kann duerfte der Gletscher relativ "KiwiExpie"-frei sein.....

.....so schraubten wir uns am naechsten Morgen mit gerade sieben Leutchen ueber die Geroelllawine in Richtung
Gletscher empor. Flugs die Sipkes ueber die Schuhe gezogen und den Eispickel mit festem Griff umklammert.
. Nun konnte es losgehen! (Sind ja schliesslich nicht zum Spass hier!!) ....und es sollte noch so richtig losgehen....
Anfangs stapfte man gemuetlich ueber die vor praeperierten Stufen des unteren Gletscherbereichs umher....Ab und
an klopfte unser Guide diese mehr aus Pflichtgefuehl, als aus Notwendigkeit vom lockeren Neueis frei.
Man genoss' die herliche Aussicht, das kristallklare Blau der Gletscherhoeheln streichelte die Augen noch nicht ahnend
was noch auf uns zukommen sollte.....
.....wie mir der Guide (Fuehrer kann ja leicht mal missverstanden werden....) spaeter erlaeuterte dient das untere Teilstueck zur Beobachtung der Gruppe um danach den Hauptweg zu waehlen.
Offentsichtlich musste unsere Gruppe einen recht guten Eindruck auf ihn gemacht haben....so ging es dann die
naechsten Stunden an Waenden entlanghangelnderweise direkt in die Gletscherspalten und das was wir Anfangs
noch fuer einen Scherz hielten war deutlich anders gemeint -> "Nehmt doch jetzt mal Eure Rucksaecke Ueberkopf,
da muessen wir jetzt laengs und rutscht nicht aus.....koennte sonst feucht werden" und deutete auf eine viel-
leicht 15cm zig-Meter lange Spalte, links und rechts flankiert von mehreren meter hohen Eiswaenden.....gluecklicher-
weise ist Eis ja doch eher rutschig, so dass die Vaseline im Rucksack neben der Spiegelreflexkamera verbleiben konnte
(ich muss zugeben, die Idee auf eine Eistour auch noch so eine Kamera mitrumzuschleppen ist eher suboptimal....)

.....wie mir beim durchqueren bzw. durchquetschen auf einmal der erste Teil von StarWars, zusammen mit der Bemerkung das so'n Gletscher sich am Tag 1-2m bewegt in den Sinn kam weiss' ich jetzt auch nicht mehr so genau.....

Nicht ganz soviel Glueck hatte die (eigentlich garnicht sooooo "kraeftige") Israelin vor mir, welche aufeinmal nicht mehr weiterkonnte....sie steckte.....fest......eingeklemmt in der Gletscherspalte murmelte sie irgendwas von Comicfigur und
disgusting :-) ....waehrend mein Gedankengang also gerade der Vorstellung folgte ihr mit einem kraeftigen Tritt mittels meinen Spikebewaffneten Stiefeln zuhelfen, befreite der Guide sie durch kraeftiges hin - und herehren aus ihrer misslichen
Lage....

Es folgten noch die ein oder andere akrobatische- und gruppendynamische Uebung gepaart mit ungewollter Komik, als wir
uns Stunden spaeter aus dem Gletscher herauskrabbelnderweise voellig eingesaut gegenseitig anstrahlten, als haetten wir gerade Einhaendig den MountEverest bestiegen.....was fuer ein Erlebnis....!! :-)

Bei unsere Rueckkehr waren die Expieriencer zu unserem Leidwesen bereits verschwunden und es blieb uns damit leider
verwehrt einen weiteren Abend dank Popperlen der Roaring 90's etwas in unserer Jugend zu schwelgen (by, the way
Haddaway, Dr.Alban und Co waren schon damals schei*** )...."enttauescht' zogen wir uns gezwungenermassen an Eine
der beiden Bars des Dorfs zurueck.....naja, morgen geht bestimmt mehr in Richtung Nightlife....schliesslich betitelte sich unsere naechste Station immerhin als groesste Stadt der Westkueste - Greymouth.....
.....auf der Reise dorthin entschied ich mich diesmal fuer den Hoerschaden und vermied' so weitere stundenlange Monologe des Herrn Busfahrers ueber seine Familie und den historischen Bedeutung jedes einzelnen Schafes (und davon gibt's in Neuseeland jede Menge...).....

...was soll man ueber Greymouth schreiben....okay, nix.....
.....vielleicht nur soviel.....ich haette es nicht fuer moeglich gehalten, dass es in einer Stadt mit immerhin ueber 10.000
Einwohnern so schwierig sein kann einen Platz zu finden in dem man spaetabends gegen Acht noch etwas warmes in
den Magen bekommen kann (aber was erwartet man von einem Ort wo McDoof und InterNet-Cafe eins sind....)
Meine verzweifelte Suche, unter der Begleitung von tollkuehn im Kreisfahrenden Jugendlichen, nach einer Telefonzelle
erspar' ich Euch an dieser Stelle mal.
So entschieden wir uns an dem kulturellen Leben Greymouth's den Ruecken zuzuwenden und so richtig auf eigene Faust
mittles japanischem Gefaehrt das Hinterland zu erkunden. Immer schoen links haltend und sich Anfangs noch von Rentern
ueberholen lassend ging's zu den Pancakerocks (halt Felsformationen die Pfannkuchengleich aufeinander geschichtet sind)
....schoen anzusehen, aber der Regen war mindest genauso ueberfluessig wie die Bemerkung von Doris der freundlichen Dinnerbedienung dass es nun seid zwei Wochen dochmal wieder Regnen wuerde....
Da war die verweiste ehemalige Goldgraeberstadt in den Bergen schon deutlich eindrucksvoller und dem Wetter ange-
messener....die Natur erhob' sich in den letzten 50 Jahren ueber die verlassene Stadt und gestaltete sie so nach eigenen
Vorstellungen um.....
....und waere uns in einem der dunklen Haueser die Hexe von Blairwitch erschienen, so haette es mich auch nicht wirklich
gewundert.....zumindest mal ein stilvoller Abgang.....
....so ging es "nur" am naechsten Tage mittels Transalpin ueber die Alpen (oder waren es die Anden......? ;-/ ) nach
Christchurch, wo wir jetzt noch einen Tag abspannen und dann den Flieger nach HongKong besteigen werden....

....warum dies aber noch fast gescheitert waere und ob ich endlich in HongKong lerne
mit Staebchen zu Essen erzaehl' ich dann spaeter oder auch nicht...

31.10.05

Neuseeland 7: Gletscher, Westkueste, Bahn und Tschuess

Nachtrag: Englische Kueche

Wirklich fuerchterlich ist manches Mal das Essen, wenn es
seine Wurzeln in der englischen Kueche nicht versteckt.
Ich bestelle Roastbeef und Gemuese. Das Gemuese ist kalt
und halbgar, die Sauce schmeckt wiederlich und das
lauwarme Kartoffelpueree verdient ebenfalls keinen Gourmet
Stern.

Sven bestellt vegetarische Lasagne. Was er bekommt
entspricht vielleicht optisch den Anforderungen an eine
Lasagne, es sind einzelne Nudelschichten zu erkennen.
Doch nur die englische Kueche kann auf die Idee kommen,
Lasagne eingebettet in lauwarmes Kartoffelpureee
auszuliefern.

