6.9.04

Moskau 2: Metro, Terror, Fussball und Stadtrundgang

russische computer sind anders als die mir bekannten. auf CTRL-C verschluckte gestern der editor meinen reisebericht, an dem ich eine stunde geschrieben hatte. vielleicht wir das c hier mit communist uebersetzt und die tastaturkombination ist deswegen unpopulaer? dieses mal werde ich hoffentlich mehr glueck haben.

mit dem heutigen tag naehert sich der tag unserer abreise. morgen gehts mitdem zug nach sibirien, nach yekaterinenburg. was wir hier in moskau am haeufigsten gemacht haben, ist, mit der metro zu fahren und ungezaehlte male auf dem weg ins hotel ueber den roten platz gewackelt zu sein. wackeln istder richtige ausdruck, den am ersten und heute am letzten tag habe ich mir einen fiesen wolf gelaufen und kann daher nur noch breitbeining wie john wayne watscheln. vielleicht ist es dieser mitleid erregende gang, welcher uns vorher vor polizeikontrollen geschuetzt hat? gut jedenfalls, das ich medimentakoes auf diese sache gut vorbereitet bin. die ursache liegt zum einen in den stundelangen wanderungen durch die stadt und in der tatsache begruendet, das ich nur lange shorts und keine slips eingepackt habe. diese rollen sich im schrittbereich unter einer jeans nach stunden zwangslaeufig auf und reiben die haut wund. inzwischen bildet sich dort jedoch auch hornhaut heraus, so das ich nicht mehr lange geplagt sein werden. der rote platz ist riesig und grandios. mit verkehrsbeschriftungen versehen langt er als landeplatz fuer eine cessna oder andere einmotorige flugzeuge locker aus. des nachts wurden wir von lenins mausoleum verscheucht, als wir uns auf die paradetribuene setzen und die atmosphaere bei vollmond und bier geniessen wollten. verscheucht wurden wir anonsten noch aus dem KGB gebaeude, in welches man uns partout nicht haben wollte. wir hielten es fuer ein museum, welches dort laut reisefuehrer seien sollte. inzwischen haben wir schon mehrere unterschiede zwischen der realitaet und dem gedruckten wort erlebt.

moskau selbst lohnt jeden aufwand. eine grandiose stadt, inzwischen im westen angekommen. was sich an der vielen aufdringlichen reklame zeigt. die leuchtreklame wird der einfachheit halber auch am hellichten tage nicht ausgeschaltet. im fernsehen habe wir unter anderem auch den"waschmaschienen leben laenger mit calgon" spot sehen duerfen. in einer russischen variante, in welcher der klempner einen rauschebart traegt und der besorgten hausfrau das thema lochfrass naeher bringt/ den text verstehe ich zwar nicht, melodie und inhalt des spots sind allerdings bekannt und gleichgeblieben.

vom preisniveau ist moskau auf russland gerechnet vermutlich teuer, mit westlichen grossstaedten verglichen jedoch recht billig. zur orientierung: eine schachtel zigaretten 1,2 euro, 10x metro fahren 2,5 euro (reicht fuer etwa 3 tage), ein bier 1-2 euro den halben liter.

die metro wurde noch zu stalins zeiten gebaut und die stationen sind kuenstlerisch und architektonisch von atemberaubender schoenheit. in skulpturen und reliefs werden die errungenschaften der sowjetzeit gefeiert. beliebte und haeufig wiederkehrende motive sind also mit einer sichel geschnittenes korn, arbeiter waehrend der berufsausfuehrung oder einer revolution, kalaschnikovs, sputniks und kosmonauten. die metro ist sehr tief, sehr heiss und ohrenbetaeubend laut wenn ein zug mit einem affenzahn (geschaetzte 50-70 kmh, kein witz) in die station brettert. dieses geschieht im durchschnitt alle 2-3 minuten, weshalb auf fahrplaene konsequent verzichtet wird. in etwas ist die metro also so etwas wie ein waagerechter paternoster.

hilfsbereit sind die moskauer, auch wenn man nur ein paar brocken russischund englisch kann. ungefragt zeigen sie einem wege, wenn man gerade die kyrillischen schilder entziffert und dabei wohl im weg rumsteht. auch wurde mir schon taschentuecher (erdbeer parfuermiert) geschenkt, als ich dick bepackt und entsprechend schwitzend in der metro stand.

ein highlight war bisher das qualifikationsspiel zur wm 2006 in deutschland, russland gegen die slowakei. russland spielte der favoritenrolle angemessen: schlecht, trotzdem gluecklich ein tor in fuehrung gehend. das unheil nahm seinen lauf, als in bester beckham manier ein 11er vergeigt wurde. Zu recht ging das spiel 1-1 unentschieden aus, auch ein sieg fuer die slowaken waehre berechtigt gewesen.

aus terrorangst wurde der zeitpunkt und ort der partie bis zum tag des spiels verschwiegen. angeblich sollte es laut zeitung im lokomotive stadion stattfinden (davon gibt es mindestens 5 in moskau), die vielen soldaten und sicherheitskraefte beim dynamo stadion waren dann jedoch sichtbares zeichen dafuer, dass es doch dort stattfand. langsam fuellte sich das stadion, verzoegert durch die kontrollen, insgesamt fanden nur 10000 fans den weg zum spiel, schon etwas entaeuschend wenig, wenn man bedenkt, das in moskau 9 millionn menschen leben. passender kommentar eines fans zu einem soldaten dazu: "von euch sind ja viel mehr gekommen als von uns". viel singen tun die fans nicht, machen aber trotzdem ordentlich stimmung. auf den sitzplaetzen die wir fuer 5 euro bekamen stimmten wir schnell in die"rossia, rossia", was soviel heisst wie "russland, russland" (frei nach heribert fassbender), schlachtrufe ein. die polizei und sicherheitskrafte bilden dann am ende einen menschliche kette bis zur metro (bis zu 800 m weit weg), man entkommt vorher nicht. vermutlich sind menschen in russland einfach billiger als zaeune.

auf dem weg nach asien, den wir morgen beginnen, wir sich sicherlich noch eine menge aendern....

Keine Kommentare: