22.10.05

Neuseeland 5: Die Ostkueste herunter in einer englischen Woche

Wale vor Kaikoroua

U-Boot

Obwohl im Prospekt ein Schwimmen mit den Walen angekuendigt
war entpuppte sich die Tour dann doch als ein regulaeres Wale
beobachten. Zum schwimmen sind in Neuseeland nur die Delphine freigegeben.

Ist vielleicht auch ganz gut so, denn den Tauchgang eines
Sperm Whale (in Deutschland besser unter dem Namen Pottwal
bekannt)in Tiefen um die 1,5 KM bedarf es einer besseren
Ausbildung als ich sie durch eine erfolgreiche Seepferdchen
Pruefung (50 m Schwimmen und einmal ins Wasser springen)
nachweisen kann.

Dive

Wir haben Glueck und bekommen gleich zwei von diesen
imposanten Riesen zu Gesicht. Wie bei einem Eisberg
sieht man von einem aufgetauchten Wal nur einen kleinen
Bruchteil, den Rest muss man sich dazudenken - er bleibt
unter Wasser. Abgesehen von der Fontaine, welcher der
Wal zum Luft holen in den Himmel blaest, ist so ein
aufgetauchter Pottwal nicht spektakulaerer als ein
aufgetauchtes U-Boot.

Spannend wirds wenn er die Schnauze voll von dem um
ihm keisenden Touristenboot hat und auf Tauchstation
geht. Zum Abschied wackelt er noch einmal kokett mit
der Schwanzflosse - und das wars dann. Die naechste
Stunde bekommt man den Wal dann nicht mehr vors
Objektiv.

Neuseelaendische Delphine

Verspielter und professioneller im Vergleich zu
den Walen verhalten sich da die Delphine. In
Scharen schwimmen sie ums Boot und demonstrieren,
was sie alles drauf haben. Man koennte fast denken,
dass sie fuer diesen Job bezahlt werden.

Everyone likes the dolphins

Waehrend im Fernsehen der neuseelaendische Superstar
gewaehlt wird lassen wir den Abend gemuetlich bei Bier
und einer Partie Billard ausklingen. Das schoene an
verschlafenen Nestern wie diesem ist das gute Gefuehl,
nichts zu verpassen. Und alle Attraktionen unter einem
Dach zu haben (in unserem Fall dem der Adelphi Lodge,
stilvoll einem englischem Hotel um die Jahrhundertwende
nachempfunden)

"Adelphi" kling fast wie Doelfer, aber nur fast

Englische Woche in Christchurch & Dunedin

Der Weg die neuseelaendische Ostkueste herunter fuehrt
uns durch Christchurch und Dunedin. Dieser Abschnitt
der Reise wird uns unter dem Stichwort "Englische Woche"
in Erinnerung bleiben.

Kathedrale von Christchurch - offensichtlich nach dem Vorbild der Kaiser Wilhelm Gedaechtniskirche zu Detmold gebaut (letztere ist aber wesentlich imposanter)

Touristentram in Christchurch

Zum einen sind die Staedte nach englischem
(respektive schottischem bei Dunedin) Vorbild
angelegt. Christchurch gilt noch heute als die
englischste Stadt ausserhalb Englands. Es gibt
viele Parks, noch mehr Parks und nebenbei noch
ein paar Parks - alle nach englischem Schnittmuster
geplant und bepflanzt.

Hier werden so kranke englische Sportarten wie
Kricket, Rugby oder Golf praktiziert. Nebenbei
gibt es ein private Jungensinternat. Die Soehne
reicher Eltern rennen typisch britisch in
Schuluniform herum und praktizieren zur
Leibesertuechtigung o.g. Sportarten.

Allwoechentlicher Knabenkirchenchor

Wir lassen uns durch die Anlage fuehren
und wohnen der allwoechentlichen Chorprobe
in der Privatkapelle des Campus bei. Mitmachen
muss jeder Schueler, Pardon wird nicht gegeben.
Gegenwaertig werden Weihnachtslieder geprobt.
Das ist sehr vernuenftig und passend zur
Jahreszeit, denn wenn schon ab September
Spekulatius in den Regalen steht, dann kann
man ab Oktober auch getrost ein paar Chorale
einstudieren.

Englische Schueler sind extrem unordentlich!

Wenn die Kapellenglocke zur Chorprobe laeutet,
dann werden die auf dem Campus anwesenden Schueler
sehr nervoes. Hektisch schmeissen sie ihre gesamten
Klotten, die sie gerade bei sich haben (hauptsaechlich
Buecher und anderes Lehrmaterial), im hohen Bogen
von sich und rennen in die Kapelle. Drakonisch
muessen die Strafen fuer Verspaetungen sein.