Queenstown

Paragliding ueber Queenstown, eine der unzaehligen Aktivitaeten die man hier buchen kann

Extreme Minigolfing ist extrem entspannend. Der ein oder
andere Leser, welcher bereits in Queenstown war, kennt
vielleicht die Outdoor Minigolf Anlage an der Seilbahnstation.
Ich denke da an Herrn Sebelstein, welcher seiner Zeit einen
neuen ungarischen Rekord auf diesem anspruchsvollen Parcours
aufstellte. Dieser Rekord ist uebrigens bis heute aktuell.

Wer nicht weiss wovon ich spreche: Eine Tafel am Eingang der
Anlage haelt die besten Ergebnisse gruppiert nach Nationalitaet
fest. Mit grottenschlechten 73 Schlaegen (mindestens 20 ueber
par) konnte ich mich dort eigentlich nicht verewigen. Denn der
deutsche Rekord auf dieser Bahn liegt momentan bei 37 Schlaegen
- aufgestellt von einem gewissen Scott Johnson. Bei diesem
urdeutschen Namen habe ich jedoch erhebliche Zweifel, ob er
wirklich Inhaber eines deutschen Passes ist.

Offensichtlich wird das hier nicht kontrolliert. Daher wird
der mongolische Rekord mit 73 Schlaegen auf dieser Bahn ab
sofort von Joerg Doelfer gehalten. Ein Rekord fuer die
Ewigkeit, denn es wird lange dauern, bis sich ein Mongole
auf den langen Weg hierher macht und mich schlaegt.

Queenstown von oben, der Gebirgszug der Remarkables im Hintergrund

In natura konnten wir bisher einige einheimische
Tiere beobachten, ein Kiwi war bisher leider nicht
dabei. Deshalb nehmen wir in Queenstown die einmalige
Chance war, lebende Exemplare hinter Glas zu beobachten.

Da Kiwis nachtaktiv sind herrscht im Kiwi-Haus (fast)
absolute Dunkelheit. Nach ein paar Minuten gewoehnen
sich die Augen an die dunklen Lichtverhaeltnisse
und einzelne schemenhafte Buesche, die vorher
umotiviert durchs Kiwiaquarium gehuepft sind,
entpuppen sich bei naeherer Betrachtung als Kiwis.
Die in diesem Haus wohnhaften Kiwis sind durch
Schlafentzug, Jet Lag und diverse andere
Psycho-Tricks umgepolt worden und denken nun,
Abends waere Tagsueber und umgekehrt. Clever.

Der Kiwi selbst ist ein Musterbeispiel fuer Hilflosigkeit
und Schutzbeduerftigkeit der sich ausserdem durch seine
extreme Harmlosigkeit auszeichnet. Flugunfaehig stolpert
er halbblind durchs Gehege und benuetzt seinen Schnabel
dazu sowohl als Blindenstock und als auch zur
Nahrungsaufnahme.

Obwohl gerade hier in Neuseeland extrem beliebt hat er
es leider nicht bis auf die neuseelaendische Flagge
geschafft. Das waere an sich eine gute Idee, denn dann
koennte man sie viel einfacher von der australischen
Flagge unterscheiden. Adler sind gute Wappenvoegel,
denn sie gelten als aggressiv und stark. Oder kann sich
jemand den Kiwi auf dem Siegel der USA vorstellen? Eben!
Der Kiwi bleibt also ein sympathischer Bursche, auch wenn
sein Verwendungszweck extrem eingeschraenkt ist.

Franz Josef

Alpengluehn in den seudlichen Alpen am Franz Josef Gletscher

Hier in Neuseeland gibt es die seltene Tradition, dass
Entdecker ihre Entdeckungen nach den Staatsoberhaeuptern
ihrer jeweiligen Nationalitate entsprechend benennen.
Cook nannte so den von ihm entdeckten Fjord
Queen Charlotte
Sound
, weil die gute gerade im Buckinghampalace im
Amt war. Der oestereichische Entdecker Haast nannte
entsprechend den von ihm entdeckten Gletscher zu Ehren des
oestereichischen Kaisers Franz Josef Gletscher.

So heisst der Gletscher und die kleine Ansammlung von Hauesern
zu seinen Fuessen noch heute. Artig bedankte sich Kaiser Fanz
Josef uberigens indem er ein paar Gemsen in den Alpen einfangen
und diese nach Neuseeland verschiffen lies. Nachfahren dieser
Bergziegen laufen hier noch heute rum.

Ameisengrosse Menschen im Franz Josef Gletscher

Ich bin froh, das ich selber keine Neuentdeckungen in meinem
Urlaub mache. Zwar gibt es bei den Biologen schon eine Menge
unausprechlicher Bezeichnungen fuer Tiere und anderes Gewuerm,
um Begriffe wie Neuseelaendische Angela Merkel Schleiereule oder Neuseelaendische Edmund Stoiber Beutelratte moechte ich die Tierbuecher dieser Welt nur sehr ungern bereichern.

Geleitet von einem australisch/neuseelaendischen Fuehrerduo
kraxeln wir einen Tag auf dem nichtganzsoewigem Eis des
Gletschers herum. International ist unsere Truppe mit einer
Israelin aus Galilea, einer Nordirin, einem neuseelaendischen
Gastronom, einem Amerikaner und drei deutschen (ausser Sven und
mir noch ein Augsburger) gut besetzt.

Zur Zeit bewegt sich der Gletscher mit einer Geschwindigkeit von
fuenf Metern pro Tag. Fuer die Guides ergibt sich daraus die
Herausforderung, bei jeder Gletscherwanderung einen neuen Weg
durch das Labyrinth der Gletscherspalten zu finden. Manchmal
rennt man so in eine Sackgassse, manchmal muss man die Eiswaende
mit Eispickeln hochklettern. Oder es wird ein frischer neuer Weg
ins jungfraeuliche Eis geschlagen. Schon morgen ist der Weg nicht
mehr vorhanden.

In der Eiswand

Tueckisch sind vor allem die Gletscherspalten, welche manches
Mal nur 20 cm (kein Witz!) breit sind. Das Eis hilft hier jedoch
dem stattlich gebauteren Wanderer wie mir: Einfach flach an die
Wand pressen und auf einem duennen Wasserfilm durch die Spalte
gleiten. Es klappt und ich bleibe nicht stecken. Ich verliere
komplett die Orientierung, die Fueherer sind aber zum Glueck
weniger kopflos und lotsen uns erfolgreich durchs Labyrinth.
Tipp fuer Leute, die sich selber auf den Weg machen moechten:
Unbedingt einen Kompass einstecken!

Greymouth

Greymouth ist eine kleine beschissen langweilige Hafen- und
(ehemalige) Goldgraeberstadt. Mein Gott ist es hier langweilig!
Wirklich alle Restaurants schliessen um acht Uhr Abends ihre
Pforten. Neben dem ueblichen McDonalds, Subway und KFC-Drecksbuden
gibt es hier zweieinhalb Bars und Restaurants. Ich lasse mir mein
Bier in braune Papiertueten einpacken und mache mich auf den
Weg ins Hotel.

Typischer Sandstrand in Greymouth

Mit 13000 Einwohnern sollte hier eigentlich mehr gehen.
Fuer neuseelanedische Verhaeltnisse ist die Stadt in
etwa so gross wie Koeln oder Frankfurt in Deutschland.
Trotzdem wird das Nachtleben selbst von dem aus
Pivitsheide V.L. muehelos getoppt. Die oertliche Jugend
ist entsprechend angeschmiert. Einzige moegliche
Freizeitbeschaeftigung: Mit bis zu sechs Leuten in einer
Karre cruisen sie ueber die einzige Hauptstrasse des Dorfs,
drehen am Ende der Stadt um und fahren wieder zurueck.
Immer wieder, stundenlang im Kreis. In 15 Minuten kann mal
so alle fuenf aufgemotzten, tiefergelegten und roehrende
Autos der Stadt live in Aktion bewundern. Man hoert
sie die ganze Nacht ueber, egal, wo man sich gerade aufhaelt.

Wir mieten uns ein Auto und fahren am naechsten Tag auf
eigene Faust durch die Region. Ziel unserer Reise ist eine
alte, seit den 50er Jahren verlassene Goldgraeberstadt.
Der Weg ueber Schotterpisten lohnt sich: Noch fuenf Haeuser
stehen in der alten Stadt, die restlichen Haeuser der Stadt
sind abgetragen und wo anders wieder aufgebaut worden.
Gestruepp ueberwuchert die Fundamente und gemauerten Kamine.
Und ausser uns rennt wirklich niemand hier herum.

Fensterangel in Geisterstadt

Es ist spannend, durch diese Ruinen zu streifen. Das alte Rugbyfeld
steht noch heute, es gibt verlassene Tennisplaetze und sogar ein
altes Schwimmbad - sportlich waren die Kumpels ziemlich aktiv.
Angeblich waren sie besonders fuer ihre heissbluetigen Anfeuerungen
bei Heimspielen des oertlichen Rubgyteams bei anderen Clubs des
Landes gefuerchtet. Aehnlich wie der Fussball bei uns ind Deutschland
im Puett.

Mit dem TranzAlpine nach Christchurch

Reisen mit dem TranzAlpine 1

Mit dem TranzAlpine verlassen wir Greymouth in Richtung
Christchurch. Diese kleine Route verbindet die Ost-
mit der Westkueste der Suedinsel, pro Tag faehrt ein
Zug morgends von Christchurch nach Greymouth und am
Nachmittag wieder zurueck.

Trotz diesem an Laecherlichkeit grenzenden einfachen
Fahrplans hat der Zug eine halbe Stunde Verspaetung.
Der Zugfuehrer versucht, diese auf der Strecke wieder
aufzuholen, hat aber kein Glueck. An einen ICE wuerde
ich die Burschen ohne einer weitergehende Schulung
nicht ranlassen, das sie ortstypisch sehr robust mit
dem Geraet umgehen. Das technische Niveau der
Diesellock betriebenen Bahn entspricht in etwa
dem Niveau der transsibirischen Eisenbahn.

Robuster Zug

Landschaftlich ist die Fahrt ein voller Erfolg. Rauf vom Ozean
in die Alpen, und auf der anderen Seite wieder herunter. Eine
Zugfahrt ist wesentlich empfehlenswerter (und erheblich
preiswerter) als ein Besuch des Milford Sounds. Aufgrund der
touristischen Reisegruppen, welche diesen Zug bevoelkern,
riecht es im Abteil schnell nach einer Mischung aus hartgekochten
Eiern, Apfelsinen, koelnisch Wasser und Erfrischungstuechern.
Oder nach Dieselruss, wenn man im offenen Wagen durch einen der
unzaehligen Tunnel der Strecke faehrt. Zugreisen ist hier in
Neuseeland ausschliessliches Privileg auslaendischer Touristen -
niemand pendelt mit der Bahn alltaeglich zum Job!

Reisen mit dem TranzAlpine 2

Wieder in Christchruch angekommen werden wir unser letztes
neuseelaendisches Geld verjuxen und in Souveniers und Bier
anlegen. Und die letzten Postkarten einwerfen.

Einen Dank zum Schluss noch einmal an British Airways:
In Christchurch angekommen stellen wir beim 48h vor
Abflug per Internet einchecken fest, dass wir ueberhaupt
kein Flugticket mehr fuer die Rueckreise besitzen.

Ein Anruf in Hongkong und eine anschliessende Odysse durch
deren Systeme liefert eine Erklaerung: BA hat bei seiner
Panne zu Beginn unseres Urlaubs vergessen, Cathay davon
in Kenntnis zu setzen, das wir auf deren Flug von London
nach Auckland schon eingecheckt waren (obwohl wir mehrmals
explizit darauf hingewiesen haben). Cathay hat uns dann
einfach aus allen Fluegen herausgekegelt. Zum Glueck
koennen wir die Sache jetzt klaeren - und nicht morgen
am Flughafen, wenn es zu spaet ist.

Auf nach Hongkong!

25.10.05

Neuseeland 6: Die Kurve kratzen im Bottom Bus und bis nach Queenstown

Unten rum durch die Catlins mit dem Bottom Bus

Mit dem Bottom Bus lassen wir uns in zwei Tagen von Dunedin
ins Fjordland nach Te Anau bringen. Der Bus bereist dabei die
landschaftlich hoechst attraktiven Catlins, eine abgeholzte
Kuestenregion welche den suedlichsten Abschnitt von Neuseelands
Suedinsel bildet.

Der Name "Bottom Bus" ist dabei bewusst zweideutig gewaehlt.
Natuerlich heist er so, weil er die unterste Region Neuseelands
abfaehrt. Aber auch die zweite Bedeutungsebene entsprechend der
deutschen Uebersetzung von "Bottom", "Arsch" (resp. "Hintern"),
wird mehrfach bedient.

Die Gesellschaft operiert fuer den neuseelaendischen
Reiseanbieter "Kiwi Experience", welche nach eigenem
Bekunden die Schoenheiten abseits ausgetretener
Touristenpfade ansteuert. Tatsaechlich wird das genaue
Gegenteil praktiziert: Ausschliesslich auf den
ausgenudelsten touristischen Rennstrecken wird
operiert.

Alte Haengebruecke in den Catlins

Birgit hat im Abel Tasman schon vor den Jungs gewarnt, denn
ein aequivalenter Service wird auf den Fiji-Inseln angeboten.
Dabei hat sie eher noch untertrieben. Zielgruppe ist ein junges
Mallorca kompatibles und uneingeschraenkt partywilliges Publikum,
ungefaehr so wie bei "Rainbow Tours" in Deutschland. Wir
fallen sowohl beim Alter, als auch mit unseren Lebensentwuerfen
aus diesem eng gesteckten Rahmen. Etwas deplaziert ist ausserdem
ein japanisches Paerchen, weil es nur sehr sehr wenig Englisch
versteht.

Die anderen 10 Maedels im Bus und die beiden surferstereotypen
Betreuer entsprechen jedoch dem Klischee voll. Das
Unterhaltungsprogramm im Bus ist englisch und absolut fuer
den Arsch (resp. Bottom): Waehrend der Fahrt werden HipHop-CDs
zu Gehoer gebracht. Besonders gut gefaellt dem einen Fahrer
das Lied "Your Mother Has A Penis", weshalb er es gleich
mehrmals am Tag spielt - endlich kann ich auch den Sinn hinter
dem Klippengrafitti aus dem vorletzten Bericht deuten.

Zur Auflockerung gibt es Spielchen vom "Ich packe meinen
Koffer"-Kaliber oder jeder darf seinen Lieblingswitz ueber den
Bordfunk zum Besten geben. "Klein Fritzchen" Witze heissen
hier "Little Johnny" Witze und verbreiten auch auf englisch
denselben nach Bierfurz stinkenden Altherrenhumor wie ihre
deutschsprachigen Entsprechungen. Die Japaner verstehen kein
Wort und wir wenden uns mit Grausen ab.

Wieso eine Daenin Sven und mich fuer Schweden haelt will mir
nicht einleuchten. Schliesslich unterhalten wir uns auf Deutsch,
dass sie sogar etwas versteht. Sven und ich beschliessen daher, beim
laestern ueber Mitreisende nicht zu stark auf die fremdsprachliche
Wirkung unserer Muttersprache zu vertrauen.

Neuseelaendischer Gelbe-Augenbrauen-Pinguin

Wir akklimatisieren uns schnell auf dem Anfangs ungewohnten
und neuem Terrain. Und bekommen dafuer ein paar schoene
Highlights geboten. Absoluter Hoehepunkt der Catlins-Tours
ind hierbei die nur in diesem Teil Neuseelands lebenden
Pinguine.

Waehrend der partywillige Bestandteil der Truppe morgends
um sechs noch in den Schlafsaecken ratzt nehme ich ein Bad
im Pazifik (schwimmen kann ich das reinlaufen, untertauchen
und wieder aus dem Wasser herausrennen nicht nennen). Dann
gehts mit der Kamera zur Pinguinkolonie.

Die sollen es mir um diese Uhrzeit nachmachen, ihre Nester
verlassen uns zur Nahrungssuche ins Wasser springen. Und
erst Abends mit vollem Bauch zurueck an Land kommen.

Pustekuchen. Niemand von den Herren Pinguinen ist so bekloppt
wie wir, sich morgends frueh auf sechs Uhr den Wecker zu stellen.
Erst eine Stunde spaeter von den ersten Sonnenstrahlen geweckt
watscheln sie zum Strand. Die Herrschaften belieben auszuschlafen.

Auf zum morgendlichen Bad in den Pazifik

Im laufe der Zeit sammelt sich eine kleine, aber nicht minder
schlagkraeftige, Truppe von fuenf Pinguinen am Strand. Nach dehnen,
strecken und anderer morgendlicher Gymnastik gehts dann im
Gaensemarsch herunter zum Wasser. Von einer Welle ueberrascht
stehen sie ploetzlich knietief im Wasser. Ein lautes Gezeter ob
der Wassertemperatur setzt ein, die Burschen drehen um und
watscheln ihre Formation haltend zurueck zu trockeneren Bereichen
des Strands. Auf waermeres Wasser wartend wollen sie es spaeter
noch einmal probieren. Das fruehe Aufstehen hat sich gelohnt.

Die suedlichste Stadt Neuseelands heisst Invercargill. Angeblich
ist es auch die suedlichste Stadt der Welt. Wir lassen diese
Chance nicht ungenutzt und besichtigen den suedlichsten Supermarkt,
das suedlichste McDonalds und die suedlichste Subway Filiale der
Welt. Irre, was man so alles zu sehen bekommt!

Hinterndekoltee passend zum Namen des Reiseveranstalters

Vom Namen des Busbetreibers inspiriert bitte ich am suedlichsten
Punkt Neuseelands zu einem entsprechenden Photo. Bei den Englaenderinnen,
welche bekannlich in dem Ruf stehen, jeden gruppendynamischen Scheiss
mitzumachen, bedarf es keiner besonderen Ueberredungskuenste. Der Busfahrer
ist sowieso komplett schmerzfrei und schummelt sich aus eigener Initiative
mit aufs Bild. Er ist leicht als der einzige mit einer nennenswerten
Hinternbehaarung ganz rechts im Bild zu erkennen.

Eigentlich ist er auch der einzige, der wirklich die Hosen herunterlaesst.
Einem anscheinend in England weit verbreiteten Modediktat folgend tragen
Englaenderinnen ausschliesslich bauchfreie Tops mit Spaghettitraegern in
den Farben tuerkis, mint oder pink. Und dazu eine Jens, welche sich nur
unterhalb der Beckenknochen schliessen laesst. So wie oben auf dem Photo
sieht es also immer aus, wenn man sich dieser Bekleidung entsprechend auf
eine Bank oder einen Stuhl setzt.

Fjordland und Milford Sound

Zu Recht gehoert der Fjordland Nationalpark zum Weltkulturerbe.
Es ist hier einfach sehr schoen. In Te Anau steht uns der Sinn
nach etwas mehr koerperlicher Ertuechtigung als wir sie in den
letzten zwei Tagen hatten.

Wir laufen daher das erste Teilstueck des Kepler-Tracks. Wie
alle Nationalparkwanderwege ist dieser ca. 60 km lang und auf
vier Tage angelegt. Der Aufstieg auf den ersten Berg ist
anstrengend und angenehm fordernd.

Oben: Sven

Ein herrlicher Ausblick bei bestem Wetter und bester Sicht
ist die passende Belohnung. Wie gut, das hier oben kein
Bottom Bus verkehrt!

Oben

Ruhig ist es hier oben trotzdem nicht: Beim Auf- und Abstieg
werden wir wiederholt von Joggern ueberholt oder muessen
diesen ausweichen waehrend sie den Berg rauf- und runterrennen.

Spaeter lernen wir den Grund fuer diese etwas extreme Art
der Leibesertuechtigung kennen: Einmal im Jahr gibt es den
so genannten "Kepler Challenge". Ziel ist es, den kompletten
Keplertrack so schnell wie moeglich zu durchlaufen. Der ist
immerhin 60 KM lang und ueberwindet zwischenzeitlich
Hoehenunterschiede von 1800 m (wie auf dem Teil auf dem wir
heute wandern).

Zum Wandern ist er auf vier Tage angelegt.
Wir brauchen fuer den Aufstieg des steilsten Stuecks 1:45
Stunden. Der Rekord des Kepler Challenge liegt bei 4 Stunden
und 45 Minuten! Dagegen macht sich der Iron Man Triathlon wie
Bundesjugendspiel aus. Warum sind Neuseelaender in dieser
Disziplin nicht weltweit erfolgreich?

Oben: Ich

Ein Bus bringt uns auf dem Weg nach Queenstown durch
den weltberuehmten Milford Sound. Angeblich das achte
Weltwunder und Touristenmagnet Nummer 1 in Neuseeland.

