20.11.04

Thailand

Auf nach Thailand
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Die ewig gleiche Prozedur beim Grenzuebertritt. Ausfuellen von
Ein- und Ausreisefomularen. Die Nummer meines Reisepasses, Ort,
Ausstellungsdatum, Abflaufdatum - diese Informationen kann ich
inzwischen auswendig. Immer wieder wird auch der geplanten
Aufenthaltsort nachgefragt. Auch hier trage ich immer wieder
die gleiche Adresse, das fiktive "Jugendbegegnungszentrum
'Erwin Kostedde'", ein.

Auch der Thai kann einiges, was Zuege angeht. Sehr unorthodox (und
inzwischen spreche ich da aus Erfahrung) ist die Gestaltung der
Schlafzuege: Die Betten sind in Zweier-Reihe entlang der Aussenseite
des Zuges aufgestellt. In China haette man den Innenraumdesigner vermutlich
wegen Verschwendung oeffentlich gehaengt, denn dort werden auf 7,5
Chinesen (resp. 6 Europaeer) auf der Flaeche untergebracht, auf der
im thailaendischen Nachtzug nur 4 Personen Platz finden.

Anscheinend habe ich Freunde in der ganzen Welt. So werde ich in
Thailand regelmaessig mit "my friend" angesprochen, wenn
Dienstleistungen wie Getraenke oder aehnliches an den Mann
gebracht werden sollen. Von den Augen abgelesen wird mir so der
Wunsch nach einem Getraenk und zuegig wird mir ein verhaeltnis
maessig teueres, dafuer kuehles, Bier aus dem Zugrestaurant an den
Platz gebracht. Ein Polizist spricht mich grinsend auf mein
"GUAM Beijing" Trikot an. Ebenfalls laechelnd erklaere ich ihm,
dass es sich um einen chinesischen Fussballclub handelt. Sein Lachen
verschwindet aus seinem Gesicht und ernst erklaert er mir, dass er
Polizist ist und zeigt auf das Abzeichen auf seiner Schulter.
In ehemaligen Polizeistaaten sollte man sich gut mit den Behoerden
stellen, daher antworte ich mit "Ah! Police! Polizei gut!",
Unterstuetzt durch die international verstaendliche "Daumen nach
oben"-Geste. Er versteht, dass ich nichts boeses im Schilde fuehre
und geht seines Weges.

Ungewohnt ist der Zuwachs an Intimssphaere im Zug: Durch einen Vorhang
kann jeder Reisende seine Schlafbox individuell vor den Blicken
Mitreisender schuetzen. Ein solches Detail fehlt voellig in den
bisher benutzten Nachtzuegen. Weniger hart faellt das Regime des
Waggonchefs aus. Waehrend in chinesischen Zuegen Einschluss
und Licht aus fuer alle um 10:00 Uhr galt, so brennt hier die
Gangbeleuchtung bis ultimo durch. Wer schlafen will, der dunkelt
mit Hilfe des Vorhangs sein Abteil einfach selber ab.

Der Schlafplatz selbst ist sehr gemuetlich. Material und Ausstattung
ist durch permanenten Dauereinsatz seit den 60er Jahren entsprechend
abgewrackt. Fenster in thailanedischen Zuegen sind aus Prinzip zu
3/4 offen. Durch Fliegenschutzgitter laesst sich diese freie offene
Spalt bei Bedarf schliessen. Neben lauten Fahrgeraeuschen bringt
diese Konstruktion es mit sich, das ich morgends um halb sieben bei der
Einfahrt nach Bangkok durch den hereinprasselnden Regen geweckt werde.
Kurz denke ich, des Wetters wegen, an Deutschland. Der erst Regen seit
fast zwei Monaten (in der Osthaelfe Thailands ist gerade Regenzeit)
haelt jedoch nicht lange an. Als ich richtig wach bin merke ich, dass der Zug
auch am Flughafen, dem eigentlichen Ziel meiner Reise, haelt. Zu spaet.
Dafuer genuegend Zeit, mich am Hauptbahnhof umzuschauen. In Rekordzeit von 3
Minuten hebe ich frisches Thaigeld ab, besorge mir einen Fahrplan zum
Flughafen und ein Ticket fuer diesen Trip und ausserdem mein Fruehstueck.
Selten habe ich einen aehnlich gut ausgeschilderten Bahnhof, welcher
Neuankoemmlinge auf die notwendigen Staetten hinweist, angetroffen.

Schoen ist auch ein auf dem Bahnhofsgleis abgesperrter Bereich: Durch Blume
in den schillernsten Farben und huefthohe Palmen wird so, einer
Oase gleich, der Raucherbereich markiert. Schoen, das diese in Bangkog nicht
in ein Ghetto in Bahnhofsvorplatznaehe vertrieben werden, sondern
hier von Blumen geschmueckt ihren Platz finden koennen. Thailand ist anscheinend
ein sehr sympathisches Land, in dem Raucher nicht an den Rand der Gesellschaft gedraengt werden.

