28.11.04

Thailand und weg...

Ko Phi Phi
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Keine der Warnungen ueber unseren Aufenthaltsort
in einer abgeschiedenen Bucht fernab des Massentourismus
(also 1 Stunde zu Fuss oder 20 Minuten mit dem Boot) auf
dieser Insel ist eingetreten: Die Fahrt dorthin in einem
landestypischen Langboot mit Aussenbordquirl ist zwar eine
wackelige und bei dem Seegang auch wackelige Angelegenheit,
die angekuendigten hohen Wellen bringen die Profis am Ruder
aber nicht aus dem Takt.

Auch ist die Unterbringung in der Bucht eine sichere Angelegenheit.
Keine Spur von Kriminalitaet. Und wo lebt man in Zeiten islamischer
Terrorangriffe, welche den Sueden Thailands gerade heimsucht (eskaliert
durch Staerke demonstrierendes Auftreten von Polizei und Militaer),
besser, als im Umfeld von Moslems? Eine Moschee, versteckt in den
drei bis fuenf Haupthuetten der Ansiedlung, koennen wir nicht
ausmachen.

Unter Palmen wohnen wir der Bacardi-Werbung nicht unaehnlich
direkt am Strand. Unsere Huette ist jedoch etwas stabiler als
die in diesem Werbespot improvisierte und hauptsaechlich Schatten
spendende Variante. Die Freizeibeschaeftigung ist auf Taetigkeiten
in und um das Wasser beschraenkt. Beim Schwimmen und Schnorcheln
finden wir die Abkuehlung, nach welcher der Koerper zu Recht nach
schweisstreibendem im Schatten sitzen und auf das Meer starren
verlangt.

Warum wir gerade hier beim absoluten Nichtstun (stimmt so nicht
ganz: Markus belegt und absolviert erfoglreich einen
Schnuppertauchkurs) leichte gesundheitliche Probleme bekommen ist
mir ein Raetsel. Durch ein Rendezvous mit einer Feuerqualle rennt
Sepp mehrere Tage mit einem durch Blasen und Pusteln verzierten
Arm herum. Kleinere Pusteln, die entsprechend nicht ganz so stark
jucken, bekommen Sepp und ich durch Flohbisse der anscheinend nur
optisch sauber wirkenden Matrazen. Markus und meine Hoerkraft wird
durch eine Mittelohrentzuendung beeintreachtigt. Durch den zugigen
Seewind faengt man sich diese schneller ein, als es einem lieb ist.
Eines morgends ist auch mein anderes Ohr taub. In der oertlichen
Klinik lasse ich mir deshalb eine zementartige, erbsengrosse Mischung
aus Sand und Ohrenschmalz durch eine Ohrspuelung mit warmen
Kamillewasser entfernen Auch die anderen kleineren Blessuren
verheilen erfolgreich.


Ko Lanta
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Vom faulen Inselleben koennen wir so schnell den Hals nicht
vollkriegen. Folgerichtig testen wir mit Ko Lanta (eine Bootsstunde
suedoestlich von Ko Phi Phi in Richtung Festland gelegen) das naechste
Eiland aus. Laut Lonely Planet (Ausgabe von 2002) ist der Tourismus
in Ko Lanta gerade im Wachsen begriffen - verknuepft wird diese Aussage
mit der Hoffnung, oekonomisch und oekologisch nicht dieselben Fehler
in Bezug auf Massentourismus zu machen wie bei Ko Phi Phi geschehen.

Diese Chance haben die Insulaner von Ko Lanta eindeutig versemmelt.
Steile und breite Schotterpisten ziehen sich entlang der Kueste
und verbinden ein leer stehendes Touristenresort mit dem naechsten.
Irgendwie hat uns das Glueck verlassen: Ergebnislos klappern wir auf
der Ladeflaeche eines Pickups sitzend, als Soziusfahrer eines Mini-TukTuks
und schliesslich zu Fuss ein Hotel nach dem anderen ab.

Abenteuerlich ist die Fahrt mit dem Mini-TukTuk: 4 Personen mit komplettem
Gepaeck finden Platz auf einem kleinen Moped mit improviersten Beifahrergestell.
Der Schwerkraft trotzend setzt sich das ueberforderte Moped aechzend in Bewegung
und die Kette klatscht beim Anfahren Beifall, indem sie einfach mal ein paar
Ritzel ueberspringt. Deutlich spueren wir die Felge, wenn sie ungefedert durch
die Schlagloecher brettert. Auf einem Sandweg kurz vor einem Hotel kann der Fahrer,
der ansonsten sowohl durch Ortskundigkeit als auch durch fahrerisches Geschick
glaenzt, die Maschine nicht mehr halten. Als erstes faellt Markus vom Bock und rollt
in den Sand. Bevor wir, die Rucksaecke und die Maschine ihm folgen und ihn unter uns
begraben koennen, bleibt das Gefaehrt einfach im 45 Grad Winkel im Sand stecken.
Markus behauptet nachher, er haette uns durch schiere Muskelkraft einfach in diese
stabile Lage gedrueckt. Das koennte stimmen. Allzu altruistisch sind seine Motive
jedoch nbicht, denn wer liegt schon gerne unter 300-400 kg begraben?

Der absolute Tiefpunkt ist das Hotel am Zielpunkt dieser abentuerlichen Reise:
Eine einzige Baustelle mit Gratis-Baulaerm inclusive. Neben einer Huette, die
wir beziehen koennen, stapelt sich eine Ansammlung von offenen Farbtoepfen und
Loesungsmitteln. Der Gestank vertreibt vielleicht Muecken, Lust aufs bleiben
stellt sich bei uns jedoch nicht ein. Wir stapfen zu Fuss ins Dorf und wollen
uns auf eine andere Insel bringen lassen. Das klappt heute nicht mehr und wir
buchen daher Tickets fuer den naechsten Tag und irgendeine Unterkunft aus blind
aus dem Katalog. Endlich ist uns auch das Glueck wieder hold: Die Unterkuft ist
klasse, bei unserer Ankunft geht die Sonne unter und wir geniessen Sand, Bier
und den Ausblick. Neben den tausend Katzen, die ueberall auf dieser Insel rumlaufen,
hat sich die Betreiberfamilie einen ausgewachsenen Otter abgerichtet und diesem das
Tauchen sowohl in der nahegelegenen Suesswasserkloake als auch im Meer beigebracht.
Mmmh, schade, HIER koennte man es doch noch ein wenig laenger aushalten, aber wir
haben ja schon die Tickets fuer einer weitere Insel am naechsten Tag ...

Ko Jam
++++++

... nach Ko Jam gebucht. Das Reisebuero vergisst leider,
uns abzuholen. Mit halbstuendiger Verspaetung kommen wir
beim Hafen an, doch unser Schiff ist leider schon weg.
Erbost erklaert uns der Hafenbetreiber die Uhr und das
Prinzip von Puenktlichkeit. Wir koennen ihn davon
ueberzeugen, dass wir dieses bereits kennen.

Zu Fuss machen wir uns auf dem Weg zunm Reisebuero, bei
welchem wir die Tickets am Vortag gekauft haben, um ihnen
die Lektion des Hafenbetreibers naeherzubringen. 100m vor
dem Laden kommen uns die Betreiber jedoch schon laechelnd
entgegen, "Sorry, sorry, no problem, no problem...." und
verfrachten uns in einen weiteren Pick Up. Drei Stunden
faehrt dieser nun ueber Land um uns an eine andere
Faehrstelle nach Ko Jam zu bringen. Der Fahrer ist
freundlich und heizt wie Sau. Warum wird klar, als wir an
der Anlegestelle der Faehre ankommen: Auch hier haben wir,
trotz redlichem Bemuehen des Fahrers, wieder einmal mit
einer halben Stunde Verspaetung die letzte Faehre verpasst.
Deja Vu - oder "Same same, but different" wie der Thai gerne
sagt. Ein Privatboot kann natuerlich gegen Extrakasse
jederzeit von uns gemietet werden.

Fuer mich ist an dieser Stelle Zeit zu gehen. Tatsaechlich
habe ich schon laengere Zeit den Plan gehabt, im Dezember
noch einmal nach Russland zu Reisen, mir Land und Leute dort
im Winter anzuschauen und St.Petersburg zu besuchen. Eine
Woche Aufenthalt in Hamburg fuer VISA Formalitaeten habe
ich eingeplant, bevor es wier nach Moskau gehen soll. Spontan
kippe ich den am Morgen verkuendeten Plan, noch fuer zwei Tage
nach Ko Jam mitzureisen und teile dieses nun dem ueberraschten
Markus und Sepp mit.

Bangkog (2)
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Per Flugzeug reise ich noch am selben Abend von der
Provinzstadt Krabi nach Bangkog und miete mich fuer
zwei Naechte im "Sawadi Inn Guesthouse" in der Naehe
der Kao San Road ein (Sepp und Markus: Merkt euch
diesen Namen und meidet es, falls ihr auf der
Rueck- bzw. Weiterreise noch einmal nach Bangkog
kommt!!!).

Dieses Mal alleine erkunde ich noch einmal die Stadt
und kaufe neben Souevenirs ein schweinebilliges
Rueckflugticket (um die 300 Euro, Gulf Air mit
Zwischenstopps in Muskat und Bahrain). Billiger als
das Ticket sind nur die zwei Anzuege, die ich mir
fuer 250 Euro massschneidern lasse: Brauner Breitkord,
dazu Hemden, Guertel, Krawatten ein Kimono in
Konfektionsgroesse. Mal sehen, wie lange die Dinger
halten, passen tun sie auf jeden Fall wie angegossen.

Zur Abwechslung teste ich mal die U-Bahn von Bangkog
aus. Sie gleicht exakt der von Hong Kong - mit dem
Unterschied jedoch, dass ich der einzige Fahrgast
auf dem verwaisten Bahnsteig bin. Noch waehrend ich
mich frage, ob die Bahn ueberhaupt in Betrieb ist,
rauscht auch schon ein mit drei Passagieren nur
bedingt stark besetzter Zug herein. Seltsam: Das Loch,
ueber welches die Metrostation betreten wird, ist
zwar im Stadtplan grob eingezeichnet, jedoch nicht
als Metrostation durch Schilder ausgewiesen. Auch
scheinen die Einheimischen nichts von einer Metro
zu wissen - frage ich sie nach der Station so zucken
sie nur unwissend mit den Schultern. Spaeter stellt
sich raus, dass die U-Bahn erst seit drei Tagen in
Betrieb ist. Das erklaert einiges, gut geschult ist
zur Zeit nur das Personal von der Touristinformation,
welches mir den Weg zur Metro zeigen konnte. Durch
geziehlte Marketing-Aktionen laesst sich dieser
Informationsrueckstand in der Bevoelkerung sicher
noch aus der Welt schaffen.

Der thailaendische Koenig jedenfalls ist schon
jetzt ein begeisterter Metrofahrer: In der
Haupstation nebem dem Hauptbahnhof sind Bilder
der koeniglichen Familie im Fuehrerstand des
neuen Transportmittels angebracht. Jeder aus
der Familie - der Koenig himself, Frau Koenigin
und auch der Kronprinz - darf mal ran und bekommt
ein eigenes Photo spendiert. Andere Bilder lassen
vermuten, das Zugfahren in der Royal Family eine
grosse Tradition hat: Die Bilder zeigen den
letzten Koenig auf einer LGB aehnlichen
Schmalspurbahn, auf welcher er sich zum
Zeitvertreib durch seinen Privatpark bewegt und
dabei die gesamte koenigliche Entourage befoerdert.

Problematisch gestaltet sich der Tag der Abreise.
Reisepass, Flugticket und Kreditkarte habe ich,
den Sichehereitsempfehlungen des Guesthouse folgend,
im Safe an der Rezeption deponiert. Dazu fuellt man
ein Formular mit den eingelagerten Sachen aus und
bekommt einen Schluessel zu seinem Schliessfach
ausgehaendigt. Als ich morgends aufwache ist meine
Zimmertuer offen, der Schluessel zum Schliessfach
und das Geld aus meinem Portemonnaie sind weg. Wie
sich jemand in der Nacht aus der Hosentasche, welche
ich im Bett trug, entwendet hat, ist mir ein Raetsel.
Die Dame an der Rezeption mutmasst, dass ich vielleicht
betrunken war oder die Nacht nicht alleine verbracht
haben koennte. Das stimmt zwar nicht, fuer lange
Diskussionen bleibt aber nur noch wenig Zeit, denn
der gebuchte Flug geht in vier Stunden.

Das Sperren der Kreditkarte per Telefon ist noch die
einfachste Uebung - bisher sind auch noch keine Umsaetze
getaetigt worden - puhhh... Probelmatischer ist der neue
Pass. Zur Botschaft braucht ein Taxi anderthalb Stunden.
Ich finde einen TukTuk-Fahrer, der mich in 45 Minuten
hinbringt. "Kommen sie sofort zur Botschaft" instruierte
mich die Dame von der Deutschen Vertetung am Telefon. Ich
soll ein Polizeiprotokoll und 4 Passbilder fuer einen
Ersatzpass einreichen. Das Protokoll von der Polizei kann
ich ihr noch ausreden, Fotos will sie aber trotzdem haben
- von mir per Kugelschreiber gemalte Selbstportraits
reichen ihr nicht aus.

Um die Ecke der Botschaft finde ich eine Photofixbude.
Ungewaschen, verschwitzt und genervt sehe ich auf den
Bildern aus wie ein typischer Sextourist. Nach einer
weiteren halbe Stunde habe ich endlich den Ersatzpass
und die Botschaft kann sich wieder der Ausstellung
von Heiratsdokumenten fuer die anderen dort warteneden
Landsleute widmen. Uebrigens haengt ein "Scorpions
Asian Tour" Plakat in der Botschaft herum - auf seine
alten bedeutungslosen Tage durch die Ferne zu tingeln,
dieses Schicksal teilen sie so mit anderen Bands, die
auch nicht wissen, wann Schluss ist (siehe Deep Purple
im Bericht ueber Sibirien/Irkutsk).