Der magnetischen Anziehungskraft koennen sich neben uns
auch nicht eine Gruppe von ca. 80 japanischen Rentnern
entziehen. Waren wir fuer den Bottom Bus etwas zu alt,
so sind wir hier eindeutig zu jung. Der Bus stoppt,
einer Schafsherde gleich springen wir raus, machen Bilder,
und dann gehts weiter. Maaaaeeeeeehhhh....

Spaeter trotten wir auf das Schiff und befahren den Milford
Sound. Anders als auf diese Art und Weise laesst er sich
leider nicht bereisen, diese Kroete muessen wir also schlucken.
Der Milford Sound selber ist ganz nett, bleibt aber eindeutig
hinter dem marketingtechnisch aufgeblasenen Popanz zurueck.

Wasserfall am Milford-Sound

Queenstown

Queenstown ist die Touristenhochburg Neuseelands. An ihr
kommt man nicht vorbei. Einziger Lebenszweck dieser Stadt
ist der Tourismus.

Den Gaesten soll Geld mit den aberwitzigsten Aktivitaeten
aus der Tasche gezogen werden. Bungee springen ist schon
etwas sehr altbacken und aus der Mode. Abseiling und hunderte
von Metern ueber Klippen und Fluessen herumbaumeln (neudeutsch
"Swinging") ist der Trend der Saison. Wie Ameisen auf Speed
gondeln kleine Busse durch die Strassen, spucken Touristen
auf dieselbe und sammeln neue auf um diese zu den 1000
Attraktionen zu gondeln.

Wer etwas auf sich haelt, bucht ein Komplettpaket: Um 8 einen
Berg auf einem schlecht gewarteten Mountainbike herunterschubsen lassen,
dann Wildwasserrafting, 1000m Bungeespruenge zum Kaffee und
Abends in den Pubs gehoerig die Birne wegknallen.

Da ich das so oder aehnlich mit wechselndem Erfolg und wechselnder
Begeisterung schon bei meinem letzten Besuch gemacht habe stelle
ich dieses mal ein Programm bestehend aus den Adrenalinpushern
"Extreme Ausschlafing", Minigolfing, "Kiwi Spotting" und allgemeinen
Abhaengen zusammen. Man wird aelter und die Beduerfnisse aendern sich.

Genug fuer heute. Morgen gehts nach Franz Joseph auf den Gletscher.
Im Bus dorthin will ich lesen, das Pauli heute gegen Bochum gewinnt.
Feuert sie also an - ihr wisst, was ihr zu tun habt.

22.10.05

Neuseeland 5: Die Ostkueste herunter in einer englischen Woche

Wale vor Kaikoroua

U-Boot

Obwohl im Prospekt ein Schwimmen mit den Walen angekuendigt
war entpuppte sich die Tour dann doch als ein regulaeres Wale
beobachten. Zum schwimmen sind in Neuseeland nur die Delphine freigegeben.

Ist vielleicht auch ganz gut so, denn den Tauchgang eines
Sperm Whale (in Deutschland besser unter dem Namen Pottwal
bekannt)in Tiefen um die 1,5 KM bedarf es einer besseren
Ausbildung als ich sie durch eine erfolgreiche Seepferdchen
Pruefung (50 m Schwimmen und einmal ins Wasser springen)
nachweisen kann.

Dive

Wir haben Glueck und bekommen gleich zwei von diesen
imposanten Riesen zu Gesicht. Wie bei einem Eisberg
sieht man von einem aufgetauchten Wal nur einen kleinen
Bruchteil, den Rest muss man sich dazudenken - er bleibt
unter Wasser. Abgesehen von der Fontaine, welcher der
Wal zum Luft holen in den Himmel blaest, ist so ein
aufgetauchter Pottwal nicht spektakulaerer als ein
aufgetauchtes U-Boot.

Spannend wirds wenn er die Schnauze voll von dem um
ihm keisenden Touristenboot hat und auf Tauchstation
geht. Zum Abschied wackelt er noch einmal kokett mit
der Schwanzflosse - und das wars dann. Die naechste
Stunde bekommt man den Wal dann nicht mehr vors
Objektiv.

Neuseelaendische Delphine

Verspielter und professioneller im Vergleich zu
den Walen verhalten sich da die Delphine. In
Scharen schwimmen sie ums Boot und demonstrieren,
was sie alles drauf haben. Man koennte fast denken,
dass sie fuer diesen Job bezahlt werden.

Everyone likes the dolphins

Waehrend im Fernsehen der neuseelaendische Superstar
gewaehlt wird lassen wir den Abend gemuetlich bei Bier
und einer Partie Billard ausklingen. Das schoene an
verschlafenen Nestern wie diesem ist das gute Gefuehl,
nichts zu verpassen. Und alle Attraktionen unter einem
Dach zu haben (in unserem Fall dem der Adelphi Lodge,
stilvoll einem englischem Hotel um die Jahrhundertwende
nachempfunden)

"Adelphi" kling fast wie Doelfer, aber nur fast

Englische Woche in Christchurch & Dunedin

Der Weg die neuseelaendische Ostkueste herunter fuehrt
uns durch Christchurch und Dunedin. Dieser Abschnitt
der Reise wird uns unter dem Stichwort "Englische Woche"
in Erinnerung bleiben.

Kathedrale von Christchurch - offensichtlich nach dem Vorbild der Kaiser Wilhelm Gedaechtniskirche zu Detmold gebaut (letztere ist aber wesentlich imposanter)

Touristentram in Christchurch

Zum einen sind die Staedte nach englischem
(respektive schottischem bei Dunedin) Vorbild
angelegt. Christchurch gilt noch heute als die
englischste Stadt ausserhalb Englands. Es gibt
viele Parks, noch mehr Parks und nebenbei noch
ein paar Parks - alle nach englischem Schnittmuster
geplant und bepflanzt.

Hier werden so kranke englische Sportarten wie
Kricket, Rugby oder Golf praktiziert. Nebenbei
gibt es ein private Jungensinternat. Die Soehne
reicher Eltern rennen typisch britisch in
Schuluniform herum und praktizieren zur
Leibesertuechtigung o.g. Sportarten.

Allwoechentlicher Knabenkirchenchor

Wir lassen uns durch die Anlage fuehren
und wohnen der allwoechentlichen Chorprobe
in der Privatkapelle des Campus bei. Mitmachen
muss jeder Schueler, Pardon wird nicht gegeben.
Gegenwaertig werden Weihnachtslieder geprobt.
Das ist sehr vernuenftig und passend zur
Jahreszeit, denn wenn schon ab September
Spekulatius in den Regalen steht, dann kann
man ab Oktober auch getrost ein paar Chorale
einstudieren.

Englische Schueler sind extrem unordentlich!

Wenn die Kapellenglocke zur Chorprobe laeutet,
dann werden die auf dem Campus anwesenden Schueler
sehr nervoes. Hektisch schmeissen sie ihre gesamten
Klotten, die sie gerade bei sich haben (hauptsaechlich
Buecher und anderes Lehrmaterial), im hohen Bogen
von sich und rennen in die Kapelle. Drakonisch
muessen die Strafen fuer Verspaetungen sein.

