23.8.09

Wie ich in Taipei lebe

Ein paar Eindrücke aus meinem direkten Wohnumfeld in Taiwan. Die Wohnung befindet sich in einer Seitengasse neben der U-Bahn Station „Da Ping Lin“ (frei und wörtlich übersetzt „Grosse Quadratmeter Wald“, ein Wald – vor allem ein großer - steht hier aber schon seit Jahrzehnten nicht mehr). Von hier sind es 15 Minuten mit der Bahn zum Hauptbahnhof, was so etwas wie ein Zentrum Taipeis ist. Obwohl man hier ein Zentrum oder eine Innenstadt, wie man es aus europäischen Städten vielleicht gewohnt ist, nicht kennt.


Mein Zimmer

Mein Penthouse-Loft auf Studentenbuden-großen 15 qm (250,- € für zwei Monate) – so riesig, das es nur mit Mühe durch ein Weitwinkel-Objektiv auf ein Bild passt. Das Schaumstoff-Futon „Sultan“ habe ich vom örtlichen IKEA, wichtigstes Ausstattungsmerkmal ist die Klimaanlage welche den Raum auf Wunsch auf herrlich kühle 25 Grad Celsius herunterkühlt. Ohne geht’s gar nicht!

Taiwans Antwort auf die Erfindung des Stacheldrahtzauns

Sicherheit geht vor: Glasscherben sollen verhindern, das sich Unbefugte durch überspringen der zwei Meter hohen Mauer Zutritt zum Hinterhof verschaffen. Neben blutigen Händen würde ein potentieller Dieb dort auch nur Müll (hauptsächlich Beton und alte Sachen wie Kühlschränke die vor sich hinrosten) vorfinden.

Alle Türen werden in Taiwan durch von außen angebrachte Stahlgitter doppelt gesichert, letzteres gilt auch für alle Fenster. Um meine Wohnung zu betreten benötige ich ein sechs Schlüssel umfassendes Schlüsselbund: Zwei für die Stahltür und das Gitter zur Haupttür des Wohnblocks, zwei für das Stahlgitter und die Holztür zur Etage auf der ich wohne und zwei Schlüssel schließen das Stahlgitter und die Tür zur eigentlichen Wohnung auf. Mehr Sicherheit geht nicht, wer dieses einmal in Deutschland simulieren möchte: Einfach Scheiße bauen und in ein Gefängnis einliefern lassen - das spart außerdem hohe Reisekosten und die fällige Monatsmiete.


Straße zu meiner Bude

Die Straße, in der sich meine Wohnung befindet, ist eine verkehrsunberuhigte Einbahnstraße. Manche Verkehrsteilnehmer halten sich an die aufgetragene Fahrtrichtung, auch die anderen Verkehrs- und Straßenschilder werden von jedem Europäer verstanden.


Bach vor der Haustür

Direkt neben der Straße der Grund für ihre Einbahnbefahrbarkeit: Ein malerischer Bach, von mehr Brücken überspannt als es in ganz Venedig gibt und garantiert ohne irgend welch geartetes Zeichen von Leben: Keine Fische, keine Vögel, keine Pflanzen begrünen das betonierte Bachbett. Nach Regenfällen mutiert das kleine Rinnsaal binnen Minuten zu einem reißenden Strom.


Frischfleisch

Einen Schlachterladen gibt es hier nicht, dafür ein paar mobile Fleischerstände direkt an der Straße. Man kann dem Schlachter bei seiner Arbeit zuschauen und sich direkt die besten Stücke aussuchen.


Ölbohrung

Vor zwei Tagen haben Arbeiter in der Straße nebenan zufällig Öl gefunden und bohren nun nach der Quelle. Vermutlich handelt es sich bei den ersten Funden nur um ins den Boden gesickertes Altöl, welches hier immer direkt in den Bach verkappt wird. Es gibt wahrscheinlich gar keine natürlichen Vorkommen. Trotzdem wird fleißig weitergebohrt und gesucht.

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