Geduldet wird anscheinend das sehr unordentliche
wegschmeissen von Buechern. Da muesste man mal
was tun, als Mutter eines Sohns auf einem
englischen Internat waere ich vermutlich sehr
erbost, wenn er dort nicht einmal die Grundzuege
von Ordnung und Sauberkeit vermittelt bekommt!

Imposant ist auf dem Campus ausserdem der
Speisesaal. Es riecht streng nach
Jugendherbergskueche. Das Essen als Pampe
zu bezeichnen waere noch geprahlt, ich lasse
es daher bleiben und bezeichne es nur als
englisch. Man sagt, der Speisesaal sei sehr
Harry Potteresk. Ich kann das nicht
bestaetigen, da ich weder die Buecher
gelesen noch die Filme gesehen habe.
Es koennte aber stimmen.

Absolventen des Internats werden spaeter
Stuetzen der neuseelandischen Gesellschaft
oder sterben im Kriegseinsatz. Zwischen diesen
beiden Optionen kann jeder Schueler zu Beginn
seiner Schullaufbahn waehlen.

Moechte man im Kriegseinsatz sterben, so wird
der Name des Delinquenten auf entsprechende
Tafeln in der Campuskapelle geschrieben und
aus einem Buch bei jeder Mahlzeit vorgelesen.
Entscheidet man sich fuer die andere Option so
wird man einfach nur schweinereich.
Ruhm oder Reichtum - man muss sich hier frueh
entscheiden.

Beeindruckt hat mich die Geschichte eines H. Russell
(den Vorname habe ich vergessen). Hier auf die Schule
zu gehen, spaeter an der Uni eine Arbeit mit dem
klangvollen Namen "The themes of the german lied from
Mozart to Beethoven" schreiben und dann nach Kriegsende
1945 als Mitglied der neuseelaendischen Luftwaffe ueber
Deutschland bei einem dusseligen Routineflug abzustuerzen
- ein solcher Lebensentwurf sorgt von einer Menge Stil.
Eine bemerkenswerte Mischung aus Ironie und keine Ahnung
was noch! Doch hier in Christchurch wird sein Name auf
ewig hochgehalten: Seine Schwarte ueber das deutsche
Lied steht in der Bibliothek, sein Name auf Tafeln in
der Kapelle.

In Christchurch benoetigt man eine Sondergenehmigung, wenn man nichtenglisch bauen moechte. An vielen Stellen waere es besser gewesen, eine solche nicht zu erteilen

Englisch ist in der englischen Woche auch das Wetter.
Regnerisch bis zum dorthinaus. Das versaut einem
ein wenig den Spass, aber wir lassen uns nicht
runterkriegen und ziehen einfach weiter.

Gut unterhaelt uns der Busfahrer auf dem Weg nach
Dunedin. Da er die Strecke nicht kennt und zum
ersten Mal faehrt erzaehlt er uns einfach sein
komplettes Leben (statt sonst wie ueblich die
Landschaft zu erlaeutern). Sehr unterhaltsam!
Grob zusammengefasst ist er maechtig stolz auf
seine beiden Soehne, die demnaechst bei der
neuseelaendischen Luftwaffe anfangen werden.
Wie er seine drei Toechter dort unterbekommt
weiss er noch nicht, er will sich aber etwas
einfallen lassen.

Dunedin ist ein totaler Reinfall. Was fuer eine
langweilige Stadt! Angeblich boxt hier der Papst
im Kettenhemd, denn Dunedin ist eine wichtige
Studentenstadt. Als wir hier sind ist jedoch
die Nase das einzige was laeuft. Linksintelektuelle
neuseelaendische Studenten kleistern lieber die
Stadt mit Protestplakaten gegen den neuseelaendischen
Einsatz im Irak zu und halten sich sonst versteckt.

Hier besichtigen wir nur die Speights Brauerei.
Sehr empfehlenswert - und das Bier schmeckt auch
gut. Neu im Sortiment: Ein dunkles Bier, das nach
Schokolade schmeckt. Braumeister ist eine Frau.
Angeblich sind Frauen weltweit in diesem Job am
Besten.

Sonstiges

Noch englischer wird es im naechsten Bericht ueber
den Weg von Dunedin zum Milfordsound durch die
Catlins. Unter anderem wird es um englisches Essen
und Hintern englischer Maedchen gehen. Da ich die
dazu passenden Bilder aber momentan nicht zur Hand
habe und obendrein zu faul zum schreiben bin gibts
erst demnaechst mehr dazu an dieser Stelle.

Zwei sehr gute Nachrichten ereichen mich heute Abend
fern der Heimat: Lars & Nicole haben erfolgreich
Nachwuchs bekommen - herzlichen Glueckwunsch und alles
Gute an die stolzen Eltern von dieser Stelle!
Ausserdem: Pauli hat endlich mal wieder gewonnen.
Weiter so!

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