Geduldet wird anscheinend das sehr unordentliche
wegschmeissen von Buechern. Da muesste man mal
was tun, als Mutter eines Sohns auf einem
englischen Internat waere ich vermutlich sehr
erbost, wenn er dort nicht einmal die Grundzuege
von Ordnung und Sauberkeit vermittelt bekommt!

Imposant ist auf dem Campus ausserdem der
Speisesaal. Es riecht streng nach
Jugendherbergskueche. Das Essen als Pampe
zu bezeichnen waere noch geprahlt, ich lasse
es daher bleiben und bezeichne es nur als
englisch. Man sagt, der Speisesaal sei sehr
Harry Potteresk. Ich kann das nicht
bestaetigen, da ich weder die Buecher
gelesen noch die Filme gesehen habe.
Es koennte aber stimmen.

Absolventen des Internats werden spaeter
Stuetzen der neuseelandischen Gesellschaft
oder sterben im Kriegseinsatz. Zwischen diesen
beiden Optionen kann jeder Schueler zu Beginn
seiner Schullaufbahn waehlen.

Moechte man im Kriegseinsatz sterben, so wird
der Name des Delinquenten auf entsprechende
Tafeln in der Campuskapelle geschrieben und
aus einem Buch bei jeder Mahlzeit vorgelesen.
Entscheidet man sich fuer die andere Option so
wird man einfach nur schweinereich.
Ruhm oder Reichtum - man muss sich hier frueh
entscheiden.

Beeindruckt hat mich die Geschichte eines H. Russell
(den Vorname habe ich vergessen). Hier auf die Schule
zu gehen, spaeter an der Uni eine Arbeit mit dem
klangvollen Namen "The themes of the german lied from
Mozart to Beethoven" schreiben und dann nach Kriegsende
1945 als Mitglied der neuseelaendischen Luftwaffe ueber
Deutschland bei einem dusseligen Routineflug abzustuerzen
- ein solcher Lebensentwurf sorgt von einer Menge Stil.
Eine bemerkenswerte Mischung aus Ironie und keine Ahnung
was noch! Doch hier in Christchurch wird sein Name auf
ewig hochgehalten: Seine Schwarte ueber das deutsche
Lied steht in der Bibliothek, sein Name auf Tafeln in
der Kapelle.

In Christchurch benoetigt man eine Sondergenehmigung, wenn man nichtenglisch bauen moechte. An vielen Stellen waere es besser gewesen, eine solche nicht zu erteilen

Englisch ist in der englischen Woche auch das Wetter.
Regnerisch bis zum dorthinaus. Das versaut einem
ein wenig den Spass, aber wir lassen uns nicht
runterkriegen und ziehen einfach weiter.

Gut unterhaelt uns der Busfahrer auf dem Weg nach
Dunedin. Da er die Strecke nicht kennt und zum
ersten Mal faehrt erzaehlt er uns einfach sein
komplettes Leben (statt sonst wie ueblich die
Landschaft zu erlaeutern). Sehr unterhaltsam!
Grob zusammengefasst ist er maechtig stolz auf
seine beiden Soehne, die demnaechst bei der
neuseelaendischen Luftwaffe anfangen werden.
Wie er seine drei Toechter dort unterbekommt
weiss er noch nicht, er will sich aber etwas
einfallen lassen.

Dunedin ist ein totaler Reinfall. Was fuer eine
langweilige Stadt! Angeblich boxt hier der Papst
im Kettenhemd, denn Dunedin ist eine wichtige
Studentenstadt. Als wir hier sind ist jedoch
die Nase das einzige was laeuft. Linksintelektuelle
neuseelaendische Studenten kleistern lieber die
Stadt mit Protestplakaten gegen den neuseelaendischen
Einsatz im Irak zu und halten sich sonst versteckt.

Hier besichtigen wir nur die Speights Brauerei.
Sehr empfehlenswert - und das Bier schmeckt auch
gut. Neu im Sortiment: Ein dunkles Bier, das nach
Schokolade schmeckt. Braumeister ist eine Frau.
Angeblich sind Frauen weltweit in diesem Job am
Besten.

Sonstiges

Noch englischer wird es im naechsten Bericht ueber
den Weg von Dunedin zum Milfordsound durch die
Catlins. Unter anderem wird es um englisches Essen
und Hintern englischer Maedchen gehen. Da ich die
dazu passenden Bilder aber momentan nicht zur Hand
habe und obendrein zu faul zum schreiben bin gibts
erst demnaechst mehr dazu an dieser Stelle.

Zwei sehr gute Nachrichten ereichen mich heute Abend
fern der Heimat: Lars & Nicole haben erfolgreich
Nachwuchs bekommen - herzlichen Glueckwunsch und alles
Gute an die stolzen Eltern von dieser Stelle!
Ausserdem: Pauli hat endlich mal wieder gewonnen.
Weiter so!

18.10.05

Sven Clemann aus Kaikoura: In Neuseeland trifft man ueberall....


Unzensiert und ungekuerzt hier eine Zusammenfassung der letzten Tage aus Sven's Perspektive


.....nicht nur auf Deutsche, sondern auch auf laengs verschollene
Filmfiguren....sollte sich irgendwer mal so vorm kaminsitzenderweise
fragen was wohl aus dem guten alten Norman Bates mit seinem Motel
geworden ist'.....der hat gar keine Umschulung gemacht.....der hat
jetzt'nen Backpacker auf'm Huegel mitten in Nelson, NZ....

....ich bin mir aber noch etwas unsicher ob die Zimmer damals auch
schon in Hellblau und Rosa gehalten waren, weiss' man ja nicht so genau,
schliesslich war der Film damals ja ohne Farbe und so.....und wenn man
nur frueh genug aufsteht oder sich halt mal die Haende waschen geht,
hat man auch die unerwartete Chance von einem netten Anblick ueberrascht
zu werden, ja das nenn' ich Service.....

.....in Nelson selber kann man dann auch zur Abwechselung mal wieder'
nen Berg hochstiefeln und sich genau in den geographischen Mittelpunkt
von NZ stellen - wat hama fuer'n Glueck gehabt! Waer der nur 10m weiter
rechts oder links - muessten die ganzen Touristen den Steilhang rauf
oder runter Abseiling betreiben, waer ja nicht so entspannend, also
Zufaelle gibt's.....

.....und weil wir hier unten als Deutsche quasi Exoten und damit Stars
sind, hat man uns dann auch gleich mal ins DschungelCamp gesteckt.....
Joerg wollte mir das ganze zwar als Nationalpark verkaufen.... aber ja,
nee is'klar.....ach und dafuer soll man dann auch noch fuenf Tage
brauchen? Sind doch nur 60km, das machen wir dann mal in 2,5 Tagen
klar.....normal halt.....haben ja mit experienced schon so unsere
Erfahrungen gemacht, also Rucksack auf die Schultern und mitten rein da.....vielleicht haette man auch'ne Kerze mitnehmen koennen, aber um
8h im Dunkeln in so'ner Shelterhut in the middle of nowhere hocken
waehrend draussen die Opossums 'tick, ich hab'Dich' spielen hat ja
schliesslich auch was....schade eigentlich, dass der Herr Sandler der
zufaelligerweise auch gerade samt Familie im DschungelCamp weilte uns
nicht so recht unterhalten wollte....