Trotz Paasersatz benoetige ich noch einen Polizeibericht
ueber den Diebstahl. Die Fluggesellschaft will nur mit
diesem Ersatztickets austellen und auch die
Immigrationsbehoerde kann ich nicht ueberzeugen, einen
Einreisestempel in meinen neuen Erstazpass ohne diesen
Bericht zu machen. Also doch zur naechsten Wache. Dort
laesst man mich erst einmal eine halbe Stunde sitzen.
Ein Beamter erklaerrt mir dann, dass er ein Protokoll
nur dann sofort ausstellen kann, wenn ich ihm 100 Baht
(2 Euro) dafuer gebe. Laechelnd steckt er die Schmiere
in sein Portemonnaie und ich bekomme das gewuenschte
Dokument. Fuenf Minuten vor Beendigung des Check-In
erreiche ich den Flughafen erschoepft und durchgeschwitzt
und kann mich, wie geplant, auf den Heimweg machen. Von
den asiatischen Staedten gefaellt mir Bangkog am
schlechtesten, so viel Stress wie hier hatte ich
nirgendswo sonst auf der Reise.

Deutschland
+++++++++++

Scharen von Kinder laufen mir jetzt nicht mehr lachend wie in China
hinterher wenn ich durch die Strassen gehe. Auch ist es etwas kaelter als
in Asien. Die "Asia Snack Box" am Frankfurter Flughafen ist zum Glueck
geschlossen. Sie erweckt nicht den Eindruck, auch nur Ansatzweise mit
der Qualitaet asiatischer Garkuechen konkurrieren zu koennen. Vielleicht
hat Herr Mehdorn auch in Asien umgeschaut, denn wie in China gibt es
jetzt in Zuegen der Deutschen Bahn Servicekraefte, welche durch
die Zuege laufen und an die Reisenden warme Getraenke und Essen verkaufen.
Angekuendigt ueber die Lautsprecheranlage - "Jetzt ist auch der 'DB Brezel Express'
zugestiegen und verwoehnt sie am Platz mit frischen, heissen und duftenden
Brezeln und warmen Getraenken" - quaelt sich ein Mitropa-Mitarbeiter
durch die vollen Gaenge. So grimmig wuerde ich aus der Waesche schauen, wenn ich ein
Sweatshirt mit der Aufschrift "DB Brezel Express" tragen muesste.

Hamburg ist bei der Einfahrt mit dem Zug grau. Grau bleibt auch meine
Wohnung, denn die HEW haben kurzerhand wegen nicht bezahlter Stromrechnungnen
den Strom abgedreht. Das Service Telefon der auf der ungeoeffneten Mahnung
abgedruckten Telefonnummer ist leider nur von Montags bis Freitags besetzt.
Weiterhelfen kann die Telefonauskunft und ich erfahre, dass der bei der
Postbank eingerichtete Dauerauftrag nur einmalig ausgefuehrt wurde. Neuen
Strom gibts erst wieder am Montag, wenn ich vorher den aufgelaufenen Fehlbetrag
einzahle. Immerhin hat die Postbank die anderen Dauerauftrage - Miete und Gas -
bedient, so dass ich den Inhalt meiner Wohnung am gewohnten Platz und nicht auf
der Strasse vorfinde.

Das am 1. Oktober in Peking aufgegeben Paket ist vor drei Tagen in Deutschland
bei meinen Eltern angekommen. Kurzerhand fahre ich also dorthin, denn wenigsten
meine Eltern haben zu Hause Strom und warmes Wasser. Willkommen in Deutschland.

Resumee
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Folgend nun ein kurzer Ueberblick der Highlights der Reise.

Schoenste Staedte:

1. Beijing
2. Shanghai
3. Moskau

Der Titel der verruecktesten Stadt geht ohne Konkurrenz an Ulan Bator.

Entspannetesten Laender:

1. Laos
10. Thailand
11. Vietnam, China

Schoenste U-Bahn:

1. Moskau
2. Hong Kong
3. Shanghai

Daemlichstes U-Bahn Streckennetz

1. Bielefeld
2. Yekaterinenburg
3. Peking

Beeindruckenste Landschaft

1. Yangshuo
2. Baikalsee
3. Ha Long Bucht, Insel Ko Phi Phi


Schluss
+++++++

Die Reise ist nun vorbei und fuerderhin werde ich an dieser Stelle keine
neuen Berichte mehr veroeffentlichen. In der naechsten Woche werde ich nach
Moskau fliegen und die Reise einfach wiederholen - damit der neue Reisepass
am Ende aehnlich gut mit Stempeln gefuellt ist wie der in Bangkog geklaute.

Tschuess!

20.11.04

Thailand

Auf nach Thailand
+++++++++++++++++

Die ewig gleiche Prozedur beim Grenzuebertritt. Ausfuellen von
Ein- und Ausreisefomularen. Die Nummer meines Reisepasses, Ort,
Ausstellungsdatum, Abflaufdatum - diese Informationen kann ich
inzwischen auswendig. Immer wieder wird auch der geplanten
Aufenthaltsort nachgefragt. Auch hier trage ich immer wieder
die gleiche Adresse, das fiktive "Jugendbegegnungszentrum
'Erwin Kostedde'", ein.

Auch der Thai kann einiges, was Zuege angeht. Sehr unorthodox (und
inzwischen spreche ich da aus Erfahrung) ist die Gestaltung der
Schlafzuege: Die Betten sind in Zweier-Reihe entlang der Aussenseite
des Zuges aufgestellt. In China haette man den Innenraumdesigner vermutlich
wegen Verschwendung oeffentlich gehaengt, denn dort werden auf 7,5
Chinesen (resp. 6 Europaeer) auf der Flaeche untergebracht, auf der
im thailaendischen Nachtzug nur 4 Personen Platz finden.

Anscheinend habe ich Freunde in der ganzen Welt. So werde ich in
Thailand regelmaessig mit "my friend" angesprochen, wenn
Dienstleistungen wie Getraenke oder aehnliches an den Mann
gebracht werden sollen. Von den Augen abgelesen wird mir so der
Wunsch nach einem Getraenk und zuegig wird mir ein verhaeltnis
maessig teueres, dafuer kuehles, Bier aus dem Zugrestaurant an den
Platz gebracht. Ein Polizist spricht mich grinsend auf mein
"GUAM Beijing" Trikot an. Ebenfalls laechelnd erklaere ich ihm,
dass es sich um einen chinesischen Fussballclub handelt. Sein Lachen
verschwindet aus seinem Gesicht und ernst erklaert er mir, dass er
Polizist ist und zeigt auf das Abzeichen auf seiner Schulter.
In ehemaligen Polizeistaaten sollte man sich gut mit den Behoerden
stellen, daher antworte ich mit "Ah! Police! Polizei gut!",
Unterstuetzt durch die international verstaendliche "Daumen nach
oben"-Geste. Er versteht, dass ich nichts boeses im Schilde fuehre
und geht seines Weges.

Ungewohnt ist der Zuwachs an Intimssphaere im Zug: Durch einen Vorhang
kann jeder Reisende seine Schlafbox individuell vor den Blicken
Mitreisender schuetzen. Ein solches Detail fehlt voellig in den
bisher benutzten Nachtzuegen. Weniger hart faellt das Regime des
Waggonchefs aus. Waehrend in chinesischen Zuegen Einschluss
und Licht aus fuer alle um 10:00 Uhr galt, so brennt hier die
Gangbeleuchtung bis ultimo durch. Wer schlafen will, der dunkelt
mit Hilfe des Vorhangs sein Abteil einfach selber ab.

Der Schlafplatz selbst ist sehr gemuetlich. Material und Ausstattung
ist durch permanenten Dauereinsatz seit den 60er Jahren entsprechend
abgewrackt. Fenster in thailanedischen Zuegen sind aus Prinzip zu
3/4 offen. Durch Fliegenschutzgitter laesst sich diese freie offene
Spalt bei Bedarf schliessen. Neben lauten Fahrgeraeuschen bringt
diese Konstruktion es mit sich, das ich morgends um halb sieben bei der
Einfahrt nach Bangkok durch den hereinprasselnden Regen geweckt werde.
Kurz denke ich, des Wetters wegen, an Deutschland. Der erst Regen seit
fast zwei Monaten (in der Osthaelfe Thailands ist gerade Regenzeit)
haelt jedoch nicht lange an. Als ich richtig wach bin merke ich, dass der Zug
auch am Flughafen, dem eigentlichen Ziel meiner Reise, haelt. Zu spaet.
Dafuer genuegend Zeit, mich am Hauptbahnhof umzuschauen. In Rekordzeit von 3
Minuten hebe ich frisches Thaigeld ab, besorge mir einen Fahrplan zum
Flughafen und ein Ticket fuer diesen Trip und ausserdem mein Fruehstueck.
Selten habe ich einen aehnlich gut ausgeschilderten Bahnhof, welcher
Neuankoemmlinge auf die notwendigen Staetten hinweist, angetroffen.

Schoen ist auch ein auf dem Bahnhofsgleis abgesperrter Bereich: Durch Blume
in den schillernsten Farben und huefthohe Palmen wird so, einer
Oase gleich, der Raucherbereich markiert. Schoen, das diese in Bangkog nicht
in ein Ghetto in Bahnhofsvorplatznaehe vertrieben werden, sondern
hier von Blumen geschmueckt ihren Platz finden koennen. Thailand ist anscheinend
ein sehr sympathisches Land, in dem Raucher nicht an den Rand der Gesellschaft gedraengt werden.

Erstmals hoere ich die thailaendische Nastionalhymne, waehrend ich auf den
Zug zum Fkughafen warte. Vom Reisefuehrer entsprechedn indoktriniert verhalte
ich mich wie die Einheimischen: Mit Haenden an der Hosennaht erhebe ich mich
vom Sitz, bis die Musik aus dem Lautsprecher zuendeplaerrt. Der Ignoranz
gerade westlicher Touristen gegenueber diesem Ritual moechte ich mich nicht
anschliessen.

Bangkog
+++++++

Sepp Sebelstein greifen wir wie verabredet am Flughafen auf. Auf sein
Anraten beziehen wir ein Guesthouse in der Innenstadt, parallel zur beruehmt
beruechtigten Cao San Road. Entaeuschend ist der Verkehr in
Bangkog: In endlosen Staus schieben sich die Thais disziplinierter als
aus Deutschland bekannt durch die Strassen. Ampeln werden respektiert und
nicht ignoriert. Von dem bisher erfahrenen asiatischem Chaos ist nichts
zu spueren.

Klassisches Fortbewegungsmittel ist das TukTuk, eine per Moped
angetriebene Rikscha. Neben Stadterkundung bleiben wir nur kurz in
dieser Stadt, um umgehend Richtung Sueden - Sand, Strand und Meer - zu
Reisen. Nicht verkneifen kann ich mir den Besuch einer Kickboxveranstaltung.
Geboxt wird an jedem Wochentag. Hauptsaechlich rennen die Thais herum und
wetten auf die Kaempfer, die pro Kampf in fuenf Runden zu drei Minuten ihr
bestes geben. Die Szenen erinnert stark an Bilder von der Boerse. Wildes
gestikulieren in den Ringpausen, Finger und Arme die nach oben gestreckt
werden. Niemand laesst mich mitmachen, obwohl ich mehrmals "1000 Baht auf
den mit der roten Hose! 1000 Baht auf den Roten!" rufe und den Block fuer auslaendische Zuschauer verlasse. Es hat ausserdem den Anschein, dass man
waehrend einer Partie noch seine Tipps aendern kann. Ein Raetsel bleibt mir,
wie nachher der Gewinn korrekt ausgezahlt werden kann. Spannend sind immer
die letzten beiden Runden zum Ende eines Kampfes. Da geben die Kaempfer noch
einmal alles, und da alle Wetten plaziert sind gibt es die passende akkustische
Unterstuetzung der Zuschauer.

Erschuetternde Nachrichten bringt Sepp aus Hamburg mit. So kann man jetzt im
Caro-Viertel Kurse belegen, in welchem einen beigebracht wird, aus
Hasendrahtmaschenzaun und Herbstlaub Lampen zu bauen. Ich glaube ihm, dass
er selber an diesem Kurs nicht teilgenommen hat. Frueher wurde einem dort
beigebracht, wie man Bahnschienen zersaegt und so Castoren stoppt. Und
jetzt? Hasendrahtlampen! Ein erschuetternder Beleg, wie verweichlicht und
wirklichkeitsfremd die Gesellschaft inzwischen geworden ist!

Gemutlich ist die Zugfahrt nach Ko Phi Phi, einer kleinen Insel im indischen
Ozean. Gezeigt wird der Film "Dinocroc", in welchem eine Mutation aus
Dinosaurier und Krokodil ein kleines Dorf in den USA terrorisiert. Zunaechst
isst es die dort streunenden Hunde auf, spaeter auch kleine Kinder. Die Dorfbevoelkerung wird, zu Recht, maechtig boese und will dem Tier den gar aus machen. Dann verabschiedet sich diese cineastische Meisterwerk ploetzlich, denn
der CD Player gibt seinen Geist auf. Konsequent gehen im ganzen Bus die Lichter
aus, und waherend wir im Dunkel;n in unseren Sitzen liegen, spekuliere ich ueber
das moegliche Ende des Films. Die mangelhafte Tricktechnik erinnerte uebrigens
stark an die alten Godzilla Filme ("Godzilla gegen Biolante", usw.). Schnell
schlafe ich ein und wache erst am Meer wieder auf.

Koi Phi Phi
+++++++++++

... ist eine dieser Bildernbuchinseln mit weissem Strand, Palmen, tuerkisem
Wasser, Tauchschulen usw. Ueberlaufen und ueberteuert ist der Hafen der
Stadt. Niemand will uns an einen kleinen idyllischen Strand in der Naehe
bringen ("zu gefaehrlich", "zu hohe Wellen fuer mein Boot"). Schnickschnack.
Sepp und Markus gehen einfach auf einem Hoh-Chi-Minh Pfad aenlichem Weg
durch den Dschungel und kommen spaeter mit einem dort organisiertem Boot
zurueck waherend ich auf das Gepaeck aufpasse.

Der Einsatz hat sich gelohnt. Maximal billig in einer Holzhuette, die in
einen Baum am Strand gebaut ist, und maximale 5 Schritte vom Wasser
entfernt. Das Wasser ist mit geschaetzten 36 Grad pisswarm - der Kontrapunkt
zum kalten nicht minder erfrischenden Baikalsee. Herrlich. Auch schoen:
Keine Discomuckenbuden weit und breit, kein Internet, kein Fernsehen. Und
nur eine handvoll anderer Touristen. Und ein Dschungelklo mit einem
Sternenhimmel als Dach.

Wir beschliessen, es uns hier einfach mal gut gehen zu lassen. Details dazu
demnaechst hier.....

