27.5.09

Slowenien Teil 3: Back in Ljubljana

26.5. - 29.5.2009: Ljubljana


Sloweniens gefährliche Tierwelt

Bären habe ich noch keine in freier Wildbahn getroffen, obwohl es hier die größte Population an frei lebenden Braunbären in ganz Europa geben soll. Für Wanderer aber weitaus gefährlicher sind Kühe, vor allem die braun gescheckten.

Jedes Jahr kommen in Slowenien mehr ahnungslose Touristen durch Kühe um als durch Schlangenbisse oder Problembärattacken zusammen. Sie trampeln ihre Opfer einfach tot oder setzen sich so lange auf ihre wehrlosen Opfer bis die Lunge oder andere lebenswichtige Organe platzen. Danach wenden sie sich wieder ihrer Haupttätigkeit, dem wiederkauen von Gras, zu. Und vermitteln dabei die so trügerische Illusion von harmloser Friedfertigkeit

Zoologen der Universität von Ljubljana stehen diesem Phänomen ratlos gegenüber und können über die Motive der Tiere nur mutmaßen. Einstweilen handelt das Ministerium für Tourismus und Fremdenverkehr indem es eine Aufklärungskampagne startet: In allen Hotels liegen einschlägige Informationsbroschüren aus welche Touristen für das gefährliche Thema sensibilisieren. Schilder mit Verhaltensregeln wurden zusätzlich an allen einschlägig gefährdeten Orten aufgestellt. Slogan der Kampagne ist „Hvala lepa – te grin frrt“ (auf Deutsch etwa: „Wenn es bimmelt - dann nix wie weg“): Alle Kühe tragen dazu diese pittoresk anmutenden Kuhglocken um den Hals und jeder Wanderer ist angehalten, schnellstens das Weite zu suchen wenn er diese Glocke hört. Ich beherzige diesen Ratschlag und daher ist mir zum Glück noch nicht viel passiert.


Die Soca entlang...



Früh morgends verlasse ich Bohinj mit dem Zug in Richtung Nova Gorice. Das ist eine klassische europäische Eisenbahnroute die mit viel Aufwand zu Hochzeiten der östereichisch ungarischen Doppelmonarchie gebaut wurde und den Adria Hafen Triest mit der Hauptstadt Wien verbandt.

Filetstück dieser Strecke und beim durchfahren ereignislos wie eine U-Bahn Fahrt zwischen Jungfernstieg und Hauptbahnhof ist ein etwa echs Kilometer langer Tunnel durch die Alpen. Danach wird es jedoch auf einen Schlag spektakulär: Dem Soca Fluss folgend schlängelt sich die Bahn weiter nach Süden und verlässt peu a peu den alpinen Teil Sloweniens. Oft zähmen Staudämme und Wasserkraftwerke den türkis schimmernden Fluss.



Der Endbahnhof in Nova Gorice (Neu trägt die Stadt deshalb im Namen da die Stadt Gorice nach dem 2. Weltkrieg zugeschlagen wurde – also wurde nebenan eine komplett neue Stadt gebaut und diese nach Berliner Vorbild vom eigentlichen Gorice durch eine Mauer getrennt) kommt mir wie eine Reise in eine andere Welt vor. Vorbei die Sennen Hütten alpiner Prägung, in diesem Teil des Landes geht es wesentlich mediteraner zur Sache. Städte die sich um einen Campanile gruppieren, Weinfelder und eine Architektur und Landschaft die es locker mit der Toskana aufnehmen kann prägen die Landschaft beim Blick aus dem Busfenster von Gorice nach Ljubljana. Die Toskana kenne ich nur von Postkarten, aber das hier kommt diesen Bildern am nächsten.


... direkt in den Knast

Das Celica Hostel, in dem ich für die letzten Tage des Urlaubs absteige, ist in dem bis 1995 genutzten städtischen Gefängnis untergebracht. Entsprechend klein sind die Zellen, welche jeweils zwei Gäste auf Pritschen beherbergen.

