21.9.04

Transsib: Von Irkutsk in die Mongolei

Die Fahrt von Irkutsk nach Ulan Bator verlief ohne groessere nennenswerte Zwischenfaelle. An der Grenze zur Mongolei verweilen wir planmaessig 6 Stunden, 4 auf russischer und 2 auf mongolischer Seite. Gestern haben andere Reisende auf der Strecke 13 Stunden gewartet. Soviel gibts da aber auch eigentlich nicht zu sehen.

Unser Wagen war komplett mit deutschen Touristen belegt, neben Markus und mir eine Volkshochschul-Rentner-Reisegruppe aus dem Schwarzwald. Der Manfred lief immer hektisch hin und her und fotografierte wild drauflos. Der Reiseleiter wusste zu berichten, dass es zu Hause noch einen Junggesellen gibt, der 40 Jahre alt ist und nicht mitkommen wollte oder konnte. Ihm sollte er eine russische Frau mitbringen. Wir lachen und freuen uns, als er unser Abteil wieder verlaesst. Irgendwie muss ich an den ZDF Wihnachtsmehrteiler von 1988 "Wilder Westen inklusive" und an Heinz Schenk als deutschen Touristen denken.

Irkutsk ist der mir einzig bekannte Bahnhof, welcher keine Toilette besitzt. Gut fuer den Bahnhof, wenn ich an die Erlebnisse mit Hockklos in Yekaterinenburg zurueckdenke. Schlecht jedoch, wenn man die Nach im Bahnhof durchmacht. Ich verlasse den Bahnhof und suche mir einen Busch in der Naehe zur Verrichtung der Notdurft. Ziemlich fiese Ecke, mehrere betrunkene und auf der Strasse lebende Kinder verfolgen mich, betteln mich an. Verstehe, warum der Reisefuehrer vor diesem Teil der Stadt warnt. Zur Ueberbruckung der Reisezeit kaufe ich mir ein paar CDs. Sie sind sehr billig, die Auswahl aber eher schrott. Statt das gesamte musikalische Werkvon C.C.Catch besorge ich mir das der Band Manowar - alt, aber fuer 3 Euro unheimlich billig. Die CDs werden hier liebevoll in Handarbeit hergstellt und das Cover ist mit einem Tintenstrahldrucker erzeugt. Der einfach gehaltene Satz "All Rights remain at the Produser" (kein Tippfehler) ersetzt umstaendliche juristisch verklausulierte Copyrights, die ja eh keiner liest.

Hier in Ulan Bator ist es sehr guenstig. Ein 4er Zimmer das wir uns mit einem schwedischen Paerchen teilen kostet 4 $ die Nacht, der Laden ist gut in Schuss und wird liebevoll von einem koreanischen Paerchen betrieben. Nach 2 Stunden gilt das gleiche wie im kleinen Fischerkaff Lystvianka am Baikalsee: Wir haben schon alle Attraktionen Ulan Bators gesehen.

Die Stadt macht einen sehr unwirklichen Eindruck. Staubig und heiss da in der Wueste gelegen. So als ob niemand hier eigentlich wohnen will. Wie ein Nomadendorf, welches gerne weiterziehen moechte, aber nicht darf, weil Staedte ueblicherweise am gleichen Fleck verharren sollten und nicht heute hier und morgen dort auftauchen duerfen.

Die Menschen hier scheinen sehr geschaeftstaetig zu sein. Mit Telefonen stellen sie sich als lebende Telefonzellen an Strassen und Plaetze. Oder mit einer Waage zum wiegen bewaffnet. Manche tragen einen SARS - Mundschutz, vermutlich wegen dem Staub und Smog in der Luft. Der Stadt fehlt eine gruene Lunge. Wer als Nichtraucher einmal wissen moechte, wie sich ein Raucher nach 10 Zigaretten in einer Stunde fuehlt, der laufe einfach 15 Minuten durch Ulan Bator.

Im Stadion der Stadt ist schon lange kein Tor mehr gefallen. Vielleicht hat hier einmal der FC Suerkbataar fuer Stimmung gesorgt, wenn es diesen Verein ueberhaupt gibt. Heute ist es eine sehenswerte Ruine. Ich mache Fotos und stelle sie dem mongolischen Fussballverband gerne zur Verufegung, wenn er sich einmal um die Ausrichtung eines grossen Turniers bewerben moechte.

Da wir hier in der Stadt schon alles gesehen habe, werden Markus und ich morgen einen kleinen Ausflug in die Umgebung machen. Und am Donnerstag gehts dann nach China. Auf den Grenzaufenthalt freue ich mich jetzt schon.

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