16.9.09

Lu Dao und Deaflympics

Lu Dao – Die Grüne Insel

Der Leuchtturm von Lu Dao

Die zu Taiwan gehörenden kleinen Inseln sind derzeit neben dem Norden des Landes, da von Taifunschäden weitesgehend nicht betroffen, einige der wenigen Orte die man noch besuchen kann. Die Insel Lu Dao liegt mitten im Pazifik, etwa 35 KM östlich etwas außer Sichtweite von Taidong, einer der größeren Städte an der Ostküste Taiwans. Ungefähr so groß wie Norderney reist man normaler weise mit einer Katamaran-Schnellfähre an, ähnlich den Dingern die zwischen Hamburg und Helgoland verkehren. Da das Hafenbecken Taidongs derzeit aber noch durch mehrere angeschwemmte Festmeter Holz in Form von Baumstämmen aus dem Landesinneren blockiert ist steigen wir standesgemäß auf einen kleines Flugzeug um.


Anreise und Unterkunft


Eine wackliger kurzer Flug von 15 Minuten in einer kleinen klapprigen Dornier 28 bringt mich an einem Freitag Morgen alleine nach Lu Dao. Beim Flug wird sofort ersichtlich, das nicht nur das Hafenbecken Taidongs voller Baumstämme ist. Gleiches gilt auch für Taiwans Ostküste: Als ob Riesen eine Partie Mikado begonnen, dann aber die Lust verloren und das Spielgerät einfach liegen gelassen haben bedecken sie den Strand vor Taidong bis zum Horizont in nördlicher und südlicher Richtung.

Dornier 28 Schiffsschaukelflieger

Durch heftige Böen schaukelt der kleine Flieger wie eine Schiffsschaukel in einem Vergnügungspark. Er taucht und steigt munter von einem Luftloch zum nächsten. Die Kotztüte muss ich zum Glück trotzdem nicht zum Einsatz bringen. Hier hilft der alte Seefahrertrick gegen Seekrankheit: Einfach geradeaus über die Schulter der Piloten die Horizontlinie mit dem Auge fixieren und die Bewegungen der Maschine antizipieren. Ein räumlich getrenntes Cockpit gibt es in der kleinen Schleuder genauso wenig wie unnötiges Bordpersonal in Gestalt von Saftschubsen.

Die Landepiste des Flughafens entpuppt sich als eine Parallelstraße der einzigen Straße der Insel welche die Küstenlinie nachahmend die Insel umrundet. Von der Straße ist die Landepiste durch einen einfachen Jägerzaun getrennt. Eigentlich soll ich ich vom Flughafen abgeholt werden, das klappt aber irgendwie nicht wie geplant. Chi Hsuen, die erst am Abend nachreist, hat uns im Hostel eines Bruders des Schwagers einer Freundin (oder so ähnlich) untergebracht.

Zuerst reisst eine ältere Frau ungefragt an meiner großen Tasche und will dieses und mich auf ihren klapprigen Roller zerren (Taxis gibt es hier keine). Wie beim Tauziehen zerrt sie meine Tasche auf den Roller, ich ziehe sie zurück und halte dagegen, sie zerrt die Tasche und mich in einem weiteren Anlauf auf den Roller, ich steige ab und ziehe meine Tasche wieder zu mir zurück und ramme meine Füße in den Boden usw. Bald gibt sie auf und verzieht sich laut schimpfend.

Und irgendwann kommt dann doch das bestellte Abholkommando in einem rostig weißen Mitsubishi um die Ecke. Offensichtlich unter Drogen stehend, hier kauen alle den lieben langen Tag Betelnüsse und schlagen so erfolgreich benebelt Zeit und Hitze tot, deutet sie mir an, meine Klamotten in den Kofferraum zu verfrachten. Die Fahrt stoppt nach keinen drei Minuten auf dem Hof einer Mischung aus schäbig stinkendem Restaurant und Tauchbedarfsverleih.