.....gluecklicherweise schaute am naechsten Morgen Gandalf mal vorbei
(selbstverstaendlich Barfuss) und erloeste uns. Sympathischer Kerl,
der Herr Waldhueter "Wanna see a opossum, before I knock his head of?"
....naja, da hockte das Tier dann in seinem Fangeisen und dem Schreien
nach zu Urteilen hat ihm das garnicht soooo gut gefallen....

.....ueber Straende aus puren Gold ging es dann zur naechsten Huette
(ham'natuerlich keins mitgenommen, denn der Rucksack war ohnehin schon
etwas schwer und machte sich langsam unangenehm in der Lendengegengend
bemerkbar....).

Dort angekommen, dachten wir uns jetzt zeigen wir den Landeiern mal wie
toll man lecker Tuetensuppe mit so'nem Petroleumbrenner machen kann.....
dass dabei urploetzlich der gesamte Tisch in Flammen aufging war doch eher unbeabsichtigt. Selbstredenderweise haben wir schnell geschaltet und das
Feuer mit Wasser geloescht, warum dabei aber das Feuer immer groesser
wurde ist mir bis heute ein Raetsel geblieben....muss man mal in'ner
ruhigen Minute drueber nachdenken oder auch nicht....

.....so ging es dann am naechsten Morgen, frischen Fusses und mit einem
lockeren Liedchen weiter, wo wir dann auf der Haelfte der letzten Etappe
zu der Feststellung gelangten, dass die Aussicht von so'nem Wassertaxi
aus ja auch eine ganz prima Angelegenheit sein koennte.....

....nochmal schnell'ne Nacht zu Norman und dann in aller Herrgottsfruehe
ab in den Bus, denn schliesslich gab's die naechste Metropole zu erkunden
(hm, mal kurz hier umgucken, wo wir ueberhaupt sind.....) .....Kaikoura!

.....und ob man wirklich auf Pottwalen reiten kann oder wie Neuseelaender
wohl reagieren moegen, wenn man mit den Tieren Paintball spielt und wie
wir uns heute beim 'Toss the boss' geschlagen haben, berichte ich dann
naechstes mal, oder auch nicht....

15.10.05

Neuseeland 4: Draussen im Abel Tasman Nationalpark & Kaikaroua

Abel Tasman

Der Abel Tasman Nationalpark ist einer der Hoehepunkte unseres
Urlaubs. Wir modifizieren unsere urspruengliche Planung ein
wenig und wollen versuchen, die 55 km lange Kuestenstrecke in
zwei (statt wie geplant in drei) Tagen von Nord nach Sued zu
durchlaufen. Die Parkverwaltung empfiehlt fuer die Strecke vier
bis fuenf Tage, durch bisherige Trainings geschult schafft man
das bestimmt auch schneller.

Typisches Touristenphoto 1: Strand im Abel Tasman Nationalpark

Beide nehmen wir unsere grossen Rucksaecke mit. Denn wir brauchen
viel Platz fuer Verpflegung und Getraenke. Mein Rucksack fuehlt sich
ziemlich schwer an, der Skipper vom Wassertaxi stoehnt als er ihn
mir in mir vom Boot aus herunterreicht. Das Bier musste trotzdem mit,
das kann man hier schliesslich fernab der Zivilisation nicht kaufen.

Eigentlich hatte man uns einen Kuestenwanderweg versprochen. Immer
wieder, von einer Bucht zur naechsten, das schwere Gepaeck 100-300
Meter die Klippen in gewundenen Serpentinen hochzuwuchten - davon
stand nichts in der Trackbeschreibung. Spaeter lernen wir, dass
man sich den Rucksack auch bequem von einer Bucht zur naechsten mit
einem Wassertaxi transportieren lassen kann. Erste leichte Zweifel
an unserer wohl doch etwas zu ehrgeizigen und sportlichen Planung
kommen auf.

Kuestenweg

Ich geniesse das Gefuehl der Erschoepfung und des Muskelkaters. Und
das einer kalten Dusche in den Huetten am Ende eines Tages. Vielleicht
sollte ich auch sonst einfach mal mehr Sport machen, ausserhalb des
Urlaubs? An das kalte Duschen kann man sich gut gewoehnen.

Die erste Huette teilen wir uns mit einer dreikoepfigen israelischen
Familie und Birgit aus Koeln. Der Israeli sieht aus wie Adam Sandler
und verfuegt ueber eine beeindruckende Kondition. Waehrend seine Frau
den gemeinsamen Rucksack schleppt traegt er zusaetzlich zu einem
kleineren Rucksack noch den anderthalbjaehrigen Nachwuchs auf seinen
Schultern. In der Huette angekommen belaesst er den Junior in seinem
speziellen Rucksacktragegestell einfach auf seinen Schultern und
dreht noch eine Extrarunde. Der Abel Tasman ist nicht der erste (und
auch nicht der letzte) Track den die junge Familie waehrend ihrer
vier Wochen in Neuseeland bereist. Wehrdienst in der israelischen
Armee scheint ein gutes Training zu sein.

Typisches Touristenphoto 2: Bucht im Abel Tasman Nationalpark

Ein landestypisches Orginal ist der Huettenwachter, welcher in
diesem Teil des Parks fuer Ruhe und Ordnung sorgt. Wie es sich fuer
einen waschechten Neuseelaender gehoert rennt er ausschliesslich barfuss
auf seinen Hobbitfuessen durch den Wald.

Nach Einbruch der Dunkelheit erwachen die Oppossums zum Leben.
Von Europaeern eingeschleppt fressen diese etwa katzengrossen
Marder hauptsaechlich die Eier einheimischer Voegel und sind
deswegen bei den Einheimischen entsprechend unbeliebt.

In der Nacht springen sie auf dem Dach unserer Huette rum und geben
aus dem Busch seltsame Kreischlaute von sich. Sie klingen ungefaehr so,
als ob man ein kleines Kind erwuergt. Das habe ich bisher zwar weder
gemacht noch gehoert, aber ich stelle es mir so vor.

Scheu und aengstlich sind sie dabei nicht, auch durch den Lichtkegel
unserer Taschenlampe lassen sie sich nicht im mindesten beeindrucken.
Sie wiegen sich in einer truegerischen Sicherheit: Am naechsten Morgen
begruesst uns der Huettenwaechter mit den Worten "Grossartiger Tag!
Zwei Oppossums sind mir gestern Abend in die ausgelegten Fallen gelaufen.
Wollt ihr sie euch ansehen, bevor ich ihnen den Kopf einschlage?" Einen
Hammer schwingend verschwindet er im Wald, den Todeskampf dieser ansonsten
sehr niedlichen Tiere wollen wir fotografisch aber nicht festhalten. Zum
Pinkeln einfach in den Busch zu verschwinden ist angesichts der ausgelegten
Fallen nur bedingt empfehlenswert.