15.11.04

Laos zum letzten, auf nach Thailand

Laos: Vientiane
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Am heiligen Sonntag schaltet das Leben in Vientiane, der Hauptstadt von Laos (Leser sollten sich unbedingt diesen Namen merken – er koennte dereinst bei Guenther Jauch viel Geld bringen, wenn man sich nach der laotischen Hauptstadt zwischen (a) Venedig, (b) Viersen, (c) Vientiane oder (d) Versmold entscheiden muss!) noch einen halben Gang zurueck. Mitarbeiter des Informationsministeriums und der Polizei verbringen den Tag im Schatten des Innenhofs ihrer Aemter bei gepflegten Asphaltvolleyball-Spielen. Ausser Kneipen und Restaurants halten viele Geschaefte ihre Tuere an diesem Tage verschlossen - was eigentlich auch nicht weiter auffaellt, denn wer shoppen will, der sollte um diese Stadt und dieses Land einen weiten Bogen machen.

Den Temperaturen angemessen findet im National-Stadion um die Ecke leider kein Fussballspiel statt. Etwas mehr Glueck hatten wir dort am Samstag Nachmittag. Zwei Kreisklasse-Teams versuchten mit wechselndem Erfolg, am leeren Tor meilenweit vorbeizuschiessen. Eintritt wurde im Stadion nicht genommen und nur eine handvoll Familienangehoeriger der Spieler verirrte sich auf der ueberdachten Betongerade. Mit seiner frischen 60er Jahre Betonarchitektur aehnelt das Mittelstueck der Gegengerade architektonisch uebrigens der des Millerntorstadions zu Hamburg. Talente haben wir waehrend der 90 Minuten keine sichten koennen. Meine Hochachtung gilt den Sportlern auf dem Platz, welche den Temperaturen trotzend einen torreichen 5-3 Endstand vollbrachten. In Sachen Entwicklungshilfe ist hier ein Rudi Gutendorf gefragt, aber vielleicht hat er hier schon einmal gewirkt.

Ich lasse mich von der Bevoelkerung inspirieren und haenge einfach auch den ganzen Tag im Schatten ab. Parks mit Schatten spendenden Baeumen erhoffe ich im Buddha Park zu finden. Auf der Busfahrt dorthin komme ich auch an der Laos Brauerei vorbei, eine Besichtigung dieser muss wegen geschlossener Werkstore leider ausfallen. Baeume gibts im Buddha Park leider keine, dafuer bis zu 50 Buddhas aus Beton. Beton ist ein beliebter Werkstoff in dieser Stadt. Aus ein paar Kubikmetern Beton, welche die USA den Laoten (wohl aus schlechtem Gewissen) zur Errichtung einer Landebahn schenkte, wurde kurzerhand ein die Errungenschaften der indochinesischen kommunistischen Partei feiernder Arc de Triumph (nicht ganz so imposant wie das Pariser Vorbild, aber immerhin) gebaut.

Viel sehen kann man davon nicht, denn das Gebauede nebst dazugehoerigem Park ist abgesperrt und wird fuer die Ende des Monats stattfindende ASEA Konferenz rausgeputzt. Drei Strassenarbeiter sitzen auf dem Asphalt und kloppen in bruetender Hitze die Fahrbahnmarkierungen mit kleinen, etwa handflaechen grossen, Beilen ab. Die Polizei passt auf, damit sie niemand bei dieser Straeflingsarbeit umfaehrt (oder vielleicht, damit sie nicht ausbuechsen?). Eine bisher nur fuer Einheimische gueltige abendliche Ausgangssperre wird dann in zwei Wochen auch auf die Touristen ausgeweitet. Schade, den gerade als wir einen Laden mit guter Liveband gefunden haben, hoert diese auch schon wieder auf zu spielen und der Schuppen schliesst seine Tore. Die englische Aussprache der laotischen Saenger ist gut verstaendlich, lediglich das Wort “Mercedes” im Text zu “Hotel California” geht dem Saenger etwas schwer ueber die Lippen. Der zweite Gitarrist singt ein Lied von Rod Stewart derart tuaeschend echt, das ich zunaechst ein Playback im Hintergrund vermute. Gibts aber nicht, der Junge singt wirklich selbst.

Zukunft
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Ein diplomierter Zukunftsleser bietet mir auf der Strasse seine Dienste an. Schon im Vorfeld prophezeit er mir eine glueckliche Zukunft - dass koenne er in meinem “funny face” direkt sehen. Na prima, weitere Details will ich gar nicht wissen, das verdirbt nur die Spannung, und so spare ich mir die geforderten 14 $ und seine Dienste.

Auf jeden Fall wird mich in sehr naher Zukunft, naemlich heute Abend, ein Nachtzug nach Bangkog bringen. Markus spart sich einen Euro und reist dieselbe Strecke per Bus. Auf seinen Bericht, was sich hinter dem Slogan “Smooth as silk” bezogen auf eine Busreise verbirgt (bisher sind wir immer nur in alten abgewrackten Schmutzbussen gereist), bin ich gespannt. Mit Spannung erwarte ich auch die Groesse von thailaendischen Schlafzugabteilen. Am Flughafen treffen wir uns dann, ausserdem treffen wir auf Sepp, der zu unserer Verstaerkung aus Hamburg anreist.

12.11.04

Laos und allgemeinere Exkurse

Luang Prabang
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Vielleicht von dem ein oder anderen Leser unbemerkt hatte ich
in den letzten Tagen, bedingt durch einen Schnupfen, mit einer
kreativen Krise zu kaempfen. Desweiteren gibt mein geliebter
"Viagra" Kugelschreiber langsam den Geist auf, so dass ich mir
weniger Notizen machen konnte.

Zum Glueck hat Markus das Vakuum nach Beendigung seiner
chinesischen Schreibblockade fuellen koennen. Seinem Reisebericht
aus Luang Prabang habe ich nichts mehr hinzuzufuegen.

Exkurs: Reisegepaeck-Mirakel
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Auf dem Flug von Hanoi nach Vientiane gruebel ich ueber das Gewicht
meines Reisegepaecks. Fuer folgendes Phaenomen habe ich bisher noch
keine schluessige Erklaerung finden koennen: Am 1. September bin ich
in Berlin mit einem 23,5 kg schweren Rucksack gestartet. Seitdem habe
ich bereits einiges an in warmen Gebieten nicht mehr benoetigten
ueberfluessigen Gepaecks nach Hause geschickt. Von Peking aus habe
ich so ein 9,5 kg schweres Paket, von Shanghai ein 3,5 kg schweres
Paket aufgegeben. Definitiv habe ich in meinem Rucksack nun viel weniger Buecher (von 6 am Anfang sind 2 uebrig geblieben), keinen Schlafsack, keine dicke Jacke und weniger Klamotten als zu Beginn der Reise.

Neu hinzugekommen sind ein Paar Sandalen. Beim wiegen am Flughafen von Hanoi zeigt die Waage jedoch 25 kg an - erwartet haette ich einen Wert von 17-20 kg, definitiv jedoch ein Gewicht weniger als zum Start der Reise. Wer eine schluessige Erklaerung fuer diese Gewichtszunahme liefern kann, moege sich bitte melden.

Laos: Geld
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Wie schon in Vietnam finden Muenzen im alltaeglichen Zahlungsverkehr
in Laos keine Verwendung. Ueberall als Waehrung akzeptiert wird der
US Dollar. Die laotische Waehrung heisst KIP und ist in Geldscheinen
von 500 KIP bis zu 20000 KIP im Umlauf. Fuer getauschte 50$ erhaelt
man so einen millionen zaehlenden und ein halbes Kilo schweren an
buntes Spielgeld erinnernden Batzen an Geldscheinen. Millionaer bleibt man damit aber nur fuer wenige Stunden, wie ein Schneemann in der Wueste scmilzt, so fliesst einem das Geld im taeglichen Leben schneller durch die Haende als einem lieb ist. Trotz inflationaerer Waehrung ist es aber doch sehr billig hier. Anstatt Ho Chi Minh gruesst von der Vorderseite ein mir gaenzlich unbekannter samoisch aussehnder Politiker mit Brille, auf der Rueckseite der Geldscheine sind Pferde oder Zementfabriken abgebildet.

In Laos gibt es keine Geldautomaten. Plastikgeld in Form von Kreditkarten wird nur in den Banken akzeptiert. Wir werden Zeuge einer Geldlieferung, in der ein LKW zentnerweise neues KIP Geld herankarrt. Auf die in Deutschland ueblichen Sicherheitsmassnahmen bei Geldtransporten in Form von mit Maschinenpistolen patroulierenden Sicherheitsbeamten in Phantasieuniformen
wird verzichtet. Wie bei einer Altpapiersammlung bilden saemtliche verfuegbare Mitarbeiter des Kreditinstituts eine Menschenkette und raeumen so die Ladeflaechedes LKWs leer. Die frischen Geldscheinbuendel werden in einem Hinterzimmer der
Bank sauber an der Wand gestapelt.

Exkurs: Reiseliteratur
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Buecher gibt es in Laos nur gebraucht. Touristen verkaufen ihre
ausgelesenen Buecher in second hand Buchlaeden. Die Auswahl ist
entsprechend einseitig. 90% der vorhanden Buecher ist in Englisch,
was an sich kein Problem darstellt. Problematischer ist die Auswahl an Titeln: hauptsaechlich langweilige Schinken von noch langweiligeren Autoren wie Noah Gordon, Stephen King oder John Grisham (gaehn) buhlen im Regal um die Gunst der Kauefer. Zweiter Schwerpunkt sind ausgelesene Loneley Planet Reisefuehrer. Fuer jedes Land dieser Region kann man zwischen diversen Auflagen waehlen. Den in Peking gefundenen Reisefueher "Kambodscha" in der Auflage von 1943 kann Markus so gegen eine unwesentlich aktuelleren von 2002 eintauschen.

In Vang Vieng stehen immerhin fuenf Buecher auf Deutsch im Regal. Allesamt von Rosamunde Pilcher, zwischen "Wenn nur noch die Liebe zaehlt", "Wechselspiel der Liebe" oder "Flamme der Liebe" faellt die Auswahl nicht schwer: Keins von alledem.

Ueber den Tisch ziehen lasse ich mich in Hanoi. Nach langem Gefeilschebezahle ich fuer eine ungelesene Fassung von "Vietnam. A History." 10$. Laut Aufdruck soll es 15$ Dollar kosten, die Verkaueferin schwoert Stein und Bein, 9$ im Einkauf bezahlt zu haben. Nach entfernen der Plastikverpackung (eingeschweisste Buecher - das sollte einen stutzig machen)offenbart sich der wahre Wert: Maximal 1$. Die 1000 Seiten des Taschenbuchs sind fein saeuberlich von einer Vorlage minderer Qualitaet per Hand kopiert
worden. Die Bindung verabschiedet sich nach dem umblaettern. Wenigstens der Text ist entzifferbar. Auf den kopierten Photos laesst sich Ho Chie Minh nicht von Richard Nixon oder General Le Clerc unterscheiden - zum Glueck beschreibt aber der Begleittext, welcher der Herren gerade auf dem Photo abgebildet ist.

Interessante Details ueber Vietnam erfahrt man aus diesem Buch.
So ist z.B. der Satz "Happyness for everybody", welcher in
Vietnam auf jedem Muelleimer steht, ein Zitat aus Ho Chie Minhs
Unabhaengigkeitserklaerung. Ich fordere hiermit auch fuer Deutschland
Muelleimer mit Grundgesetz-Zitaten.

Exkurs: Persoenliche "Where do you come from"-Statistik
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Von Einheimischen nach meiner Herkunft (oder "woher ich
weg komme", wie der Westfale sagt) gefragt lasse ich diese
haeufig einfach raten. Folgende Tabelle fast zusammen, welches
Heimatland Russen, Mongolen, Chinesen, Vietmanesen und
Laoten vermuten, wenn sie mich sehen:

Russland: 4
Australien: 3
England: 1
Deutschland: 1
Samoa und alle andere: 0

Offensichtlich verhalte ich mich nicht Deutsch genug. Oder
bin deutsch-untypisch gekleidet.

Hilfreich waeren vielleicht Trikots der deutschen Nationalmannschaft.
Ballack oder Kahn sind hier in Asien bekannt und populaer.
Oder alte "Italia '90"-Adidas-Trainingsanzuege, denn hier haengen
noch viele vergilbte Poster der damals erfolgreichen Mannschaft
herum. Jedoch ist meine Identifikation mit dem DFB nicht gross
genug, als dass ich solche Klamotten freiwillig tragen wuerde.

Vielleicht hilft typisch deutsches Verhalten. Zum Beispiel die
Vorbereitung eines Angriffskrieges. Auch keine gute Idee,
denn das ist ja inzwischen per Grundgesetz verboten. Und
bei der Wiedereinreise nach Deutschland gibts dann Probleme
mit den Grenzbeamten. Hat jemand eine bessere Idee?


Reisen in Laos
++++++++++++++

In Laos zu reisen bedeutet, frueh aufzustehen. Busse verschiedenster
Groesse und Komfortklassen verbinden die wichtigsten Staedte. In der
Regel verlassen sie einen Ort morgends um 5:30 oder 6:30 Uhr - was
Sinn ergibt, denn das Reiseziel ist oft mehrere Stunden entfernt und
man so das Reiseziel noch bei Tageslicht erreicht.

Ich entscheide mich fuer ein VIP-Ticket nach Vang Vieng. VIP bedeutet, das es ein Euro teurer ist als das normale Ticket. Dafuer bekommt man einen Sitzplatz mit einer von Lufthansa-Fluegen bekannten Kniefreiheit. Zwischen meine Knie und den vorderen Sitz passt also genau eine Blatt Papier. Weitere Annehmlichkeit: Ich kann eine Stunde laenger schlafen als Markus, der sich fuer den preisguenstigeren normalen Bus entscheidet. Schliesslich
treffe ich ihn doch noch am Busbahnof an. Im regulaeren Bus waren nur vier Passagiere zugestiegen, so dass er kurzer Hand aus dem Programm genommen wurden.

Aus meinem Walkmen quarkt Suedes "You are my Oxygen" als sich der Bus die Serpentinen der Bergpaesse heraufquaelt. So hoch, dass man zusaetzlichen Sauerstoff fuer die Insassen benoetigt, sind die Berge hier jedoch nicht, maximal irgendwas zwischen 2000-2500 m. Unter uns im Tal bleiben die Wolken noch ein bisschen haengen, waehrend wir das erste Mal die Sonne des neuen Tages begruessen duerfen. Ein herrlicher Ausblick.

