24.8.09

Bilder und ihre Geschichten

Wie der geneigte Leser auf meiner FLICKR Seite sehen kann habe ich bisher fleißig meinem liebsten Hobby, dem fotografieren, frönen können. Der Versuchung, Geld für neue Linsen oder andere Gerätschaften auszugeben, habe ich bisher wiederstehen können. Anbei heute im folgenden ein paar Bilder mit erläuterndem Text.


Zweites AKW Taiwans nahe Taipei

In Taiwan wird nach wie vor unerschrocken auf Strom aus Kernkraftwerken gesetzt. Im Bild ist das zweite von insgesamt vier Atomkraftwerken des Landes zu sehen. Die Anti-Atomkraftbewegung war ein wesentlicher Teil der Demokratisierungsbewegung welche in der Gründung der DDP Partei mündete. Die DDP Partei hatte die amtierende KMT Partei Ende der 90er Jahre erfolgreich aus dem Amt jagen können und hatte ihrem Wahlversprechen folgend den Bau eines fünften AKWs mit dem Hinweis, in Sachen „Energiepolitik möge man zukünftig lieber von Deutschland lernen“ (Präsident Chen Shiu-bian), gestoppt.

Derzeit mit der KMT in Regierungsverantwortung erlebt die Nutzung von AKWs wieder eine gewisse Renaissance. Einig ist man sich darüber, das es auf der Insel keinen sicheren Platz für neuere Kraftwerke gibt. Diese wie bisher praktiziert in die Nähe von großen Städten, in nicht Erdbeben- und Erdrutsch-sicheren Gebieten zu errichten ist aus Gründen der Sicherheit gerade jetzt, nach dem schweren Taifun, politisch jedoch nur schwer umsetzbar.

Früher wurde der Atommüll auf kleinere, zu Taiwan gehörende, Inseln im Pazifikraum verschifft. Die Yami-Ureinwohner auf der Orchideeninsel kann man heute allerdings nicht mehr so leicht täuschen wie das in der Vergangenheit der Fall war: eine als Fischkonservenfabrik deklarierte Endlagerstätte für schwach radioaktiven Atommüll auf der Orchideen-Insel wurde dann doch auffällig als keine Fischkonserven die Anlage verliessen. Außerdem hat man einen Wiederspruch zur gewünschten touristischen Nutzung dieser Inseln erkannt. Auch hier kann man von Deutschland lernen und sollte vielleicht eine Delegation in das „Kernkraftwunderland“ nach Kalkar entsenden.


Beleuchtung eines Kraken-Kutters

Fische und andere Meeresbewohner sind ein integraler und extrem beliebter Bestandteil taiwanesischer Küche. Um Kraken in allen erdenklichen Größen zu fangen bedarf es jedoch eines Tricks: Bei Nacht fahren mit überdimensionierten Glühbirnen ausgestattete Kutter aufs Meer.

Die eingeschaltete Christbaumbeleuchtung dieser Kutter simuliert den Kraken ein Vollmondszenario das sie zum auftauchen in fanggerechte Wassertiefen animiert. Wieso die Kraken seit Jahren auf diesen wenig subtilen Trick hereinfallen und nicht merken, das mehr Lampen an sind als das Monde um die Erde kreisen habe ich noch nicht verstanden. Der Erfolg dieser Fangmethode gibt den Fischern augenscheinlich Recht.


Tanzsaal unter der Autobahn I
Tanzsaal unter der Autobahn II

Es mangelt in Taipei an Parks, davon gibt es nur eine handvoll. Sie scheinen eher zufällig entstanden zu sein und machen nicht den Eindruck, als verdanken sie ihre Existenz einer planerischen Handlung. Oft wurde wohl einfach vergessen, eine entstehende freie Fläche zuzubetonieren oder dort ein Hoch-/Wohnhaus zu errichten.

Parks haben aber bei den vorherrschenden Wetterbedingungen auch einige Nachteile, weshalb man ihr Fehlen hier wohl nicht über die Maßen groß vermisst: Ihre Unterhaltung kostet Geld, sie können nur wenig Schutz gegen die Sonne und das schweineschwülheiße Wetter bieten,
und bei Regen sind sie außerdem weitesgehend unbenutzbar.

Pragmatische Lösungen um trotzdem öffentlich nutzbaren Raum im Freien für die Bürger Taipeis zu schaffen sind in die Stadtautobahnen integrierte Plätze: Unter den Auffahrten für diese Schnellstraßen sind mit Bänken und Deckenventilatoren ausgestatte Freiflächen eingebaut. Die Grundflächen sind grasgrün angestrichen, kniehohe einrahmende Betonblocker verhindern eine Überflutung im Falle eines Regengusses und das befahren der Fläche mit Motorrollern.

Dem Straßenlärm trotzend kann man hier feine Partys feiern und stört keinen Anwohner durch zu lauten Lärm. Über einen in die Wand integrierten Münzfernsprecher können bei Bedarf weitere Gäste hinzu- oder ausgeladen werden. Mahnend weist eine Wandinschrift darauf hin, an diesem Ort bitte nicht zu grillen.

Beliebt sind diese Orte vor allem bei älteren Mitbewohnern der Stadt die sich hier in sich für mich nicht erschließenden Abständen zu Tanzveranstaltungen verabreden, vergleichbar in etwa mit den samstäglichen Rentnertanztreffen in „Planten und Bloomen“ in Hamburg. Der glatte Bodenbelag eignet sich tatsächlich gut dazu, hier das Tanzbein zu schwingen. Auch früh Morgens beim Sonnenaufgang werden diese Flächen gerne im Rahmen kollektiver Frühgymnastik (Tai Chi) genutzt. Was hier Abends so abgeht oder auch nicht habe ich bisher nicht beobachten können. Vermutlich wird einfach gegrillt, denn in Taiwan wird gerne gegegessen.


Sonnenschutz durch Schirm

Wichtigster Schutz gegen die Sonne sind Schirme. Auch bei feinstem Sonnenschein und positivstem Wetterbericht verlassen vor allem Taiwanesinnen nicht das Haus ohne eine Regenschirm der bei Regen und bei Sonnenschein getragen wird.

Grund hierfür ist weniger die nachvollzielbare Schatten und damit Kühle spendende Wirkung der Schirme, sondern ihr Schutz gegen UV Strahlung und eine damit einhergehende Bräunung der Haut. Sonnencreme habe ich in einschlägigen Drogeriemärkten bisher nicht im Sortiment gefunden, stattdessen dominieren Regalmeter an Weissmachcreme.

Einem westlichen Standards nicht kompatiblem Schönheitsideal folgend wird Hautbräunung nicht als erstrebenswert hübsch sondern vielmehr als hässlich empfunden. Angestrebt wird eine alabasterweiße Hauttönung, idealer weise nicht gestört durch Sommersprossen. Hersteller von Sonnenbänken und Betreiber von Bräunungs-Studios können daher Taiwan ersatzlos aus ihren Business-Plänen streichen.

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