7.10.05

Neuseeland 1: Gestrandet in Hamburg / Auckland

Von Hamburg nach Auckland

Beruehmte letzte Worte: "Ist ja nur ein kleiner Huepfer nach London, und dann bringt uns Cathay sicher ueber Hong Kong nach Auckland". Das Check In in die British Airways Maschine verzoegert sich jedoch. Bis ein Prinz Charles wie aus dem Gesicht geschnittener Stewart das Mikrophon ergreift und uns mitteilt, das im Airbus ein wichtiges Teil, ohne welches der Flug nicht starten kann, defekt ist. Leider hat auch Lufthansa dieses wichtige Bauteil zur Zeit in alle ihre Maschinen eingebaut und kann mit einem Ersatzteil nicht aushelfen.

Flugs wird es daher direkt aus London eingeflogen. Der Einbau dauert nur fuenf Minuten und geschieht parallel zum Check In. Trotzdem haben wir in London unseren Anschlussflug nach Hong Kong um eine satte Stunde verpasst. Unsere Bordkarten werden eingesackt und wir bekommen (noch in Hamburg) einen Telex-Wisch in die Hand gedrueckt. Morgen soll ein Flug nach Neuseeland gehen - und wir sollen uns um 14:00 Uhr beim Check In Counter von Delta Airlines oder Air New Zealand melden. Die neue Flugroute fuehrt uns ueber Los Angeles nach Auckland. Also exakt die gleiche alte Route, auf welcher ich vor vier Jahren nach Neuseeland gereist bin. Ein alter Traum von mir kann so wahr werden: Ich werde in einem Flugzeug einmal die Welt umrunden - jedenfalls falls es keine aehnlich gelagerten Probleme auf dem Rueckweg gibt und dieser planmaessig ueber Hong Kong fuehrt...

Perfektes Krisenmanagement: In London angekommen bringt man uns in ein Flughafen nahes Hotel und drueckt uns ein paar Bezugskarten in die Hand. Aehnlich muss man sich fuehlen, wenn man Kunde beim Sozialamt ist. Die Bezugskarten werden im Hotel postwendend vom Hotelpersonal im Tausch fuer Unterkunft und Verpflegung eingezogen.

Ich versuche, noch einen Gutschein fuer schmuddelige Adult TV Filme herauszuschlagen, ernte jedoch nur ein mitleidiges Achselzucken. Mein Plan, mich bei British Airways zu raechen und in einer Endlosschleife Pay TV Filme auf ihre Kosten laufen zu lassen, misslingt: Der Fernseher liefert nur altbackenes Kabelfernsehen. Auf Englisch, ansonsten entspricht es inhaltlich 1:1 dem deutschen Programm: Das Pedant zu Juergen Fliege heisst hier Jeremy Kyles und setzt sich sehr einfuehlsam mit dem Thema "Englands komasaufende Teenager" auseinander. Parallel dazu bearbeitet die Kollegin Trisha Godard nur einen Kanal entfernt und etwas mehr auf Krawall gebuerstet das Thema "Tochter, gib deinem drogenabhaengigen Stecher endlich den Laufpass!". Eltern pruegeln verbal wild auf die wehrlosen Toechter ein, die auch anwesenden Schwiegersoehne in spe sind derart stark mit Drogen zugedroehnt und schon laengst nicht mehr auf diesem Planeten um ihre Beziehung vor den Eltern mit Agrumenten verteidgen zu koennen.

Minibar in einem englischen Hotelzimmer: Nur Tee

Leider gibt es auch keine vernuenftige Zimmerbar. Einzig ein Heisswasser-Boiler und diverse Teesorten stehen zur Auswahl. Da ich Tee nicht trinken mag rauche ich ihn. Das macht aber auch keinen Spass und schmeckt scheisse, daher setze ich mich mit Sven in die Bar und wir bestellen uns zu englischem Zweitliga Fussball ein Guiness nach dem anderen. Wenns ums bezahlen geht verweisen wir auf stets British Airways.

Wissend, dass Fluege nach Neusseland auf die schnelle nur schwer zu bekommen sind, wagt Sven die Prognose: "Ist ja ganz klar, dass die uns jetzt in die Business Class umbuchen muessen. Die koennen uns ja nicht tagelang festsitzen lassen, bis ein Platz in der Holzklasse frei wird!". Die Damen und Herren von British Airways loesen das Problem eleganter: Sie buchen uns einfach auf eine Maschine nach Los Angeles. Von dort aus sollen wir bitte schoen selber sehen, wie wir weiterkommen. Natuerlich ist es auch mit der Business Class essig.