Die Räume sind individuell von slowenischen Künstlern gestaltet worden, ansonsten dominiert Ikea typisches modernes Interieur. Beibehalten wurden die schwedischen Gardinen an Tür und Fenster und der Stacheldraht auf den Mauern, welche die Anlage einzäunen. Heute trinkt man im Hof gemütlich ein Bier, lauscht Live-Musik oder frühstückt wo es früher eine Stunde Freigang im Kreis pro Tag gab. Eine bombensichere Unterkunft, stilsicher und sehr liebevoll gestaltet. Heute muss man sich in der Dusche nicht mehr ängstigen wenn man sich, nun ja, nach der Seife bückt.





Zellengenosse ist Eric aus den USA. Was wir für unsere Einleiferung hier verbrochen haben ist nicht klar, aber wir kommen gut miteinander aus. Er reist auf seine alten Tage einfach so in der Welt herum und ist dieses Mal hier gestrandet. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er aus dem Erlös des Verkaufs seines Hauses, welches er zum Glück vor zwei Jahren und vor Beginn der Wirtschaftskrise versilberte.

Nebenan dominiert in diesem Stadtviertel in Bahnhofsnähe ein alternativer Lebensstil. Die nach dem Abzug der jugoslawischen Armee nicht benötigten Gebäude wurden kurzerhand von jungen Leuten besetzt. Heute tummeln sich in den mit einschlägigem Grafitti bemalten Gebäuden die für solche Anlagen üblichen Künstler, Punker und Drogenabhängige. Ein sehr lebendiges Viertel das ich einem Reisenden auf jeden Fall empfehlen kann.


Ljubljana - Stadt der Brücken

Das Stadtbild von Ljubljana ist durch unzählige Brücken, welche über den gleichen Fluss gespannt sind, geprägt. Jede dieser Brücken hat eine eigene Geschichte die ich mir aber nicht alle merken kann. Eine Brücke heißt Kopfsteinpflasterbrücke, obwohl Kopfsteine das einzige Baumaterial sind, welches in dieser Brücke nicht verbaut wurde. Legendär und einzigartig ist die Dreier-Brücke: Direkt links und rechts flankierend neben eine bestehende Brücke hat man einfach zwei weitere, identisch aussehende, Brücken gebaut. Der Ljubljaner und Tourist hat heute die Qual der Wahl zwischen diesen dreien wenn er trockenen Fußes auf die andere Seite will. Alternativ kann er ab auch einfach eine von den anderen Brücken nehmen,

Alle Brücken dienen heute dazu, Gäste von der Bar auf der einen Flussseite zur einer Bar auf der anderen Flussseite (oder umgekehrt) zu bringen. Damit sind sie die einzigen Orte am Fluss, an denen man sich nicht hinsetzen und ein Getränk bestellen kann


Slowenien: Land der Pferdewurst

Nicht nur die weltberühmten Lipizaner-Pferde habe hier in Slowenien ihre Heimat. Pferde sind hier vor allem auch integraler Bestandteil der Speisekarte. Und in vielen Schnellimbissen wird der Hamburger selbstverständlich mit Pferdewurst-Bulette beleget (wenn man sich nicht explizit etwas anderes wünscht).

Das mache ich natürlich nicht und tue gut daran. Pferdefleisch schmeckt hervorragend, warum ist das bei uns in Deutschland nicht auch weiter verbreitet? Ich muss hiermit meine Meinung zu Pferden revidieren: Diese stolzen und edlen Tiere sind doch zu etwas gut!

Die Tischkicker-Industrie liegt derzeit am Boden und bereitet der Regierung größte Kopfzerbrechen. Pragmatische Lösung: Das letzte noch funktionstüchtig verbliebene Gerät der Stadt wird, jeweils stundenweise, zwischen den vielen Bars ausgetausscht. Bisher hat das auch noch keiner gemerkt.

Hier endet der vorletzte Teil der Reiseberichte aus Slowenien. Morgen werde ich mich noch etwas im Lande umschauen. Ob Lipizaner-Pferdehamburger genau so gut schmecken wie die in welchen ordinäre Pferde verwurstet werden und ob Barcelona die Champions-League gewonnen hat erfährt der geneigte Lese demnächst hier oder ganz wo anders ...

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