31.10.05

Neuseeland 7: Gletscher, Westkueste, Bahn und Tschuess

Nachtrag: Englische Kueche

Wirklich fuerchterlich ist manches Mal das Essen, wenn es
seine Wurzeln in der englischen Kueche nicht versteckt.
Ich bestelle Roastbeef und Gemuese. Das Gemuese ist kalt
und halbgar, die Sauce schmeckt wiederlich und das
lauwarme Kartoffelpueree verdient ebenfalls keinen Gourmet
Stern.

Sven bestellt vegetarische Lasagne. Was er bekommt
entspricht vielleicht optisch den Anforderungen an eine
Lasagne, es sind einzelne Nudelschichten zu erkennen.
Doch nur die englische Kueche kann auf die Idee kommen,
Lasagne eingebettet in lauwarmes Kartoffelpureee
auszuliefern.

Queenstown

Paragliding ueber Queenstown, eine der unzaehligen Aktivitaeten die man hier buchen kann

Extreme Minigolfing ist extrem entspannend. Der ein oder
andere Leser, welcher bereits in Queenstown war, kennt
vielleicht die Outdoor Minigolf Anlage an der Seilbahnstation.
Ich denke da an Herrn Sebelstein, welcher seiner Zeit einen
neuen ungarischen Rekord auf diesem anspruchsvollen Parcours
aufstellte. Dieser Rekord ist uebrigens bis heute aktuell.

Wer nicht weiss wovon ich spreche: Eine Tafel am Eingang der
Anlage haelt die besten Ergebnisse gruppiert nach Nationalitaet
fest. Mit grottenschlechten 73 Schlaegen (mindestens 20 ueber
par) konnte ich mich dort eigentlich nicht verewigen. Denn der
deutsche Rekord auf dieser Bahn liegt momentan bei 37 Schlaegen
- aufgestellt von einem gewissen Scott Johnson. Bei diesem
urdeutschen Namen habe ich jedoch erhebliche Zweifel, ob er
wirklich Inhaber eines deutschen Passes ist.

Offensichtlich wird das hier nicht kontrolliert. Daher wird
der mongolische Rekord mit 73 Schlaegen auf dieser Bahn ab
sofort von Joerg Doelfer gehalten. Ein Rekord fuer die
Ewigkeit, denn es wird lange dauern, bis sich ein Mongole
auf den langen Weg hierher macht und mich schlaegt.

Queenstown von oben, der Gebirgszug der Remarkables im Hintergrund

In natura konnten wir bisher einige einheimische
Tiere beobachten, ein Kiwi war bisher leider nicht
dabei. Deshalb nehmen wir in Queenstown die einmalige
Chance war, lebende Exemplare hinter Glas zu beobachten.

Da Kiwis nachtaktiv sind herrscht im Kiwi-Haus (fast)
absolute Dunkelheit. Nach ein paar Minuten gewoehnen
sich die Augen an die dunklen Lichtverhaeltnisse
und einzelne schemenhafte Buesche, die vorher
umotiviert durchs Kiwiaquarium gehuepft sind,
entpuppen sich bei naeherer Betrachtung als Kiwis.
Die in diesem Haus wohnhaften Kiwis sind durch
Schlafentzug, Jet Lag und diverse andere
Psycho-Tricks umgepolt worden und denken nun,
Abends waere Tagsueber und umgekehrt. Clever.

Der Kiwi selbst ist ein Musterbeispiel fuer Hilflosigkeit
und Schutzbeduerftigkeit der sich ausserdem durch seine
extreme Harmlosigkeit auszeichnet. Flugunfaehig stolpert
er halbblind durchs Gehege und benuetzt seinen Schnabel
dazu sowohl als Blindenstock und als auch zur
Nahrungsaufnahme.

Obwohl gerade hier in Neuseeland extrem beliebt hat er
es leider nicht bis auf die neuseelaendische Flagge
geschafft. Das waere an sich eine gute Idee, denn dann
koennte man sie viel einfacher von der australischen
Flagge unterscheiden. Adler sind gute Wappenvoegel,
denn sie gelten als aggressiv und stark. Oder kann sich
jemand den Kiwi auf dem Siegel der USA vorstellen? Eben!
Der Kiwi bleibt also ein sympathischer Bursche, auch wenn
sein Verwendungszweck extrem eingeschraenkt ist.