Nach mehreren Stunden und mehreren ueberwundenen Bergketten haelt der
Bus, um auch dem Motor mal eine Pause zu goennen. Eine spezielle manuelle Wasserkuehlung, dabei werden mehrere Eimer Wasser einfach in den Kuehlschacht gekippt, bringt ihn wieder auf normale Temperaturen, und die Reise kann weitergehen.

Mehrere aermliche Doerfer auf der Fahrtstrecke sind ein krasser Kontrast zu den bunten, von Touristen bevoelkerten Orten in denen wir uns aufhalten. Die Kinder spielen mit einfachem improviesiertem Spielzeug. Aus einer amerikanischen 250 Pfund Bombe haben sie sich eine primitive Wippe geschnitzt. Die weisse "USAF" Aufschrift und ein weisser Stern sind noch auf dem grauen Stahl zu erkennen. Als vergessener Kriegsschauplatz des Vietnamkriegs liegen noch heute eine Menge ungeraeumter Blindgaenger herum. Mit UN Mitteln wurde vor 5 Jahren mit der Raeumung begonnen, vorraussichtlich wird es noch 15 Jahre dauern, bis alle Ueberbleibsel entfernt wurden. Auch wenn man eine Spezialausbildung im Minenrauemen hat, so sollte man von den Dingern, wenn man sie findet, die Finger lassen. Ein explodierender Blindgaenger kann einem leicht einen schoenen Urlaubstag versauen.

Vang Vieng
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Vang Vieng liegt in einem Talkessel auf halber Strecke zwischen der
Hauptstadt Vientiane und Luang Prabang. Die Hitze hier ist moerderisch, gefuehlte 40 Grad Celcius plus X. Vang Vieng bedeutet leben im liegen. Tagsueber sucht man Schutz vor der Sonne in den am Fluss aufgestellten Strohhuetten oder den unzeahligen Kneipen und Restaurants. Und bleibt, weils so schoen gemuetlich ist, einfach auch Abends dort liegen.

Schon tagsueber laufen hier die neuesten raubkopierten Filme aus
Hollywood, waehrend man sich auf dem Boden auf Teppichen und
Kissen gestuetzt bei einem kuehlen Getraenkt im Schatten raekelt. Diese dominierende Koerperhaltung wird auch Abends nicht aufgegeben, wenn zusaetzlich noch feste Nahrung auf dem Programm steht. Selten in meinem Leben habe ich auch nur annehernd so entspannt ein Bier getrunken wie hier. Aus dem Lautsprecher laeuft irgend eine Bob Marley Reggae Musik. Das Lied "Don't Hurry" koennte problemlos die laotische Nationalhymne sein.

In allen Friseurbuden sind vergilbte Fussballplakate mit den
Nationalmannschaften Deutschlands, Brasiliens und Englands, machmal
auch von Clubs wie Manchester United, aufgehaengt. Von Beckham gibt
es Bilder mit allen seinen Frisuren. Man zeigt auf eine und bekommt
dann einen aehnlich aussehende Frisur verpasst. Ich hingegen entscheide mich fuer den Klassiker: Eine Klaus Allgoewer Frisur von 1982 (einfach auf das Espana '82 Poster deutend). Das wird sicherlich ganz bald wieder gross in Mode kommen.

Auf Muskelkraft verzichten wir, als wir einen individuellen Trip
in den Dschungel starten. Abgenudelte Motorraeder bringen uns
ueber abenteurliche Pisten und Bambusbruecken zu einer kleinen
Lagune. Einen ganzen Tag hocken wir hier im Schatten und verlassen
diesen nur, um ins kuehle Wasser wahlweise per Kopfsprung oder
Lianenpendel zu springen. Herrlich. Weniger gut ist die Qualitaet
der Mopdes, welche unter den schlechten Strassen extrem leiden.
Auf dem Rueckweg platzt bei Markus die Kette - zum Glueck nur
100m vor unserem Ziel entfernt. Niemals haette Mr. Zoom in
Vietnam seine Kunden mit einem solchen Ranz belaestigt.

Demnaechst:
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Thailand lockt. Puenktlich zum 16. November werden wir dort
morgends mit einem Nachtzug kommend einreisen. Morgen gehts
zurueck in die laotische Hauptstadt, in der wir uns noch zwei
Tage aufhalten werden. Vielleicht endlich mal wieder live ein
Fussballspiel?

8.11.04

Markus Altekrueger: Zu erfolgreich: Mit dem Popelpiloten zum Schrumpelabdomen

SABADI AUS LAOS!

Na super, nach vier Wochen habe ich Kyrillisch beherrscht, war nach 5 Wochen Meister in Chinesisch und froh, als in Vietnam wieder lateinische Schriftzeichen verwendet wurden.
Und nun? Der Laot, der Chaot (haha, alter Witz der Einheimischen) schreibt in Thai! Die wollen uns fertig machen!
Und warum? Weil wir so erfolgreich sind!


HANOI UEBER VIENTIANE/LAOS NACH LUANG PRABANG (05.11.)

Der letzte Transfer von Hanoi nach Luang Prabang/Laos war keine nackenquaelende Busfahrt, keine nervenaufreibende Zugfahrt, keine langatmige Bootsfahrt und keine gesaeszfolternde Mopedfahrt sondern ein luxurioes-angenehmer Flug. Wir sind mit Vietnam Airlines nach Vientiane und von dort weiter mit Lao Airlines nach Luang Prabang geflogen.
Die Piloten, mit denen ich bislang geflogen bin, haben vor dem Start Checklisten abgearbeitet, die Triebwerke inspiziert oder zumindest die Stewardessen flach gelegt. Nicht so hier. Als wir in Vientiane auf dem Flugfeld vor der Turboprop stehen und darauf warten, einsteigen zu duerfen, beobachte ich den Piloten in seiner Kanzel, wie er minutenlang in der Nase popelt und seine Ernte begutachtet. Scheint ein vorzueglicher Jahrgang zu sein.


LAOS ALLGEMEIN

Vor dem Weiterflug nach Luang Prabang haben wir in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, knappe 5 Stunden Zeit. Genug also, uns mit dem Tuk-Tuk die 3 Kilometer bis ins Zentrum der Hauptstadt bringen zu lassen, um einen ersten Blick in den laotischen Alltag zu erhaschen.

Hier in Laos findet das Leben ausschlieszlich im ersten Gang statt; das schont die Kupplung und im Winter wird’s schneller warm. Kein Gewusel in den Straszen, kein Laerm, kein Gehupe, keine aufdringlichen Haendler. Alles gaaaaaanz laangsaaaaaam. Ein Dorado fuer ehemalige deutsche Verteidigungsminister …

Trotz aller Gelassenheit werden wir bei unserem Vientiane-Ausflug, gemuetlich in einem Restaurant am Mekong sitzend, kurzzeitig nervoes. Muessen wir eigentlich die Uhren umstellen? Fragen wir doch einfach den Kellner im Restaurant: "What time is it?" Wir ernten, trotz sichtbar getragener Armbanduhr, ein Schulterzucken. "I ask kollegue".
So beobachten wir, wie einige Meter hinter uns an der Bar alle fuenf Mitarbeiter zusammen kommen und ihre Uhren vergleichen. Offenbar ergeben sich acht verschiedene Uhrzeiten und wir haben bis heute keine Antwort auf die Frage, ob wir in einer anderen Zeitzone unterwegs sind. Das sagt doch alles.

Zurueck am Flughafen zeigen sich auch die Sicherheitskraefte von ihrer laotischen Seite: Als ich bei der Personenkontrolle durch den Detektor schlurfe, schlaegt die Maschine aus und piepst wie die Alarmanlage beim Mona-Lisa-Diebstahl im Louvre. Alles kein Thema. Der Beamte – 6 Meter weit weg an eine Wand gelehnt – deutet mir mit einem Wink, das Hemd kurz zu lupfen.
Aha, Guertel.
Das war’s!


URWALDAUSFLUG BEI LUANG PRABANG

An die laotische Geschwindigkeit muss ich mich erst gewoehnen und bin dabei nicht alleine. So unternehmen wir eine Bustour zu Wasserfaellen im Urwald. Auf dem Parkplatz sagt unser Fahrer, dasz wir in einer Stunde zurueck sein sollten. Neun der zehn Teilnehmer – alle waren erst vor Kurzem in Laos angekommen – erscheinen puenktlich am Bus. Nur ein Schotte versteht die Aufregung nicht die herrscht, als er uns ganze 50 Minuten spaeter gemuetlich entgegen schlendert. Vollprofi wie er ist entrinnt es ihm “Hey Guys, this is Laos”.

Kurz vorher auf der Fahrt zu den Wasserfaellen sorgt eine Bueffelherde in einem Tuempel fuer ein groszes Hallo; ein halbes Dutzend Bueffel steht bis zum Kopf in einem Wasserloch und so ist von ihnen bis auf die schleimig-glaenzende Nase, teilnahmslos dreinblickenden Augen und spitzen Hoerner nix zu sehen. Trotzdem steigen alle aus und machen wie die Bekloppten Fotos von mueszig-ruestigen Bueffeln bis zur Huefte im Tuempel. Dabei steht neben dem Tuempel ein weiterer Bueffel, fuer den sich niemand interessiert. Dieser stellt seine ganze Schoenheit zur Schau und bietet somit mehr Bueffel fuer’s Geld. Versteh’ einer die Touristen …

Beim Wasserfall haben wir die Moeglichkeit, ein wenig durch die Vegetation zu schlendern. Und nachdem ich auf Cat Ba zum ersten Mal eine Schlange in freier Wildbahn sah, begegne ich hier im Unterholz meiner ersten Vogelspinne. Zumindest erweckt sie mit der Groesze meiner Bueropranke, ihren acht Beinen und ihrem faltigen Abdomen, welches sie mir entgegen streckt, den Anschein. Allerdings ist sie pechschwarz, nahezu unbehaarten und huepft mehr als dasz sie laeuft. Kennt sich da jemand aus?
Egal, so oder so wird’s Uschi Glas interessieren. Wenn ihre Anti-Faltencreme nach den Ergebnissen der Stiftung Warentest aus den Regalen gezogen wird, kann sie damit immer noch laotische Schrumpelabdomen straffen.

Auf der Rueckfahrt wird es kurz vor Erreichen von Luang Prabang interessant: Wir spitzen die Ohren, als eine amerikanische Mitfahrerin vom Pussymarkt erzaehlt, an dem wir gleich vorbei kommen. “Da gibt es alles!” Mal ehrlich, Maenner, wer wird da nicht hellhoerig?
2 Kilometer weiter passieren wir ein Schild mit der Aufschrift “Phu Si Market”. Na toll, nur Gemuese.


LAOS IM INTERNATIONALEN VERGLEICH

Kaum jemand weisz bzw. kann sich vorstellen, dasz ueber keinem anderen Land der Welt mehr Bomben abgeworfen wurden als ueber Laos. Die Amis haben hier zwischen 1964 und 1973 den Bombenteppich ausgerollt: In 580.344 Einsaetzen sind mehr als 2 Mio Tonnen davon ueber Doefern und Urwald abgeworfen worden, um die Nachschubwege des Vietcong zu zerstoeren. Seitdem gab es rein rechnerisch taeglich mehr als einen Blindgaengerunfall mit entsprechenden Vestuemmelungen. Ein weltweit verdraengtes Drama.


LUANG PRABANG (05.-09.11.04)

Wieder einmal haben wir grosses Glueck. Wie auch in Peking (Nationalfeiertag) und Hong Kong (German Bierfest) sind wir puenktlich zu einer Veranstaltung ersten Ranges vor Ort. Es laufen die “14. Internationalen Abrisstage”, die dieses Jahr in Luang Prabang ausgetragen werden. Die meisten Wettkaempfe finden in unserem und im Umkreis von 20 Metern um unser Guesthouse statt. Startschuss ist jeweils morgens um 08.00 Uhr. Die Teilnehmer messen sich u.a. in den Disziplinen:
- Hauswaende einreiszen,
- Fensteraussparungen aussparen,
- Strasze aufreiszen,
- Kacheln abschlagen.
Einzig zugelassene Sportgeraete: Hammer und Meiszel.

Die wollen uns fertig machen!
Und warum? Weil wir so erfolgreich sind!

Spannend auszerdem die Wandlung der Mitbewohner: Statt Kakerlaken, Ameisen und Spinnen gibt’s Geckos und Heuschrecken. Die sind mir viel sympathischer und da sie – passend zum Land, in dem sie leben – laenger an einem Fleck verweilen, lassen sich von ihnen viel einfacher Beweiszfotos fuer die Regreszansprueche gegenueber dem Reiseveranstalter machen, gell.

Beim Wetter haben wir dagegen weniger Abwechslung. Abgesehen von 3 Stunden Regen in Moskau, 4 Stunden Regen in Irkutsk und einem Tag Regen und Sturm an der Groszen Mauer bei Peking leiden wir seit dem 01.09. unter brutal bruetender Sonne und gnadenloser Trockenheit. Die wollen uns fertig machen!
Und warum? Weil wir so erfolgreich sind!

Groszes Kino am ersten Abend in Luang Prabang. Auf der Suche nach einer Kneipe landen wir bei einer Hochzeit. Essen und Freibier fuer alle!!
An dem Abend habe ich viele Notizen gemacht:
- Laoten schmeiszen lebenden Fisch in den Wok
- Habe auf der Hochzeit mein Hemd gedurcht
- zukuenftig nur noch auf Plattdeutsch laestern I
- zukuenftig nur noch auf Plattdeutsch laestern II
- Kuchenblechmafia
- Dialog: Ich “Ist das Salat?” Joerg: “Ja, das ist Salat.”

Wie gesagt, Freibier und daher kann ich diese Stichpunkte in keinen Kontext mehr zwaengen. Schade!


WECHSEL- UND MEKONGSTROM

Den zur Lebenseinstellung passenden Fluss haben die Laoten lange gesucht und im Mekong letztendlich gefunden. Mit unnachahmlicher Ruhe und Souveraenitaet windet er sich durch das ganze Land, als haette er seinen Lebtag nix anderes gemacht. Wen wundert’s, hat er doch im Gegensatz zu seinen europaeischen Wettbewerbern in dieser Liga keine weiteren Verpflichtungen zu erfuellen wie Kernkraftwerke zu kuehlen, Loeschwasser von Sandoz-Fabriken abzutransportieren oder karnevalsgeschwaengerten Koelner Strunkelbubenurin aufzunehmen.