Ich zeige ihr auf der Karte, wo ich eigentlich hin möchte – nämlich auf die ganz andere Seite der Insel. Sie zuckt mit den Achseln und verlässt das Auto. Zusätzlich weigert sie sich, später am Abend Chi Hsuen vom Flughafen abzuholen – wir seien schließlich nur zu zweit und keine Gruppe, sie möge sich doch einen Motorroller mieten und selber hierher kommen wenn sie nicht zu Fuß laufen möchte, vom Transfer von mehreren Personen wisse sie nix (weshalb ich ja versuche, es ihr zu erklären – was schwierig ist, da sie kein Englisch spricht und ihr dialektbehaftetes chinesisch schwer verständlich ist, was aber auch am ständig vollem Mund voller Betelnüsse und dem damit einhergehenden nuscheln liegen kann).

Strandpromenade Nan Liaos direkt vor Jacks Hotel am Abend

Also packe ich meine sieben Sachen und suche mir eine andere Unterkunft zu Fuß. Ein paar hundert Meter weiter finde ich sie in „Jacks Hotel“, das ich an dieser Stelle nur weiterempfehlen kann: Den Flughafen verlassen, die einzige Straße in südliche Richtung durch die Ortschaft Nan Liao folgen, nach etwa 1.5 KM liegt es auf der linken Straßenseite – 300m nach dem obligatorischen „Familiy Mart“ den es ja in jeder Kaff gibt. Das Hostel ist geschmackvoll eingerichtet und Jack hilft bei allem, das man hier braucht: Vermietung eines Motorrollers (braucht man hier unbedingt, sonst geht gar nichts!) und Teilnahme an Tauchgängen. Auch bei der Abreise zum Trocknen aufgehängte und vergessene Klamotten schickt er bei Bedarf, also bei uns, gerne mit der Post hinterher.

Später stellt sich heraus, das die Betreiberin des Hostels, das wir ursprünglich aufsuchen wollten, angeblich ganz kurzfristig in Taipei zu tun hat und gar nicht auf der Insel ist. Daher hat sie die Freundin eines Bruders ihres Schwagers (oder so ähnlich) gebeten, Chi Hsuen und mich bei sich im Hotel aufzunehmen und uns vom Flughafen abzuholen. Dumm nur, das sie uns von der Alternativunterbringung in abgeranzter Lage mit Meerblick nicht unterrichtet hat. Eine gute Möglichkeit dazu wäre der Anruf am Morgen der Abreise gewesen – da war aber noch alles in Ordnung, es sei alles organisiert und wir sollten uns keine Sorgen machen. Anlass zur Sorge bietet die Unterkunft in Jacks Hotel auch keine, hier fühlen wir uns pudelwohl und können das Wochenende auf der Insel geniessen.



Tauchen und Felsen


Wer als Tourist auf diese Insel kommt der hat vor allem Tauchen im Sinn. Je nach Lust und Laune kann man sich beim Schnorcheln von dem Zauber der Unterwasserwelt anfixen und lassen und dann direkt zum Flaschentauchen umsteigen – oder einfach sofort mit letzterem beginnen. Keine fünfzehn Meter vor der Küste bieten Korallenriffe perfekte Reviere dafür.

Schnorcheln kostet pro Stunde etwa fünf Euro und ist was für jeden. Auch Nichtschwimmer, also geschätzte 95 Prozent der Taiwanesen, kommen hier auf ihre Kosten. Zunächst wird man komplett mit Neoprenanzug, Schwimmweste, Taucherbrille und Schnorchel ausgestattet. Schwimmflossen gibt es nur für die Aufpasser, man braucht sie auch nicht da man sich eh nicht im Wasser bewegen wird.

Man legt sich dann bäuchlings auf das Wasser, schaut nach unten und hakt in die vom Aufpasser mitgebrachten Schwimmreifen mit einem Arm ein. Dieser Schleppverband von Schwimmreifen und eingeklinkten Amateurschnorchlern wird dann von den dabei rauchenden Bademeistern durchs Riff und am Ende wieder zurück zum Strand gezogen. Sind am Ende genauso viele Schwimmreifen wie Personen anwesend, so hat der Tauchwart alles richtig gemacht.

Falls nicht so hat er ein Problem. Leider wird die Ausrüstung nicht zum privaten Gebrauch verliehen, wer auf eigene Faust schnorcheln will muss sich seine Ausrüstung selber mitbringen. Wegen negativer Erfahrungen mit verschwundenen Touristen ist der unbewachte Verleih daher verboten. Auch wenn es so einfach aussieht und man sich im Besitz des Seepferdchen-Schwimmabzeichens befindet sollte man von der Idee besser Abstand nehmen. In nur zehn Minuten reglos auf dem Wasser treibend wird man von der starken Strömung schnell ein paar hundert Meter in Richtung offenes Wasser abgetrieben.