Franz Josef

Alpengluehn in den seudlichen Alpen am Franz Josef Gletscher

Hier in Neuseeland gibt es die seltene Tradition, dass
Entdecker ihre Entdeckungen nach den Staatsoberhaeuptern
ihrer jeweiligen Nationalitate entsprechend benennen.
Cook nannte so den von ihm entdeckten Fjord
Queen Charlotte
Sound
, weil die gute gerade im Buckinghampalace im
Amt war. Der oestereichische Entdecker Haast nannte
entsprechend den von ihm entdeckten Gletscher zu Ehren des
oestereichischen Kaisers Franz Josef Gletscher.

So heisst der Gletscher und die kleine Ansammlung von Hauesern
zu seinen Fuessen noch heute. Artig bedankte sich Kaiser Fanz
Josef uberigens indem er ein paar Gemsen in den Alpen einfangen
und diese nach Neuseeland verschiffen lies. Nachfahren dieser
Bergziegen laufen hier noch heute rum.

Ameisengrosse Menschen im Franz Josef Gletscher

Ich bin froh, das ich selber keine Neuentdeckungen in meinem
Urlaub mache. Zwar gibt es bei den Biologen schon eine Menge
unausprechlicher Bezeichnungen fuer Tiere und anderes Gewuerm,
um Begriffe wie Neuseelaendische Angela Merkel Schleiereule oder Neuseelaendische Edmund Stoiber Beutelratte moechte ich die Tierbuecher dieser Welt nur sehr ungern bereichern.

Geleitet von einem australisch/neuseelaendischen Fuehrerduo
kraxeln wir einen Tag auf dem nichtganzsoewigem Eis des
Gletschers herum. International ist unsere Truppe mit einer
Israelin aus Galilea, einer Nordirin, einem neuseelaendischen
Gastronom, einem Amerikaner und drei deutschen (ausser Sven und
mir noch ein Augsburger) gut besetzt.

Zur Zeit bewegt sich der Gletscher mit einer Geschwindigkeit von
fuenf Metern pro Tag. Fuer die Guides ergibt sich daraus die
Herausforderung, bei jeder Gletscherwanderung einen neuen Weg
durch das Labyrinth der Gletscherspalten zu finden. Manchmal
rennt man so in eine Sackgassse, manchmal muss man die Eiswaende
mit Eispickeln hochklettern. Oder es wird ein frischer neuer Weg
ins jungfraeuliche Eis geschlagen. Schon morgen ist der Weg nicht
mehr vorhanden.

In der Eiswand

Tueckisch sind vor allem die Gletscherspalten, welche manches
Mal nur 20 cm (kein Witz!) breit sind. Das Eis hilft hier jedoch
dem stattlich gebauteren Wanderer wie mir: Einfach flach an die
Wand pressen und auf einem duennen Wasserfilm durch die Spalte
gleiten. Es klappt und ich bleibe nicht stecken. Ich verliere
komplett die Orientierung, die Fueherer sind aber zum Glueck
weniger kopflos und lotsen uns erfolgreich durchs Labyrinth.
Tipp fuer Leute, die sich selber auf den Weg machen moechten:
Unbedingt einen Kompass einstecken!

Greymouth

Greymouth ist eine kleine beschissen langweilige Hafen- und
(ehemalige) Goldgraeberstadt. Mein Gott ist es hier langweilig!
Wirklich alle Restaurants schliessen um acht Uhr Abends ihre
Pforten. Neben dem ueblichen McDonalds, Subway und KFC-Drecksbuden
gibt es hier zweieinhalb Bars und Restaurants. Ich lasse mir mein
Bier in braune Papiertueten einpacken und mache mich auf den
Weg ins Hotel.

Typischer Sandstrand in Greymouth

Mit 13000 Einwohnern sollte hier eigentlich mehr gehen.
Fuer neuseelanedische Verhaeltnisse ist die Stadt in
etwa so gross wie Koeln oder Frankfurt in Deutschland.
Trotzdem wird das Nachtleben selbst von dem aus
Pivitsheide V.L. muehelos getoppt. Die oertliche Jugend
ist entsprechend angeschmiert. Einzige moegliche
Freizeitbeschaeftigung: Mit bis zu sechs Leuten in einer
Karre cruisen sie ueber die einzige Hauptstrasse des Dorfs,
drehen am Ende der Stadt um und fahren wieder zurueck.
Immer wieder, stundenlang im Kreis. In 15 Minuten kann mal
so alle fuenf aufgemotzten, tiefergelegten und roehrende
Autos der Stadt live in Aktion bewundern. Man hoert
sie die ganze Nacht ueber, egal, wo man sich gerade aufhaelt.