Erstmals hoere ich die thailaendische Nastionalhymne, waehrend ich auf den
Zug zum Fkughafen warte. Vom Reisefuehrer entsprechedn indoktriniert verhalte
ich mich wie die Einheimischen: Mit Haenden an der Hosennaht erhebe ich mich
vom Sitz, bis die Musik aus dem Lautsprecher zuendeplaerrt. Der Ignoranz
gerade westlicher Touristen gegenueber diesem Ritual moechte ich mich nicht
anschliessen.

Bangkog
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Sepp Sebelstein greifen wir wie verabredet am Flughafen auf. Auf sein
Anraten beziehen wir ein Guesthouse in der Innenstadt, parallel zur beruehmt
beruechtigten Cao San Road. Entaeuschend ist der Verkehr in
Bangkog: In endlosen Staus schieben sich die Thais disziplinierter als
aus Deutschland bekannt durch die Strassen. Ampeln werden respektiert und
nicht ignoriert. Von dem bisher erfahrenen asiatischem Chaos ist nichts
zu spueren.

Klassisches Fortbewegungsmittel ist das TukTuk, eine per Moped
angetriebene Rikscha. Neben Stadterkundung bleiben wir nur kurz in
dieser Stadt, um umgehend Richtung Sueden - Sand, Strand und Meer - zu
Reisen. Nicht verkneifen kann ich mir den Besuch einer Kickboxveranstaltung.
Geboxt wird an jedem Wochentag. Hauptsaechlich rennen die Thais herum und
wetten auf die Kaempfer, die pro Kampf in fuenf Runden zu drei Minuten ihr
bestes geben. Die Szenen erinnert stark an Bilder von der Boerse. Wildes
gestikulieren in den Ringpausen, Finger und Arme die nach oben gestreckt
werden. Niemand laesst mich mitmachen, obwohl ich mehrmals "1000 Baht auf
den mit der roten Hose! 1000 Baht auf den Roten!" rufe und den Block fuer auslaendische Zuschauer verlasse. Es hat ausserdem den Anschein, dass man
waehrend einer Partie noch seine Tipps aendern kann. Ein Raetsel bleibt mir,
wie nachher der Gewinn korrekt ausgezahlt werden kann. Spannend sind immer
die letzten beiden Runden zum Ende eines Kampfes. Da geben die Kaempfer noch
einmal alles, und da alle Wetten plaziert sind gibt es die passende akkustische
Unterstuetzung der Zuschauer.

Erschuetternde Nachrichten bringt Sepp aus Hamburg mit. So kann man jetzt im
Caro-Viertel Kurse belegen, in welchem einen beigebracht wird, aus
Hasendrahtmaschenzaun und Herbstlaub Lampen zu bauen. Ich glaube ihm, dass
er selber an diesem Kurs nicht teilgenommen hat. Frueher wurde einem dort
beigebracht, wie man Bahnschienen zersaegt und so Castoren stoppt. Und
jetzt? Hasendrahtlampen! Ein erschuetternder Beleg, wie verweichlicht und
wirklichkeitsfremd die Gesellschaft inzwischen geworden ist!

Gemutlich ist die Zugfahrt nach Ko Phi Phi, einer kleinen Insel im indischen
Ozean. Gezeigt wird der Film "Dinocroc", in welchem eine Mutation aus
Dinosaurier und Krokodil ein kleines Dorf in den USA terrorisiert. Zunaechst
isst es die dort streunenden Hunde auf, spaeter auch kleine Kinder. Die Dorfbevoelkerung wird, zu Recht, maechtig boese und will dem Tier den gar aus machen. Dann verabschiedet sich diese cineastische Meisterwerk ploetzlich, denn
der CD Player gibt seinen Geist auf. Konsequent gehen im ganzen Bus die Lichter
aus, und waherend wir im Dunkel;n in unseren Sitzen liegen, spekuliere ich ueber
das moegliche Ende des Films. Die mangelhafte Tricktechnik erinnerte uebrigens
stark an die alten Godzilla Filme ("Godzilla gegen Biolante", usw.). Schnell
schlafe ich ein und wache erst am Meer wieder auf.

Koi Phi Phi
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... ist eine dieser Bildernbuchinseln mit weissem Strand, Palmen, tuerkisem
Wasser, Tauchschulen usw. Ueberlaufen und ueberteuert ist der Hafen der
Stadt. Niemand will uns an einen kleinen idyllischen Strand in der Naehe
bringen ("zu gefaehrlich", "zu hohe Wellen fuer mein Boot"). Schnickschnack.
Sepp und Markus gehen einfach auf einem Hoh-Chi-Minh Pfad aenlichem Weg
durch den Dschungel und kommen spaeter mit einem dort organisiertem Boot
zurueck waherend ich auf das Gepaeck aufpasse.

Der Einsatz hat sich gelohnt. Maximal billig in einer Holzhuette, die in
einen Baum am Strand gebaut ist, und maximale 5 Schritte vom Wasser
entfernt. Das Wasser ist mit geschaetzten 36 Grad pisswarm - der Kontrapunkt
zum kalten nicht minder erfrischenden Baikalsee. Herrlich. Auch schoen:
Keine Discomuckenbuden weit und breit, kein Internet, kein Fernsehen. Und
nur eine handvoll anderer Touristen. Und ein Dschungelklo mit einem
Sternenhimmel als Dach.

Wir beschliessen, es uns hier einfach mal gut gehen zu lassen. Details dazu
demnaechst hier.....

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