Von dem Zauber der Unterwasserwelt gefangen kann man da als Unbedarfter schneller die Orientierung verlieren als einem Lieb ist, obwohl es auch keiner übermenschlichen Kraftanstrengung bedarf um wieder zurück in Richtung Küste zu schwimmen.

Ich hätte nie gedacht, keinen Steinwurf von der Küste entfernt in einem touristisch doch stark frequentiertem Abschnitt wie hier so viele, wirklich hunderte, Fische zu sehen. In allen Farben, Formen und Größen, Barakudas, „Findet Nemo“-Clownfische, Skalare. Phantastisch geformte Korallenstrukturen durch deren Tunnel und Löcher Schwärme von Fischen elegant fliegen. Ich beginne zu verstehen, warum viele, die einmal getaucht sind, es immer wieder tun. Dieser Sucht kann man leicht verfallen. Wir schnorcheln an diesem Wochenende mehrmals, auch wenn es immer wieder im gleichen Strandabschnitt ist wird es nie langweilig.

Eine andere lohnenswerte Freizeitbeschäftigung ist das herumheizen mit dem Motorroller. Dazu gibt es eine Küstenstraße, die auf einer Strecke von 18 Kilometern einmal um die Insel führt und diese, mit teilweise spektakulären Aussichten, umrundet. Muss man nicht schwimmen können um zu schnorcheln muss man hier auch keinen Führerschein vorzeigen um sich einen Roller zu leihen. Hinsetzen, Gas geben und Spaß haben, kinderleicht.

Felsformation „Der hockende General“

Der Pazifik nagt mit Macht am porösem Vulkangestein und hat einige imposante Felsformationen geschaffen bzw. modelliert noch immer an diesen. Das Wasser ist kühlblau, türkis mit einem Stich ins grünliche wenn es sich mit weißer Wellenkrone schäumend überschlägt und laut gegen die Felsen klatscht. Findige Geister haben den prominentesten Felsen sperrige Namen wie „Schönheit neben dem Pekinesen-Hund“ oder „Der hockende General“ gegeben. Warum ist mir nicht ganz klar, vermutlich weil die Felsen aussehen wie alles mögliche, aber auf keinen Fall wie ein hockender General. Mit weniger Phantasie könnte es auch ein profaner Müllmann oder Eisverkäufer sein. Imposant ist das Form und Farbenspiel aber auf jeden Fall, egal, wie man das Kind nun nennt und ob überhaupt.

Ich nenne diese Felsformation „Das aufgetauchte U-Boot“, die offizielle Bezeichnung habe ich gerade nicht zur Hand


Gefangen


So touristisch idyllisch es heute auf der grünen Insel zugeht, so freidlich war es hier nicht immer. Die abgeschirmte Insellage animierte Chiangs KMT Partei, nach Besetzung Taiwans zur Nutzung als Gefängnisinsel. Inhaftiert waren hier die politischen Häftlinge in der Zeit des heute so genannten „Weißen Terrors“, der Zeit des Polizeistaats von 1950 bis Mitte der 80er Jahre.

Eine bunt gemischte Gruppe aus Intellektuellen, Schriftstellern, Regimegegnern und Kommunisten. Einfach alles, was der herrschenden Klasse nicht in dem Kram passte. Ausreichend war dafür oft eine Denunzierung oder der bloße Verdacht, ein Kommunist bzw. ein kommunistischer Spion zu sein. Etwa 10.000 Taiwaner verschlug es so hierher, einige waren Jahrzehnte in Haft, glücklichere nur ein paar Jahre. Weniger glückliche verstarben auf der Insel. Niemand wusste, was mit ihnen geschah und wer hier einsaß.

Gefängnis für politische Gefangene

Der Offenlegung dieses dunkelsten Kapitels aus der Geschichte Taiwans hat sich vor allem die bis zuletzt regierende Oppositionspartei DPP verschrieben. Heute gibt es ein Mahnmal das alle hier inhaftierten aufzählt und das leer stehende Gefängnis wird zu einem Museum umgebaut. Der letzte Präsident Taiwans hatte selber ein paar Jahre hier abgesessen. Noch heute gibt es ein Gefängnis auf dieser Insel, in diesem sitzen aber keine politischen Häftlinge, sondern gerichtlich verurteilte Schwerverbrecher ihre Strafe ab.