Wir mieten uns ein Auto und fahren am naechsten Tag auf
eigene Faust durch die Region. Ziel unserer Reise ist eine
alte, seit den 50er Jahren verlassene Goldgraeberstadt.
Der Weg ueber Schotterpisten lohnt sich: Noch fuenf Haeuser
stehen in der alten Stadt, die restlichen Haeuser der Stadt
sind abgetragen und wo anders wieder aufgebaut worden.
Gestruepp ueberwuchert die Fundamente und gemauerten Kamine.
Und ausser uns rennt wirklich niemand hier herum.

Fensterangel in Geisterstadt

Es ist spannend, durch diese Ruinen zu streifen. Das alte Rugbyfeld
steht noch heute, es gibt verlassene Tennisplaetze und sogar ein
altes Schwimmbad - sportlich waren die Kumpels ziemlich aktiv.
Angeblich waren sie besonders fuer ihre heissbluetigen Anfeuerungen
bei Heimspielen des oertlichen Rubgyteams bei anderen Clubs des
Landes gefuerchtet. Aehnlich wie der Fussball bei uns ind Deutschland
im Puett.

Mit dem TranzAlpine nach Christchurch

Reisen mit dem TranzAlpine 1

Mit dem TranzAlpine verlassen wir Greymouth in Richtung
Christchurch. Diese kleine Route verbindet die Ost-
mit der Westkueste der Suedinsel, pro Tag faehrt ein
Zug morgends von Christchurch nach Greymouth und am
Nachmittag wieder zurueck.

Trotz diesem an Laecherlichkeit grenzenden einfachen
Fahrplans hat der Zug eine halbe Stunde Verspaetung.
Der Zugfuehrer versucht, diese auf der Strecke wieder
aufzuholen, hat aber kein Glueck. An einen ICE wuerde
ich die Burschen ohne einer weitergehende Schulung
nicht ranlassen, das sie ortstypisch sehr robust mit
dem Geraet umgehen. Das technische Niveau der
Diesellock betriebenen Bahn entspricht in etwa
dem Niveau der transsibirischen Eisenbahn.

Robuster Zug

Landschaftlich ist die Fahrt ein voller Erfolg. Rauf vom Ozean
in die Alpen, und auf der anderen Seite wieder herunter. Eine
Zugfahrt ist wesentlich empfehlenswerter (und erheblich
preiswerter) als ein Besuch des Milford Sounds. Aufgrund der
touristischen Reisegruppen, welche diesen Zug bevoelkern,
riecht es im Abteil schnell nach einer Mischung aus hartgekochten
Eiern, Apfelsinen, koelnisch Wasser und Erfrischungstuechern.
Oder nach Dieselruss, wenn man im offenen Wagen durch einen der
unzaehligen Tunnel der Strecke faehrt. Zugreisen ist hier in
Neuseeland ausschliessliches Privileg auslaendischer Touristen -
niemand pendelt mit der Bahn alltaeglich zum Job!

Reisen mit dem TranzAlpine 2

Wieder in Christchruch angekommen werden wir unser letztes
neuseelaendisches Geld verjuxen und in Souveniers und Bier
anlegen. Und die letzten Postkarten einwerfen.

Einen Dank zum Schluss noch einmal an British Airways:
In Christchurch angekommen stellen wir beim 48h vor
Abflug per Internet einchecken fest, dass wir ueberhaupt
kein Flugticket mehr fuer die Rueckreise besitzen.

Ein Anruf in Hongkong und eine anschliessende Odysse durch
deren Systeme liefert eine Erklaerung: BA hat bei seiner
Panne zu Beginn unseres Urlaubs vergessen, Cathay davon
in Kenntnis zu setzen, das wir auf deren Flug von London
nach Auckland schon eingecheckt waren (obwohl wir mehrmals
explizit darauf hingewiesen haben). Cathay hat uns dann
einfach aus allen Fluegen herausgekegelt. Zum Glueck
koennen wir die Sache jetzt klaeren - und nicht morgen
am Flughafen, wenn es zu spaet ist.

Auf nach Hongkong!

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