Exkurs aus aktuellem Anlass:
Jedes mal, wenn ich in einem Internetcafe sitze und schreibe, faellt der Strom aus. Grad mal wieder.
Die wollen uns fertig machen!
Und warum? Weil wir so erfolgreich sind!
Gelassen bleiben ist hier erste Buergerpflicht. Man greift zum besten Bier Asiens (Beer Lao), setzt sich vor die Tuer und schnackt mit der Betreiberin, die dabei ihr Kind stillt. Laos eben.
Exkurs zuende


Es steht die naechste Fluszfahrt, diesmal auf dem Mekong, an. Wer haette gedacht, dasz wir wieder (nach Jangtze- und Li-Flusz-Desaster) auf dem letzten Kahn des Kontinents landen. Unser Kaeptn ist sehr aberglaeubisch und legt groszen Wert darauf, die Goetter des Mekongs zu besaenftigen. Was bietet sich da besser an, als pro Liter Vortriebs- einen Liter Besaenftigungsbenzin durch undichte Leitungen direkt in den Mekong zu kippen. Es kommt wie es kommen musz: Der Sprit ist aus und wir treiben auf dem Flusz. Also werden die Paddel rausgeholt.
Die wollen uns fertig machen! …


ICH SAHE NOCH EINMAL: DIE WOLLEN UNS FERTIG MACHEN …

Wir werden staendig verarscht was Fuszballspiele angeht. In Hong Kong wurden wir nach telefonischer Anfrage auf einem Sonntag zum Stadion zitiert, weil da angeblich ein Ligaspiel stattfaende. Fehlanzeige.
In Luang Prabang/Laos fahre ich am Sonntag mittag mit dem Fahrrad am Stadion vorbei, frage, ob ein Spiel stattfindet und werde fuer 14 Uhr eingeladen. So bin ich zwei Stunden spaeter wieder da und erfahre, dasz lediglich Orangen verkauft werden.

Die wollen uns fertig machen!

Und warum?

Weil wir so erfolgreich sind!


Markus

P.S.: Damit ihr nicht glaubt, ich beherrsche ausschlieszlich Nicole:


1. An ‘ner Eck steit´n Jung mit´m Tueddelband,
inner annern Hand ´n Butterbrot mit Kaes´.
Wenn he blosz nich mit de Been in Tueddel kuemmt,
und da licht he ock lang op de Nees.
Und he rasselt mit´m Dassel gegen Kantsteen
und he bitt sich ganz gehoerig op de Tong,
as he opsteit saech he:" Haet ni weh donn,
das´n Klacks für so’n Hamburger Jung."

Ref.:
Klau´n, klau´n, Aeppel woll’n wi klau´n,
ruck, zuck über´n Zaun,
ein jeder aber kann das nicht,
denn er musz aus Hamburg sein.

2. An ‘ner Eck steit´n Deern mit´m Eierkorb,
inner annern Hand ´ne grode Buddel Rum.
Wenn se blosz nich mit de Eier op dat Plaster sleit
und dor sech dat ock al lang: bumm, bumm.
Und se suett de Eier und de Rum tosonn
uns se saech: So’n Eierkoken eit i gern”.
As se opsteit saech se:" Haet ni weh donn,
das´n Klacks für so´n Hamburger Deern."

Ref.:
Klau´n, klau´n, Aeppel woll’n wi klau´n,
ruck, zuck über´n Zaun,
ein jeder aber kann das nicht,
denn er musz aus Hamburg sein.

6.11.04

Ueber Hanoi nach Laos

Von Cat Ba nach Hanoi
++++++++++++++++++

Auf unserer Expressreise durch Vietnam (leider halten wir uns
hier insgesamt nur eine Woche auf) darf die Hauptstadt Hanoi
natuerlich nicht fehlen. Per Boot und einem Minitaxi machen
wir uns auf den eintaegigen Trip dorthin.

Das Minitaxi ist ein mit allen Schikanen ausgestatter japanischer
Quetschkommoden-Minbus, der durch konsequenten Verzicht auf
einen Kofferraum bis zu sieben Personen transportieren kann.
Mehrmals am Tag faehrt der Fahrer mit diesem Gefaehrt die
schnurgerade 80km Semiautobahn zwischen Hanoi und der Hafenstadt
Haiphong ab und sammelt unterwegs Mitfahrer ein. Der Jahreszeit
angemessen baumelt am Rueckspiegel ein Weihnachtsmann
ueber einem buddhistischen Minitempel mit Raeucherstaebchenhalterung,
dem asiatischen Analogon zur in Deutschland zur unfallfreien Fahrt
verhelfenden Christopherus Plakette. Zur Unterhaltung der Fahrgaeste
ist ein LCD-Flachbildschirm in die Sonnensichtschutzblende
des Beifahrers integriert. Auf die raubkopierten vietnamesischen
Boygroups Videos, welche zu Beginn gezeigt werden, verzichten
wir dankend.

Am Ortsausgang von Hanoi picken wir noch eine aeltere Frau
auf, ansonsten will anscheinend niemand anderes ausser uns
um diese Uhrzeit nach Hanoi fahren. An jeder Strassenkreuzung
und an den Bushaltestellen faehrt der Fahrer laut hupend rechts
ran, waehrend die Frau vom Beifahrersitz aus durch das heruntergekurbelte
Fenster die Passanten auf vietmanesisch anboelkt. Niemand laesst sich
jedoch von ihren Ueberredungskuensten ueberzeugen und so uebernehme
ich anlaesslich einer Pinkelpause ihren Sitzplatz und den damit
verbundenen Koberer-Job. "Hanoi, Hanoi, wie fahren nach Hanoi" rufe ich
jetzt bei jeder Gelegenheit aus dem Fenster, doch auch mein nach besten
Kraeften durchgefuehrtes Werben um neue Fahrgaeste verpufft ergebnislos.

Auf den hinteren Plaetzen im Taxi platznehmend versucht
die Frau uns die inzwischen sattsam bekannten Dienstleistungen
von Hotels bis hin zu "very cheap Madame Vietnam" (wohl das
frankophil poetische Synonym fuer Prostituierte) erfolglos an
den Mann zu bringen. Unvermittelt haelt das Taxi dann nach
Anbruch der Nacht nach zwei/einhalb Stunden Fahrt mitten in
Hanoi an und schmeist uns raus.

Auf stumme Zeugen der Verbindungen zum ehemaligen sozialistischen
Bruderland DDR trifft man noch heute aller Orten. Unzaehlige IFA (wofuer
steht eigentlich diese Abkuerzung - fuer IndustrieFAhrzeug?) Laster
bevoelkern die Strassen, wahlweise mit Schuettgut oder Vietmanesen
beladen. Im Hafen von Haiphong verrichten Lastkraene der Marke
"VEB Kranbau Eberswalde" zuverlaessig ihren Dienst. Eher selten sind
"Minsk" Mopeds russischer Produktion anzutreffen - hier dominieren
ganz klar moderne japanische Modelle von Honda oder Suzuki.

Hanoi
++++

In Hanoi steuern wir zunaechst das Altstadtviertel an.
Dort finden wir ein sauberes und billiges Hotel, in dessen
Treppenlabyrinth man sich muehelos verlaufen kann: Vom
Grundriss her schmal wie ein Handtuch (das Gebauede
selbst ist nicht breiter als vier Meter) nimmt man zunaechst
die linke steile Treppe in den ersten Stock, von den dort
angebrachten drei steilen Stiegen die kurze in der Mitte
gefolgt von einer weiteren Treppe links in den dritten Stock.
Ueber eine zur Leiter mutierten vierten Treppe erreichen wir
schliesslich nach einer abschliessenden Wendeltreppe unser
Zimmer im Dachgeschoss. Hat man sich den Weg gemerkt,
so muesste das mit Moebeln verstellte Fenster eigentlich zur
Strasse hin zeigen. Tut es aber nicht. Mit Hilfe von
Kreidemarkierungen auf dem Boden gelangen wir in den naechsten
Tagen immer wieder sicher in unsere fuer drei Tage gemietete
Raeumlichkeiten.

Zentraler Ort im Altstadtviertel ist ein kleines Gewaesser
in dreifacher Binnenalstergroesse. Genau wie bei der Alster
kann man hier zu jeder beliebigen Uhrzeit joggende oder
power walkende Touristen oder Einheimische antreffen.
Toll: Auf dem Asphalt angebrachte Markierungen fuer
Volleyball und Badmintonfelder. Demnaechst wird sicherlich
auch in Deutschland Beach-Volleyball durch Asphalt-Volleyball
verdraengt werden. Mit blutig aufgeschlagenen Knien
verspricht diese Spielart dem Zuschauer zusaetzlichen
Nervenkitzel den Beach-Volleyball so nicht bieten kann.
Herumliegende abgenudelte Federbaelle zeugen ausserdem
von der Nutzung dieser Anlagen als Badmintonfelder.

Von dem Balkon bei einem leckeren Abendessen laesst
sich bei einem Bier gemuetlich der chaotische Verkehr,
der zu unseren Fuessen einen Brunnen umfliesst,
beobachten. Die Regel, nach der man sich im Verkehr
rechts zu halten hat, ist in Vietnam vollkommen
aufgehoben. Da die Buergersteige mit Geschaeften und
Buden belegt sind teilen sich Fussgaenger, Fahrraeder,
Mopeds und eine handvoll Autos die Strassen. Jeder geht
und faehrt einfach in die Richtung, in die er moechte.
Ampeln gibt es in Hanoi schaetzungsweise nicht mehr
als zehn. Vielleicht zwanzig, aber auf keinen Fall mehr.

In Vietnam gibt es noch die gute alte Tradition der
Strassenfussballer. Inmitten des Chaos bolzt eine
handvoll Kinder mit einem Fussball auf ein durch
Jacken und Taschen provisorisch markiertes imaginaeres
Tor. Eine Fussballfeldgrosse freie Flaeche inmitten des
Verkehrschaos koennen sie sich nicht erkaempfen,
stattdessen ignorieren sie einfach den Verkehr. Auf
dem Weg nach Hanoi wird auch schon mal auf
abgeernteten Reisfeldstoppelackern barfuss dem runden
Leder hinterhergejagt. Wir verteilen selbstgeschriebene
Aufnahmeformulare fuer das Fussballinternat des
F.C. St. Pauli fuer die hoffnungsvollsten Talente unter
ihnen.

Auch in Hanoi bleibt man nicht lange alleine, wenn man
sich auf eine Parkbank setzt. Mit Ngu unterhalte mich
ueber Fussball und Sehenswuerdigkeiten der Stadt und
des Landes. Wahre Wunderdinge schwaermt er mir von
Schlangenmedizin vor: von Kopfschmerzen ueber
Rueckenbeschwerden bis hin zu Erektionsproblemen reicht
das Spektrum, das man mit ihr behandeln koennen soll.
Schlangenblut ist ein beliebtes Getraenk mit vielen
positiven Eigenschaften. Ausserdem kann man die Schlangen
essen und die Haut zu Handtaschen oder Schuhen verarbeiten.
Leider habe ich keine Zeit mehr, die in der Naehe liegende
Schlangenfarm (gleichzeitig die Groesste des Landes) zu
besichtigen. Apropos Essen: Um ekelhafte, exotische Sachen
auszuprobieren brauche ich kein Dschungelcamp. Gebratene
Kraehenfuesse schmecken nicht sehr lecker, auch wenn sie
verfuehrerisch waehrend des Grillvorgangs riechen. Vielleicht
habe ich sie aber auch nur falsch gegessen.

Von Pearl und ihren Freundinnen werde ich generell ueber
Deutschland ausgequetscht. Die drei nutzen ihre Chance,
mal mit jemanden Englisch in freier Wildbahn sprechen zu
koennen. Pearl wuerde auch gerne mal nach Deutschland,
am liebsten fuer einen laengeren Zeitraum. Jedoch hat sie
maechtig Schiss vor auslaenderfeindlichen Skinheads,
die sie vor allem mit dem Ortsnamen Rostock in Verbindung
bringt. Ein wenig kann ich ihre Zweifel zerstreuen. Bars mit
Rockmusik kennen sie in Hanoi leider keine, allerdings gibt die
vietmanesische Band "One" am Samstag ein Konzert.
Schade, dass wir bis dahin schon weitergezogen sind.

Unerwartet problematisch ist die Essensbestellung in
vietnamesischen Restaurants. Zwar bekommt man, was
man bestellt, jedoch regelmaessig in der falschen Anzahl.
Da zwei Leute am Tisch sitzen, werden auch zwei Bier
gereicht - auch wenn man EIN Bier bestellt. Bestellt man ein
Gericht, so wird dieses mengenmaessig fuer die Anzahl der
Leute am Tisch zubereitet.

In Hanoi wurden wir bisher regelmaessig von den Moped
und Rischkafahrern abgezockt. Vor der Fahrt vereinbarte
Preise spielen hier, wenn es ums bezahlen geht, keine
Rolle mehr. Da Hanoi sehr uebersichtlich ist, koennen
wir die wichtigsten Orte auch einfach zu Fuss erreichen.
Um neue Kunden feilschende Rischkafahrer verstehen
uns anscheinend sehr gut, wenn wir ihr Ansinnen auf
Deutsch mit den Worten "Nein, nein, nein! Ihr wollt uns ja
nur wieder abzocken. Das koennt ihr mit den Touristen aus
Amerika machen - mit uns nicht!" ablehnen. Wichtig:
Dabei laecheln!

Hanoi selbst ist eine eher langweilige Stadt in der nicht
viel passiert. Wir besichtigen ein Flugzeugmuseum in der
es eine Menge russische Militaerjets (u.a. MiG 17, 19, 21)
zu bewundern gibt. Zweisprachig mit einer Menge Uebersetzungsfehlern
(der amerikanische Bomber "Super Fortress" wird lustiger
Weise in "Supper Fortress" umbenannt) wird auf Tafeln der
heroischen Taten der vietmanesischen Luftwaffe gedacht.
Mit viel Liebe haben die Kinder einer Grundschulklasse
entscheidende Luftkaempfe mit Watte und Pappe nachgebaut.
Die Watte wird hierbei zur Darstellung der Kondensstreifen
der Jets verwendet. Die Explosion einer amerikanischen
Maschine soll eine in den Rumpf gesteckte rote Papierblume
demonstrieren. Fuer jedes Flugzeug ist stolz die Anzahl
der abgeschossenen Feindflugzeuge aufgefuehrt. Die Piloten
werden hier als grosse Helden gefeiert. Einstellungsvoraussetzung
fuer die Truppengattung scheint der Name "Ngu" zu sein, auf
der Ehrentafel gibt es keinen Piloten, der nicht so heisst.