Die Vergangenheit als Gefängnisinsel wird ansonsten touristisch mit dem üblichen Klim-Bim ausgenutzt. Ein Eiscafe hat die Form einer Gefängniszelle mit schwedischen Gardinen durch die Gäste ihre Eisportionen gereicht bekommen. Ich kaufe mir ein T-Shirt mit einem „Sperrt die Scheiss-Kommunistenärsche weg!“-Slogan (frei übersetzt). Irgendwas anderes muss auch noch draufstehen, denn mir wird geraten, es nicht bei einem Besuch in der Volksrepublik China zu tragen.



Deaflympics 2009 in Taiwan


In Taipei wird schon seit Wochen auf Plakaten und Bussen für die Ausrichtung der Deaflympics, der olympischen Spiele der Gehörlosen, geworben. Diese wurden am Samstag, während ich auf Lu Dao weilte, offiziell eingeweiht. Ausländische Athleten in Trainingsanzügen der jeweiligen Nationen für die sie an den Start gehen, prägen seitdem das Stadtbild.

Die Eröffnungszeremonie muss sich nicht hinter der anderer sportlichen Großveranstaltungen wie der Olympiade oder einer Fußball Weltmeisterschaft verstecken, sie fällt nur im Maßstab etwas kleiner aus. Beim obligatorischen Einmarsch der Sportler glänzen nur die chinesischen Athleten durch Abwesenheit. Wie bei einem Kindergeburtstag: China war bockig, weil im Nachgang des Taifuns der Dalai Lama nach Taiwan eingeladen wurde um mit den Überlebenden der Katastrophe zu beten. Und auch wenn er geschickt sämtliche provokanten politischen Themen bei seinem Besuch ausklammerte reagierte Beijing gewohnt unsouverän und wollte Taiwan nun ein bisschen ärgern. Offiziell hatten die chinesischen Sportler es nicht pünktlich zur Eröffnungsfeier geschafft da es zu wenig Flüge gab und konnten deshalb nicht im Rahmen der Eröffnungsfeier auflaufen. Teilgenommen hat die chinesische Mannschaft an den Spielen und auch an der Abschlussveranstaltung dann aber trotzdem.

Mittelpunkt der Eröffnungszeremonie waren die üblichen Massen-Tanzveranstaltungen und Feuerwerke mitten in der Manege. Da in Taiwan das Essen so wichtig ist gab es konsequent eine Gruppe von Tänzern, welche als Dim Sum verkleidet um einen überdimensionalen Reistopf tanzten. Andere waren Sojasauce verkleidet oder zwängten sich in überdimensionale Essstäbchen-Kostüme.

Sehr amüsant. Das hätten wir in Deutschland bei der Ausrichtung der letzten Fußball WM 2006 auch so machen sollen. Bitte für die nächste Großveranstaltung auf heimischen Boden vormerken: als Bratwürste, Bierflaschen und Schweinshaxen verkleidete Kinder tanzen und rollen sich im Kreis um einen großen Topf mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. Am Ende springen sie in den Topf und werden gegessen. Falls ich mal eigene Kinder haben sollte würde ich sie dafür aber nicht zur Verfügung stellen. Sich in jungen Jahren vor einem Millionenpublikum als Bratwurst verkleidet zu erniedrigen – da bekommt man doch einen Knacks fürs Leben. Der Einsatz als Auflaufkind ist im direkten Vergleich dazu erstrebenswerter.

Auch in der Abschlussveranstaltung ging es natürlich nur wieder um eins: ums Essen. Diesmal gab es echtes Essen im Rahmen eines riesigen Banketts für alle teilnehmenden Sportler. Neben kleinerer organisatorischer Mängel und Fehlplanungen (eine für Millionen neu gebaute Schwimmhalle direkt neben dem Stadion konnte nicht für die Schwimmwettbewerbe genutzt werden, die Bahnen waren schlicht zu klein – Ausrede der Bauherren: Die Halle sei nur zum Aufwärmen gedacht, tatsächlich fanden die Schimmwettbewerbe an einem 20 KM entfernten Ort statt) war es eine beeindruckende Veranstaltung.