Das Einchecken in London bei Air New Zealand dauer exakt 45 Minuten: Zunaechst hat British Airways die Umlaute in meinem Vor- und Nachnamen einfach fallengelassen und meine Buchung ist im System nicht auffindbar. Dann raetseln das Personal und ich in einer heiteren Quizrunde ueber das internationale Laenderkennzeichen von Deutschland: Olympia geschult schlage ich FRG (versuchsweise GDR) vor und liege daneben. Auch BRD ist falsch. Nachdem sie mehrere Kollegen konsultiert hat gelangen wir schlussendlich zur korrekten Loesung: DEU - wie soll Deutschland (international eindeutig) sonst abgekuerzt werden? Nachdem technische Huerden wie diese genommen sind werden wir davon in Kenntnis gesetzt, dass wir nur einen Platz in der Maschine nach Los Angeles haben. Von einem Weiterflug nach Auckland hat niemand etwas erzaehlt ..... AAARRRGHHHH! Ich verliere das Bewusstsein und komme eine halbe Stunde spaeter von Sven und einer Stewardess geweckt an Bord der Maschine nach Los Angeles zu mir. Irgendwie haben wir dann doch einen Platz auf dem Anschlussflug nach Auckland bekommen. Besser nicht nachfragen.

Auckland

Artikel ueber unseren Aufenthalt in deutschem Reisefachblatt

Endlich in Neuseeland! Und damit auch ueber die Datumsgrenze hinaus. Wegen dem Zeitzonen-Paradoxon (ich weiss schon bis zu 12 Stunden vorher, was z.B. in Europa passiert) kann ich schon jetzt eine Vorschau auf das Titelbild der naechsten Ausgabe des Tourismus-Magazins "freundin" geben. Besagte Zeitung wird naechsten Monat mit dem Top-Thema "Muss das sein - Pauli-Fans stuermen Neuseeland?" aufmachen. Exklusiv werden so Inhalte dieses Blogs zu unserem Neuseeland Trip von der zustaendigen Redakteurin Detra redaktionell bearbeitet und so einer breiteren Leserschaft zugaenglich gemacht.

Auckland ist das Mallorca der Backpacker. Und schaetzungsweise 80 % aller ueber diese Stadt einfallenden Individualreisenden verbringen ihre erste Nacht im Auckland Central Backpacker, kurz ACB, bevor sie heuschreckenartig in andere Gegenden dieses schoenen Landes reisen.

Blick aus unserem Zimmer

Wir tun es ihnen gleich und erhalten ein preiswertes Doppelzimmer im obersten Stockwerk des ACBs. Zentral gelegen hat man von hier einen wunderschoenen Blick ueber die Queens Road, der bedeutensten Hauptstrasse dieser Stadt, und die verspiegelten Fenster umliegender und groesserer Hochhaeuser. In einer fremden Umgebung lernt man am Besten durch Beobachtung: Den uns ungwohnten Linksverkehr verfolgen wir aus der Vogelperspektive und ueben es in Rollenspielen, bevor wir unser Wissen in freier Wildbahn in der Praxis erproben.

Anders als aus Deutschland bekannt funktioniert hier auch die
Ampelschaltung fuer Fussgaenger. Wir lernen schnell: Erst gibt es eine
Gruenphase fuer die Autos in der einen Strasse, dann eine Gruenphase fuer
die Autos aus der anderen. Als letztes gibt es eine Gruenphase fuer die
Fussgaenger, welche die Kreuzung auch diagonal ueberqueren und sich
dann meistens in der Mitte in einem unaufloeslichen Gewoell verstricken.
Von oben betrachtet sieht das sehr lustig aus.

Behindertenverhoehnung nach Kiwi-Art

Hier in Auckland ist eine Menge los. Schade das wir naechsten Monat nicht mehr hier sind. Schon jetzt wird fuer DAS sportliche In-Ereignis geworben: Astmathische Sportler werden in einem Wettlauf den Mount Eden heraufgescheucht. Der Veranstalter verspricht Spass fuer die ganze Familie und illustriert seine Ankuending mit stilisierten Lauefer, welche wegen Asthma nach Atem ringend den Mund weit aufgerissen haben und beim Laufen hilflos mit den Armen rudern. Vielleicht
handelt es sich um eine nationale Vorausscheidung fuer die naechsten Paralympics?

Weiteres aus Auckland demnaechst hier. Morgen gehts mit dem Flieger nach Wellington. Die 400 km dorthin sind ja nur ein kleiner Huepfer, was soll da schon schief gehen?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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