In das Nachbarland Laos reisen wir per Flugzeug. Eine Reisegruppe
Deutsche am Flughafen identifiziert uns zielsicher als ebensolche.
Renate erkennt in dem Chez-Guevara/Doelfer-T-Shirt das ich trage
Ho Chi Minh. Eine beachtliche Leistung, wenn man sich die Omnipraesenz
Ho Chi Minhs in Vietnam vor Augen fuehrt - nicht zuletzt ist der Kerl
auf jedem Geldschein abgedruckt! Wie man nach ein paar Tagen im
Land Ho Chi Minh mit Chez Guevara verwechseln kann, kann ich nicht
so Recht verstehen.

Laos: Vientiane
+++++++++++++

Der erste Eindruck bei einem vierstuendigen Zwischestopp in der
Hauptstadt des Landes truegt auch nach naeherem Hinsehen nicht:
Laos ist einfach nur entspannt. Der lebendige Gegenentwurf zum
Wort Hektik. Vermutlich taucht dieses Wort in der Laotischen
Sprache nicht auf. Laos wirkt wie eine ruhige und gemuetliche
Suedseeinsel. Auf den Strassen, innerhalb der Staedte sind
sie asphaltiert, fahren nur wenige Fahrzeuge. Unglaublich: Bisher
habe ich noch kein einziges Fahrzeug hupen gehoert.

Am Mekong unter einem Schatten spendenden Strohdach sitzend
machen starten wir die ersten Gehversuche mit laotischem Bier.
Es schmeckt genial. Selten habe ich so gutes Bier getrunken,
besser als einiges, was in Deutschland auf dem Markt ist. Der
Reisefuehrer erlaeutert kompentent die Hintergruende: Laotisches
Bier wird aus deutschem Hopfen und Malz gebraut. Als sich
Braumeister der Carlsberg Brauerei den Laden angeschaut haben,
fanden sie nichts, was sich an Rezeptur verbessern liesse. Eine
weise Entscheidung. Als Entwicklungshilfe ist aus Deutschland
eine automatische Abfuellanlage im Betrieb, welches von deutscher
Seite als erfolgreichste Entwicklungshilfe ueberhaupt gefeiert wird.
Ich beschliesse, eine Kiste von dem Zeug nach Deutschland zu
schicken.

Waehrend unseres kurzen Aufenthalts statten wir dem Stadion
der Stadt einen Besuch ab. Im Schatten der Suedkurve sind die
Bueros des laotischen nationalen olympischen Komitees und des
laotischen Fussballverbandes untergebracht. Ob es auch naechste
Woche, wenn wir der Stadt auf dem Weg nach Thailand abschliessend
einen Besuch abstatten werden, ein Fussballspiel gibt, weiss man
dort leider nicht. Wir werden es in Erfahrung bringen. Schoen: In einem
kleinen ca. 20qm grossen Raum ist das olympische Museum und
eine olympische Bibliothek untergebracht. Wer weiss, welche
Erfolge laotische Sportler bei olympischen Spielen bisher feiern
konnten (Biathlon?), moege sich bitte bei mir melden. Falls Dame
irgendwann einmal eine olympische Disziplin wird, werde ich viel
jedenfalls viel Geld auf Laos setzen: In alle Tische sind Damebretter
integriert, gespielt wird haeufig mit Pepsi-Kronkorken. In diesem Spiel
kann der Laote einiges.

4.11.04

Markus Altekrueger: Piesepampige Humpelsimulanten raus!

Guten Abend allerseits aus Vietnam. Hier Neues von der Front.

CHINA: GUILIN (22.-25.10.)

Wir haben den ersten echten Freund in China: Sein Name ist Mike und er meint es wirklich gut mit uns. Als wir morgens um 6 am Bahnhof ankommen, bequatscht er uns und bietet uns alles Moegliche an. Wir reiszen uns los, springen ins Taxi und lassen uns zum Hostel fahren.
Den sind wir los.
Von wegen!
Er verfolgt uns in bester Krimi-Manier in einem weiteren Taxi und faengt uns vor dem Hostel ab, welches leider dicht ist. So kommen Mike und wir ins Geschaeft. Er besorgt uns ein Hotel, bietet uns Touren in die Umgebung an und kann uns vom Fahrrad bis zur Melkmaschine alles besorgen. Genervt scheuchen wir ihn spaeter aus dem Hotel und legen uns erstmal hin.
Den sind wir endlich los.
Von wegen!
Wenig spaeter klingelt das Telefon; es ist Mike, unser alter Kumpel, der computerbasiert ein persoenlich auf uns zugeschnittenes Freizeitprogramm entworfen hat. Auflegen, weiterschlafen in der Hoffnung,
den sind wir los.
Von wegen!
Beim Verlassen des Hotels sitzt er in der Lobby, aber wir schuetteln ihn ab.
Den sind wir hoffentlich los.
Von wegen!
Bei Rueckkehr zum Hotel treffen wir ihn wieder und schaffen es, ihn aus dem Aufzug zu draengen.
Den sind wir zumindest fuer heute los.
Von wegen!
Als wir im 5. Stock ankommen, steht er schon im Flur, zwar etwas auszer Atem aber wie gewohnt freundlich und hilfsbereit. Fliehen koennen wir diesmal nicht, da er vorausschauend die Fluchtwege und Notausgaenge des Flurs mit Vorhaengeschloessern hat sichern lassen.

Am naechsten Abend kommen wir ins Hotel zurueck und er ist tatsaechlich nicht da!
Den sind wir endgueltig los.
Von wegen!
Wenig spaeter klopft das Zimmermaedchen an und ueberreicht uns 2 Nachrichten auf abstoszendem Diddl-Briefpapier. Mickey aus Guilin stellt sich vor. Offenbar hat Mike in hoechsten Toenen von uns geschwaermt, denn Mickey ist eine Freundin von ihm. Einleitend mit "Dear Doelfer" listet sie u.a. ihre Lieblingsbands auf (Aqua, Backstreet Boys, NSYNC, Britney Spears ...) und laeszt nicht unerwaehnt, dasz sie nach eigener Einschaetzung ein "super sexy chinese cowgirl" sei. Wer schreibt denn sowas von sich im ersten Brief?
Den ganzen Nachmittag haette sie auf uns gewartet und erwartet nun, dasz wir uns melden. Warum sie einen weiteren, nahezu identischen Brief ohne Adressaten dazu legt, verstehen wir nicht. Wir verstehen ueberhaupt die Absicht dieser Schreiben nicht und werfen beide in den Papierkorb.

Als wir Guilin verlassen sind wir Mike los.
Endlich!


Das persoenliche Vorstellen mittels eines Schreibens wie bei Mickey ist in China sehr beliebt. Wir besuchen den Zoo in Guilin und vor dem Gehege steht ein Schild, auf dem sich der Pandabaer des Zoos vorstellt: "Hello, my name is Mai Lai and my international number is 217.". Interessantes aus dieser exotischen Tierwelt aus erster Hand.

Wie die piesepampige Pandabaerin sind auch die anderen Kreatuen des Zoos in einem bemitleidenswerten Zustand. Der Tiger ist dick und fett und schlaengelt seine 3,5 Meter Koerperlaenge in einem kreisrunden Kaefig von ca. 3 Metern Durchmesser hin und her. Weil das Vieh so stinkefaul ist, kann man sogar den Arm eines chinesichen Kindes in den Kaefig reinhalten, der Tiger beiszt nicht zu. Arbeitsverweigerung!
Das China-Krokodil, angeblich das letzte seiner Art in China und somit genau genommen auf der ganzen Welt, liegt traege in einer 30 cm tiefen Betonwanne mit 1x1 Metern Seitenlaenge und macht mit seinem schuppigen Koerper auch noch die scharfen Kanten des Beckens kaputt. Ist das der Dank?!
Unsere gefiederten Freunde leben dagegen in einer sehr groszzuegigen Voliere. Man kann am Eingang Tueten mit Vogelfutter kaufen. Zum Voegel fuettern. Ein wenig verwundert, warum der Boden trotz der Trockenheit so nass ist, streut man das Futter auf den Gehweg und das Federvieh kommt, um es aufzupicken. Spaeter sieht man, dasz die Wege in der Voliere opulent mit Pestiziden eingesprueht werden, damit kein Unkraut waechst. Das erklaert, warum die Voegel Minuten nach der Fuetterung wie die Fliegen umfallen.
Weitere Erkenntnis: Krabben kauen in Gefangenschaft an den Fingernaegeln.
Gut geht's nur den Schweinen, die offenbar hohes Ansehen genieszen: Sie werden durch die Straszen getragen und - an den Fueszen aufgehaengt - quieken sie vor Freude.

Trotzdem ist diese Anlage ein Ausghaengeschild der chinesischen Tourismusindustrie. Mehrmals hat Deng Xiaoping diese Sehenswuerdigkeiten bestaunt, Bill Clinton hat hier 1997 eine Rede zum Thema Umweltschutz gehalten und auch so prominente Weltpolitiker wie Johannis Lau und Richard Nickson haben dieser ISO 9001 / 14001-zertifizierten Anlage ihre Aufwartung gemacht.

Seit Guilin weisz ich, woher der Begriff "Drogenhoehle" stammt. Die Gegend hier ist gespickt mit Zuckerhueten a la Rio und in diesen Huegeln haben es sich viele Hoehlen bequem gemacht. Wie man's aus dem Sauerland kennt, wachsen darin Stalaktiten und Stalakmiten und hinterlassen im Laufe der Jahrhunderte bizarre Formen. In der "Roten Floetenhoehle" im "Huegel des gefalteten Brokats" erlaeutert uns der Fuehrer einige Tropfsteingebilde: "Sie sehen hier den Loewen, wie er am Eingang eines Waldes um Gaben bittet; hier sehen sie den Groszvater, der einen Speer nach dem Affen dort drueben wirft; hier sehen sie die Skyline von Hong Kong, dort die Freiheitsstatue in New York; dieser Drache schleudert ein blutbekleckstes Tuch ueber die Ufer des Flusses; hier kommt der Elefant zur Traenke ..." Mal echt, wieviel Drogen muss man eigentlich nehmen, bis man solche Hoehlen-Hallus bekommt?


FLUSSFAHRT VON GUILIN NACH YANGSHUO (24.10.)

Wie schon bei der Jangtse-Tour legen wir bei der Buchung Wert darauf, auf ein Boot mit rein chinesischen Gaesten zu kommen. Kostet eben nur die Haelfte. Dafuer muss man in Kauf nehmen, dasz nicht alles so durchorganisiert ist wie bei den Passagen fuer die westlichen Touristen. So werde ich Zeuge eines Streits zwischen Kapitaen und Bootsmann, wer denn nun Ruder gehen darf; und das, wo wir schon mehrmals Grundberuehrung hatten. Der Kapitaen lenkt ein, macht eine Pause und verscheucht 10 Minuten spaeter bier- und zigarettengestaerkt den Bootsmann wieder.
Wie ueblich sind bei unserem Erscheinen nicht die Naturschauspiele oder unbeschreiblich schoenen Landschaften die Attraktion sondern wir. So stehen wir an Oberdeck, genieszen den Ausblick und warten nur darauf, dasz sich der erste Chinese traut, uns um ein Foto mit ihm zu bitten. Nach kurzer Zeit ist es soweit, der Damm ist gebrochen und nahezu alle lassen sich mit uns im Arm im Akkord ablichten. Da soll noch ein Oekonom behaupten, Flieszbandarbeit von Deutschen sei im globalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfaehig.
Wenn wir richtig gerechnet haben, werden unsere Konterfeie demnaechst in ca. 1 Prozent aller chinesischen Haushalte auf der Anrichte stehen, alternativ im Portemonnaie zu finden sein oder auf dem Schreibtisch im Buero neben dem Bild der Frau und der Kinder.


YANGSHUO (25.-27.10.)

Was hier an Touris rumschwirrt sprengt unsere Vorstellungskraft. Wir sind tatsaechlich im Queenstown von China gelandet und wohnen in der Schinkenstrasze, die hier “Western Street” heiszt. Es klebt Bar an Bar und nur wenige weichen musikalisch vom weichgespuelten Karaoke-Gedudel ab. Trotzdem schaffen es die thailaendischen Coverbands, bei der seichtesten Mucke die Gitarrensaiten zum reiszen zu bringen. Erschuetternd. Also ab in die Disco “Kiss Bar”. Klingt wenig vielversprechend und erweist sich auch so. Die Taenzer und Taenzerinnen, die bei unserem Eintreffen noch auf einem Laufsteg in den schmerzhaftesten Formen ihre Koerper wanden, verlassen zuegig das Etablissement und werden wenig spaeter sogar vom DJ gefolgt, der die schlechte Musik selbst nicht mehr aushaelt. Wir lassen uns nicht beirren, ordern einen Satz Wuerfel und spielen Kniffel.
Unser Zimmer teilen wir mit dem End-Dreisziger-Psychopathen Philip. Er hat sein Haus in Singapur verkauft und ist nun gezwungen, 2 Jahre auszerhalb seiner Landes zu verbringen (musz mit der Besteuerung zusammen haengen oder was anderem, hab ich nicht kapiert). Davon hat er 8 Monate in China rumgehangen und ueberlegt sich nun, was mit ihm in den verbleibenden 16 Monaten passiert. So ein Quatsch.

Im Hotel mieten wir Fahrraeder. In den anderen Staedten erhielten wir stets abgewrackte Karren, mit denen die Faulsten der Faulen noch Maos “Langen MARSCH” bestritten haben; hier gibt es Mountainbikes, mit denen wir eine wirklich fantastisch schoene Gegend erkunden duerfen. An den Gestaden des Li-Flusses liegen platt die gruen-gelben Reisfelder und werden von den bekannten Zuckerhuthuegelketten (s. Guilin) eingerahmt. Hier finden wir das typische chinesische Landleben vor: die Oma kuemmert sich um den Saeugling, der Sohn betreut das Rind, der Opa hakt den Reis nach dem Dreschen, der Rest der Familie buckelt im Feld. Auf dem Rueckweg sehen wir ein Fahrrad mit 4 Fahrraedern auf dem Gepaecktraeger.