Das olympische Motto, lieber Tod als Silber - Kommerz und Werbung bis die Schwarte kracht, hat bei den Deaflympics keine Gültigkeit. Stattdessen steht wirklich der weltweite Austausch junger Sportler im Vordergrund. Es gab keine Barrieren zwischen Fans und Athleten, ein Veranstaltung zum Anfassen. Nicht selten feuerten sich die Sportler und Anhänger rivalisierender Nationen an oder zollten der Leistung des Gegners Respekt. Eine erfrischende Abwechslung zum sonst gewohnten Popanz unter den fünf Ringen.

Gehörlosen-Fußball

Nach einer halben Stunde Suche finde ich auf der unterirdisch schlecht strukturierten offiziellen Homepage der Deaflympics den Veranstaltungskalender der Fussballmannschaften. Bis auf die Finals sind alle Spiele umsonst, sie beginnen wegen der Hitze früh morgends um 9:30 oder nachmittags. Wie lange schon habe ich kein Fußball schauen können, während Pauli zu Hause die Liga rockt?

Deutsche Sportler auf der Tribüne

Zu den bekannten 90 Minuten Spielzeit gibt es die Möglichkeit einer zweiminütigen Trinkpause, dieser kann ein Schiedsrichter je nach Bedarf bis zu einmal pro Halbzeit ansetzen. Wichtigstes Instrument für den Unparteieischen ist nicht seine Trillerpfeife, sondern eine gelb/rotes Tuch. Damit signalisiert er den Sportlern optisch sichtbar die Entscheidungen, die er sonst akustisch mit seiner Pfeife zum Ausdruck bringt. Gelbe und Rote Karten gibt es aber nach wie vor, und sie werden auch gebraucht. Abgesehen von diesen kleinen Änderungen gibt es keine nennenswerten Unterschiede zum Nicht-Gehörlosen-Fussball.

Die Tribüne füllt sich vor den Spielen meistens mit einer Handvoll ausländischer Touristen der jeweiligen Länder die gerade spielen. Lautstärkste Unterstützer ihrer Teams sind hier die USA. Pro Spiel und Mannschaft wird außerdem eine lokale Grund- oder Oberschulklasse zum Support-Dienst vergattert und mit den benötigten Flaggen zur optischen Anfeuerung versehen. Man sitzt direkt neben den Sportlern und Trainern auf der Tribüne und kann sich, wenn man der Gebärdensprache mächtig ist, mit diesen Unterhalten.

Im Viertelfinale der deutschen Herrennationalmannschaft ist eine Delegation deutschsprachiger Schulkinder der örtlichen deutschen Schule zum Anfeuern im Stadion. Die aus Kinderkehlen gekrähten Anfeuerungen vom Schlage „Deutschland vor – noch ein Tor!“ sind zwar erbarmungslos einfallslos, aber die Akustik spielt hier zum Glück ja nur eine untergeordnete Rolle. Brav werden deutsche Fahnen geschwenkt und Nationalmannschafts-Trikots getragen (die Variante mit Ballack auf dem Rücken erfreut sich der größten Beliebtheit). Vereinzelt mischen sich auch DDR Fahnen unter die Menge, was der Absicht der Anfeuerung aber keinen Abbruch tut.

Nach dem Viertelfinalsieg gegen Argentinien

Sportlich überraschend schaffen es die Herren leider nicht ins Finale und scheitern knapp an der russischen Mannschaft (die ebenso im Finale gegen die Ukraine den kürzeren zieht). Im kleinen Finale um denn dritten Platz besiegen sie aber die französische Mannschaft deutlich und reisen verdient mit einer Bronze-Medaille zurück nach Deutschland.

Niveauschwächer, aber erfolgreicher im Vergleich ist die Darbietung der Frauen. Im Halbfinale liegen sie bereits 3:0 gegen die favorisierte russische Mannschaft zurück, kämpfen sich aber nach einer tollen zweiten Halbzeit und Verlängerung mit 4:3 zurück ins Spiel und ins Finale. Das geht zwar, wie schon das Eröffnungsspiel, gegen die USA mit 4:0 verloren (die Herberger-Taktik geht wohl auch wegen mangelndem Regen nicht auf). Auf die Silbermedaille können die Sportlerinnen aber zu Recht stolz sein.

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