Streinbruecke fuer ein Photo bauen

Birgit aus Koeln befindet sich gerade auf einer Weltreise und goennt
sich in Neuseeland ein paar Tage im Abel Tasman. Von ihr lerne ich,
dass die Fidji Inseln kein lohnenswertes Reiseziel darstellen.
Ich streiche die Fidjis daher von meiner Liste potentieller Reiseziele.

Am naechsten Tag begleitet sie uns 2/3 des Weges zur naechsten Huette.
Total fertig wuerden wir auch gerne hier pausieren und erst am naechsten
Tag weiterlaufen. Duschen, frische Klamotten an und gemuetlich zuschauen,
wie das Wasser die eben bei Ebbe ueberquerte Bucht fuellt. Doch in vier
Stunden ist es dunkel, und bis dahin muessen wir noch 10 Kilometer zur
naechsten Huette laufen. Wir verabschieden uns also und machen uns auf
den Weg.

Sven in Erdmaennchenpose

Bis auf den letzten Berg vor unserem Ziel geht unsere Planung auf,
doch der letzte Berg ist steiler und fordernder als erwartet. Ich
bin so fertig, dass ich umkippe, als ich mir nach dem Abstieg den
Rucksack abschnalle.

Auch der Kocher funktioniert nicht so, wie erwartet. Ich kippe
alle restliche Instant-Nudel und Instant-Reismahlzeiten in
lauwarmes Wasser und esse die Pampe. Schmeckt nicht besonders,
macht aber satt.

Wir warten hier auf das Wassertaxi

Bei der Inbetriebnahme des Kochers erzeugen wir einen
dramatisch aussehenden Tischbrand, da beim Befuellen des Kochers
etwas Petroleum danebengegangen ist. Das Loeschwasser verteilt
den Brandherd grosszuegig auf die gesamte Tischflaeche. Ein
schoener Lichteffekt, bei dem man leider mal wieder viel zu
spaet die Kamera zur Hand hat.

Am naechsten Tag schenken wir uns nach vierstuendiger Wanderung
die letzten 10 Kilometer des Tracks, bleiben in einer Bucht sitzen
und warten auf das naechste Wassertaxi. Ist ja schliesslich Urlaub.

Typisches Touristenphoto 3: Vor einer Insel

Kaikaroua

Kaikaroua liegt auf halbem Weg zwischen Picton und Christchurch.
Wir haben unseren urspruenglichen Plan etwas geaendert und reisen
jetzt erst einmal die Ostkueste der Suedinsel bis Dunadin herunter.

Kulinarisch ist man hier auf Langusten spezialisiert. Walfaenger
gibt es keiner mehr, Hauptattraktion ist jedoch das mit allerlei
technischen Finessen ausgestatte Walbeobachten: Mit einem Flugzeug
kreuzt man vor dem Land bis man eine Wahlherde trifft. Mit einem
Peilsender ausgestattet wird man zu den Walen ins Wasser
geschmissen. Nach etwa einer halben Stunde Badespass mit den Walen
wird man dann von einem Boot wieder eingesammelt. Fuer die naechste
Tour heute Nachmittag haben Sven und ich uns eingetragen, jetzt hoffen
wir auf gutes Wetter und viele Wale.

Auch sonst dreht sich in dieser Stadt alles um den Wal - von Postkarten
ueber Stoffpottwale bis hin zu CDs mit Walgesang ist hier alles zu haben.
Fuer die japanischen Gaeste wird in einem Pub ausserdem Walgesangkaraoke
angeboten. Das ist mindestens doppelt so lustig wie es klingt. Auch wenn
ich gerne mal ein Lied singe verkneife ich mir die Teilnahme und hoere
mit viel Lustgewinn zu.

Stadt ist fuer das maximal 3000 Seelen zaehlende Kaff eine masslose
Uebertreibung. Hier sagen sich wirklich sprichwoertlich Hase und
Fuchs gute Nacht. Das letzte Auto verlaesst um neun Uhr die einzige
Strasse des Ortes.

Hallo Kollege - endlich mal ein paar Schafe

Schoen sind die Klippen am Rande der Stadt. Fantastische Aussicht und
endlich mal Schafe. Der Wind weht einem einen erfrischenden Duft (eine
Mischung aus Moewen, Schafs und Seehundscheisse) um die Nase. Aufgrund
der Ereignislosigkeit dieses Ortes hat sich bei Touristen und Einheimischen
als Freizeitbeschaeftigung eine Art "Open Air Graffitti" durchgesetzt.

Urlaubsgruesse an eine Mutter

Dazu rennt man die Klippen herunter zum Strand, nimmt sich die dort massig
herumliegenden weissen Kalksteinbrocken und legt damit Botschaften auf
die gruene Wiese. Das Ergebnis kann man dann nacher schoen von den Klippen
aus beobachten und fotografieren. Die meisten Botschaften bestehen aus
aus Vornamen (haeufig Frauennamen) und Herzen. Auch kritische Themen
wie "Magersucht" werden angesprochen (jedenfalls falls der Betrachter
der deutschen Sprache maechtig ist). "Hallo Mutti!" textet ein anderer
und wertet seinen Urlaubsgruss durch die Darstellung eines erigierten
Schwanzes auf. Den Text, welchen japanische Touristen legen kann ich nicht entziffern. Ueberhaupt sind um diese Jahreszeit viele Asiaten unterwegs.

Lammkadaver

Wer das obige Laemmchen erlegt hat weiss ich nicht. Ein Orca wird es
kaum die 300m hohen Klippen herauf geschafft haben. Die Schafe sind
weniger dumm als sie auf den ersten Blick wirken. Sehr professionell
posieren sie fuer die Kamera und suchen den direkten Blickkontakt zum
Objektiv.

Faule neuseelaendische Pelzrobbe

Eher unspektakulaer sind die Pelzrobben. Laut Warnhinweis darf man sich
ihnen nur bis auf 10 Meter naehern. Das Schild ist aber total ueberfluessig,
da die Robben sich hauptsaechlich 100m vor der Kueste aufhalten. Faul liegen
sie auf ihren Felsen und bewegen sich kein Stueck. Dazu erfuellt ein lautes
Schnarchgeraeusch die Luft.

Um an Attraktivitaet zu gewinnen und Kundschaft in die sonst verwaisten
Kneipen zu locken kobern Kneipenwirte mit dem Spiel "Toss the Boss"
um neue Kundschaft. Das Spiel geht so: Der Kneipenwirt wirft eine
Muenze, erraet man richtig auf Kopf oder Zahl, so bekommt man das
naechste Bier umsonst. Falls nicht, so muss man es bezahlen.
Nach dem Bad mit den Pottwalen und einer abschliessenden Dusche werden
Sven und ich uns an diesem Spiel versuchen. Und morgen gehts weiter
nach Christchurch.

Vermutlich deutsche Einwanderer haben das neuseelaendische Englisch
um den Begriff Spinner erweitert. Das heisst genau
das, was es im deutschen auch heisst. Jedenfalls behauptet das der
Reisefuehrer in seinem Kapitel ueber neuseelaendisches Englisch. In
natura habe ich noch niemanden dieses Wort benutzen gehoert.