GELDWECHSEL CHINA-VIETNAM (28.10.)

Da wir China verlassen wird es Zeit, die chinesischen Mao-Dollar in US-Dollar oder vietnamesiche Ding-Dong zu wechseln. In Yangshuo hatte ich mir noch 250 EUR in Yuan am Automaten gezogen, ne Menge Holz in dieser Gegend.

Mein erster Versuch ist in Guilin nachdem wir mit dem Bus aus Yangshuo zum Umsteigen kommen.
Ich halte ein Moped an und lasse mich zur Agricultural Bank of China fahren. Die schicken mich postwendend zur Bank of China.

Also halte ich ein Moped an und lasse mich zur Bank of China fahren. Die erzaehlen mir: "Geldwechsel in US-Dollar macht nur die Bank of China in Yangshuo." Na toll, da kommen wir gerade her ...

Keine Chance also in Guilin.

Abends kommen wir in Dongxing auf der chinesischen Seite der Grenze an. Grosze Stadt, hier musz doch was gehen! Um nicht wieder Unsummen von Yuan in Mopedfahrten zu stecken, informiere ich mich zunaechst im Internet. Die Industrial and Commercial Bank of China bietet im Grenzverkehr Wechsel der chinesischen und vietnamesischen Waehrungen an.

Also halte ich ein Moped an und lasse mich zur Industrial and Commercial Bank of China fahren. "Jawoll", sagen se, "das macht unsere Zentrale in der xxx-Strasze."

Also halte ich ein Moped an und lasse mich zur Zentrale der Industrial and Commercial Bank of China in der xxx-Strasze fahren. "Geldwechsel Yuan-Dong? Machen wir nur fuer Haendler. Als Privatmann muessen sie zur Bank of China."

Also halte ich ein Moped an und lasse mich zur Bank of China fahren. Ich lege meine Yuan auf den Tisch und sehe freudestrahlend zu, wie hinter der Glasscheibe die Dollar-Schatulle geoeffnet und Geld abgezaehlt wird.
Bank: "Wir benoetigen noch ihren Wechselbeleg."
Ich: "Was fuer'n Wechselbeleg?"
Bank: "Na den Beleg, als sie ihre Dollar in Yuan getauscht haben."
Ich: "Ich habe die Yuan am Automaten gezogen." Triumphierend zuecke ich den aufbewahrten Automatenbeleg.
Bank: "Tut uns leid, darauf koennen wir nicht wechseln."

Aaaaaahrggg!

Ich muss die Yaun ueber die Grenze mitnehmen und reise ohne Dong in Mong Cai/Vietnam ein.

Dort halte ich ein Moped an und lasse mich zur naechsten Bank fahren. Aussage hier: "Geldwechsel macht nur die Vietcom Bank."

Also halte ich ein Moped an und lasse mich zur Vietcom Bank fahren. Und dort wird tatsaechlich alles gewechselt von EURO ueber daenische Kronen bis zu Panini-Sammelbildern der WM 1982. ABER KEINE CHINESISCHEN YUAN. "Wenn sie Yuan tauschen wollen, muessen sie das bei den Frauen auf der Strasze machen. Die sitzen an jeder Ecke und geben ihnen Dong fuer Yuan."

So weit kommt es nicht mehr. Die Mopedfahrten haben meine letzten Yuan aufgezehrt.


HALONG CITY (28.-30.10.)

Mit Abstand die niedertraechtigste Unterkunft in Asien erwischen wir in Halong City. Kondome liegen unterm Bett, Ameisen muessen vom Bett gewischt werden, Monster-Kakerlaken und Wolfsspinnen geben sich ein Stelldichein. Bedarfsgerecht wasche ich mal wieder meine Unterhosen, lege sie zum Trocknen direkt auf die Waescheleine und nehme am naechsten Morgen frisch gewaschene Unterhosen von der Leine, die alle von einem schoenen braunen Roststreifen geziert werden, is klar auf welcher Hoehe und in welcher Richtung, ne?

Ansonsten geht hier gar nix. Bereiche erinnern an die Recreation Area in Ulan Bator in der Mongolei (wovon der Bericht fehlt), wo ich seinerzeit den Holzboden vom Riesenrad durchgetreten hatte. Das sagt alles.


CAT BA (30.10.-02.11.) im Paradies HALONG BAY

Ich fuehle mich auf dieser Insel schwer an Dominica in der Karibik erinnert, denn neben einem sagenhaften Blick auf die Bucht mit den schwimmenden Haeusern der Fischer hat sich unser Hotelboss einen Namen zugelgt, der in der Phalanx der dominicanischen Maennernamen wie Dr. Red, Challenger, Larry Love oder Cobra einen Spitzenplatz in Anspruch nehmen koennte. Man nennt ihn “Mister Zoom”.
Obwohl Strom genauso wie warmes Wasser rationiert sind, ist es wohl die beste Unterkunft, die wir bisher auf dieser Reise bekommen haben; fuer happige 4 Dollar pro Kopf kann man ja auch einiges erwarten.

Neben Boots- und Wandertouren bietet Zoom auch Fahrraeder und Motorraeder an. Motorraeder, das klingt nach schweren Jungens und leichten Maedchen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und mieten uns fuer einen Tag die zwei dicksten Maschinen, die sein Fuhrpark hergibt. Es ist fuer Joerg genauso wie fuer mich die ERSTE Motorradfahrt ueberhaupt! Unsere Kisten heiszen Suzuki GSX 1300R “Heier Buser” (oder so aehnlich, ich kenne mich da nicht so aus) und haengen sehr praezise und bissig wie die Kreuzotter am Gas. Genau die richtige Kragenweite fuer schwere Jungs wie uns. So brettern wir ohne Helm, dafuer mit Lederjacke und Westernstiefeln bei 35 Grad im Schatten auf unseren Hoellenmaschinen ueber die Insel und verlieren pro Kilometer 5 KG Gewicht in Form von Hitze- und Angstschweisz.


Der November begrueszt uns mit einer Tour durch den Urwald des Cat Ba Nationalparks. Der Reisefuehrer empfiehlt einen lokalen Fuehrer, ausreichend Wasser und vor allem festes Schuhwerk. Wir buchen den Trip in unserem Hotel und werden am Morgen in eine Gruppe gesteckt, die aus uns und einer franzoesischen Familie (Vater, Mutter, Sohn, Tochter und deren Lebensgefaehrten, letztere alle Anfang-Mitte 20) besteht. Den ersten Disput gibt es am Eingang des Nationalparks, weil Fatter nicht den vollen Eintrittspreis bezahlen will. Er sei kein Tourist sondern wolle den Vietnamesen helfen, sei also eine Art Entwicklungshelfer, der wohl kaum den vollen Eintritt zu zahlen habe. Und der Mann an der Kasse sei ja kein Manager und solle erstmal seinen Namen rausruecken. Der Kassierer gibt letztendlich klein bei und erlaesst dem Franzosen den geforderten Betrag von 10.000 Dong (= 50ct).

Los geht’s und schon bald zeigt sich, dasz die Familie voellig unvorbereitet in den Dschungel marschiert. Eines der Maedchen hat sich am Morgen vor diesem Hardcoretrip in voelliger Geistesabwesenheit fuer einen Satz Ballettschuehchen entschieden. Huebsch anzusehen und zweifelsfrei zeitlos klassisch im Schnitt, aber nach einigen steinigen Bergaufpassagen muss sie sich hinsetzen und zerfaellt in Weinkraempfen. Nun, da muss sie durch.
Nach ca. 3 Stunden Wald und Stein erreichen wir flaches Land mit den obligatorischen Reisfeldern und landen in einem Dorf. Naja, so peu-a-peu, denn Vater, Mutter und Sohn schleppen sich wahlweise humpelnd oder auf allen Vieren aus dem Wald heraus, simulieren Knoechelverletzungen, Malariaattacken, Hartz-IV und Schlimmeres. Vater fordert (fordert, nicht bittet) die Weiterfahrt auf Motorrollern.
Der Ami schaffte es trotz jahrelangem Einsatz selbst der verabscheuungswuerdigsten Waffen nicht, den Nordvietnamesen muerbe zu machen. Vielleicht waere der Vietnamkrieg anders ausgegangen, haette man diese Familie auf den schlitzaeugigen Feind losgelassen, denn der Guide trommelt sichtlich entnervt die Dorfjugend zusammen und laeszt die Franzosen so weit wie moeglich auf Mopeds weitertransportieren. Auf seine Kosten. Er hat kapituliert.

Stahlhart wie wir sind, gehen wir und der Guide zu Fusz weiter. Nach 3 weiteren flachen Kilometern kommen wir an einen felsig-schlammigen Steinbruch, durch den auch die Franzosen zu Fusz durch muszten. So kommt es nicht ueberraschend, dasz wir sie kurz dahinter wieder eingeholt haben. Alle alle Schuehchen sind schmutzig, nass und sogar beschaedigt. Mon Dieu!


CHINA ALLGEMEIN

China ist ein groszartiges Reiseland. Zwar muss man auf Bahnhoefen mit permanenten Zurechtweisungen durch das Personal leben (die stellen sich in 2 Meter Entfernung auf und bruellen in ihr Megaphon, man solle sich nicht auf den Boden setzen), dafuer entschaedigt es mit vielseitigen, fantastischen Landschaften, einmaligen Traditionen und Kulturen, Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Menschen, einer vorbildlichen Infrastruktur, Unterkuenften aller Kategorien, koestlichen Mahlzeiten und guenstigen Preisen.
In diesem Land fuehlt man sich immer und ueberall willkommen; den Eindruck hatte ich von Russland wahrlich nicht.

Zudem bieten sich vielfaeltige Moeglichkeiten zur Geschichtsklitterung. Am letzten Abend in Guilin bin ich mit einigen Studenten ins Gespraech gekommen. Ich wurde gefragt, wie es moeglich war, dasz Hitler Millionen Juden umbringen konnte. Ich nutzte die ungeahnte Moeglichkeit zur Richtigstellung und betonte, dasz der Fuehrer sehr erbost gewesen waere, haette er von der Judenvernichtung erfahren.

Nun mal Spasz beiseite: Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit (aus internationalen Magazinen werden vor Verteilung an die Kisoke unliebsame Seiten entfernt) gibt es hier nicht. Leute, mit denen man ins Gespraech kommt, aeuszern sich ueber Politik aus Angst vor Repressalien nur im Freundeskreis. Zwei Mal bin ich Zeuge einer Festnahme durch Zivilpolizisten auf offener Strasze gewesen. Auch die Themen Umweltverschmutzung und Tierschutz sind noch nicht angekommen.

Dafuer ist man hier weit weg von Uschi Glas' Schminkeskandal. Man hat ihr aber auch uebel mitgespielt ...


HANOI (02.-05.11.)

Ziemliche Enttaeuschung, diese Hauptstadt eines der letzten sozialistischen Staaten der Welt. Das einzig Beeindruckende sind die Darstellungen von Kampfszenen in Pappmaché im Museum fuer Landesverteidigung. Aus Pappe, Plastik, Wolle und Schaumstoff haben die Aussteller Landschaften, Geschuetze, Soldaten und Flugzeuge gebastelt. Lustig gemacht ist der Abschuss eines amerikanischen Kampfflugzeugs: Die Explosion wird von einer roten Plastikblume dargestellt. Mein Kunstlehrer Herr Fiebig haette uns dafuer in der 6. Klasse eine 4 gegeben, aber nur, weil er so'n weichgekochter Pazifist ist.

Abends tut sich auch nicht viel. Der Reisefuehrer schickt uns ins "Highway 4", in dem sich angeblich die Anhaenger des Minsk*-Motorradclubs treffen. Totale Enttaeuschung vor Ort: Vor der Tuer stehen ausschlieszlich muede Motorroller. Zu duerr fuer schwere Jungens wie uns.
* Minmsk ist eine russische Motorradmarke.

Als wir in einer englischsprachigen lokalen Zeitung die Stadt Bielefeld erwaehnt finden, entscheiden wir uns, schnellstmoeglich Hanoi Richtung Laos zu verlassen.


SONSTIGES

Die ganzen Horrorgeschichten bezueglich Doxycyclin (Malariprophylaxemittel) kann ich nicht bestaetigen. Trotz taeglicher Einnahme funktionieren meine Gliedmaszen und die Sehschaerfe ist auch unveraendert. Allerdings fing mein Hintern vor 2 Wochen an, schwarz zu werden und fiel mir in Macao vollends ab. Na egal, ich hatte eh zuviel davon.

Habe heute mit Bestuerzung das Wahlergebnis in den USA zur Kenntnis genommen. Der Sockenstreit zwischen China und den USA, in den letzten Tagen in den chinesischen Medien das Hauptthema, wird wohl nun weitergehen. Die amerikanische Regierung hatte in der Woche vor der Wahl die Einfuhr von 180 Millionen Paar Socken aus chinesischer Produktion verboten. Hat das in Deutschland eigentlich auch solche Wellen geschlagen?


Morgen fliegen wir nach Luang Prabang. In Vientiane wollen wir die ca. 5 Stunden zwischen den Fluegen nutzen, um uns die Hauptstadt von Laos anzusehen. Ich erinnere an Bruno Kuessling in "Wilder Westen inklusive", der Aehnliches in New York vorhatte.


Tham Biet!

1.11.04

Vietnam: Bucht von Ha Long

Grenzueberquerung: Von China nach Vietnam
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Die Tage der Reise mit dem Zug sind gezaehlt.Ab sofort
bewegen wir uns nur noch mit Bussen und als Mopedsozius
fort. Der Trip nach Vietnam besteht aus drei groesseren
Busreisen. Um die richtigen Busse zu erwischen,laeuft
man einem kundigen Fuehrer einfach durch die halbe Stadt
hinterher und steigt dann in irgendeinen per Handsignal
gestoppten Bus. Diese bringen uns tatsaechlich dem Ziel
naeher und so erreichen wir Dong Xien, die chinesische
Grenzstadt nach Vietnam, am Abend.

Zum Glueck lerne ich auf der Fahrt eine hilfsbereite
Chinesin kennen. Obwohl die Hotels des Grenzorts
aufgrund eines Musikfestivals ziemlich ausgebucht sind,
kann sie uns durch den Anruf eines Schwippschwagers in
einem kleinen, zentral gelegenen Hotel unterbringen.
Ausserdem verschafft sie uns den guenstigen
Einheimischen-Tarif. Waehrend wir auf Fahradrikschas am
Busbahnhof warten, schuetzt sie uns ausserdem vor allzu
aufdringlichen Kobereren, deren Palette an
Dienstleistungen neben Prostituierten auch irgendein
Huetchespiel aehnliches Kartenglueckspiel umfasst.

Gespenstisch: Als der Bus spaet abends in die Stadt
faehrt, probt eine mir unbekannte chinesische Boygroup
fuer den morgigen Ernstfall. Exakt in dem Moment, als
der Fernseher raubkopierte Backstreet Boys Videos zeigt.
Die Choreographie der Taenzer auf der Buehne ist
absolut synchron zu den Klaengen des Videos. Das kann
kein Zufall sein. Tagsueber wahrend der Fahrt wurden
uebrigens 80er Jahre Hongkong-Kung-Fu-Schinken mit dem
jungen Jackie Chan gezeigt. Von der Handlung, der Film
laeuft auf chinesisch, verstehe ich wenig. Vor den
obligatorischen Kampfszenen finden die Protagonisten
jedoch regelmaessig Zeit, sich ihrer Jacketts und ihrer
Krawatten zu entledigen. Logisch stimmig, den so laesst
sich wesentlich besser kaempfen. Der boese Obermotz und
seine Schergen werden am Ende, wie erwartet, vernichtend
geschlagen.

Der Grenzuebergang nach Vietnam ist ein sehr kleiner.
So klein, dass er selten von Rucksacktouristen wie uns
frequentiert wird. Nach der Fussueberquerung der
Grenzbruecke zweifeln die vietnamesischen Grenzbeamten
zunaechst die Echtheit unseres Reisepasses an. "Germany"
scheint auf den ihnen bekannten Karten nicht als
souveraener Staat zu existieren. Sie winken weitere
Grenzbeamte hinzu und unterhalten sich wild
gestikulierend mit ihnen. Grob habe ich folgendes von
ihrem Gespraech verstanden:

Ludwig (Zoellner 1): "Hast du so einen Pass schon einmal
gesehen, Karl-Heinz?"

Karl-Heinz (Zoellner 2) "Nein. Germany kenn ich nicht,
vielleicht ist es ein Nachbarland von Swaziland?"

Heiner (Zoellner 3) "Mmmhhhh, dann muessten die beiden
Herren doch von schwarzer Hautfarbe sein, oder?"

Ludwig (angesaeuert, mustert uns genauer und kommt
dann ins gruebeln): "Hoer sich einer den Heiner an,
nur weil er Abitur hat, denkt er, er koenne hier den
Intellektuellen raushaengen lassen"

(Ludwig haut Heiner mit der flachen Hand auf den
Hinterkopf)

Heiner (empoert): "Aua! Lass das!"

Karl-Heinz: "Das Visum sieht jedenfalls echt aus. Ich
mache einfach mal einen Stempel rein und lasse sie rein"

Die Grenzbeamten nehmen ihren Job sehr ernst und fuehren
ihn sehr gewissenhaft aus. Moderner Technik vertrauen
sie nicht so recht. Ausfallsicher wird der komplette
Pass sauber per Hand in eine Kladde eingetragen, nachdem
unsere Daten mit dem Rechner erfasst wurden. Diese
Einreise dauert etwas laenger als sonst, nach einer
halben Stunde lassen sie uns dann aber doch nach Vietnam.

Fuer die Weiterfahrt nach Ha Long setzen wir auf bereits
am Baikal erprobte sozialistische Spitzentechnolgie. Ein
"KOMETA" Tragfluegelboot (in Abwandlung auch "METEOR"
genann, siehe http://www.foils.org/gallery/kometa.htm)
bringt uns rasend schnell und sicher durch die tausend
Inseln in dieser Bucht. Tragfluegelboote dieser Klasse
waren seinerzeit ein Spitzenprodukt sowjetischer
Ingenieurskunst und wurden in saemtliche sozialistischen
Bruderlaender exportiert. Die Chinesen machten dann das,
was sie am besten koennen: Zwei Exemplare ordern und
selber nachbauen. Auf dem Yangtze kann so heute noch die
chinesische Variante dieser schnellen Boote benutzt
werden. Diese Art von Technoglogietransfer hat die
Magnetschwebebahn in Shanghai noch vor sich.

Vietnam: Bucht von Ha Long
++++++++++++++++++++++++++

Die Stadt Ha Long selbst ist keine Reise wert. Trotzdem
erholen wir uns erst einmal von den Strapazen zweier
aufeinanderfolgender Reisetage mit Bus und Boot und
bleiben fuer zwei Naechte.

Das Hotel ist ein abgewrackter Billigschuppen. Unter den
Betten liegen benutzte Kondome, das Waschbecken ist
inital mit einer gelben Bruehe gefuellt die aussieht,
als ob jemand ein halbes Pfund Eiter in Brocken in dem
Wasser gelagert hat. Wenigstens stammt die gelbe Farbe
nicht vom Wasser, welches recht frisch durch die Leitung
fliesst. Die Kakerlaken sind nicht so zahlreich wie in
Hongkong, dafuer aber beeindruckend gross. Die Groesse
vietmanesischer Kakerlaken liegt irgendwo zwischen der
eines Maikaefers und der Innenflaeche meiner Hand. Da
wir keine "Hello Kitty" Sticker mehr zur Markierung
(siehe Bericht aus Hongkong) dabei haben, kommen sie mit
dem Leben davon.

Die Hunde in Asien sind uebrigens alle Stumm und
erinnern so stark an den Husky Gorbi von Nicola. Den
habe ich auch noch nie bellen gehoert. Sie streunen
meistens durch die Strassen und bellen weder Einbrecher
noch Passant an. Sehen sie ein menschliches Wesen
begeben sie sich auf die Flucht wie ein scheues Reh.
Seltsames muss mit den Hunden auf der Insel Cat Bar
passiert sein: Wirklich alle weiblichen Hunde sind hier
zur Zeit traechtig. Vielleicht wird so aber auch nur
kuenstlich der Nachwuchs fuer die hiesigen Restaurants
angebaut.

Die Stadt Ha Long selbst ist an zwei Seiten einer
grossen Bucht gelegen und gleicht so Istanbul. Eine
Bruecke wie dort ueber den Bosporus gibt es jedoch noch
nicht. Mit japanischer Hilfe ist diese aber zur Zeit
im Bau begriffen und wird in zwei Jahren fertig gestellt. Die Brueckenpfeiler stehen schon.
Beim streunen durch die Strassen kommen wir abends um
neun Uhr Ortszeit an einer Schule vorbei. Um diese
spaete Uhrzeit, nach Verrichtung ihres Tagwerks,
druecken die jungen fleissigen Vietnamesen noch die
Schulbank. Wir schauen durch das Schaufenster, koennen
aber aus dem Tafelanschrieb nicht auf das Unterichtsfach
schliessen. Unsere Anwesenheit bringt hingegen etwas
Unruhe in die Idylle, denn ploetzlich kichernd drehen
sich die Schuelerinnen der letzten Reihe zu uns um. Wir
prosten ihnen zu und gehen weiter, bevor der Lehrer uns
als Quelle der Unruhe ausmacht und uns bitten kann,
weiterzugehen.

Das Freizeitprogramm in Ha Long wird von der "Disco 2000"
(lauter Technoschuppen mit ungeheuer teurem 5 $ Eintritt,
weshalb wir uns den Besuch sparen), einer alten
Automatenspielhalle, einem grossspurig "Grand Royal
Amusement Park" genannten Freizeitpark (einzige
Fahrattraktion ist eine Schiffsschaukel, Oeffnungszeit
des Parks von drei bis sieben Uhr) und einem kleinen
Strand aufgespannt. Wie bereits oben erwaehnt: Hier
in Ha Long geht die Post nicht ab.

Absolut sehenswert (und auch der Grund unseres kommens)
ist die Ha Long Bucht (siehe z.B.
http://www.go4dreams.ch/asien/pages/halong/pages/Asien0474.html).
Als ob der liebe Gott bei der Schoepfung irgendwann
keine Lust mehr hatte, sind ueber diese Bucht bis zu
dreitausend kleine Inseln verstreut - hingekippt wie
nach dem Spielen liegen gelassene Legosteine. Wie schon
in China in Guilin wurde hier auf Kalkstein als
Baumaterial gesetzt. Waehrend die Berge dort von
Fluessen und Reisfeldern eingerahmt sind, sind die
Felsen hier Spielball der Pazifikwellen. Nicht weniger
beeindruckend sind die herausgewaschenen Hoelen, welche
hier von Seeseite mit Booten und manchmal, wenn sie
etwas hoeher liegen, auch zu Fuss besichtigt werden
koennen. Bootstouren durch diese Region mit
Zwischenstopps zum Besichtigen, Fotografieren, Schwimmen
und einfach nur Staunen sind die Hauptbeschaeftigung
unserer ersten Tage hier in Vietnam.

Hauptverkehrsmittel in Vietnam ist das Moped. Mit vollem
Rucksack auf dem Ruecken und einem kleineren vor dem
Bauch befoerdern uns diese als Sozius an die wichtigsten
Punkte. Auch beim Strassenbau wird Ruecksicht auf dieses
beliebte Fortbewegunsgsmittel genommen: Neben jeder Treppe
gibt es eine Rampe, in die Bordsteine werden alle 50m
Zementrampen integriert. Wo diese vergessen wurden
kommen mobile Rampen aus Stahl zum Einsatz. Mit dem
Moped wird auf der Strasse, auf den Buergersteigen und
direkt bis in die Wohnung gefahren. Einzig der Strand
ist eine mopedfreie Zone.

Aehnlich wie die Mongolen mit ihren Pferden ist den
Vietmanesen der Umgang mit dem Zweirad schon von
Kindesbeinen an genetisch einprogrammiert. Sie sind so
gute Fahrer, dass sie auf Motorradhelme getrost
verzichten koennen. Kopfbedeckungen (sehr populaer sind
gerade britisch-imperialistische Tropenhelme) werden bei
der Fahrt ausschliesslich zum Schutz gegen die Sonne,
nicht aber als Schutz gegen Unfaelle, getragen. Wollen
wir heisses Wasser in Ha Long fuer die Zubereitung eines
Tees oder einer Nudelsuppe haben, so schwingt sich die
Wirtin einfach auf ihr Moped und holt uns dieses in zwei
grossen Thermoskannen von der naechsten Heiswasserquelle.

Einen solchen schicken Tropenhelm haette ich fuer unsere
weitere Reise auch gerne, leider werden sie aber nur in
einer Einheitsgroesse hergestellt und die passt nicht
auf meinen Schaedel. Das wir inzwischen in den Subtropen
angekommen sind merkt man besonders an der hohen
Luftfeuchtigkeit. Schnell sind die T-Shirts
durchgeschwitzt und nicht anders geht es meiner
Baseballmuetze - ebenfalls aus Stoff. Vielleicht werde
ich landestypisch auf eine Strohreismuetze (die konisch
zulaufenden wie runde Pyramiden ausehende Strohhuete
sind eine originaere vietnamesische Erfindung) zum
Schutz gegen die Sonne zurueckgreifen. Die Dinger sind
so gross, dass sie muehelos auf einen mittelgrossen
Kuerbiss, und damit auch mir, passen.

CAT BAR
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Die groesste und einzig bewohnte Insel in der Ha Long
Bucht ist Cat Bar. Neben einem Nationalpark werden hier
alle touristisch relevanten maritimen Freizeitaktivitaeten
vom Schnorcheln, Kajak fahren bis hin zu Bootstouren
angeboten.

Zunaechst erforschen wir Insel und den Dschungel auf
eigene Faust mit einem gemieteten Moped. Da es in Asien
keine Verkehrsregeln gibt, wird auch kein (sowieso nicht
vorhandener) Fuehrerschein verlangt. Die Bedienung der
Geraete ist ausserdem so einfach, dass eine einfache
Einweisung in die relevanten Hebel und Schalter zur
Benutzung der Kisten ausreichend ist. Verfahren kann man
sich auf dieser uebersichtlichen Insel nicht, da es nur
zwei Strassen gibt: Beide durchlaufen die Insel in
Nord-Sued Richtung, einmal die Kuestenlinie folgend und
einmal mitten hindurch. Markus holt aus seiner Kiste 90
km/h raus, bei meinem alten Bock ist bei 80 km/h Schluss.
Ein riesiges Vergnuegen!

Landschaftlich schoen ist auch der Marsch quer durch den
Dschungel. Schlangen haben wir keine, dafuer aber
giftige Spinnen und Affen gesehen. Der Urwald ist schoen
schattig, die Klettertouren und die hohe
Luftfeuchtigkeit sorgen jedoch schon bald dafuer, dass
mein T-Shirt komplett durchgeschwitzt ist. Nervig ist
eine Familie Franzosen, mit welcher wir die Tour machen.
Das Maedchen des Hauses ist mit original Adidas
Balettschuhen unterwegs und setzt sich einfach hin und
weint, als ihre Schuhe im Arsch sind und ihr ihre Fuesse
schmerzen. Ihr Vater fuehrt sich auf, als ob er den
Verlust von Indochina als franzoesische Kolonie immer
noch nicht so ganz verwunden hat. Den Eintritt in den
Park will er nicht zahlen, da er davon ausgeht, das
seine ganze Familie auf sein Ticket mit in den Park
duerfen. Gefeilscht wird verbissen um dem Betrag von
50 Cent. Er fragt nach dem Namen des
Nationalparkmanagers und weigert sich, mit dem Mann vom
Kassenhaeuschen ueber sein Anliegen zu diskutieren. Als
er am Ende der Wanderung keine Lust mehr hat, fordert er
unseren Fuehrer auf, fuer seine Familie und sich Mopeds
in genuegender Anzahl zu besorgen. Waehrend Markus und
ich die Wanderung zusammen mit dem Fuehrer zu Fuss
beenden, rauscht er mit seiner Familie schonmal voraus
zum Ziel. Zeit fuer das eingeplante Schwimmen ist
natuerlich spaeter auf dem Boot nicht mehr, da
wir spaet dran sind und er unbedingt noch eine weitere
Faehre erwischen muss.

DEMNAECHST
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Nach der vielen Natur der letzten Tage ist mal wieder
eine Stadt angesagt. Morgen gehts mit Boot und Bus daher
nach Hanoi. Neben Besichtigung der Stadt planen wir von
dort unsere weitere Reise nach Bangkok. Dort muessen wir
am 16 November sein, zwischendurch werden wir noch
dem schoenen Laos die Referenz erweisen.